Antimykotika - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

Schnelleinstieg in unsere Themen
Zusammenfassung
Antimykotika sind Medikamente, welche bei Pilzinfektionen zum Einsatz kommen. Häufige Pilzinfektionen sind allgemeine Hautpilze, Fuß- und Nagelpilz, Scheidenpilz oder andere Pilzinfektionen im Intimbereich. Auch innere Organe können betroffen sein. Die Gabe eines Antimykotikums ist als Tablette oder direkt als Salbe, Creme, Lack zum Aufragen auf die infizierten Körperbereiche, möglich. Unerwünschte Nebenwirkungen sind beispielsweise Magen-Darm-Beschwerden, wenn sie innerlich angewendet werden und allergische Reaktionen durch innerliche oder äußerliche Anwendung.
Was sind Antimykotika?
Antimykotika sind Medikamente, die gegen Pilzerkrankungen wirken. Der Begriff setzt sich aus „Anti“= gegen etwas und „Mykotika“= Pilze betreffend zusammen.
Welche Pilzinfektionen können vorkommen?
Es gibt etwa 100 verschiedene Pilzarten, die sich in 3 Gruppen aufteilen lassen. Prinzipiell leben auf einem gesunden Körper auch Pilze, allerdings können diese, wenn sie überhand nehmen, zu Erkrankungen führen. Die jeweiligen Pilsgruppen führen zu unterschiedlichen Infektionen:
- Hefepilze: Das sind Pilze der Gattung Candida, wie z.B. Candida albicans. 90% aller Pilzinfektionen der Scheide und des Darms, sowie Mundsoor lassen sich auf diese Pilzart zurückführen.
- Dermatophyten: Infizieren die Haut und zur Haut gehörenden Teile. Hierzu zählen Fuß- bzw. Nagelpilz.
- Schimmelpilze: Können die Haut und Nägel, Magen-Darm-Trakt, Lunge und Nervensystem befallen.
Wo liegt der Unterschied zwischen Antimykotika und Fungiziden?
Manchmal werden Antimykotika auch Fungizide genannt. Dies ist allerdings nicht richtig. Ein Fungizid wird nicht auf/an dem Menschen angewendet. Es kommt in der Lebensmittelindustrie und Landwirtschaft zum Einsatz.
Wie wirken Antimykotika?
Pilze weisen ähnliche Strukturen zu menschlichen Zellen auf. Daher ist es wichtig, dass Antimykotika vor allem an den Strukturen angreifen, welche sich von den menschlichen Strukturen unterscheiden. In der Regel wirken Antimykotika auf Bestandteile der Zellmembran des Pilzes. Das ist eine schützende Zellschicht, welche den Pilz umgibt und so nicht im menschlichen Körper vorkommt. Somit besteht keine Gefahr, dass das Antimykotikum körpereigene Strukturen angreift.
Ein Beispiel dafür ist die Hemmung der Ergosterol-Herstellung. Ergosterol ist ein spezifischer Bestandteil der Pilzmembran und dafür zuständig, diese zu stabilisieren. Manche in Antimykotika vorkommenden chemischen Verbindungen wie Azole oder Thiocarbanate hemmen die Herstellung von Ergosterol. Allylamine, darunter Terbinafin oder Naftifin, wirken hingegen auf die Bildung von Ergosterol-Vorstufen. Das Antimykotikum Ciclopirox hingegen hemmt die Funktion von Enzymen, welche wichtig für die Produktion von Zellbestandteilen sind.
Grundsätzlich unterscheiden sich zwei Wirkweisen von Antimykotika.
Einige wirken fungizid, das heißt sie töten die Pilze direkt ab. Andere wirken fungistatisch, somit ist die Vermehrung und das Wachstum der Pilze nicht mehr möglich.
Wie werden die einzelnen Wirkstoffe von Antimykotika eingeteilt?
Antimykotika lassen sich in verschiedene Klassen einteilen. Hier ein kleiner Einblick:
- Polyene: Sie durchlöchern die Membran der Pilzzellen und diese Zelle können sich nicht weiterentwickeln. Zu diesen Polyenen gehören Nystatin, Amphotericin B und Natamycin
- Imidazol: Sie stören die Verknüpfung von Ergosterin (einem Pilzzellmembranbestandteil). Dies verhindert die Vermehrung der Pilze. Zu dieser Gruppe gehören Clotrimazol, Micoazol, Econazol, Ketaconazol
- Triazole: Wirken gleich wie die Imidazole. Hierzu gehören Itraconazol, Fluconazol, Fosfluconazol, Vorikonazol.
- Allylamine: Gleiche Wirkung wie Imidazole. Hierzu gehören Naftifin, Tebinafin
- Morpholine: Gleiche Wirkung wie Imidazole. Amorolfin ist der passende Wirkstoff.
Wie und für welche Beschwerden werden Antipilzmittel verwendet?
- Topische (direkt auf die betroffene Stelle aufzubringen) Antipilzmittel werden örtlich angewendet. Das Medikament wird in Form von Salbe, Creme, Spray oder Nagellack auf die betroffene Körperstellen gegeben.
