Acetylsalicylsäure - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Acetylsalicylsäure (ASS) gehört zur Arzneimittelgruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika. Es wird in höheren Dosierungen für leichte bis mäßige Schmerzen verwendet. Im Gegensatz zu anderen Wirkstoffen dieser Gruppe ist es nur mäßig entzündungshemmend. In niedrigeren Dosierungen (100 – 300mg) wird ASS zur Reinfarkt- oder Schlaganfallprophylaxe angewendet. Umgangssprachlich wird ASS auch als Blutverdünner bezeichnet.
Wird ASS langfristig angewendet, kann die zeitgleiche Einnahme eines Magenschutzes wie Omeprazol und Pantoprazol sinnvoll sein. Sprechen Sie hierfür mit Ihrem Arzt.
Was ist Acetylsalicylsäure?
Acetylsalicylsäure (ASS) wirkt schmerzstillend, fiebersenkend und leicht entzündungshemmend. Es blockiert die Bildung bestimmter Botenstoffe im Körper, so genannte Prostaglandine. Diese Botenstoffe sind an der Entstehung von Schmerzen, Fieber und Entzündungen wesentlich beteiligt. ASS beeinflusst auch die Blutgerinnung. ASS verhindert zum einen, dass die Blutplättchen (Thrombozyten) zusammenklumpen und zum anderen verbessert es die Fließfähigkeit des Blutes. Acetylsalicylsäure ist ein Wirkstoff, der zur Arzneimittelgruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) gehört. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem auch Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen.
Wie viele andere Stoffe kam die Idee zur Synthese von ASS aus der Natur. In der Weidenrinde (Salicis cortex) befinden sich viele unterschiedliche Salicylate mit schmerzstillenden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften. Hervorzuheben ist das Salicylat Salicin, der natürliche Vorläufer der Acetylsalicylsäure. Salicin wird im Darm zu Acetylsalicylsäure umgewandelt. Die Bioverfügbarkeit (prozentuale Anteil des Arzneistoffs, welcher dem Körper für die Wirkung zur Verfügung steht) von Salicin ist jedoch gering, weswegen man sich auf die Suche nach einem besser wirksamen Arzneimittel machte.
Seit mehr als 100 Jahren und bis zum heutigen Tag ist Acetylsalicylsäure einer der bekanntesten Wirkstoffe. Acetylsalicylsäure (ASS) ist ein freiverkäufliches Arzneimittel, das in verschiedensten Darreichungsformen erhältlich ist.
Wie und bei welchen Beschwerden wird Acetylsalicylsäure angewendet?
Acetylsalicylsäure wird für Erwachsene zurSchmerztherapie in einer Dosierung von 500-1000mg eingenommen. Die Einnahme kann in einem Abstand von 4-8 Stunden wiederholt werden. Die Tagesdosis von 1500 - 3000mg sollte nicht überschritten werden. Je nach Form tritt die Wirkung innerhalb 15-45 Minuten ein und hält ca. 4 bis 6 Stunden an.
Als Hemmstoff der Blutgerinnung wird 100mg – 300mg ASS als Dauertherapie zur Prophylaxe eines erneuten Herzinfarkts oder Schlaganfalls eingesetzt. Es wird in der Regel einmal morgens eingenommen. Aber Achtung: Nicht auf nüchternen Magen einnehmen. Besonders magenempfindliche Patienten können auf ein magensaftresistentes Präparat eingestellt werden.
Die blutverdünnende Wirkung von ASS hält circa sieben Tage an. Der Grund für diese lange Wirkdauer ist die Lebenszeit der Thrombozyten. Diese liegt im Schnitt bei 7 Tagen. ASS bindet irreversibel an ein Enzym in den Thrombozyten, welches für die Thrombozytenaggregation verantwortlich ist. Da Thrombozyten keinen Zellkern besitzen, können sie dieses Enzym nicht mehr nachproduzieren. Die Thrombozytenaggregationshemmung bleibt für die gesamte Lebensdauer von 7 Tagen bestehen bis neue Thrombozyten gebildet werden.
Da täglich neue Thrombozyten gebildet werden muss auch täglich eine ASS Einnahme erfolgen.
Achtung: Sollten eine Operation oder eine Zahnextraktion bevorstehen, sollte dem Arzt mitgeteilt werden, dass ASS verwendet wird. Ggf. muss dieses im Vorfeld unter Aufsicht abgesetzt werden.
ASS wird mit oder unmittelbar nach einer Mahlzeit mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen.
Während der Anwendung von ASS und einem erhöhten Risiko für Magen-Darm-Probleme kann die gleichzeitige Einnahme eines Magenschutzes wie Omeprazol und Pantoprazol sinnvoll sein. Sprechen Sie hierfür mit Ihrem Arzt!
Acetylsalicylsäure darf nicht Schwangeren und Stillenden eingenommen werden, da durch die Hemmung der Prostaglandinsynthese ein Verschluss des kindlichen Ductus arteriosus Botalli hervorgerufen werden kann! Ein vorzeitiger Verschluss kann zu einer primären pulmonalen Hypertonie beim Neugeborenen führen.
