Aneurysma - Symptome & Ursache

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Von einem Aneurysma sprechen Ärztinnen und Ärzte, wenn eine Ausbuchtung in einem Blutgefäß durch Schwächung oder Schädigung der Gefäßwand vorliegt. Ein Aneurysma kann überall im Körper vorkommen. Am häufigsten sind allerdings Hauptschlagader und Schlagadern im Gehirn betroffen. Es gibt verschiedene Gründe für das Nachgeben der Blutgefäßwand. Der häufigste ist die sogenannte Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und trifft dementsprechend meist ältere Patienten. Häufig verursacht ein Aneurysma keine Symptome und ist eher eine Zufallsentdeckung bei Routineuntersuchungen. Hat der Patient keine Beschwerden und ist das Aneurysma verhältnismäßig klein, empfiehlt sich eine regelmäßige Überwachung des Wachstums. Besteht allerdings die Gefahr einer Ruptur, eines Reißens des Aneurysmas, kann dies zu lebensbedrohlichen Komplikationen, wie zum Beispiel einem Kreislaufzusammenbruch durch hohen Blutverlust, führen. In diesem Fall wird sorgfältig abgewogen, ob und welche Maßnahme, die die Blutzufuhr zum Aneurysma stoppt, angebracht ist.
Was ist ein Aneurysma?
Ein Aneurysma ist eine sack- oder spindelförmige Ausbuchtung einer Schlagader (Arterie). Im gesunden Zustand sind unsere Blutgefäße elastisch und fest. Geben die Wände aber an einem Abschnitt nach, kann sich an dieser Stelle eine Auswölbung bilden, das sogenannte Aneurysma.
Dies kann prinzipiell an jeder Stelle im Körper auftreten, meistens aber an der Hauptschlagader und Schlagadern im Gehirn. Die sogenannte Bauchschlagader ist am häufigsten betroffen. Die Hauptschlagader versorgt den Körper mit sauerstoffreichem Blut aus dem Herzen. Nur den Teil, der durch den Bauchraum verläuft, nennt man Bauchaorta. In der Regel ist sie etwa 2 Zentimeter im Durchmesser. Von einem Bauchaortenaneurysma spricht man bei einer Auswölbung von mehr als 3 Zentimetern. Häufig findet man Hirnaneurysmen an Verzweigungsstellen von Arterien vor. Diese Verzweigungsstellen sind zuständig für die Versorgung des Gehirns mit Blut.
Die Gefäßwand einer Arterie besteht aus 3 Schichten (Intima, Media, Adventitia). Je nachdem, welche Schicht betroffen ist unterscheidet man 3 Hauptformen der Aneurysmen:
- Aneurysma verum („echtes“ Aneurysma): Die häufigste Form, bei der alle drei Wandschichten des Blutgefäßes ausgedehnt sind. 80 % aller Aneurysmen fallen unter diese Gruppe.
- Aneurysma dissecans: Diese Form entsteht durch eine Aufspaltung der inneren und mittleren Wandschicht, in die Blut eindringt.
- Aneurysma spurium („falsches“ Aneurysma): Die gesamte Arterienwand ist eingerissen, wodurch ein Leck entsteht und Blut aus dem Gefäß austritt. Wenn das umliegende Gewebe den Blutaustritt begrenzen kann, bildet sich um das Gefäß ein Hämatom (blauer Fleck). Dieser wandelt sich mit der Zeit in Bindegewebe um. Es handelt sich daher nicht um eine Aussackung des Gefäßes, sondern um eine Bindegewebskapsel rund um ein Gefäß. Meist ist dies eine Folge einer Operation, Verletzung oder Entzündung.
Welche Symptome können bei einem Aneurysma auftreten?
Häufig bleibt ein Aneurysma lange unbemerkt – entweder aufgrund seiner geringen Größe oder weil es durch seine Lage keine Beschwerden verursacht. Größere Aneurysmen können je nach Lage eventuell folgende Beschwerden verursachen:
- Pulsierende Schwellungen und Druck auf umliegendes Gewebe bei sehr großen Auswölbungen
- Anhaltene Rücken- oder Bauchschmerzen (bei einem Bauchaneurysma), die auch bis in die Beine ausstrahlen können
- Durchblutungsstörungen aufgrund zunehmender Thrombosierung (Verstopfung der Gefäße durch Blutgerinnsel)
- Neurologische Probleme, wie Kopfschmerzen, Lähmung der Augenmuskeln oder Sehstörungen (wenn Hirnarterien betroffen sind)
Mit zunehmendem Durchmesser des Aneurysmas besteht eine erhöhte Gefahr, dass das betroffene Gefäß reißt und es zu inneren Blutungen kommt. Folgende Symptome weisen auf einen lebensbedrohlichen Riss, der sogenannten Ruptur, bei einem Bauchaortenaneurysma hin:
Was sind die Risikofaktoren für ein Aneurysma?
Es gibt Faktoren, die das Auftreten eines Aneurysmas begünstigen können:
- Arteriosklerotische Veränderungen in anderen Gefäßbereichen (auch als Arterienverkalkung bekannt) sind mit circa 90% Auftreten der häufigste Grund
- Alter
- Männliches Geschlecht (in Bezug auf ein Aneurysma der Bauchschlagader)
- Arterieller Bluthochdruck (Hypertonie)
- Genetische Veranlagung (Bindegewebserkrankungen wie z.B. das Marfan-Syndrom)
- Angeborene Fehlbildungen, vor allem im Bereich der Hirnbasisarterien
- Bakterielle Infektionen (wie z.B. Syphilis)
- Selten schwangerschaftsbedingte Auflockerung des Bindegewebes durch Hormonumstellung
Wie wird ein Aneurysma diagnostiziert?
