Blutdrucksenker - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Zu den Blutdrucksenkern gehören viele Medikamentengruppen. Alle haben gemeinsam, dass man sie für die Therapie des Bluthochdrucks (arterielle Hypertonie) einsetzt. Unerwünschte Nebenwirkungen sind beispielsweise ein zu geringer Blutdruck, Kopfschmerzen oder Schwindel.
Abhängig von dem Präparat gibt es Erkrankungen, welche gegen die Einnahme von Blutdrucksenkern sprechen. Dazu zählen unter anderem Verengungen der Nierenarterien oder eine Schwangerschaft.
Was sind Blutdrucksenker?
Zu den Blutdrucksenkern gehören all die Medikamente, welche zur Therapie eines Bluthochdrucks oder für die Verminderung eines kurzzeitig erhöhten Blutdrucks zum Einsatz kommen.
Um von einem Bluthochdruck als dauerhafte Erkrankung reden zu können, sind mehrfache Messungen innerhalb der hausärztlichen Praxis aber auch zu Hause nötig. Zum Teil werden Messungen über 24 Stunden durchgeführt.
Ziel ist es, mittels Blutdrucksenker den Blutdruck zu senken.
Je nach Alter sind unterschiedliche Blutdruck-Werte normal:
- Neugeborene: 60/40 mmHg
- Säuglinge bis 12 Monaten: 80/60 mmHg
- Kleinkinder von 1-j5 Jahren: 95/60 mmHg
- Schulkinder von 6-12 Jahren: 100/60 mmHg
- Jugendliche von 13-20 Jahren: 110/70 mmHg
- Erwachsene von 20-50 Jahren 120/80 mmHg
- Erwachsene ab 50 Jahren: 150/90 mmHg
Folgende Medikamentengruppen kommen derzeit für die Therapie eines Bluthochdrucks standardmäßig in Frage:
- ACE-Hemmer
- Sartane
- Diuretika
- Calcium-Kanal-Blocker
- Betablocker
Wie wirken Blutdrucksenker?
Es gibt viele Blutdrucksenker, die sich in ihrer Wirkweise stark unterscheiden.
ACE-Hemmer ist die Abkürzung für Angiotensin-Converting-Enzyme-Hemmer. Dieses Enzym ist unter anderem in der Lunge und vielen weiteren Organen zu finden. Die ACE-Hemmer hemmen die Aktivität dieses Enzyms und sorgen somit für eine verminderte Angiotensin-II-Bildung. Angiotensin-II sorgt in normalen Konzentrationen dafür, dass sich die Gefäße verengen und die Herz- und Gefäßzellen an Volumen zu nehmen. Niedrige Angiotensin-II Konzentrationen, beispielsweise, wenn ACE-Hemmer eingenommen werden, lassen die Gefäße weiten. In der Folge werden das Herz und die Gefäße entlastet, wodurch der Blutdruck sinkt. Gleichzeitig lassen sich durch ACE-Hemmer Blutgerinnsel reduzieren.
Zu den blutdrucksenkenden Wirkstoffen zählen beispielsweise Ramipril, Lisinopril oder Enalapril.
Sartane blockieren die Bindungsstellen von Angiotensin-I und sorgen somit für eine Erweiterung der Blutgefäße wodurch sich der Blutdruck senkt.
Sartane haben die Endung -sartan gemeinsam. Beispiele sind Losartan, Candesartan, Eprosartan, Olmesartan, Telmisartanoder Valsartan.
Diuretika wirken in der Niere auf die Harn- und die damit verbundene Elektrolytausscheidung. Für die Therapie des Bluthochdrucks sind vor allem
Thiazide entscheidend. Thiazide blockieren in der Niere den Natrium-Chlorid-Transporter und sorgen somit unter anderem für eine vermehrte Kaliumausscheidung. Zusätzlich dazu wirken Thiazide auch direkt an Blutgefäßen und sorgen über die Bindung an Kaliumkanäle für eine Blutdrucksenkung. Beispiele sind Hydrochlorthiazid oder Indapamid.
Calcium-Kanal-Blocker hemmen den Einstrom von Calcium in glatte Muskelzellen, welche in Gefäßen und im Herz zu finden sind. Dadurch erweitert sich das Gefäß und der Blutdruck nimmt ab. Im Herzen sorgen Calcium-Kanal-Blocker unter anderem für eine Reduzierung der Herzfrequenz. Wirkstoffbeispiele sind Amlodipin, Nifedipin, Diltiazem oder Verapamil.
Betablocker wirken auf die sogenannten Beta-Rezeptoren im Körper und verhindern dadurch, dass Substanzen wie Adrenalin oder Noradrenalin binden und ihre Wirkung entfalten können. Adrenalin erhöht als Stresshormon beispielsweise die Herzfrequenz und den Blutdruck. Sobald Adrenalin nicht mehr binden kann, sinkt dementsprechend der Blutdruck und unter anderem auch die Herzfrequenz. Betablocker enden zu einem großen Teil auf -olol. Wirkstoffbeispiele sind Metoprolol, Atenolol, Propranolol oder Bisoprolol.
Neben den oben genannten klassischen Blutdrucksenkern gibt es noch einige Reservemedikamente, welche vor allem bei Bluthochdruck in Frage kommen, der sich schlecht einstellen lässt. Dann sprechen Mediziner von therapierefraktär und greifen auf Medikamente wie Spironolacton zurück.
