Eosinophile Ösophagitis

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Die eosinophile Ösophagitis zeichnet sich dadurch aus, dass sich eine bestimmte Gruppe von Immunzellen in der Schleimhaut ansiedeln und zu einer Entzündung führen. Dabei handelt es sich um eosinophile Granulozyten, die eng mit allergischen Reaktionen in Verbindung stehen. Daher wird diese Form der Speiseröhrenentzündung zu den Nahrungsmittelallergien gezählt. Betroffene Menschen haben in der Regel Schluckprobleme. Diese Erkrankung ist nicht heilbar, lässt sich aber durch bestimmte Maßnahmen eindämmen. Eine davon ist, allergenhaltige Nahrungsmittel strikt zu vermeiden.
Was ist eine eosinophile Ösophagitis?
Bei der eosinophilen Ösophagitis handelt es sich um eine chronische Entzündung der Schleimhaut in der Speiseröhre. Die Erkrankung schreitet langsam voran und wird oft erst bei stärkeren Beschwerden auffällig. Sie ist dadurch charakterisiert, dass eine bestimmte Gruppe von Zellen der Immunabwehr, die eosinophilen Granulozyten, die Schleimhaut der Speiseröhre besiedeln. Allgemein ist die Zahl eosinophiler Granulozyten erhöht, wenn der Körper allergisch reagiert.
Diese Erkrankung wurde das erste Mal Anfang der 1990er-Jahre beschrieben. Seitdem nehmen die Diagnosen zu – besonders in den westlichen Industrienationen. Da neben der genetischen Veranlagung vor allem immunologische und umweltbedingte Faktoren als Auslöser gelten, wird die Zunahme der Erkrankungen nicht nur auf eine verbesserte Diagnostik zurückgeführt.
Mit einem Verhältnis von 1: 3 sind weniger Frauen als Männer von der eosinophilen Ösophagitis betroffen. Dabei liegt das häufigste Erkrankungsalter zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Mit einer konsequenten Behandlung und entsprechender Anpassung der Ernährung lässt sich die Erkrankung eindämmen, jedoch nicht heilen.
Was sind die Symptome einer eosinophilen Ösophagitis?
Die Symptome können sich von Mensch zu Mensch unterscheiden und hängen auch vom Alter ab. Bei Jugendlichen und Erwachsenen dominieren die Schluckbeschwerden (Dysphagie) und die Bolusobstruktion. Das bedeutet, dass feste Nahrung wie Brot oder Fleisch in der Speiseröhre stecken bleiben, weil sich die dortige Muskulatur verkrampft und verhindert, dass der Nahrungsbrei in den Magen weitertransportiert wird (es wird auch die Bezeichnung „Steakhouse Syndrom“ verwendet).
Weitere typische Symptome, die alle betroffenen Menschen bei einer eosinophilen Ösophagitis spüren können, sind:
- Kloßgefühl (Globusgefühl)
- Schmerzen hinter dem Brustbein (retrosternaler Schmerz)
- Sodbrennen (Reflux)
- Oberbauchbeschwerden
Diese Symptome können allerdings auch auf andere Erkrankungen hinweisen.
Kinder verweigern zusätzlich zu den genannten Symptomen häufig feste Nahrung, beschweren sich über Übelkeit und müssen würgen oder erbrechen. Diese Erfahrung führt oft zu weniger Appetit und damit gegenüber Gleichaltrigen auch zu einer verminderten körperlichen Entwicklung. Eine frühzeitige Behandlung ist daher wichtig.
Erwachsene mit eosinophiler Ösophagitis sind dagegen typischerweise normalgewichtig. In der Regel entwickeln sie Strategien, um Schluckbeschwerden zu umgehen und vermeiden so gleichzeitig eine verminderte Kalorienaufnahme. Dazu gehört beispielsweise, dass sie
- die Nahrung besonders lang und gründlich kauen oder jeden Bissen sehr klein schneiden.
- während der Mahlzeit viel nachtrinken.
- Gerichte oft mit viel Soße essen.
