Bakterielle Vaginose - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Zusammenfassung
Von einer bakteriellen Vaginose spricht man, wenn krankmachende Bakterien durch den Geschlechtsverkehr übertragen werden und dann die Vagina (Scheide) besiedeln. Wenn sie sich vermehren, sorgen sie für ein Ungleichgewicht in der natürlichen Scheidenflora und begünstigen so weitere Infektionen der Scheide. Die bakterielle Vaginose wird mit Antibiotika behandelt. Dennoch kommt es häufig zu Rückfällen. Lesen Sie hier, wie Sie die Anzeichen dafür rechtzeitig erkennen und vorbeugen.
Was ist eine bakterielle Vaginose?
Bei einer bakteriellen Vaginose handelt es sich nicht um eine Infektion der Scheide, sondern um ein Ungleichgewicht (Dysbiose) in der Scheidenflora, das weitere Entzündungen begünstigen kann. Als Scheidenflora wird die natürliche Keimbesiedelung, in erster Linie mit Laktobazillen (Milchsäurebakterien), der Scheide bezeichnet. Die Laktobazillen produzieren Milchsäure und senken so den pH-Wert in der Scheide auf einen Wert von 3,8 bis 4,4. Zudem stellen sie Wasserstoffperoxid her und wehren so Krankheitserreger ab. Wird das Gleichgewicht der Scheidenflora gestört, vermehren sich verstärkt Bakterien der Arten Gardnerella und Prevotella. Diese Bakterienarten kommen vereinzelt ebenfalls natürlich in der Scheidenflora vor. Vermehren sie sich jedoch ungebremst, verdrängen sie die sonst in der Überzahl vorhandenen Laktobazillen.
Durch den so geschwächten Schutzschild der Scheide können sich die Bakterien der bakteriellen Vaginose im Körper weiter ausbreiten. Damit steigt für die Frau die Gefahr, an weiteren gynäkologischen Infektionen zu erkranken, wie:
- Zervizitis (Entzündung der Schleimhaut des Gebärmutterhalses)
- Salpingitis (Eileiterentzündung)
- Tuboovarialabszess (Eiterherde am Eierstock oder Eileiter)
- Vulvitis (Entzündung der äußeren Schamteile)
- und einige andere

Die bakterielle Vaginose ist die häufigste bakterielleStörung des Scheidenmilieus bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter. Sie wird bei fünf Prozent der Frauen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung festgestellt. Bei Frauen, die in einer Klinik für sexuell übertragbare Krankheiten behandelt werden, kommt die bakterielle Vaginose mit einer Häufigkeit von 30 Prozent vor, bei Schwangeren liegt sie bei 10 bis 20 Prozent. Bei fast jeder fünften betroffenen Frau heilt die bakterielle Vaginose spontan aus. Dennoch kann es auch nach einer Behandlung immer zu einem Rezidiv (Rückfall) kommen. Dafür liegt die Häufigkeit bei 60 bis 70 Prozent.
Während der Schwangerschaft besteht die Gefahr einer Frühgeburt, wenn die Frau an einer bakteriellen Vaginose erkrankt ist. Mit speziellen Teststäbchen aus der Apotheke kann die werdende Mutter den pH-Wert in der Scheide regelmäßig kontrollieren. So lässt sich ein erhöhter pH-Wert von über 4,4 schnell erkennen und dem Fortschreiten einer bakteriellen Vaginose vorbeugen oder eine bereits bestehende zügig behandeln.
Wodurch wird eine bakterielle Vaginose ausgelöst?
Der Grund für die bakterielle Vaginose ist die übermäßige Vermehrung verschiedener Keime, vor allem von Gardnerella vaginalis, Prevotella und Atopobium vaginae, die die Laktobazillen verdrängen. Zusätzlich kommen weitere Bakterienarten wie Peptostreptococcus oder Mykoplasmen als Auslöser infrage. Es gibt Hinweise darauf, dass Geschlechtsverkehr die Hauptursache für die Dysbalance der Scheidenflora ist. Werden diese Bakterienarten im Bakterienverbund (Biofilm) während des Geschlechtsverkehrs auf die Frau übertragen, setzen sie sich auf der Oberfläche der Scheidenwand ab. Hier vermehren sie sich und stören die gesunde Scheidenflora. Dabei steigt der pH-Wert der Scheide auf bis zu 5,5 an. Die Entstehung der bakteriellen Vaginose kann durch Blutungen, Östrogenmangel sowie Rauchen weiter gefördert, aber auch verursacht werden. Auch durch Stress sind Veränderungen der Scheidenflora zu Lasten der Milchsäurebakterien möglich.
Was sind die typischen Symptome einer bakteriellen Vaginose?
