Atorvastatin - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Atorvastatin zählt zu den sogenannten Statinen. Diese werden vor allem eingesetzt, um einen zu hohen Cholesterinspiegel im Blut zu senken und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren. Patienten nehmen Atorvastatin als Tablette einmal täglich ein. Die Dosis kann in Abständen von mehreren Wochen gesteigert werden, bis die gewünschte Wirkung erzielt wird. Zu häufigeren Nebenwirkungen von Atorvastatin zählen Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden.
Was ist Atorvastatin?
Atorvastatin wird eingesetzt, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren. Der Wirkstoff senkt den Cholesterinspiegel und dabei insbesondere den Anteil des „schlechten“ LDL-Cholesterins. Hohe Gesamtcholesterin- und LDL-Werte sind Faktoren, die das Risiko erhöhen, an Herz-Kreislauf-Störungen zu erkranken.
Atorvastatin zählt zur Arzneimittelgruppe der Statine. Diese reduzieren den Anteil von Cholesterin und anderen Fetten im Blut und sind daher auch unter der Bezeichnung „Cholesterinsenker“ bekannt. Arzneimittel mit Atorvastatin sind rezeptpflichtig.
Wie wirkt Atorvastatin?
Jeder Mensch benötigt Cholesterin: Es ist unter anderem Bestandteil der Zellwände. Einen Teil des Cholesterins nimmt der Mensch über die Nahrung auf. Das meiste Cholesterin stellt der Körper allerdings in der Leber selbst her. Befindet sich jedoch zu viel Cholesterin im Blut, kann das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung steigen.
Atorvastatin beeinflusst den Cholesterinstoffwechsel, indem es ein bestimmtes Enzym hemmt: die HMG-CoA-Reduktase. Ohne dieses Enzym kann der Körper kein Cholesterin herstellen. Je weniger von dem Enzym wirken kann, desto stärker sinkt der Cholesterinpegel in den Zellen.
Vor allem die Leberzellen versuchen, diesen „Mangel“ wieder auszugleichen. Sie bilden auf ihren Zelloberflächen verstärkt Bindungsstellen (Rezeptoren) für Cholesterin, genauer gesagt: für das als gesundheitsschädlich geltende LDL-Cholesterin. Über die Bindungsstellen gelangt vermehrt LDL-Cholesterin aus dem Blut in die Zellen – und der LDL-Cholesterinspiegel im Blut sinkt.
Atorvastatin senkt nicht nur den Anteil des LDL-Cholesterins im Blut. Auch der Anteil der ebenfalls zu den Blutfetten zählenden Triglyceride kann durch die Einnahme sinken. Zudem kann die Menge des „guten“ HDL-Cholesterins im Blut steigen. Zusätzlich wird Atorvastatin und anderen Statinen eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Es soll die Gefäßwände vor entzündlichen Prozessen schützen und so das Risiko für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.
Wie und bei welchen Beschwerden wird Atorvastatin angewendet?
Atorvastatin kommt vor allem zum Einsatz
- bei erhöhten Blutfettwerten (Cholesterin, Triglyceride)
- vorbeugend bei einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Arteriosklerose (auch bei normalen Cholesterinwerten)
Atorvastatin steht in Tablettenform in unterschiedlichen Dosierungen zur Verfügung (10 bis 80 Milligramm). Erwachsene nehmen zu Beginn meist 10 Milligramm des Wirkstoffs pro Tag als Tablette mit ausreichend Flüssigkeit ein. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Je nach Anwendungsgebiet kann der Arzt die Dosis nach jeweils mindestens vier Wochen Schritt für Schritt steigern. Die Maximaldosis beträgt 80 Milligramm pro Tag.