Die meisten Aneurysmen verursachen zunächst keine Beschwerden und werden daher eher zufällig im Rahmen von Vorsorge-Untersuchungen, wie beim Ultraschall des Bauchraums, entdeckt. Daneben können der Ärztin oder dem Arzt besondere Gefäßgeräusche aufgrund der veränderten Strömung im Blutgefäß auffallen, wenn er den Bauch mit einem Stethoskop abhört oder pulsierende Bereiche, wenn er den Körper abtastet.
Wenn aufgrund neurologischer Probleme ein Verdacht auf ein Hirnaneurysma besteht (z.B. starke Kopfschmerzen und Sehstörungen), kann die Ärztin oder der Arzt eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) anordnen. In der digitalen Substraktionsangiografie (DSA) können Aneurysmen zudem sehr gut sichtbar gemacht werden. Es wird jeweils eine Röntgenaufnahme mit und ohne Kontrastmittel angefertigt. Mit Hilfe eines Computers entsteht daraus ein zusammengefügtes Bild, das nur die Blutgefäße abbildet und Strukturen wie Knochen nicht zeigt. Um Aneurysmen der Bauchschlagaorta zu bestimmen, kommen zudem Ultraschalluntersuchungen in Frage.
Wie wird ein Aneurysma behandelt?
Die Ärztin oder der Arzt wird die Behandlung eines Aneurysmas sorgfältig abwägen.
Handelt es sich um ein kleines Aneurysma und bestehen beim Patienten weder Beschwerden noch ein erhöhtes Risiko für das Reißen der Ausbuchtung, dann reicht häufig schon eine Änderung des Lebensstils. Das Rauchen sollte reduziert oder ganz vermieden werden. Zudem sollte auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung geachtet werden. Eventuell können Medikamente zur Senkung des Blutdrucks oder des Cholesterinwertes sowie Blutverdünner notwendig sein. Größere Aneurysma werden ggf. in der Klinik von einem Gefäßchirurgen oder einer Gefäßchirurgin operiert. Ein durchgebrochenes Aneurysma erfordert eine sofortige Notfalloperation.
Ist eine sofortige Behandlung des Aneurysmas nicht notwendig, ist die Kontrolle eines möglichen Wachstums in regelmäßigen Abständen mittels bildgebender Verfahren (wie CT oder MRT) wichtig.
Im Falle von Symptomen, einem erhöhten Risiko für Komplikationen und einer bestimmten Größe kommen verschiedene Operationen oder Katheter-Behandlungen (endovaskuläre Eingriffe) zum Einsatz. Bei einem Aneurysma der Bauchschlagader gelten folgende Merkmale als kritisch:
- ein Durchmesser zwischen 5 und 5,5 Zentimeter
- ein Wachstum von 0,5 Zentimetern in einem halben Jahr
- ein Wachstum mehr als 1 Zentimeter in einem Jahr
Folgende Eingriffe sind je nach Lage im Körper möglich:
- Ein kleiner Metallchip kommt operativ zum Einsatz, der das Aneurysma abklemmt („Clipping“).
- Feine Platinspiralen (sogenannte Coils) werden im Katheter-Verfahren durch das Blutgefäß bis in das Hirnaneurysma geschoben, das Blut gerinnt und die Aussackung ist verschlossen („Coiling“).
- Durch einen Bauchschnitt wird das Aneurysma geöffnet und durch ein künstliches Gefäßteil ersetzt.
- Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin schiebt über einen Leistenschnitt im Katheter-Verfahren ein feines Röhrchen aus Metallgeflecht, eine sogenannte Stent-Prothese, in die betroffene Arterie bis in die Ausbuchtung. Der so eingesetzte Stent wirkt wie eine innere Schiene.
Alle Methoden sollen die Blutzufuhr zum Aneurysma langfristig stoppen und verhindern, dass es reißt. Da diese Eingriffe aber auch eigene Risiken mit sich bringen, ist eine ausführliche Beratung des Patienten durch spezialisierte Ärzte, den Fachärzten für Neurologie, Gefäßchirurgie oder Neurochirurgie, wichtig.
Wie können Sie selbst einem Aneurysma vorbeugen?
Ein Aneurysma entsteht zumeist dort, wo Arterien verkalken und Blutgefäße Schaden nehmen. Demzufolge sind Faktoren, die diese Schäden beschleunigen können, zu vermeiden. Dazu zählen folgende Maßnahmen:
- Bluthochdruck und Fettwerte im Blut dauerhaft senken (durch Ernährungsumstellung mit Gewichtsabnahme, mehr Bewegung oder durch Medikamente)
- Rauchen reduzieren oder ganz einstellen
- Übermäßigen Alkoholkonsum einschränken
- Blutdruckspitzen vermeiden (zum Beispiel kein schweres Heben, unter Belastung richtig atmen)
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
Anderen Risikofaktoren, wie Infektionen oder genetischen Veranlagungen, kann man nur eingeschränkt entgegensteuern. Generell ist für Patienten mit einem Aneurysma eine regelmäßige ärztliche Kontrolle wichtig.
Veröffentlicht am: 25.03.2022
Letzte Aktualisierung: 14.01.2025
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ICD Code(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
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