Asperger-Syndrom: Anzeichen und Ursachen

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Das Asperger-Syndrom ist eine Form des Autismus und gehört zu einer Gruppe verschiedener Entwicklungsstörungen, die schon im frühen Kindesalter beginnen. Oft ist es für Menschen mit dieser Erkrankung schwierig, soziale Beziehungen aufzubauen. Typisch sind auch ein mangelndes Empathievermögen und zwanghafte und ritualisierte Verhaltensmuster. Zusätzlich besitzen sie oft eine Begabung in einem speziellen Gebiet, ein hohes Sprachvermögen und überdurchschnittliche Intelligenz. Die Symptome einer Autismus-Spektrum-Störung sind gut behandelbar, wenn frühzeitig mit einer Verhaltenstherapie begonnen wird – meistens bezieht diese auch die Eltern und das soziale Umfeld mit ein. Heilbar ist eine Erkrankung der Autismus-Spektrum-Störung nicht.
Was ist das Asperger-Syndrom?
Das Asperger-Syndrom gehört zu einer Krankheitsgruppe, die als Autismus-Spektrum-Störungen bezeichnet wird. Diese Störungen schränken Betroffene oft im Umgang mit anderen Menschen ein, unter anderem weil es ihnen schwerfällt, die Gefühle ihrer Mitmenschen zu deuten und nachzuempfinden. Typisch sind auch sich wiederholende Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten, die einem festen Schema folgen.
Das Asperger-Syndrom tritt meist erst ab dem dritten Lebensjahr auf und bleibt bis in das Erwachsenenalter bestehen. Männer sind davon fast achtmal so häufig betroffen wie Frauen. Das Asperger-Syndrom ist die einzige Autismus-Spektrum-Störung, bei der die Menschen normal- oder hochbegabt sind. Besonders zeichnen sie sich durch ein hohes Sprachvermögen aus. Menschen mit Asperger-Syndrom sind meist nicht in der Lage, ihre höhere Intelligenz so wie gesunde Menschen einzusetzen. Vermutlich zeigen daher viele Betroffene hochspezialisierte und ausgeprägte Sonderinteressen und Leistungen in kleinen Teilbereichen (Inselbegabung). Dazu zählen beispielsweise das Auswendiglernen von Telefonbüchern oder Schmelzpunkte aller Metalle.
Was sind die Symptome des Asperger-Syndroms?
Das Asperger-Syndrom weist die gleichen Kernsymptome auf wie die Autismus-Spektrum-Störungen. Eines davon ist das beeinträchtigte Sozialleben, das bereits im Kindesalter vor allem im Umfang der sozialen Interaktion und Kommunikation sichtbar ist. Dabei zeigen Kinder

- Schwierigkeiten, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen,
- Beeinträchtigungen in der Mimik und Gestik sowie
- Schwierigkeiten in der Interpretation sozialer Signale.
Weitere zwei Kernsymptome bei Menschen mit Asperger-Syndrom sind:
- Eine auffallend intensive Beschäftigung und spezifische Interessen (Inselbegabung)
- Das starre Fixieren auf bestimmte Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die Außenstehende als nach festem Schema (stereotypisch) wiederholend (repetitiv) wahrnehmen.
Im Vergleich zu anderen Erkrankungen aus dem Feld der Autismus-Spektrum-Störung zeichnet sich das Asperger-Syndrom zusätzlich durch eine meist hoch entwickelte Sprachfähigkeit und Intelligenz aus. Die Betroffenen entwickeln schon im Kindesalter eine sehr frühe und schnelle Sprachbegabung, die jene von Gleichaltrigen übersteigt. Auch achten sie auf eine grammatikalisch korrekte Schreibweise und drücken sich stilistisch sehr anspruchsvoll aus. Trotz dessen haben sie meist eine Beeinträchtigung im sozialen Sprachverständnis, zudem erscheint ihre Stimme oft monoton und blechern.