- bestimmte Lebensmittel wie Äpfel oder Brot ebenso meiden wie Tabletten, die sich schwer schlucken lassen.
Bei der eosinophilen Ösophagitis handelt es sich um eine langsam voranschreitende Entzündung. Dass sich die Essgewohnheiten verändern oder im Verlauf der Jahre verändert haben, fällt den betroffenen Menschen in der Regel nicht auf.
Wie entsteht eine eosinophile Ösophagitis?
Die genauen Ursachen für diese Erkrankung sind noch nicht vollständig geklärt – allerdings ordnen Mediziner die eosinophile Ösophagitis der Nahrungsmittelallergie zu. Der Grund dafür ist, dass bestimmte Lebensmittel oder -bestandteile nach Kontakt mit der Schleimhaut der Speiseröhre eine allergische Reaktion hervorrufen. Die Antigene aus der Nahrung aktivieren die T-Zellen, eine bestimmte Gruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) des Immunsystems. Diese setzen Signalstoffe (Zytokine) frei, welche wiederum die eosinophilen Granulozyten dazu veranlassen, aus der Blutbahn in die Schleimhaut der Speiseröhre zu wandern. Dort rufen sie dann eine chronische Entzündung hervor.
Unbehandelt kommt es durch die andauernd entzündete Schleimhaut in der Speiseröhre dazu, dass sich das Gewebe verändert. So bilden sich beispielsweise Längsfurchen, welche die gesamte Länge der Speiseröhre durchziehen können. Typisch sind daneben auch
- ringförmige Schleimhautveränderungen,
- Ödeme,
- Exsudate (Flüssigkeitsaustritt aus Blut- oder Lymphgefäßen als Folge einer Entzündung und bei fortgeschrittener Erkrankung)
- Strikturen, bei denen es sich um eine hochgradige Verengung der Speiseröhre handelt.
Ein Risikofaktor scheint neben der genetischen Veranlagung ein generell überempfindliches Immunsystem zu sein. Daher geht die eosinophile Ösophagitis oft mit allergischem Schnupfen (Rhinitis allergica) oder Asthma bronchiale einher. In diesem Zusammenhang ist unter Medizinern die Hygiene-Hypothese im Gespräch.
Wie erkennt der Arzt eine eosinophile Ösophagitis?
Die hausärztliche Praxis ist die erste Anlaufstelle, wenn es um Beschwerden geht, die den Magen-Darm-Trakt betreffen. Allerdings lässt sich eine eosinophile Ösophagitis während des Patientengesprächs (Anamnese) und durch einen Blick in den Rachen nicht feststellen, sondern nur eine Reizung. Da diese Symptome auch von Sodbrennen (Reflux) ausgelöst werden, kann es sein, dass der Arzt zunächst einen Magensäurehemmer (Protonenpumpenhemmer) verschreibt. Lassen die Symptome nach und kehren sie bei gleichbleibenden Ernährungsgewohnheiten nicht wieder, lässt sich eine eosinophile Ösophagitis oft ausschließen.
Bleiben die Symptome nach etwa zwei Monaten weiter bestehen, folgt in der Regel die Überweisung zum Gastroenterologen. Dieser untersucht die Speiseröhre mit einem langen, schmalen und biegsamen Endoskop (Ösophagoskopie). Dieses führt er nach einer örtlichen Betäubung oder im Rahmen einer Vollnarkose über den Mund in die Speiseröhre ein. So ist es ihm möglich, die Schleimhaut der Speiseröhre mittels einer kleinen Kamera, die am anderen Ende angebracht ist, auf einem Monitor zu betrachten. Zeigt diese entzündeten Bereiche oder die charakteristischen Längsfurchen, entnimmt er an verschiedenen Stellen der Speiseröhre eine Schleimhautprobe (Biopsie). Die Untersuchung wird ambulant durchgeführt.
