Blinddarmentzündung - Symptome, Ursachen und Behandlung

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Stechende oder ziehende Schmerzen im rechten Unterbauch, Übelkeit, Erbrechen, Fieber: Durch diese Symptome macht sich eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) in der Regel bemerkbar. Um genau zu sein, ist nicht der Blinddarm an sich entzündet, sondern nur dessen sogenannter Wurmfortsatz. Eine Appendizitis kann unkompliziert, kompliziert oder chronisch wiederkehrend verlaufen. Ihre Ursache ist immer noch unklar, doch gibt es Vermutungen, wie sie entsteht. Die Therapie umfasst in den meisten Fällen eine Operation, in der Chirurgen den Wurmfortsatz entfernen. Dies geschieht entweder im Rahmen eines offenen Eingriffs, bei dem die Bauchdecke geöffnet wird, oder minimalinvasiv per Bauchspiegelung („Schlüssellochtechnologie“). Die Erkrankung tritt besonders häufig bei Kindern und Jugendlichen auf, kann aber auch Erwachsene treffen.
Was ist eine Blinddarmentzündung?
Bei einer akuten Blinddarmentzündung – medizinisch Appendizitis – ist nicht der eigentliche Blinddarm entzündet, sondern nur dessen wurmartig geformter Fortsatz. Hierbei handelt es sich um ein etwa acht Zentimeter langes, schlauchartiges Gebilde, dessen Innenwände mit Schleimhaut überzogen sind. Unter den akuten Erkrankungen des Bauchraums gehört die Appendizitis zu den häufigsten. An ihr erkrankt hierzulande jedes Jahr etwa 1 von 1.000 Personen. Grundsätzlich kann eine akute Appendizitis in jedem Alter auftreten, wobei Kinder und Jugendliche besonders häufig betroffen sind.
Je nach Schwere der Erkrankung unterscheiden Ärzte drei Arten von Blinddarmentzündungen:
Unkomplizierter Verlauf
Bei dieser Form der Appendizitis ist der Wurmfortsatz lediglich entzündet. Bei den Betroffenen lassen sich weder absterbendes Gewebe noch eine bakteriell bedingte, eitrige Entzündung des Bindegewebes feststellen. Auch freie eitrige Flüssigkeit sowie eine abgekapselte Ansammlung von Eiter (Abszess ) finden sich nicht. Den häufig verwendeten Begriff „Blinddarmreizung“ definiert die aktuelle Behandlungsleitlinie als unkomplizierten Verlauf.
Komplizierter Verlauf
Unter einem komplizierten Verlauf leiden etwa zwei bis drei von zehn Personen mit einer Appendizitis. „Kompliziert“ bezieht sich auf die Tatsache, dass sich bei diesem Verlauf der Blinddarmentzündung Eiter bildet – zum Beispiel in Form eines Abszesses oder durch absterbendes Gewebe (Nekrose). Durch diese Prozesse kann das Gewebe des Wurmfortsatzes brüchig werden und reißen (Blinddarmdurchbruch). Hierbei besteht die Gefahr, dass Eiter, Darminhalt und Bakterien, die aus dem Wurmfortsatz in die Bauchhöhle austreten, eine Blutvergiftung oder eine potenziell lebensgefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) verursachen können. Ein Blinddarmdurchbruch erfordert daher stets schnelles medizinisches Eingreifen.
Chronisch-rezidivierender Verlauf
Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form des unkomplizierten Verlaufs. Die chronisch-rezidivierende Appendizitis ist dadurch gekennzeichnet, dass sie immer wieder von Neuem auftritt und sich dann zurückbildet.
Was sind die Symptome einer Blinddarmentzündung?

Eine Appendizitis zeigt sich typischerweise durch stechende oder ziehende Schmerzen im rechten Unterbauch, denen Beschwerden im Oberbauch und rund um den Nabel vorausgehen. Weitere Symptome sind mangelnder Appetit, Übelkeit und Erbrechen. Viele Betroffene entwickeln auch Fieber, ein allgemeines Krankheitsgefühl und klagen über Verstopfung oder Durchfall. Außerdem sind Schmerzen beim Wasserlassen möglich, weil die Blinddrmentzündung den Harnleiter bakteriell reizen kann. Zusätzlich nehmen erkrankte Personen oft eine schmerzlindernde Schonhaltung ein, indem sie die Hüfte beugen.
Mitunter kann es schwierig sein, eine Blinddarmentzündung zweifelsfrei zu diagnostizieren – etwa dann, wenn Kinder oder ältere Menschen nur leichte Symptome aufweisen oder Schwangeren lediglich der Oberbauch wehtut, was auch ohne Appendizitis vorkommen kann.
Wie entsteht eine Blinddarmentzündung?
Wodurch eine Blinddarmentzündung genau entsteht, ist wissenschaftlich nicht wirklich geklärt. Forscher vermuten, dass der Wurmfortsatz durch verhärteten Kot (Kotsteine) verstopfen und sich nicht mehr richtig entleeren kann, was zur Entzündung führt. Gleiches gilt, wenn er einen Knick aufweist oder Viren, Bakterien oder Parasiten in ihn eingedrungen sind. Eine andere These besagt, dass der Wurmfortsatz an Volumen zunimmt, wenn in seinem Inneren Abwehrzellen des Immunsystems gebildet werden, die der Körper benötigt, um zum Beispiel Infektionen zu bekämpfen.
Wie stellt der Arzt eine Blinddarmentzündung fest?