Nicht eingenommen werden sollte Atorvastatin von
- Personen, die überempfindlich auf den Wirkstoff reagieren
- Personen, die an einer akuten Lebererkrankung leiden oder deren Leberfunktion eingeschränkt ist
- Personen, bei denen ohne bekannte Ursache deutlich erhöhte Transaminasenwerte im Blutserum festgestellt wurden
- Kindern unter 10 Jahren
- Schwangeren und Stillenden
Frauen im gebärfähigen Alter, die schwanger werden könnten (weil sie keine sichere Verhütungsmethode anwenden)
Welche Nebenwirkungen können bei Atorvastatin auftreten?
Statine wie Atorvastatin gelten als gut verträglich. Dennoch kann es zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen. Dazu zählen zum Beispiel
- Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden
- allergische Reaktionen, Hautauschlag, Juckreiz
- Entzündungen der Luftwege in der Nase, Nasenbluten
- Schlaflosigkeit, Schwäche
- Benommenheit
- Schwellungen in den Gelenken
- Veränderungen der Leberwerte, die auf eine Störung der Leberfunktion hinweisen
Statine erhöhen bei manchen Patienten den Blutzuckerspiegel, was das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht. Dies gilt insbesondere bei längerer Einnahme.
Eine schwerwiegende, aber sehr seltene Nebenwirkung einer länger andauernden Statin-Therapie ist eine sogenannte Rhabdomyolyse: Muskelzellen der Skelettmuskulatur lösen sich dabei nach und nach auf. Im Rahmen der Rhabdomyolyse setzen die zerstörten Muskelzellen unter anderem den Stoff Myoglobin frei. In großen Mengen kann dieser die Nieren schädigen und zum Nierenversagen führen. Erste Symptome einer Rhabdomyolyse sind dunkler, rotbraun gefärbter Urin und Muskelschmerzen oder -krämpfe.
Gibt es Wechselwirkungen mit Atorvastatin?
Atorvastatin kann die Wirkung bestimmter anderer Medikamente beeinflussen – und umgekehrt. Manche Wirkstoffe wie Fusidinsäure, einem Antibiotikum, hemmen zum Beispiel den Abbau von Atorvastatin im Körper, was das Risiko für Muskelschwäche oder eine Zersetzung von Muskelzellen (Rhabdomyolyse) erhöht.
Wechselwirkungen können unter anderem auftreten in Kombination mit
- Fibraten, welche ebenfalls den Cholesterinspiegel beeinflussen, z.B. der Wirkstoff Gemfibrozil
- Fusidinsäure
- anderen Antibiotika, z.B. Erythromycin, Clarithromycin
- Anti-Pilzmitteln, z.B. Ketoconazol, Itraconazol
- Arzneimitteln, die das Immunsystem beeinflussen, zum Beispiel dem Wirkstoff Cyclosporin zur Behandlung von Erkrankungen wie Schuppenflechte
- Mitteln gegen Angina pectoris oder Bluthochdruck, zum Beispiel. Diltiazem, sowie Arzneimitteln, die den Herzschlag regulieren, zum Beispiel. Verapamil, Amiodaron
- Wirkstoffen zur Therapie von HIV-Infektionen (HIV-Proteasehemmer), zum Beispiel Ritonavir, Lopinavir, Atazanavir
- Gerinnungshemmern, zum Beispiel der Wirkstoff Warfarin
- Colchicin (zur Behandlung von Gicht)
- Johanniskraut
Darüber hinaus kann Grapefruitsaft den Atorvastatinspiegel im Blut ansteigen lassen. Vor Beginn der Therapie muss der Arzt Nutzen und Risiko bestimmter Medikamentenkombinationen sorgsam abwägen.
Veröffentlicht am: 05.01.2022
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- C10AA05
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
Bönisch, H.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2016
Schneider, D., Richling, F.: Checkliste Arzneimittel A-Z. Thieme, Stuttgart 2017
https://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/TE/A-Z/PDF_Kurzversion/Fettstoffwechselstoerungen_k.pdf
https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Atorvastatin_26485
https://www.patienten-information.de/patientenblaetter/khk-statine
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2017/daz-4-2017/statine-in-interaktion
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