Die Hälfte der Frauen, die von einer bakteriellen Vaginose betroffen sind, klagen über einen grau-weißen Ausfluss (Fluor), der schaumig oder dünnflüssig sein kann. Er fällt häufig durch einen fischigen Geruch auf, der sich nach dem Geschlechtsverkehr oder während der Regel verstärkt. Dieser ist auf die Stoffwechselprodukte unter anderem der Gardnerella-Bakterien zurückzuführen. Dazu sind bei einer bakteriellen Vaginose Juckreiz im äußeren Scheidenbereich und Hautreizungen möglich, ebenso wie gelegentliche Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Wasserlassen.
Wie stellt der Arzt eine bakterielle Vaginose fest?
Eine bakterielle Vaginose ist allein anhand der Symptome nicht von anderen Scheideninfektionen zu unterscheiden. Häufig wird sie von Frauen deshalb mit einer Pilzinfektion verwechselt. Um mögliche Folgeerkrankungen durch eine bakterielle Vaginose zu vermeiden, ist daher bei Symptomen ein baldiger Besuch beim Gynäkologen wichtig. Nach Klärung der Beschwerden und Fragen zur Krankheitsgeschichte, entnimmt der Frauenarzt während der körperlichen Untersuchung einen Abstrich von der Scheidenschleimhaut, auf der sich ein weiß-grauer Belag abgesetzt hat. Die Diagnose erfolgt dann anhand der sogenannten Amsel-Kriterien:
- grau-weißlicher, einheitlicher, dünnflüssiger bis schaumiger Scheidenausfluss
- Scheiden-pH-Wert über 4,4
- positiver Geruchstest, das heißt der Ausfluss riecht verstärkt fischig, wenn der Arzt Kalilauge zur Probe des Scheidensekrets hinzugibt (Whiff-Tests)
- Unter dem Mikroskop müssen mindestens 20 Prozent der Scheidenzellen (clue cells) mit einem dichten Teppich der verschiedenen Bakterienarten besiedelt sein.
Wie behandelt der Arzt eine bakterielle Vaginose?
Nur das Vorhandensein von an bakterieller Vaginose beteiligten Bakterien macht keine Behandlung erforderlich, weil diese vereinzelt auch natürlicherweise in der Scheide vorkommen. Ausschlaggebend für eine Behandlung ist, dass Symptome vorliegen und dass die Diagnose nach den Amsel-Kriterien gesichert ist.
Die bakterielle Vaginose wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Metronidazol gilt als Mittel der Wahl und wird als Tablette oder als Vaginalgel verschrieben. Weitere Wirkstoffe sind Clindamyzin als Vaginalcreme oder Dequaliniumchlorid in Form von Vaginaltabletten. Derzeit gibt es allerdings noch kein Medikament, das in der Lage ist, den aus verschiedenen Bakterienarten bestehenden Biofilm vollständig aufzulösen beziehungsweise alle Bakterienarten gleichermaßen anzugreifen – ein Grund für die häufigen Rückfälle.
Die medikamentöse Behandlungsdauer und -intensität der bakteriellen Vaginose richtet sich nach der Schwere der Erkrankung, den Begleitumständen sowie der Fähigkeit der Vaginalflora, sich zu erholen. Ein Nachteil von Antibiotika ist, dass nicht nur die krankmachenden Bakterien, sondern auch die Milchsäurebakterien absterben. Die Folge davon kann eine Pilzinfektion der Scheide (Candidose) sein, die sich durch Juckreiz und einen dicklichen, weißen Ausfluss äußert. Um die Behandlung der bakteriellen Vaginose zu unterstützen, helfen Laktobazillus-Präparate, das heißt Zäpfchen oder Kapseln mit Milchsäurebakterien, den pH-Wert der Scheide wieder zu senken. Diese sind auch hilfreich, um Rückfällen vorzubeugen.
Was können Sie selbst bei einer bakteriellen Vaginose tun?
Geschlechtsverkehr gilt als einer der wahrscheinlichen Auslöser der bakteriellen Vaginose. Daher schützt Safer Sex, also der Sex mit einem Kondom, vor der Übertragung von Bakterien und damit einem Ungleichgewicht in der Scheidenflora. Für einen niedrigen pH-Wert in der Scheide ist es auch wichtig, Stress zu vermeiden und auf eine gesunde Scheidenhygiene zu achten. Ist eine bakterielle Vaginose überstanden, so lassen sich Rückfälle mit Vaginalzäpfchen mit Milchsäurebakterien verhindern. Mit Teststäbchen aus der Apotheke kann der pH-Wert der Scheide kontrolliert werden. Regelmäßig durchgeführt, warnt er früh vor einer bakteriellen Vaginose.
Veröffentlicht am: 25.01.2022
Letzte Aktualisierung: 27.07.2023
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ICD Code(s)
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ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
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