Kinder und Jugendliche mit fieberhaften Erkrankungen sollen den Wirkstoff Acetylsalicylsäure nur nach einer ärztlichen Anweisung einnehmen, da die Möglichkeit eines Reye-Syndroms besteht. Das Reye-Syndrom ist eine seltene, aber lebensbedrohliche Krankheit, die unbedingt sofortiger ärztlicher Behandlung bedarf.
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Wann darf Acetylsalicylsäure nicht oder nur mit Vorsicht angewendet werden?
Die Einnahme von ASS sollte vermieden werden, von:
- Kindern (nur in Ausnahmefällen, wird ein Arzt diesen Wirkstoff verwenden)
- Schwangeren (in den ersten 6 Monaten) und Stillenden
- Asthmapatienten
- Patienten mit Magengeschwüren und/oder Magen-Darm-Blutungen
- Patienten mit schweren Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen
- schwere, nicht einstellbarere Herzinsuffizienz
- Kombination mit Methotrexat
- Blutgerinnungsstörungen
Welche Nebenwirkungen können bei Acetylsalicylsäure auftreten?
Acetylsalicylsäure kann folgende Nebenwirkungen verursachen:
- Magen-Darm-Probleme wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Geschwüre, Entzündungen, Blutungen und Durchfall
- Erhöhte Blutungsneigung
- Überempfindlichkeitsreaktion der Haut, des Magen-Darm-Traktes und der Atemwege
- Leber- und Nierenfunktionsstörungen
- Atemnot
- Blutdruck-Abfall
Anzeichen einer Überdosierung können folgende Symptome sein:
- Ohrensausen, gestörtes Hörvermögen
- Mentale Verwirrtheit
- Sehstörungen
- Benommenheit mit starker Schläfrigkeit
Gibt es Wechselwirkungen mit Acetylsalicylsäure?
ASS bewirkt Wechselwirkungen mit einer Vielzahl von Arzneimittel.
Ein erhöhtes Blutungsrisiko besteht, wenn ASS zusammen mit anderen Blutverdünnern genommen wird. Beispiele hierfür sind
- Antikoagulanzien wie Warfarin, Phenprocoumon, Heparin
- Thrombozytenaggregationshemmer wie Ticlopidin, Clopidogrel
- NSAR wie Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac
Wenn ASS mit folgenden Arzneimitteln kombiniert wird, besteht ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt, wie zum Beispiel Geschwüre und Blutungen:
- NSAR wie Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac
- Glukokortikoide (Kortison)
- Antidepressiva wie Citalopram, Sertralin und Fluoxetin
Des Weiteren können folgende Arzneimittel zu Wechselwirkungen führen:
- Digoxin
- Barbiturate
- Lithium
- Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe)
- Methotrexat
- Arzneimittel gegen Krampfleiden/Epilepsie (Valproinsäure)
- Antibiotika (Sulfamethoxazol/Trimethoprim)
- Valproinsäure
- Arzneimittel für Schilddrüsenunterfunktion (Trijodthyronin)
- Arzneimittel gegen Bluthochdruck
- Arzneimittel zur Therapie einer Herzinsuffizienz
- Medikamente die die Harnausscheidung fördern (Aldosteronantagonischen, Schleifendiuretika)
- Arzneimittel zur Behandlung einer Gicht (Probenecid, Sulfinpyrazon)
Was sollte bei Acetylsalicylsäure noch beachtet werden?
- Informieren Sie Ihren Arzt/Zahnarzt, wenn Sie ASS als Prophylaxe oder vor kurzem gegen Schmerzen eingenommen haben, wenn eine Operation bevorsteht.
- Wird ein Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum nicht bestimmungsgemäß verwendet, kann dies wiederum zu Kopfschmerzen führen.
- Ganz allgemein kann die gewohnheitsmäßige Einnahme von Schmerzmitteln, insbesondere in Kombination mit anderen schmerzstillenden Wirkstoffen, zur dauerhaften Nierenschädigung mit einem Risiko eines Nierenversagens (Analgetika-Neuropathie) führen.
- ASS gehört zu der Gruppe der sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika, die die Fruchtbarkeit von Frauen beeinträchtigen können. Diese Wirkung ist nach Absetzen des Medikamentes umkehrbar.
- Bewahren Sie Medikamente immer so auf, dass sie für Kinder unzugänglich sind.
- Nach dem auf dem Blister/Umkarton vermerkten „Verwendbar bis“ soll ASS nicht mehr eingenommen werden
- Das Medikament sollte im Umkarton gelagert werden, damit es vor Licht und Feuchtigkeit geschützt ist.
Veröffentlicht am: 11.08.2022
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- A01AD05, B01AC06, N02BA01
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Gelbe Liste https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Acetylsalicylsaeure_41
[2] Mutschler, E.: Arzneimittelwirkungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2020
[3] Neubeck, M.: Evidenzbasierte Selbstmedikation, Deutscher Apotheker Verlag, Kaiserslautern 2021
[4] Schmid B., Biegert C., Kötter I., Heide L. (2002) Pharmakokinetik von Salicin nach oraler Gabe eines standardisierten Weidenrindenextraktes. In: Schulz V., Rietbrock N., Roots I., Loew D. (eds) Phytopharmaka VII. Steinkopff, Heidelberg.
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