In der Biopsie finden sich oft erste Hinweise auf eine eosinophile Ösophagitis. Das können beispielsweise sein:
- Eine hohe Zahl eosinophiler Granulozyten
- Krankhaft vermehrtes Bindegewebe (Fibrose)
- Eine erhöhte Anzahl an weiteren Zellen des Immunsystems, den Mast- und B-Zellen
Mit einer unterstützenden Ösophagografie lassen sich in der Speiseröhre zudem Strikturen, also Verengungen, sichtbar machen. Dabei handelt es sich um eine Röntgenkontrastuntersuchung. Daneben können auch erhöhte Marker wie Immunglobuline oder eosinophile Granulozyten im Blut auf eine allergische Reaktion hinweisen. Auch Allergietests nach den Prick- oder Atopie-Patch-Verfahren unterstützen dabei herauszufinden, ob die Entzündung von einer Allergie herrührt.
Wie lässt sich eine eosinophile Ösophagitis therapieren?
Die eosinophile Ösophagitis lässt sich nicht heilen, aber die Symptome durch bestimmte Maßnahmen lindern. Noch während der Ösophagoskopie ist es möglich, bei einer fortgeschrittenen Erkrankung die Strikturen zu beheben. Um die Entzündung einzudämmen und ein Wiederauftreten zu verhindern, verschreibt der Arzt für etwa drei Monate Glukokortikoide (Kortison) und Protonenpumpenhemmer. Zudem empfiehlt er den strikten Verzicht auf Nahrungsmittel, welche die auslösenden Allergene enthalten. Sind die Auslöser der eosinophilen Ösophagitis trotz der Allergietests nicht feststellbar, ist es sinnvoll, ein Leben lang von den sechs häufigsten Allergieauslösern Abstand zu halten:
- Milch und Milchprodukte
- Weizen
- Erdnüsse
- Seltener Soja, Schalentiere/Meeresfrüchte, Fisch
Die Entzündung kann zu jedem Zeitpunkt im Leben wieder auftreten, wenn entsprechende allergenhaltige Lebensmittel gegessen werden.
Was können Sie selbst bei einer eosinophilen Ösophagitis tun?
Stellen Sie über einen längeren Zeitraum fest, dass sie Schluckbeschwerden haben oder ein Kloßgefühl im Hals nicht nachlässt, ist es sinnvoll, zum Arzt zu gehen. Denn oft wird beides von Sodbrennen, also einem Zurückfließen von Magensäure in die Speiseröhre ausgelöst. Da die Schleimhaut hier eine andere Beschaffenheit aufweist als jene im Magen, wird sie schneller geschädigt. Die Folgen können die Symptome einer entzündeten Speiseröhre sein, aber auch Speiseröhrenkrebs.
Steht die Diagnose eosinophile Ösophagitis fest, ist es wichtig, Allergene strikt zu vermeiden. So lässt sich verhindern, dass die Entzündung wieder aufflammt. Auch ist es ratsam, regelmäßige Kontrolltermine zur Ösophagoskopie wahrzunehmen.
Veröffentlicht am: 21.01.2025
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ICD Code
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
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Quellen:
[1] Dellon ES, Hirano I. Epidemiology and Natural History of Eosinophilic Esophagitis. Gastroenterology. 2018 Jan;154(2):319-332.e3.
[2] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Eosinophile Ösophagitis. https://www.pschyrembel.de/Eosinophile%20%C3%96sophagitis/K0PKN
[3] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Granulozyten. https://www.pschyrembel.de/Granulozyten/K094B
[4] Allergieinformationsdienst. Eosinophile Erkrankungen des Verdauungstraktes. https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/eosinophile-erkrankung-des-verdauungstrakts.html
[5] Allergieinformationsdienst. Die Hygiene-Hypothese. https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-allergie/risikofaktoren/die-hygienehypothese.html
[6] Springer.Medizin. e.Medpedia. Eosinophile Ösophagitis. https://www.springermedizin.de/emedpedia/dgim-innere-medizin/eosinophile-oesophagitits?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54676-1_306
[7] Schweizerische Vereinigung Eosinophile Ösophagitis. https://www.e-oe.ch/diet_diaet.75de.html
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