Unter Umständen zeigen sich beim Asperger-Syndrom als weiteres Symptom auch Koordinationsstörungen: Betroffenen sind dann oft in ihrer Fein- und Grobmotorik ungeschickt. Zusätzlich reagieren Betroffene häufig sehr empfindlich auf äußere Reize wie bestimmte Gerüche oder Geräusche. Dadurch nehmen sie Alltagssituationen oft als Reizüberflutung wahr.
Belastungssituationen, wie ein Todesfall in der Familie oder das Gewöhnen an ein neues Umfeld nach einem Umzug oder einem Schulwechsel, rufen womöglich psychische Begleiterscheinungen hervor. Dazu zählen im Kindesalter insbesondere die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sowie eine Autoaggression. Im frühen Erwachsenenalter erleben Betroffene oftmals Störungen der Stimmungslage (affektive Störungen), die in Depressionen, aber auch durch Angst- und Zwangsstörungen sichtbar werden.
Die Symptome des Asperger-Syndroms sind im Erwachsenenalter oftmals nicht mehr so stark ausgeprägt wie bei Kindern. Jedoch besitzen viele Menschen mit Asperger-Syndrom neben der mangelnden Empathiefähigkeit auch einen eingeschränkten Wunsch nach körperlicher Nähe. Daher haben Betroffene im Erwachsenenalter meist Probleme mit partnerschaftlichen Beziehungen. Im Berufsleben kann es zwar zu Schwierigkeiten im Umgang mit den Kollegen kommen, jedoch ziehen Menschen mit Asperger-Syndrom aus ihrer Inselbegabung auch Vorteile, wenn sie den für sie geeigneten Job finden.
Wie entsteht das Asperger-Syndrom?
Als Ursache für das Asperger-Syndrom werden genetische Faktoren, das heißt eine familiäre Veranlagung, vermutet.
Die Symptomausprägung sowie Begleiterscheinungen werden jedoch durch verschiedene Risikofaktoren beeinflusst. Zu möglichen Faktoren zählen:
- Diabetes mellitus während der Schwangerschaft
- ein hohes Alter der Schwangeren
- Infektionen in der Schwangerschaft
- Komplikationen bei der Geburt
Zudem werden von Forschern auch Veränderungen diskutiert, die die Funktion oder die Struktur (Anatomie) des Gehirns betreffen. Bei Säuglingen mit hohem familiären Autismus-Risiko wurde ein vergrößertes Gehirn mit einem später auftretenden Autismus in Zusammenhang gebracht. Weitere Theorien über Veränderungen des Gehirns ließen sich bisher nicht bestätigen, werden aber momentan erforscht.
Wie erkennt der Arzt das Asperger-Syndrom?
Die charakteristischen Verhaltensmuster liefern bereits im frühen Kindesalter einen Verdacht auf das Asperger-Syndrom. Im Rahmen der Diagnosefindung erkundigt sich der Arzt, welche weiteren Auffälligkeiten im Sozialleben und der Kommunikation auftreten.
Mehr Aufschluss auf eine vorliegende Erkrankung liefern weitere Untersuchungen in kinder- und jugendpsychiatrischen Praxen. Dort setzen geschulte Fachärzte standardisierte Autismus-Fragebögen und Beobachtungsverfahren ein. Dazu zählen unter anderem die „Marburger Beurteilungsskala zum Asperger-Syndrom (MBAS)“ sowie eine diagnostische Beobachtungsskala für autistische Störungen (ADOS, engl. „Autism Diagnostic Obsveration Schedule“). Zusätzlich kommt es zu einer Einschätzung des Entwicklungsstandes, der Intelligenz und der Gehirnfunktionen. Um andere Erkrankungen für die Beeinträchtigung der Kommunikation auszuschließen, setzt der Arzt bei kleinen Kindern verschiedene Seh- und Hörtests ein.
Bei Betroffenen im Erwachsenenalter gestaltet sich die Ermittlung der Diagnose schwieriger, da die Symptome meist unauffälliger sind. Hier zieht der untersuchende Facharzt verschiedene Bewertungsskalen wie den Autismus-Spektrums-Quotienten (ASQ) oder den Empathie-Quotienten (EQ) heran, um die Diagnose zu unterstützen.