- Systemische Präparate werden über den Mund eingenommen (in Form von Tabletten, Saft) oder über Spritzen direkt in die Blutgefäße gegeben. Hier wirkt das Produkt im ganzen Körper. Sie werden meist für Pilzinfektionen im inneren angewendet, die z.B. Leber, Gehirn, Darm oder Lunge betreffen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass ein Hautpilz/Nagelpilz nicht auf eine örtliche Behandlung anspricht oder sich weiter verbreitet. Hier würden diese Präparate auch zum Einsatz kommen.
Antipilzmittel werden je nachdem für bestimmte Pilzarten (Schmalspur-Antimykotika) oder mehrere verschiedene Pilze (Breitband-Antimykotika) verwendet. Ein Antipilzmittel richtig anzuwenden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Z.B. der Form (Salbe, Tabletten), der Art und der Schwere der Infektion. Wichtig ist die richtige Anwendung, die Ihr Arzt oder die Packungsbeilage beschreibt.
Zu den häufigsten Pilzerkrankungen zählen folgende:
- Scheidenpilz: Viele Frauen leiden zumindest einmal an einem Scheidenpilz. Oft wird dieser mit Cremes aus der Gruppe der Imidazole, wie Clotrimazol, Miconazol oder Feniconazol sowie Polyen wie Nystatin behandelt. Zusätzlich können Zäpfchen oder Vaginaltabletten, die in die Scheide eingeführt werden, eingesetzt werden. Die Behandlung wird über mehrere Tage durchgeführt.
- Nagelpilz: Im Allgemeinen wird der Nagelpilz erst einmal mit einem Nagellack (mit z.B. den Wirkstoffen Ciclopoli, Amorolfin, Nystatin) oder einer Salbe (z.B. Wirkstoff Bifonazol) in Kombination mit einem Harnstoffpräparat behandelt. Finger- und Fußnagelpilz lassen sich so recht gut behandeln. Die Therapie kann mehrere Monate andauern.
- Fußpilz: Zur Behandlung eines Fußpilzes können Cremes oder Salben mit den Wirkstoffen Clotrimazol, Bifonazol oder Terbinafi verwendet werden. Sollte die Pilzerkrankung weiterhin bestehen kann hier auf Antimykotika zum Einnehmen gewechselt werden. Die meist verwendeten Wirkstoffe sind Fluconazol oder Itraconazol.
- Hautpilz: Die Wirkstoffe Terbinafin, Itraconazol und Fluconazol können wie zur Behandlung eines Fußpilzes auch zur Therapie einer Hautpilzinfektion verwendet werden. Meist reicht eine ausreichend lange örtliche Behandlung und nur in schweren Fällen muss auf Pilzmittel zum Einnehmen ausgewichen werden.
- Mundsoor: Ein Mundsoor ist eine Hefepilzinfektion, die sich mit den Wirkstoffen Miconazol oder Nastatin behandeln lassen. Sie werden in Mundgelen behandelt. Reicht diese Behandlung nicht aus , kommen Tabletten oder Suspensionen mit Wirkstoffen wie Amphotericin B, Fluconazol oder Itraconazol zum Einsatz.
- Darmpilz: Selbst gesunde Menschen können an einer Vermehrung von Darmpilzen leiden. Meist sind Darminfektionen durch die Gruppe der Candida-Pilze ausgezeichnet. Dies kann Folge durch eine Chemotherapie (auch Antibiotikagabe) oder einer Immunschwäche sein. Darmpilze können nicht mit Salben oder Cremes behandelt werden. Hier werden verschiedene Wirkstoffe wie Nystatin, Fluconazol, Amphotericin B oder Voriconazol verwendet. Sehr schwere Fälle werden mit Infusionen behandelt.
Produkte zum Thema Pilzerkrankungen
Redcare Nagelpilzkur
- 10 ml | Lösung
- € 36,19€ 20,79€ 207,90 / 100 ml
Redcare Vaginalzäpfchen
- 15 St | Vaginalsuppositorien
- € 12,19€ 11,59€ 0,77 / 1 St
Canesten® Clotrimazol Creme zur Behandlung von Haut- und Fußpilz
- 30 g | Creme
- € 12,35€ 8,89€ 29,63 / 100 g
Canesten® Clotrimazol Gyn 3-Tage Kombi-Therapie zur Behandlung von Scheidenpilz
- 1 St | Kombipackung
- € 13,95€ 11,19€ 11,19 / 1 St
Nizoral 2% medizinisches Shampoo gegen Schuppen
- 100 ml | Shampoo
- € 16,90€ 12,39€ 12,39 / 100 ml
Redcare Anti-Fußpilzgel Doppelpack
- 2x30 ml | Gel
- € 32,18€ 25,79€ 42,98 / 100 ml
Redcare Anti-Fußpilz-Spray
- 25 ml | Spray
- € 13,49€ 8,69€ 34,76 / 100 ml
Canesten® Bifonazol Creme zur effektiven Behandlung von Haut- und Fußpilz
- 20 g | Creme
- € 12,35€ 8,49€ 42,45 / 100 g
Canesten® Clotrimazol Gyn Once Kombi-Therapie zur Behandlung von Scheidenpilz
- 1 St | Kombipackung
- € 17,45€ 13,79€ 13,79 / 1 St
Döderlein Vaginalkapseln mit Milchsäurebakterien
- 15 St | Vaginalkapseln
- € 24,95€ 24,39€ 1,63 / 1 St
Loceryl® antimykotischer Nagellack
- 2,5 ml | Wirkstoffhaltiger Nagellack
- € 37,50€ 29,89€ 1.195,60 / 100 ml
Travogen® Creme
- 30 g | Creme
- € 6,70€ 5,39€ 17,97 / 100 g
Welche Nebenwirkungen können bei Antimykotika auftreten?
