Torasemid - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Der Wirkstoff Torasemid ist ein Entwässerungsmedikament (Diuretikum) und wird verschrieben, wenn sich aufgrund einer Herzschwäche, chronischer Nieren- oder Leberschwäche Wasser im Gewebe ansammelt und sich sogenannte Ödeme bilden. Torasemid wird häufig zusätzlich verwendet, wenn ein hoher Blutdruck vorliegt. Unerwünschte Wirkungen können vorkommen. Die häufigsten Anzeichen hierfür sind Störungen des Elektrolythaushaltes (Mineralstoffhaushalt), Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Magen-Darm-Probleme und Muskelkrämpfe. Während der Schwangerschaft sollte dieser Wirkstoff nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verwendet werden. In der Stillzeit soll er nicht verwendet werden.
Was ist Torasemid?
Torasemid ist ein Diuretikum, ein Arzneistoff, der dazu führt, dass der Körper vermehrt Wasser in Form von Urin ausscheidet. Dadurch wird das Herz entlastet. Aufgrund dieser Eigenschaft kommt Torasemid bei Herzschwäche (Herzinsuffizenz), Nieren- oder Leberschwäche und Bluthochdruck, der keine körperliche Ursache hat (essenzielle Hypertonie), zum Einsatz.
Im Allgemeinen werden Entwässerungsmedikamente je nach Wirkung in drei Gruppen untereilt:
- Thiaziddiuretika (Thiazide)
- kaliumsparende Diuretika
- Schleifendiuretika
Torasemid gehört zu der Gruppe der Schleifendiuretika, da es in den Nierenkanälchen an der sogenannten Henle-Schleife wirkt. Torasemid hat eine stärker harntreibende Wirkung als thiazidhaltige Diuretika, wodurch es hier schneller zu einer Störung des Elektrolythaushaltes kommen kann. Der Wirkstoff Torasemid ist rezeptpflichtig.
Wie wirkt Torasemid?
Durch die entwässernde Wirkung von Torasemid verringert sich die Blutmenge im Körper. Dadurch muss das Herz weniger Blut in den Kreislauf pumpen und der Druck auf die Gefäße wird gesenkt. Gleichzeitig lässt bei der Langzeitanwendung von Torasemid auch die Spannung der Blutgefäßmuskulatur nach und der Blutdruck sinkt wegen des geringeren Widerstandes im Kreislauf, wodurch das Herz entlastet wird.
Mit dem Urin scheidet der menschliche Körper nicht nur Wasser, sondern auch wichtige Elektrolyte (Mineralstoffe) wie Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium und Chlorid aus. Dies geschieht allerdings kontrolliert, sodass das empfindliche Gleichgewicht dieser Blutsalze und des Wasserhaushalts im Körper nicht gestört wird. Zudem wird Ihr Arzt diese regelmäßig kontrollieren. Es sind verschiedene Transportmechanismen zur Ausscheidung über die Niere notwendig: Diese sorgen dafür, dass der Körper überschüssige Elektrolyte und das an sie gebundene Wasser mit dem Urin ausscheiden oder aus zurückholen.
Die Niere besteht aus einem System unzähliger Röhrchen, an deren einem Ende sich Bläschen befinden, die von Blutgefäßen umgeben sind. Hier wird das Blut gefiltert, und die auszuscheidenden Elektrolyte sowie Schadstoffe wandern über die Röhrchen am Nierenbecken entlang in die Harnleiter. Die Henle-Schleife ist eine von vielen Stellen entlang dieser Nierenröhrchen, an denen sich Transporteiweiße befinden, die teilweise wieder Elektrolyte aufnehmen. An dieser Stelle wirkt Torasemid so, dass die Wiederaufnahme von Kalium, Natrium und Chlorid blockiert wird. Das bedeutet, dass mit dem Harn vermehrt Elektrolyte und das an sie gebundene Wasser ausgeschieden werden – das ist der Grund dafür, dass Schleifendiuretika stärker wirken als thiazidhaltige Diuretika.
Wie und bei welchen Beschwerden wird Torasemid angewendet?
Torasemid wird vor allem eingesetzt bei:
- Wasseransammlungen (Ödemen), zum Beispiel in Armen und Beinen (oft sichtbar an den Gelenken, die geschwollen aussehen) aufgrund einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Bluthochdruck (essenzielle Hypertonie)
Weil Torasemid den Harndrang stark fördert, sollte die Tablette im Normalfall nicht vor der Nachtruhe eingenommen werden. Je nach Erkrankung wird Torasemid in unterschiedlicher Dosierung meist morgens, am besten zum Frühstück, eingenommen.