Die erste Maßnahme des Arztes besteht darin, sich nach der Krankengeschichte der betreffenden Person und deren Symptomen zu erkundigen (Anamnese). Wo genau im Bauch sitzt der Schmerz? Gibt es weitere Beschwerden wie Fieber, mangelnden Appetit oder Erbrechen? Wichtig ist auch zu erfahren, ob entzündliche Darmerkrankungen wie zum Beispiel Morbus Crohn vorliegen oder der Betroffene Grunderkrankungen aufweist wie Nierensteine, eine krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose) oder Ausstülpungen im Dickdarm (Divertikulose).
Sind diese und weitere Fragen geklärt, folgt eine eingehende körperliche Untersuchung. Hierbei tastet der Mediziner den Bauchraum ab und übt dabei gezielt Druck auf bestimmte Stellen aus, die bei einer Appendizitis zuverlässig Schmerzen hervorrufen. Lässt sich zudem eine Abwehrspannung im unteren rechten Bauch erspüren, deutet auch dies auf einen entzündeten Blinddarm hin. Ein weiteres diagnostisches Mittel besteht darin, die betreffende Person auf einem Bein hüpfen zu lassen, was ebenfalls Schmerzen auslöst.
Auch wenn die körperliche Untersuchung klare Hinweise auf eine Blinddarmentzündung erbracht hat, ist es wichtig, die Diagnose weiter abzusichern. Dies geschieht vor allem durch die Abgabe einer Blut- und Urinprobe, um die Entzündungswerte zu ermitteln und Harnwegsinfekte beziehungsweise einen entzündeten rechten Harnleiter auszuschließen. Außerdem folgt häufig eine Ultraschalluntersuchung. Lässt sich die Diagnose auf diese Weise nicht bestätigen, sollte ein weiteres bildgebendes Verfahren herangezogen werden – wie eine Computertomografie oder eine Kernspintomografie (auch Magnetresonanztomografie/MRT).
Wie behandelt der Arzt eine Blinddarmentzündung?
Steht fest, dass es sich um eine Appendizitis handelt, besteht die Therapie der Wahl meist darin, den entzündeten Wurmfortsatz innerhalb von zwölf bis 24 Stunden operativ zu entfernen. Ziel ist es, einen Blinddarmdurchbruch zu verhindern. Allein in Deutschland finden jedes Jahr mindestens 135.000 Blinddarm-Operationen statt, um den entzündeten Wurmfortsatz zu entfernen (Appendektomie ). Hierzu stehen zwei Operationstechniken zur Verfügung: eine minimalinvasive und eine offene.
Wie der Name schon sagt, wird beim offenen Verfahren die Bauchdecke geöffnet, und zwar durch einen größeren Bauchschnitt. Mediziner sprechen hier von einer Laparotomie. Dadurch erhalten sie einen gut überschaubaren Zugang zum Operationsgebiet, um den Wurmfortsatz entfernen zu können.
Das – auch als Laparoskopie oder Bauchspiegelung bezeichnet – gilt heute als Methode der Wahl bei einer Blinddarmentzündung. Hierbei setzt der Chirurg lediglich drei kleine Schnitte in die Bauchdecke, um darüber das Operationsbesteck inklusive einer winzigen Kamera in die Bauchhöhle einzuführen („Schlüssellochtechnologie“). Gegenüber der offenen Variante hat es den Vorteil, dass der Operierte anschließend in der Regel weniger Schmerzen hat, es seltener zu Wundinfektionen kommt und er schneller das Krankenhaus verlassen kann.
Vor allem bei unkomplizierten Blinddarmentzündungen entscheiden sich Ärzte manchmal gegen eine Operation und verordnen stattdessen Antibiotika, um die Beschwerden abklingen zu lassen. Allerdings steigt dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass die Appendizitis wiederkehrt. Bei komplizierten Verläufen werden Antibiotika meist begleitend zur Operation verordnet.
Was können Sie selbst bei einer Blinddarmentzündung tun?
Solange die Blinddarmentzündung besteht und Beschwerden verursacht, können Betroffene nichts tun, außer zum Arzt zu gehen und sich behandeln zu lassen.
Im Anschluss an die Operation ist es wichtig, sich ausreichend Ruhe zu gönnen und auf abrupte Bewegungen zu verzichten, da diese schmerzverstärkend wirken. Vor allem nach einem offenen Eingriff empfiehlt es sich, in den darauffolgenden Wochen keine schweren Lasten zu heben oder zu tragen, da dies den Heilungsprozess der Bauchwand beeinträchtigt. Auch auf sportliche Aktivitäten sollte möglichst verzichtet werden.
Da jeder Mensch ein anderes Schmerzempfinden hat, können frisch operierte Personen ihren Arzt um Schmerzmittel bitten.
Auch wenn man einer Blinddarmentzündung nicht vorbeugen kann, sorgt eine vollwertige und ballaststoffreiche Ernährung mit frischen Lebensmitteln dafür, den Darm gesund zu halten.
Veröffentlicht am: 21.02.2025
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Quellen
[1]: Amboss. Appendizitis. https://www.amboss.com/de/wissen/Appendizitis/
[2]: IQWiG. Blinddarmentzündung (Appendizitis). https://www.gesundheitsinformation.de/blinddarmentzuendung-appendizitis.html
[3]: IQWiG. Blinddarm-OP – minimalinvasiv oder offen? https://www.gesundheitsinformation.de/blinddarm-op-minimalinvasiv-oder-offen.html
[4]: AWMF online. S1-Leitlinie Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen.
https://register.awmf.org/assets/guidelines/088-011l_S1_Therapie-akute-Appendizitis-bei-Erwachsenen_2021-12.pdf
[5]: Bundesärztekammer. Blinddarmentzündung: Appendektomie ist kein Muss.
https://www.aerzteblatt.de/archiv/199358/Blinddarmentzuendung-Appendektomie-ist-kein-Muss
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