Entzündungshemmer - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Entzündungshemmer sind eine Gruppe von Medikamenten mit verschiedenen Wirkweisen, die entzündliche Prozesse im Körper hemmen, aber auch fiebersenkend und schmerzlindernd sein können. Zu den entzündungshemmenden Präparaten zählen Kortison, Immunsuppressiva und die nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie zum Beispiel Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS).
Die Einnahme eines Entzündungshemmers ist beispielsweise bei entzündlichen Hauterkrankungen, allergischen Reaktionen oder chronischen Darmerkrankungen notwendig.
Unerwünschte Wirkungen sind unter anderem Magen-Darm-Beschwerden durch nichtsteroidale Antirheumatika oder Störungen des Hormonhaushalts durch Kortison.
Was sind Entzündungshemmer?
Entzündungshemmer sind Substanzen, die entzündliche Prozesse im Körper hemmen. Die meisten entzündungshemmenden Medikamente weisen zusätzlich weitere Wirkungen auf. Ibuprofen beispielsweise wirkt auch schmerzlindernd und fiebersenkend.
Entzündungshemmer sind dabei nicht in der Lage, den Reiz für die Entzündung zu beseitigen, sie lindern lediglich die entzündliche Reaktion im Körper und die damit verbundenen Symptome wie zum Beispiel Schwellung oder Rötung.
Wie wirken Entzündungshemmer?
Die stärkste entzündungshemmende Wirkung hat das körpereigene Hormon Cortisol. Dieses kann auch medikamentös zugefügt werden. Dabei handelt es sich meist um synthetisch hergestellte Glukokortikoide, welche chemisch dem körpereigenen Hormon ähneln.
Das körpereigene Cortisol und medikamentös eingenommene Glukokortikoide, wie zum Beispiel Hydrocortison, Prednisolon oder Dexamethason, wirken an den Glukokortikoid-Rezeptoren. Cortisol ist überlebenswichtig für den menschlichen Körper. Neben der entzündungshemmenden Wirkung hat Cortisol unter anderem einen lebenswichtigen Einfluss auf den Energiehaushalt, das Herz-Kreislaufsystem, den Hormonhaushalt und das Immunsystem.
Die sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika hemmen ein bestimmtes Enzym im Körper, die Cyclooxygenase (COX). Normalerweise sorgt die Cyclooxygenase für die Bildung von Botenstoffen, die eine Entzündung in Gang setzen und aufrechterhalten. Dazu zählen beispielsweise Prostaglandine.
Acetylsalicylsäure hemmt die COX, indem sie an das aktive Zentrum des Enzyms bindet und dadurch dessen Aktivität behindert. Erst in hohen Dosierungen kann Aspirin die COX-II hemmen und dadurch eine entzündungshemmende Wirkung hervorrufen.
Die COX steuert viele Prozesse im Körper, somit wirkt ASS schmerzlindernd, fiebersenkend, entzündungshemmend und gerinnungshemmend.
Auch Ibuprofen hemmt die COX und weist ein ähnliches Wirkungsprofil auf. Es ist allerdings weniger stark blutverdünnend, weil seine Wirkung schneller nachlässt und die Blutplättchen entsprechend rascher wieder funktionsfähig sind.
Zusätzlich gibt es die sogenannten Immunsuppressiva, welche beispielsweise von Hautärzten bei lokalen Hautentzündungen eingesetzt werden.
Dazu zählen Wirkstoffe wie Methotrexat oder Azathioprin. Der genaue Wirkmechanismus der einzelnen Immunsuppressiva ist unterschiedlich. Immunsuppressiva können über einen längeren Zeitraum als Basistherapie eingenommen werden.
Wie und für welche Beschwerden sollten Entzündungshemmer eingenommen werden?
Entzündungen können in fast allen Bereichen des Körpers vorkommen: Nach einer Schürfwunde ist eine Entzündung der Haut möglich oder das Zahnfleisch entzündet sich nach einer Verletzung. Allgemeine Zeichen einer Entzündung sind Röte, Überwärmung, Schwellung, Schmerzen und eine eingeschränkte Funktion des betroffenen Körperbereichs. Sollten die oben genannten Symptome auftreten, ist es ratsam, zunächst einen Arzt aufzusuchen, dieser entscheidet dann individuell, ob ein Entzündungshemmer nötig ist, und wenn ja, welches Präparat eingenommen werden sollte.
Cortisole können als Tablette eingenommen, aber auch in die Vene oder den Muskel verabreicht werden. Gerade als Entzündungshemmer verschreiben Ärzte gerne Prednisolon, da es relativ wenige Nebenwirkungen bei kurzer Einnahmezeit aufweist.
Die COX-Hemmer sind in der Regel als Tabletten verfügbar. Hier ist es ratsam, zunächst das Gespräch mit dem behandelnden Arzt zu suchen und bei auftretenden Nebenwirkungen das Präparat zu wechseln.
Nicht eingenommen werden sollten alle Entzündungshemmer bei bekannter Unverträglichkeit.
Vor der Einnahme von Cortisolen sollte abgeklärt werden, ob ein Magen-Darm-Geschwür, Knochenschwund oder eine Schwangerschaft vorliegen.
Gegen die Einnahme von NSAR wie Ibuprofen sprechen bekannte Magen-Darm-Geschwüre und bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch die Einnahme während der Schwangerschaft ist zunächst abzuklären.
Welche Nebenwirkungen können durch Entzündungshemmer auftreten?
Werden Cortisole über einen kurzen Zeitraum eingenommen, sind folgende Nebenwirkungen möglich die nach Beendigung der Einnahme abklingen:
- Störungen des Hormonhaushalts
- Akne und unreine Haut
- Wassereinlagerungen (Ödeme)
- Bluthochdruck
Bei einer längeren Einnahme sind beispielsweise Knochenschwund, eine veränderte Fettverteilung oder Muskelabbau möglich. Diese Nebenwirkungen sind dann teilweise nicht umkehrbar.
NSAR beeinflussen die Schleimproduktion im Magen und führen somit zu Schleimhautreizungen bis hin zu Magengeschwüren. Aus diesem Grund empfehlen die meisten Ärzte einen zusätzlichen Magenschutz. Eine weitere Nebenwirkung ist die Einschränkung der Nierenfunktion. Eine mögliche Folge davon ist der Anstieg des Blutdrucks.
Gibt es Wechselwirkungen zwischen Entzündungshemmer und anderen Arzneimitteln?
Sexualhormone wie Östrogene verlängern die Wirkung von Cortisolen, und Pilzmedikamente (Antimykotika) verhindern den Abbau und verstärken somit die Wirkung.
Im Gegensatz dazu sorgen einige Antibiotika wie Rifampicin für eine verminderte Wirkung.
Der gemeinsame Einsatz von nichtsteroidalen Antirheumatika und Cortisone steigert das Risiko für Magen-Darm-Geschwüre mit starken Blutungen.
ASS verstärkt die Wirkung von Blutverdünnern und sorgt somit für ein erhöhtes Blutungsrisiko.
NSAR sorgen dafür, dass die blutdrucksenkende Wirkung beispielsweise von ACE-Hemmern nicht ausreichend ist.
Veröffentlicht am: 24.09.2024
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- A07ED
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
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