Ephedrin – Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Ephedrin zählt zu den Wirkstoffen, die den aktivierenden Teil des unbewussten Nervensystems stimulieren. Es steigert unter anderem Blutdruck, Herzfrequenz und erleichtert die Atmung. Daneben wirkt es sich auf das zentrale Nervensystem aus und verbessert die Stimmung und erhöht die Aufmerksamkeit. Der Wirkstoff lässt sich gegen akuten Blutdruckabfall während bestimmter Formen der Narkose und in Erkältungsmitteln einsetzen. Außerdem wird Ephedrin als Dopingmittel und als Grundstoff der Droge N-Methylamphetamin missbraucht. Nebenwirkungen betreffen insbesondere das zentrale Nervensystem und die Psyche. Ephedrin tritt mit Medikamenten in Wechselwirkung, die gegen Depressionen oder Parkinson eingesetzt werden.
Was ist Ephedrin?
Ephedrin gehört zu den Wirkstoffen, die von Medizinern als Sympathomimetika bezeichnet werden, d.h. sie verstärken die Wirkung des Sympathikus. Das ist der Teil des Nervensystems, der nicht willentlich steuerbar ist. Dieser löst unter anderem Reaktionen im Körper aus, die die Leistung steigern. Üblicherweise kommt es dazu in Stresssituationen. Um die Effekte zu vermitteln, nutzt der Körper Signalstoffe, die der Kommunikation zwischen Nerven und daran angeschlossenen Organen dienen. Sie werden als Neurotransmitter bezeichnet. Für die Wirkung des Sympathikus sind dabei Adrenalin und Noradrenalin entscheidend.
Wie wirkt Ephedrin?

Ephedrin aktiviert in geringem Maße die Empfangsstellen (Rezeptoren) für Adrenalin und Noradrenalin und erzielt auf diese Weise direkt am Sympathikus eine ähnliche Wirkung wie diese Stoffe. Zusätzlich sorgt der Wirkstoff an den Verbindungsstellen zwischen den Nerven (Synapsen) dafür, dass vermehrt Noradrenalin ausgeschüttet wird. Gleichzeitig wird der Neurotransmitter unter der Wirkung von Ephedrin langsamer abgebaut und kann dadurch seine Signalwirkung länger entfalten. So beeinflusst der Wirkstoff den Sympathikus auch indirekt, indem es die Wirkung von Noradrenalin erhöht. Dieser Mechanismus ist auch für den überwiegenden Teil der Wirkung verantwortlich.
Die Aktivierung des Sympathikus vermittelt Effekte, die nützlich sind, um eine akute Stresssituation zu meistern. Wissenschaftler sprechen auch von „fight or flight“-Reaktionen, also Kampf oder Flucht. Es steigen unter anderem Herzfrequenz, Blutdruck und Fettverbrennung an, um die Versorgung mit Energie, Nährstoffen und Sauerstoff zu verbessern. Die Muskulatur der Bronchien erschlafft und erleichtert somit die Atmung. Gleichzeitig werden die für den Moment nicht wesentlichen Prozesse eingeschränkt, so lassen beispielsweise Appetit und Darmmotorik nach.
Ephedrin kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden, die dafür sorgt, dass nur bestimmte Stoffe das Gehirn erreichen können und es somit schützt. So wirkt Ephedrin auf das zentrale Nervensystem ein. Es wirkt stimulierend, vermindert Müdigkeit, erhöht die Aufmerksamkeit und kann die Stimmung verbessern. Bei häufiger Anwendung kommt es zu einem Gewöhnungseffekt, wodurch die Wirkung nachlässt. Aus diesen Gründen gilt der Wirkstoff als suchterzeugend.
Wie und bei welchen Beschwerden wird Ephedrin eingesetzt?
Ephedrin in Form von Ephedrinhydrochlorid wenden Ärzte an, um einen Blutdruckabfall während einer Narkose oder bestimmten Formen der örtlichen Betäubung zu behandeln. Es wird dann in Form einer Lösung verwendet und in die Vene verabreicht.
Weil der Wirkstoff stimulierend auf die Atmung wirkt und dazu führt, dass die Schleimhäute der Atemwege abschwellen, wird das Ephedrinsulfat außerdem in Erkältungsmitteln verwendet. Dafür ist es in Kombination mit weiteren Wirkstoffen als Lösung zum Einnehmen erhältlich. Wegen seines stimulierenden und suchterzeugenden Effektes ist diese Anwendung aber umstritten.
