Protonenpumpenhemmer - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Protonenpumpenhemmer, auch Protonenpumpeninhibitoren (PPI) genannt, hemmen ein bestimmtes Enzym im Magen: die H+-K+-ATPase (auch Protonenpumpe). Sie wirken indem sie die Säuremenge, die Sie im Magen produzieren, verringern. Sie werden als Tablette oder Kapsel bei Sodbrennen, Magengeschwüren oder als Magenschutz eingenommen. Unerwünschte Wirkungen sind unter anderem Verdauungsbeschwerden oder Kopfschmerzen.
Was ist ein Protonenpumpenhemmer?
Ein Protonenpumpenhemmer ist ein Medikament, dass die Produktion von Magensäure unterdrückt. Es sind verschiedene Protonenpumpenhemmer bekannt, erkennbar an der Endung -prazol:
- Lansoprazol
- Omeprazol
- Esomoprazol
- Pantoprazol
- Rabeprazol
Omeprazol und Pantoprazol sind die bekanntesten Wirkstoffe.
Wie wirken Protonenpumpenhemmer?
Protonenpumpenhemmer hemmen eine bestimmte Protonenpumpe in den “Belegzellen“ der Magenschleimhaut. So wird das Ausschütten von „Protonen“ in den Magen und somit die Entstehung von Salzsäure wirkungsvoll gehemmt. Protonenpumpenhemmer erreichen ihren Wirkort nach der Aufnahme aus dem Magentrakt mit dem Blut. Sie werden in die Zellen aufgenommen und reichern sich an. Dort werden sie dann in Ihre Wirkform umgebaut. Die volle Wirkung entfalten Protonenpumpenhemmer nach 2-4 Tagen. Aus diesem Grund ist ihre Wirkung als Magenschutz während eines kurzfristigen Gebrauch „magenproblematischer Substanzen“, wie bestimmte Schmerzmittel (NSAR), begrenzt. Hier könnte Ersatzweise auf H2-Rezeptorantagonisten wie z.B. Ranitidin und Famotidin oder Antazida wie z.B. Magnesiumhydroxid, Magaldrat oder Hydrotalcid ausgewichen werden.
Wie und bei welchen Beschwerden werden Protonenpumpenhemmer angewendet?
Häufig werden Protonenpumpenhemmer gegen Sodbrennen angewendet. Die Wirkung hält circa 15-18 Stunden an.
Folgende weitere Anwendungsgebiete sind möglich:
- Refluxkrankheit: Hier gelangt die Säure aus dem Magen in die Speiseröhre. Die kann zu Schmerzen, Entzündungen und Sodbrennen führen.
- Geschwüre im oberen Verdauungstrakt (Zwölffingerdarmgeschwür) oder im Magen (Magengeschwür)
- Geschwüre, die mit einem Bakterium infiziert sind, das als Helicobacter pylori bekannt ist. Liegt diese Erkrankung vor, kann der Arzt möglicherweise zusätzlich ein Antibiotikum verordnen.
- Geschwüre, die durch nicht-steroidale-Antirheumatika (NSAR) hervorgerufen werden. Zu diesen NSAR gehören Diclofenac, Ibuprofen und Indometacin. Der Protonenpumpenhemmer wird dann zum Schutz vor Geschwüren verwendet.
- Zu viel Säure im Magen, verursacht durch eine Geschwulst in der Bauchspeicheldrüse (Zollinger-Ellison-Syndrom)
Nicht jeder Protonenpumpenhemmer ist für Kinder geeignet, trotzdem kann es notwendig sein, dass auch ein Kind Erkrankungen hat, für diese ein solcher Protonenpumpenhemmer angewendet wird. Beispiele können Sie hier lesen:
- Kinder älter als 1 Jahr mit einer Refluxkrankheit. Hierbei gelangt Säure aus dem Magen in die Speiseröhre.
- Kinder älter als 4 Jahre und Jugendliche mit einer Helicobacter pylori-Infektion. Auch hier wird ggf. zusätzlich ein Antibiotikum erforderlich sein.
Idealerweise erfolgt die Einnahme eines Protonenpumpenhemmers auf nüchternen Magen mit einem Glas Wasser. Die darauffolgende Mahlzeit aktiviert die Protonenpumpe, wodurch das Medikament besser wirkt. Der Wirkstoff gelangt über den Blutweg in die Magenschleimhaut. Patienten, die an einer Refluxerkrankung leiden, sollten diese Medikamente vor dem Schlafen einnehmen, damit in der Nacht weniger Säure produziert wird.
Helicobacter pylori – Was ist das?