Wie behandelt der Arzt das Asperger-Syndrom?
Ob das Asperger-Syndrom behandelt wird, hängt von dem Ausmaß der Symptome sowie dem Leidensdruck der Betroffenen ab. Auch lässt sich das Asperger-Syndrom bislang nicht heilen. Allerdings gibt es verschiedene Therapien, die die Symptome lindern und den Betroffenen in Alltagssituationen helfen können.
Für Kinder mit ausgeprägten Symptomen des Asperger-Syndroms ist eine früh beginnende und langfristige Therapie unter Einbeziehung der Eltern und des sozialen Umfeldes sinnvoll. Die Heranwachsenden können dadurch ab dem frühen Kindesalter ihr Interaktions- und Sozialverhalten verbessern.
Eingesetzt werden sogenannte verhaltensorientierte Behandlungsmethoden, die vor allem für die Behandlung von Menschen mit Asperger-Syndrom entwickelt wurden. Das Ziel dieser Methoden ist, Kinder dabei zu unterstützen,
- soziale Kompetenzen zu erlernen,
- Empathie und Verständnis von Gestiken zu verstehen und
- die Kontaktbereitschaft und Selbstständigkeit sowie
- die Problemlösefähigkeit und Identitätsbildung zu fördern.
Obwohl die Symptome ein Leben lang bestehen bleiben, lassen sie ab der Pubertät unter Therapie oft nach. Zudem unterstützt die Behandlung die betroffenen Kinder dabei, ihre Erkrankung besser zu verstehen und im Alltag damit umzugehen.
Manchmal treten bei Menschen mit Asperger-Syndrom auch Depressionen, ADHS oder Angstzustände auf. Um diese Begleiterkrankungen zu behandeln, stehen dem Arzt verschiedene Medikamente, sogenannte Psychopharmaka , zur Verfügung. Diese wirken sich positiv auf die verschiedenen Funktionen des Gehirns aus.
Was können Sie selbst bei einem Asperger-Syndrom tun?
Fallen bereits Kleinkinder durch Einschränkungen in der sozialen Interaktion auf, ist ein Besuch in der fachärztlichen Praxis empfehlenswert. Sind andere Erkrankungen ausgeschlossen und das Asperger-Syndrom als Diagnose gesichert, unterstützt eine frühzeitig begonnene Verhaltenstherapie dabei, die Scheu vor sozialen Interaktionen zu verlieren. Im täglichen Alltag ist es wichtig für klare Strukturen und Abläufe zu sorgen, um die Symptome zu verbessern.
Als hilfreich empfinden Eltern von betroffenen Kindern oft den Besuch und Austausch in Selbsthilfegruppen. Gleichzeitig lässt sich hier so auch das Verständnis der Erkrankung verbessern. Das unterstützt Eltern dabei, die soziale Interaktion ihrer Kinder zu fördern. Für Betroffene im Erwachsenenalter ist es ebenfalls empfehlenswert, sich in einer Selbsthilfegruppe auszutauschen.
Veröffentlicht am: 16.11.2023
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Quellen
[1]: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Asperger-Syndrom (Stand 10.2020). https://www.pschyrembel.de/Asperger-Syndrom/K031L
[2]: Amboss. Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (Stand 08.11.2021). https://www.amboss.com/de/wissen/tiefgreifende-entwicklungsstorungen
[3]: Ärzteblatt online. Das Asperger-Syndrom – eine Autismus-Spektrum-Störung (Stand 2009). https://www.aerzteblatt.de/archiv/64645/Das-Asperger-Syndrom-eine-Autismus-Spektrum-Stoerung
[4]: Thieme eRef. Epidemiologie autistischer Störungen (Stand 2015). https://eref.thieme.de/ebooks/1126069?context=cockpit&contextId=coPsych0070#/ebook_1126069_SL46745275
[5]: AWMF online. Autismus-Spektrum-Störung im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter (Stand 23.03.2021). https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/028-047
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