Arzneimittel können neben den gewünschten auch unerwünschte Wirkungen zeigen. Anzeichen hierfür sind aufgrund der vielen Wirkstoffe, Formen und Pilzsorten unterschiedlich.
Unerwünschte Wirkungen örtlich angewendeter Antimykotika können
- Hautirritationen, mit Brennen, Juckreiz und Schmerzen sein
Systemisch (innerlich oder durch Infusion) angewendete Pilzmedikamente können zu den genannten Nebenwirkungen, je nach Wirkstoff, folgende auslösen:
- Magen-Darm-Beschwerden, wie Durchfall
- erhöhte Leberwerte
- Kopfschmerzen
- Abfall der Kaliumwerte
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Schwindel
- Störungen der Leber- und Nierenfunktion
Gibt es Wechselwirkungen zwischen Antimykotika und anderen Medikamenten?
Die verschiedenen Wirkstoffe, zur Behandlung einer Pilzerkrankungen können zu Wechselwirkungen führen. Je nach Wirkstoff möchten wir folgende Beispiele geben:
Amphotericin B:
- Kann die Wirkung von bestimmten Herzmedikamenten verstärken und zu niedrigen Kaliumwerten führen
- Auch Kortisone können zu niedrigen Kaliumwerten führen
- Die Wirkung von Muskelentspannenden Medikamenten kann verstärkt werden
Ketoconazol, Itraconazol:
- Da diese Wirkstoffe einen sauren PH-Wert benötigen, um richtig aufgenommen zu werden, sollten sie nicht mit Medikamenten verwendet werden, die zur Behandlung von z.B. Sodbrennen. Die Wirkung des Pilzmedikamentes kann sonst vermindert werden.
- In Kombination mit bestimmten Antibiotika (Arzneimittel gegen bakterielle Infektionen) wie Ciprofloxacin, Erythromycin kann das Pilzmedikament in seiner Wirkung verstärkt werden.
- Wird das Antibiotikum Clarithomycin gleichzeitig angewendet, kann die Antibiotika-Konzentration erhöht werden
- Medikamente zur Behandlung einer Entzündung oder Rheuma (Meloxicam) kann ggf. nur eine verminderte Wirkung aufweisen
Weitere Hinweise und Tipps:
- Um besonders Haut- oder Nagelpilze zu vermeiden, sollte auf Kleidung aus Naturfasern z.B. Baumwolle geachtet werden.
- Wenn Sie Schwimmen gehen sollten Sie hinterher immer die Füße mit einem vorbeugenden pilzhemmenden Spray (meist wird es in den Bädern zur Verfügung gestellt) einsprühen. Zudem trocknen Sie die Füße gut ab, ggf. mit einem Föhn, damit die Füße nicht feucht in den Schuhen sind und so Pilzen eine bessere Grundlage bieten.
- Stellen Sie einen Haut- oder Nagelpilz fest, sollten Sie diesen direkt behandeln lassen. Je größer die infizierte Stelle um so schwieriger ist die Behandlung.
Veröffentlicht am: 05.04.2024
____________________________________________________________________________________________________________________________
ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- D01, D01A, D01B, J02A
- Quelle: Gelbe Liste
____________________________________________________________________________________________________________________________
Das könnte Sie auch interessieren
Quellen
Bönisch, H.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2016
Herdegen, T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2019
Hof H. et al.: Duale Reihe medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2019
A.H. Groll et al.: S1-Leitlinie Diagnose und Therapie von Candida-Infektionen. AWMF-Register Nr. 082/005, Juli 2020
Unsere Qualitätssicherung

"Die Beratung und Information unserer Kunden liegt uns besonders am Herzen: Mit dem Ratgeber erhalten Sie kompaktes Apotheker-Wissen zu vielen Gesundheitsthemen – recherchiert und geschrieben von unserem Experten-Team."
Als leitende Apothekerin steht Theresa Holler mit Ihrem großen Apotheker-Team hinter unseren Ratgebern. Hier erhalten Sie immer fundiertes Wissen zu vielen verschiedenen Gesundheitsthemen. Mit dem Ratgeber von SHOP APOTHEKE können Sie sich nicht nur schnell über verschiedene Themen informieren, Sie erhalten außerdem wichtige Apotheker-Tipps zu bewährten Arzneimitteln.