Auch in einer Schwangerschaft können Blutdrucksenker von Nöten sein. Hier ist es vor allem wichtig, dass eingenommene Substanzen den Säugling nicht schädigen. Für schwangere Bluthochdruckpatientinnen kommen Substanzen wie Alpha-Methyldopa, Nifedipin oder Metoprolol in Frage.
Wie und für welche Beschwerden werden Blutdrucksenker angewendet?
Derzeit ist eine Zweifachtherapie der Therapiestandard. In Frage kommt die Kombination eines ACE-Hemmers oder eines Sartans mit einem Thiaziddiuretikum oder einem Calcium-Antagonisten.
Welche Medikamente kombiniert werden ist vor allem von Begleiterkrankungen und der Verträglichkeit abhängig.
ACE-Hemmer und auch Sartane werden auch für folgende Begleiterkrankungen eingesetzt: Diabetes, vorangegangener Herzinfarkt, Herzschwäche und bei einem jüngeren Alter.
Thiazide, wie Hydrochlorothiazid, sind Diuretika und günstig bei begleitender Herzschwäche und bei begleitendem Knochenschwund (Osteoporose).
Begleiterkrankungen, wie eine Verengung der Arterien (pAVK), Übergewicht, Brustenge (Angina pectoris) sprechen für den Einsatz von Calcium-Kanal-Blocker.
Betablocker verwenden Mediziner, wenn eine begleitende Verengung der Herzkranzgefäße, ein Zustand nach Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen, vorliegen.
Im ambulanten Bereich startet die Therapie mit geringen Dosierungen. Bei fehlendem Ansprechen wird die Dosis erhöht oder gegebenenfalls das Präparat gewechselt. Auch eine Erweiterung auf eine Dreifachtherapie ist möglich.
Im Krankenhaus besteht die Möglichkeit schneller die notwendige Dosis zu erreichen, da auf mögliche Nebenwirkungen besser reagiert werden kann.
Viele der Medikamenten-Kombinationen gibt es auch in einer kombinierten Tablette. Somit muss nur eine Tablette eingenommen werden. Gerade wenn bei mehreren Begleiterkrankungen bereits mehrere Tabletten pro Tag eingenommen werden müssen, erleichtern diese Kombinationstabletten die Einnahme.
Welche Nebenwirkungen können bei Blutdrucksenker auftreten?
ACE-Hemmer lösen möglicherweise einen trockenen Reizhusten, Hautschwellungen oder erhöhten Kaliumspiegel aus.
Thiazide sorgen für eine hohe Kaliumausscheidung und reduzieren diesen dementsprechend. Zusätzlich können häufiger Harndrang, erhöhte Harnausscheidung, Mundtrockenheit, Durstgefühl, erektile Dysfunktion, niedrige Natriumspiegel und eine Erhöhung der Blutfette auslösen.
Calcium-Kanal-Blocker sorgen für eine Gefäßerweiterung und senken dadurch den Blutdruck. Unerwünschte Wirkungen können Kopfschmerzen, Gesichtsrötung, Schlafstörungen, Schwindel und Knöchelschwellungen (Ödeme) sein.
Betablocker führen zu einer Weitstellung der Gefäße und zu einer damit verbundenen geringeren Durchblutung in vielen Bereichen des Körpers. Folgende unerwünschte Wirkungen können auftreten: Verlangsamter Herzschlag, Verengung der Bronchien, schlechtere Durchblutung der Arme und Beine, Schlafstörungen, Müdigkeit, sexuelle Funktionsstörungen, Beeinflussung des Zuckerstoffwechsels.
Gibt es Wechselwirkungen zwischen Blutdrucksenkern und anderen Arzneimitteln?
Wenn ACE-Hemmer gemeinsam mit kaliumsparenden Diuretika (Entwässerungsmedikamente) eingenommen werden, steigt der Kaliumspiegel stärker an.
Betablocker interagieren mit bestimmten Calciumkanalblockern vom Diltiazem- oder Verapamil-Typ. Beide Wirkstoffe wirken am Herzen und provozieren bei gemeinsamer Gabe ein deutliches Abfallen der Herzfrequenz. Dadurch kann es zu möglicherweise gefährlichen Rhythmusstörungen kommen.
Allgemeine Hinweise:
- um eine Therapie zur Normalisierung des hohen Blutdrucks zu unterstützen, eignet sich moderater Sport. Spazieren gehen, Walking, Schwimmen oder Radfahren 3-mal pro Woche für 30 Minuten ist sinnvoll.
- Ernähren Sie sich gesund und fettarm. So kann ggf. Übergewicht reduziert oder Normalgewicht gehalten werden.
- Regelmäßige Blutdruck-Messungen sind sinnvoll. Die Messergebnisse sollten dem Arzt zur Verfügung gestellt werden.
- Regelmäßige Kontrolltermine sind wichtig, damit ggf. eine Dosisanpassung erfolgen kann, wenn der Blutdruck nicht ausreichend oder zu stark gesenkt wird.
Veröffentlicht am: 10.09.2024
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Quellen
[1] Graefe K.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2016
[2] Herdegen T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2013
[3] Jordan, J. et al.: Arterial Hypertension. Deutsches Arzteblatt International 115, Nr. 33–34 (20. August 2018): 557–68
[4] ESC/ESH Pocketleitlinie Management der arteriellen Hypertonie
[5] Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz-und Kreislaufforschung e.V., Deutsche Hochdruckliga e.V.: ESC/ESH Pocket Guidelines. Management der arteriellen Hypertonie, Version 2018
[6] Higgins, B et al.: Pharmacological Management of Hypertension. Clinical Medicine (London, England) 7, Nr. 6 (Dezember 2007): 612–16
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