Ketoconazol - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Ketoconazol ist ein Medikament, das gegen Pilzinfektionen eingesetzt wird. Es hemmt die Bildung der äußeren Zellhülle von Pilzen und beeinträchtigt so deren Wachstum oder tötet sie ab. Der Wirkstoff wird überwiegend äußerlich gegen Infektionen mit Hautpilzen eingesetzt, seltener auch gegen bestimmte Formen des Cushing-Syndroms eingenommen. Nebenwirkungen umfassen bei Anwendung auf der Haut vor allem lokale Reaktionen und Veränderungen. Nach der Einnahme kommt es dagegen eher zu Beschwerden des Verdauungstrakts inklusive der Leber. Ketoconazol tritt mit vielen Medikamenten in Wechselwirkung, deshalb ist die Anwendung in Tablettenform ärztlich streng abzuwägen.
Was ist Ketoconazol?
Ketoconazol gehört zur Wirkstoffgruppe der Imidazole und wird zur Behandlung von Pilzinfektionen eingesetzt, ist also ein Antimykotikum. Es kann sowohl äußerlich auf betroffene Stellen aufgetragen (lokal) als auch eingenommen (systemisch) werden. Zur inneren Anwendung wird der Wirkstoff wegen seiner Schädlichkeit für die Leber allerdings nur noch selten eingesetzt. Er ist gegen Vorlage eines Rezepts in Form von Shampoo, Creme, Lösung oder Tablette in der Apotheke erhältlich.
Wie wirkt Ketoconazol?
Ketoconazol gehört zu den Azol-Antimykotika, die gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Pilzinfektionen eingesetzt werden. Sie hemmen ein Eiweiß, das die Pilze für die Bildung ihrer äußeren Zellhülle (Membranen) benötigen, das Enzym Lanosterol-Demethylase. Dadurch wird die Funktion dieser Schutzbarriere gestört, was den Stoffwechsel erheblich beeinträchtigt. Bei größeren Mengen der Azole werden außerdem weitere Enzyme gehemmt, die im Verlauf des Stoffwechsels für den Abbau von schädlichen Stoffwechselprodukten wie den Peroxiden sorgen. Dadurch reichern sich vermehrt Peroxide an, die reaktionsfreudige Teilchen bilden, die Radikale. Diese richten zusätzlichen Schaden an den Pilzzellen an. Abhängig von der Konzentration des jeweiligen Wirkstoffes wirkt Ketoconazol entweder hemmend auf das Pilzwachstum (fungistatisch) oder tötet sie ab (fungizid).
Wie und bei welchen Beschwerden wird Ketoconazol eingesetzt?
Der Wirkstoff ist zur Behandlung folgender Erkrankungen zugelassen:
- Pityriasis versicolor (Kleienpilzflechte oder Kleienflechte): oberflächliche Infektion der Haut mit dem Hefepilz Malassezia furfur. Dieser gehört zur natürlichen Hautflora und bildet bei manchen Menschen gelblichbraune, teilweise rötliche Flecken auf der Haut. Die Erkrankung ist harmlos und nicht ansteckend.
- Behandlung anderer Hautpilzinfektionen (Dermatomykosen), zum Beispiel durch einige Tinea-Arten, Mikrosporien oder Soormykosen.
- In seltenen Fällen zur Behandlung eines Cushing-Syndroms, das durch hormonproduzierende Tumoren ausgelöst wurde (endogenes Cushing-Syndrom). Für diese Anwendung wird das Medikament als Tablette geschluckt.
Dosierung und Anwendung gibt der behandelnde Arzt vor und können der jeweiligen Packungsbeilage entnommen werden. Insbesondere die Behandlung eines Cushing-Syndroms erfolgt in enger Abstimmung mit Fachleuten der inneren Medizin oder Endokrinologie.
Welche Nebenwirkungen können bei der Anwendung von Ketoconazol auftreten?
Die Nebenwirkungen fallen je nach Anwendungsgebiet sehr unterschiedlich aus. Wird der Wirkstoff oral eingenommen, sind unter anderem folgende unerwünschte Arzneimittelwirkungen häufig:
- Beschwerden des Verdauungstrakts (gastrointestinal), beispielsweise Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen
- Lebererkrankungen und veränderte Leberwerte
- Verlängertes QT-Intervall (Herzrhythmusstörung)
Seltener kommt es zu schweren Lebererkrankungen wie Hepatitis oder akutem Leberversagen.
Bei Anwendung auf der Haut sind diese Begleiterscheinungen häufig:
- Brennen
- Rötungen
- Juckreiz
Seltener kommt es zu Bläschenbildung, Entzündung, Ausschlag oder Veränderungen von Haut und Haar an den behandelten Stellen.
Gibt es Wechselwirkungen von Ketoconazol und anderen Medikamenten?
Medikamente wie Protonenpumpenhemmer, H2-Antihistaminika oder Antazida sollen die Produktion von Magensäure hemmen und erhöhen dadurch den pH-Wert im Magen. Bei höherem pH-Wert wird allerdings Ketoconazol bei oraler Anwendung schlechter aufgenommen, was die Wirksamkeit reduziert.
Ketoconazol und andere Azol-Antimykotika beeinflussen körpereigene Enzyme der Cytochrom P 450-Gruppe (CYP3A4). Diese sind von zentraler Bedeutung für den Um- und Abbau einer Vielzahl unterschiedlichster Verbindungen, darunter auch eine sehr große Anzahl von arzneilichen Wirkstoffen.
Unter anderem erhöhen folgende Arzneimittel die Aktivität des Enzyms und reduzieren dadurch die Wirksamkeit von Ketoconazol bei gleichzeitiger Anwendung:
- Rifampicin, Rifabutin (Antibiotika)
- Carbamazepin, Phenytoin (Antiepileptika)
- Isoniazid (zur Tuberkulosebehandlung)
- Nevirapin (Virostatikum bei HIV)
- Mitotan (Krebsmedikament bei Tumoren der Nebennierenrinde)
Dagegen senken Virostatika wie Ritonavir oder Darunavir die Enzymaktivität und erhöhen deshalb die Wirkung von Ketoconazol.
Daneben gibt es noch zahlreiche andere Wirkstoffe, die die Wirkung von Ketoconazol beeinflussen können. Es ist deshalb wichtig, vor der Anwendung dem behandelnden Arzt alle Medikamente zu nennen, die eingenommen werden, damit mögliche Wechselwirkungen berücksichtigt werden können.
Eine vollständige Liste sämtlicher Kontraindikationen, Neben- und Wechselwirkungen können der jeweiligen Packungsbeilage entnommen oder beim Arzt beziehungsweise bei Apothekern erfragt werden.
Veröffentlicht am: 08.04.2025
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- D01AC08, G01AF11, H02CA03, J02AB02
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Die Gelbe Liste Pharmindex. Ketoconazol, https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Ketoconazol_1697
[2] Die Rote Liste. Nizoral 2% Creme, https://www.rote-liste.de/suche/praep/8461-0/Nizoral%C2%AE%202%25%20Creme
[3] Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA). Ketoconazole HRA 200 mg Tabletten. https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/ketoconazole-hra-epar-product-information_de.pdf
[4] Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (2020).
[5] Pharmakologie und Toxikologie – von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie, Springer Medizin Verlag Heidelberg (2012)
[6] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Pityriasis versicolor, https://www.pschyrembel.de/Pityriasis%20versicolor/K0H2Q
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