Eine Infektion mit Helicobacter pylori (H. pylori oder HP) erzeugt in der Magenschleimhaut eine Entzündung, die sogenannte aktive Gastritis (Magenschleimhautentzündung). Als Komplikation oder auch als Folgeerkrankung können Magengeschwüre in Magen und Zwölffingerdarm und auch Krebserkrankungen des Magens entstehen.
Um das Bakterium nachzuweisen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einfach ist ein Atemtest, der dieses Bakterium anzeigt. Häufig werden aber während einer Magenspiegelung Proben aus dem Magenschleimhautbereich entnommen und auf Entzündungs- und Bakterienmerkmale untersucht.
Die Therapie einer Helicobacter pylori-Infektion, mit einem Protonenpumpenhemmer, kann mit zusätzlichen Medikamenten kombiniert werden. Dazu gehört die Kombination mit einem Antibiotikum: Clarithromycin, Amoxicillin, Metronidazol oder Tetracyklin.
Welche Nebenwirkungen können bei Protonenpumpenhemmer auftreten?
Protonenpumpenhemmer können neben den gewünschten auch unerwünschte Wirkungen verursachen. Anzeichen hierfür sind:
- Kopfschmerzen
- Magen-Darm-Probleme wie Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen
- Geschmacksänderungen, Mundtrockenheit, Mundschleimhautentzündungen
- Niedrige Natrium- bzw. Kaliumwerte, die dann Verwirrung, Ermüdung, Herzrasen auslösen können
- Hautausschlag, Sonnenlichtempfindlichkeit
- Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen
- Durch länger anhaltende Einnahmen kann das Risiko für Hüft-, Handgelenks- und Wirbelbrüche leicht erhöht sein
- Anstieg der Leberwerte (Laborwerte für Enzyme in der Leber)
Gibt es Wechselwirkungen mit Protonenpumpenhemmer?
Protonenpumpenhemmer werden in der Leber verarbeitet und abgebaut. Sie beeinflussen dort auch den Abbau von anderen Medikamenten. Dies kann zu Wechselwirkungen führen, die beachtet werden sollen. Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie eines der folgenden Arzneimittel einnehmen:
- Ketoconazol, Itraconazol, Posaconazol, Variconazol (angewendet zur Behandlung von Infektionen, die durch Pilze verursacht werden)
- Digoxin (zur Behandlung von Herzproblemen)
- Diazepam (gegen Angstgefühle, Muskelentspannend, bei Epilepsie)
- Phenytoin (zur Behandlung einer Epilepsie)
- Blutverdünner wie z.B. Warfarin, Clopidogrel
- Rifampicin (Tuberkulosebehandlung)
- HIV-Medikamente
- Tacrolismus (wird angewendet, wenn ein Organ transplantiert wurde)
- Johanniskraut = Hypericum perforatum (Behandlung leichter Depressionen)
- Erlotinib (Zur Krebsbehandlung)
- Methotrexat = MTX (z.B. zur Krebsbehandlung)
Wie können Sie Ihre Therapie mit Protonenpumpenhemmer unterstützen?
- Ernähren Sie sich ausgewogen. Nicht zu große Portionen, nicht zu fettige Speisen, möglichst wenig Kaffee, nicht kurz vor dem Zubettgehen und nicht zu sauer, salzig oder scharf.
- Liegt eine Refluxerkrankung vor, sollten Sie das Kopfteil Ihres Bettes erhöhen, damit die Magensäure nicht so leicht in die Speiseröhre fließen kann, oder die Säuredämpfe hochsteigen.
- Rauchen kann die Säureproduktion anregen, versuchen Sie sich dieses abzugewöhnen.
- Vermeiden Sie Stress. Gegebenenfalls können Sie Entspannungstechniken anwenden wie Yoga oder autogenes Training.
- Versuchen Sie ein Normalgewicht anzustreben.
- Zu kalte Speisen und Getränke können die Bewegung der Speiseröhre verringern. Vermeiden Sie diese.
Veröffentlicht am: 08.05.2024
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- A02BC
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Graefe K.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2016
[2] Herdegen T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2013
[3] S2k Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit. März 2022- AWMF Registernummer: 021-001
[4] Huh, C. et al.: Diagnosis of Helicobacter pylori Infection. The Korean Journal of Gastroenterology = Taehan Sohwagi Hakhoe Chi 2018, 72.5: 229–36
[5] Yang, J. et al.: Treatment of Helicobacter Pylori Infection: Current Status and Future Concepts. World Journal of Gastroenterology 2014, 20.18: 5283–93
[6] ABDA-Datenbank
[7] Herstellerinformationen
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