Herzglykoside - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Herzglykoside sind Medikamente, welche die Pumpkraft des Herzens verbessern, dazu zählen beispielsweise Digoxin und Digitoxin. Eingesetzt werden sie bei der Behandlung von bestimmten Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
Unerwünschte Wirkungen sind beispielsweise Herzrhythmusstörungen oder Magen-Darm-Beschwerden.
Was sind Herzglykoside?
Herzglykoside bezeichnen eine Gruppe von Medikamenten, die auf das Herz wirken. Sie sind pflanzlichen Ursprungs und finden sich im roten und wolligen Fingerhut (Digitalis pupurea bzw. Digitalis latana).
Herzglykoside sind sogenannte inotropen Substanzen. Das bedeutet, dass sie die Kraft der Herzmuskelkontraktion verbessern. Das Herz schlägt somit stärker und schafft es, mehr Blut aus dem Herzen zu transportieren.
Für die Therapie einer Herzschwäche sind die Glykoside Digoxin und Digitoxin am relevantesten. Weitere Herzglykoside sind Wirkstoffe wie Deslanosid oder Meproscillarin.
Wie wirken Herzglykoside?
Digoxin und Digitoxin wirken in den Herzmuskelzellen und sorgen dort für eine Konzentrationsveränderung bestimmter Blutsalze (Elektrolyte) wie Natrium(Na+), Calzium(Ca2+) oder Kalium(K+)-Ionen. Genauer hemmen sie die Aktivität einer Pumpe, welche Natrium aus der Zelle hinaus und Kalium in die Zelle hinein transportiert (Na+/K+-ATPase). Als Folge steigt in den Zellen der Calciumspiegel, wodurch das Herz in der Lage ist, sich stärker zusammenzuziehen. Dadurch kann das Herz ein größeres Blutvolumen, das heißt mehr Blut pro Herzschlag, auswerfen – und so den Körpermitmehr sauerstoffreichem Blutversorgen.
Über verschiedene Mechanismen sorgen Herzglykoside dafür, dass das Herz langsamer schlägt, also die Herzfrequenz herabgesenkt wird.
Wie und bei welchen Beschwerden sollten Herzglykoside eingenommen werden?
Herzglykoside werden bei einer vorübergehenden (akute Herzinsuffizienz) ebenso wie bei einer anhaltenden Herzschwäche (chronische Herzinsuffizienz) eingesetzt. Bei diesen Erkrankungen ist das Herz nicht mehr in der Lage, genügend Blut in den Körper zu pumpen, um diesen mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen.
Auch bei bestimmten Herzrhythmusstörungen kommen Digoxin oder Digitoxin zum Einsatz. Dies ist zum Beispiel der Fall bei Vorhofflimmern- und Flattern, wenn sich die oberen Bereiche (Vorhöfe) des Herzens unkontrolliert und schnell bewegen. Digoxin und Digitoxin sorgen vor allem dafür, dass das Herz langsamer und kontrollierter schlägt.
Wichtig bei den Herzglykosiden ist die genaue Medikamenteneinstellung und dass die empfohlene Dosis eingehalten wird. Die Dosierung wird individuell vom behandelnden Arzt festgelegt. Bei Digitoxin ist es häufig ausreichend, wenn zunächst 0,2-0,3 mg pro Tag eingenommen wird. Ab dem vierten Tag wird in der Regel eine Erhaltungsdosis von 0,07- 0,1 mg eingenommen. Dann ist genug Digitoxin im Blut vorhanden um seine Wirkung entfalten.
Bei Digoxin ist es ähnlich: durch eine niedrige Dosierung von anfangs zweimal täglich 0,25 -0,5 mg Digoxin pro Tag gelingt es, den Wirkspiegel im Blut langsam aufzubauen. Die Dosierung von 0,2-0,375 mg kann dann auch als Erhaltungsdosis eingenommen werden. Wenn eine schnelle Wirkung nötig ist, ist es auch möglich über wenige Tage 0,5-0,75 mg Digoxin pro Tag einzunehmen. Dann stellt sich der Wirkspiegel schneller ein.
Nicht eingenommen werden Herzglykoside bei bestimmten Herzrhythmusstörungen, wenn das Herz beispielsweise zu schnell schlägt. Auch bei ausgeprägten Störungen der Blutsalze ist die Einnahme nicht empfehlenswert. Dies ist zum Beispiel bei einem zu geringen Kalium- oder einem zu hohen Kalziumspiegel der Fall.
Ist eine Nierenschwäche bekannt, sollte die eingenommene Dosis von Digoxin angepasst werden.
Welche Nebenwirkungen können bei Herzglykoside auftreten?
Herzglykoside wirken besonders gut, wenn die Dosierungen ideal getroffen sind. Sobald Veränderungen auftreten, sind folgende Nebenwirkungen möglich:
- Herzrhythmusstörungen
- Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen
- Kopfschmerzen, Schwindel
Um Nebenwirkungen zu vermeiden, wird der Wirkspiegel in der Regel regelmäßig von ärztlicher Seite aus kontrolliert. Bei Abweichungen ist es dann möglich zeitnah die Dosis anzupassen.
Gibt es Wechselwirkungen mit Herzglykosiden?
Digoxin und Digitoxin interagieren mit vielen weiteren Medikamenten.
Das Herzmedikament Verapamil, Entwässerungsmedikamente (Diuretika) oder Kortison führen zu einer Wirkungsverstärkung der Herzglykoside.
Ein Wirkungsverlust ist beispielsweise durch Johanniskraut, dem Antibiotikum Rifampicin oder dem Schmerzmittel Ibuprofen möglich.
Die Wirkung der Herzglykoside ist von den Spiegeln der Blutsalze abhängig. Wichtig ist es, während der Therapie nicht nur den Spiegel der Medikamente im Blut zu bestimmen, sondern auch regelmäßig die Werte für Kalium, Calcium und Magnesium zu kontrollieren.
Veröffentlicht am: 02.07.2024
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- C01A, C01AX
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Bönisch, H.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2016
[2] Herdegen, T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2019
[3] LiverTox: Clinical and Research Information on Drug-Induced Liver Injury: Cardiac Glycosides. Bethesda (MD): National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases, 2012
[4] Charfi, R. et al.: Digoxin Therapeutic Drug Monitoring: Age Influence and Adverse Events. La Tunisie Medicale 98, Nr. 1 (Januar 2020): 35–40
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