Der Wirkstoff wurde früher zur Behandlung der Schlafsucht (Narkolepsie) und Asthma eingesetzt, ist für diese Anwendungen aber nicht mehr zugelassen. Insgesamt wird Ephedrin wegen seiner Wirkung auf das zentrale Nervensystem nur noch selten eingesetzt. Stattdessen wird häufig Pseudoephedrin genutzt. Es ist Ephedrin sehr ähnlich, aber wirkt sich stärker auf die Blutgefäße und weniger auf das Herz und das zentrale Nervensystem aus.
Vereinzelt machen sich Sportler die leistungssteigernden und appetitzügelnden Eigenschaften von Ephedrin zu Nutze. Zum Beispiel wird der Wirkstoff unrechtmäßig als Dopingmittel eingesetzt, unter anderem im Bereich Bodybuilding. Zusätzlich findet es zur Behandlung von Erektionsstörungen Anwendung, ist dafür aber nicht zugelassen.
Es dient außerdem als Grundstoff zur Herstellung der Droge N-Methylamphetamin (auch bekannt als Chrystal oder Meth). Ephedrin fällt deshalb unter das Grundstoffüberwachungsgesetz. Dies bedeutet, dass der Umgang damit stark reguliert und für Privatpersonen in der Regel verboten ist.
Nicht eingenommen werden sollte Ephedrin bei Unverträglichkeit oder Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder anderen Inhaltsstoffen der jeweiligen Präparate. Auswirkungen der Anwendung während der Schwangerschaft sind nicht untersucht. Ärzte raten deshalb davon ab, den Wirkstoff während dieser Zeit einzunehmen. Gleiches gilt für die Stillzeit, da Ephedrin auch über die Muttermilch ausgeschieden wird.
Außerdem sollte vermieden werden, Ephedrin einzusetzen, wenn Beschwerden bestehen, die sich unter einer erhöhten Sympathikusaktivität verschlimmern. Dazu zählen zum Beispiel:
- Grüner Star (Glaukom)
- Adrenalin- und Noradrenalin-produzierende Tumore der Nebenniere (Phäochromozytom)
- Die Therapie mit Medikamenten, die als Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) bezeichnet werden. Sie kommen beispielsweise gegen Parkinson oder Depressionen zum Einsatz.
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Psychische Erkrankungen wie Depression, Manie oder Schizophrenie
- Hoher Blutdruck (Hypertonie)
- Herzerkrankungen wie Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz
Welche Nebenwirkungen können bei Ephedrin auftreten?
Die Nebenwirkungen von Ephedrin betreffen überwiegend das zentrale Nervensystem, zum Beispiel:
- Stimmungsschwankungen, Nervosität, Unruhe und Angst
- Schlafstörungen
- Schwindel
- Suchtpotenzial
- Appetitlosigkeit
Außerdem treten Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck (Hypertonie) oder eine beschleunigte Herzfrequenz auf. Übelkeit und Erbrechen zählen ebenfalls zu den häufigen Nebenwirkungen.
Gibt es mit Ephedrin Wechselwirkungen?
Ephedrin tritt insbesondere mit anderen Medikamenten in Wechselwirkung, die den Monoaminhaushalt beeinflussen. Zu den Monoaminen gehören Adrenalin und Noradrenalin, aber auch andere Neurotransmitter wie Dopamin sowie Serotonin. Ein Beispiel entsprechender Arzneimittel sind die bereits erwähnten Monoaminoxidase-Hemmer. Aber auch Medikamente, welche die Aktivität des Sympathikus reduzieren sollen (Antisympathotonika) und Wirkstoffe, die gegen Depressionen eingesetzt werden (z.B. trizyklische Antidepressiva, die nicht zu den MAO-Hemmern gehören) zählen zu dieser Gruppe.
Die genauen Gegenanzeigen, Neben- und Wechselwirkungen sind vom jeweiligen Präparat und der anwendenden Person abhängig. Obwohl Ephedrin-haltige Medikamente nur noch als Erkältungsmittel mit geringen Konzentrationen des Wirkstoffes rezeptfrei erhältlich sind, sollten die Packungsbeilage, Arzt oder Apotheker zurate gezogen werden, bevor eine Therapie mit Ephedrin-haltigen Medikamenten begonnen wird.
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- C01CA26, R01AA03, R01AB05, R03CA02, S01FB02
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Deutsche Apothekerzeitung. Nase frei! - Entscheidungshilfen rund um systemisch applizierte Dekongestiva. Deutsche Apothekerzeitung, 2019, Nr. 9, S. 40.
[2] Die Gelbe Liste. Ephedrin. Unter: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Ephedrin_10012
[3] Fachinformationsverzeichnis Deutschland. Ephedrin. Unter: https://www.fachinfo.de/suche/fi/020125
[4] Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (2020).
[5] Pharmakologie und Toxikologie – von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie, Springer Medizin Verlag Heidelberg (2012)
[6] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Ephedrin. https://www.pschyrembel.de/Ephedrin/K071D
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