Auch bestätigen Ausnahme die Regel. Für Patienten, die nachts arbeiten oder einen Bauchkatheter haben, kann der Einnahmezeitpunkt geändert sein.
Die benötigte Dosierung richtet sich nach der Form der Erkrankung:
- Bluthochdruck (essenzielle Hypertonie): Erwachsene nehmen im Normalfall täglich eine Dosis von 5 Milligramm Torasemid ein. Reicht diese Dosis nicht aus, sollte die Dosissteigerung frühestens zwei Monate nach Therapiestart erfolgen und dabei schrittweise auf täglich 20 Milligramm, in seltenen Fällen 40 Milligramm, erhöht werden. Eine solche Erhöhung darf keinesfalls durch den Patienten erfolgen, sondern wird immer in Absprache mit dem Arzt durchgeführt.
- Zu Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen keine Erfahrungen mit Torasemid vor.
Torasemid soll auf keinen Fall eingenommen werden von Personen mit:
- einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Solfonylharnstoffen oder anderen Bestandteilen
- einem Nierenversagen verbunden mit einer unzureichenden Urinproduktion
- bei einem Koma durch Leberversagen (hepatisches Koma)
- niedrigem Blutdruck (Hypotonie)
- niedrigem Blutvolumen (Hypovolämie)
- reduziertem Kalium- bzw. Natriumwert im Blut
- schweren Harnwegserkrankungen
- einer Behandlung mit Arzneimitteln gegen eine Infektion (bestimmte Antibiotika)
- erblicher Galaktose-Intoleranz, Laktase-Mangel oder bei verminderter Aufnahme von Glukose und Galaktose (Glukose-Galaktose-Malabsorption)
Welche Nebenwirkungen können bei Torasemid auftreten?
Torasemid gilt als gut verträglich, doch wie viele Medikamente, können Nebenwirkungen auftreten. Die häufigsten sind:
- erhöhter Blutzucker
- Störungen des Elektrolythaushaltes
- Magen-Darm-Beschwerden (Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung)
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Müdigkeit und Schwäche
- Muskelkrämpfe
Auch kann Torasemid die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinflussen, da die Einnahme zu Schwindel und Schläfrigkeit führen kann. Bemerken Sie eine solche Befindlichkeitsstörung oder Veränderung während der Behandlung, sollten sie kein Fahrzeug lenken oder eine Maschine bedienen.
Gibt es Wechselwirkungen mit Torasemid?
Wechselwirkungen können auftreten, wenn neben Torasemid auch andere Medikamente eingenommen werden. Unter anderem kann es mit den folgenden Wirkstoffen/Arzneimitteln zu Wechselwirkungen kommen:
- Lithium-haltiger Antidepressiva
- Wirkstoffe wie Digoxin, Digitoxin und Methyldigoxin bei Herzschwäche
- Wirkstoffe die auf „pril“ (z.B. Enalapril) enden zur Blutdrucksenkung
- Sartane (z.B. Valsartan) zur Blutdrucksenkung
- nicht-steroidalen Antirheumatika wie Acetylsalicylsäure oder Indometacin gegen entzündliche Schmerzen
- Sulfasalzin, Mesalazin, Olsalazin zur Behandlung chronischer Darmrkrankungen
- Theophyllin zur Behandlung von Asthma
- alle Arten von Abführmitteln
- Warfarin zur Behandlung von Blutgerinnseln
Bei der Einnahme von Torasemid kommt es aber nicht nur zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Auch das Salz in der täglichen Ernährung kann die Wirkung von Torasemid aufheben, da es sich an das Wasser im Körper bindet und es so wieder zu Wasseransammlungen kommen kann. Um dies zu verhindern, sollte eine tägliche Gesamtmenge von sechs Milligramm nicht überschritten werden.
Lakritz fördert den Kaliumverlust, der durch die Einnahme von Torasemid bereits entsteht. Durch das geringere Blutvolumen im Körper ist die Wirkung von Alkohol stärker spürbar.
Veröffentlicht am: 07.01.2022
Letzte Aktualisierung: 28.03.2022
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- C03CA04
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Gelbe Liste: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Torasemid_18814
[2] Bopp, A., Herbst, V.: Handbuch Medikamente. Verlag Stiftung Warentest, 2008
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