Hormonersatztherapie - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Häufig leiden Frauen in den Wechseljahren unter Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Manchen Frauen macht diese Hormonumstellung so zu schaffen, dass sie sich für eine Hormonersatztherapie interessieren, in der Hoffnung, dadurch ihre Lebensqualität verbessern zu können. Aufgrund ihrer Nebenwirkungen wird Hormonersatztherapie allerdings nur in schweren Fällen empfohlen. Um die Folgen des natürlichen Hormonmangels abzumildern oder zu beseitigen, sind Östrogen- und Östrogen-Gestagen-Präparate in unterschiedlichen Darreichungsformen verfügbar.
Was ist eine Hormonersatztherapie?
Bei der Hormonersatztherapie(HET) werden Beschwerden und Erkrankungen, die durch einen Hormonmangel ausgelöst wurden, mithilfe von Hormonpräparaten behandelt. Im engeren Sinne allerdings versteht man unter der Hormonersatztherapie den künstlichen Ersatz von weiblichen Geschlechtshormonen in den Wechseljahren (Klimakterium).
Bei den meisten Frauen lässt zwischen Ende 30 und Anfang 40 die Produktion der Geschlechtshormone nach. Mit der Zeit sinken die Östrogen- und Progesteronspiegel soweit ab, dass sie nicht mehr ausreichen, um einen regelmäßigen Monatszyklus auszulösen. Die unregelmäßigen Blutungen sind ein Zeichen dafür, dass sich die Frau in den Wechseljahren befindet. Es treten Symptome auf wie Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, urologische und andere Beschwerden, welche die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit mancher Frauen beeinträchtigen können.
Das Ziel der Hormontherapie ist nicht, die ursprüngliche Hormonkonzentration wiederherzustellen, sondern die typischen Beschwerden der Wechseljahre zu beseitigen oder zu lindern. So kann die Hormonersatztherapie die Lebensqualität in den Wechseljahren verbessern.
Wann wird die Hormonersatztherapie eingesetzt?
Die Wechseljahresbeschwerden werden von jeder Frau anders empfunden. Nicht immer ist eine Behandlung mit der Hormonersatztherapie notwendig. Dies richtet sich nach der Intensität der Beschwerden, etwa nach der Stärke der Hitzewallungen, oder danach, ob medizinisch notwendige Gründe vorliegen, wie der Gewebeschwund der genitalen Schleimhaut (Atrophie). Diese Art von Beschwerden kann durch die Hormonersatztherapie ursächlich behandelt werden. Weniger eignet sich die hormonelle Substitution jedoch, um Erkrankungen wie Osteoporose oder Depressionen vorzubeugen – beide Erkrankungen können ebenfalls Folge des abgesenkten Hormonspiegels sein.
Zu Beginn der Hormonersatztherapie stehen das Alter der Frau und der Zeitpunkt der individuellen Menopause im Fokus. Idealerweise beginnt die Hormonersatztherapie mit dem Eintritt in die Wechseljahre, jedoch sollte die Frau dann nicht älter als 60 Jahre sein. Treten die Beschwerden erst auf, wenn die Menopause bereits seit einiger Zeit begonnen hat, so dürfen zwischen dem Eintritt der Menopause und dem Beginn der Behandlung nicht mehr als zehn Jahre vergangen sein. Es sollten keine Gegenanzeigen oder erhöhte Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Brustkrebs vorliegen.
Welche Präparate werden bei der Hormonersatztherapie eingesetzt?
Während der Wechseljahre stehen für die Hormonersatztherapie folgende Präparate zur Verfügung:
- Östrogen-Gestagen-Präparate
- Östrogen-Präparate
Östrogen-Gestagen-Präparate werden in den meisten Fällen für die Hormonersatztherapie verschrieben. Diese Sexualhormone werden vor Beginn der Wechseljahre hauptsächlich in den Eierstöcken hergestellt. Reduzieren diese die Produktion der Hormone, sinkt der Hormonspiegel, und es kommt zu den typischen Wechseljahresbeschwerden. Östrogen-Gestagen-Präparate können diese Beschwerden lindern.

Für die Hormonersatztherapie sind Östrogen-Gestagen-Präparate in verschiedenen Darreichungsformen verfügbar:
- als Tablette oder Kapsel zum Schlucken,
- als Nasenspray,
- als Pflaster,
- als Gel zum Auftragen auf die Haut,
- als Spritze,
- zum Einführen in die Scheide als Creme, Tablette, Zäpfchen oder Scheidenring.
Reine Östrogen-Präparate gleichen den Mangel an Östrogenen aus. Allerdings kommen sie in der Hormonersatztherapie nur zum Einsatz, wenn der Frau bereits die Gebärmutter entfernt wurde. Denn reine Östrogen-Präparate haben den Nachteil, dass sie Wucherungen in der Gebärmutterschleimhaut(Endometrium) verursachen können, die sich manchmal zu Endometrium- oder Gebärmutterkörperkrebs entwickeln. Die Östrogen-Gestagen-Kombination verhindert dies. Die reinen Östrogen-Präparate sind in Form von Tabletten, Cremes, Pflastern oder Spritzen erhältlich.
Wie läuft die Hormonersatztherapie ab?
Bevor der Gynäkologe die Hormonersatztherapie empfiehlt und mit der Behandlung beginnt, untersucht und berät er die Patientin hinsichtlich ihrer Vorteile und Risiken. Zudem bestimmt er mittels Blutuntersuchung den Hormonspiegel. Wichtig bei der Behandlung mit Hormonen ist, dass die niedrigste effektive Dosis über den individuell erforderlichen Behandlungszeitraum eingenommen wird.
Über den Zeitraum der Behandlungsdauer von drei bis fünf Jahren werden bei den regelmäßigen, jährlichen Kontrolluntersuchungen der Blutdruck und das Körpergewicht gemessen, sowie eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt. Diese schließt die Untersuchung der Brüste mit ein. Bei dieser Gelegenheit kann die Frau mit dem Arzt besprechen, ob die Wechseljahresbeschwerden zurückgegangen sind und wie zufrieden sie mit der Behandlung ist.
Über die Dauer einer Hormonersatztherapie gibt es bislang keine verbindliche Empfehlung. Beendet wird die Behandlung meist nach drei bis fünf Jahren in Absprache mit dem behandelnden Gynäkologen. Dabei wird die Hormondosis über zwei bis drei Monate langsam gesenkt und so das Medikament „ausgeschlichen“. Treten in dieser Zeit wieder Beschwerden auf, kann die Hormondosis noch mal angepasst werden.
Was sind die Vorteile und Risiken einer Hormonersatztherapie?
Die Behandlung mit Hormonpräparaten birgt viele Vorteile für die Frau. So bessert sich häufig der Schlaf vieler Frauen, wenn sie vorher nachts von Hitzewallungen oder Schweißausbrüchen gestört wurden. Weitere Beschwerden, welche die Lebensqualität beeinträchtigen und die durch die verordneten Hormone gelindert werden können:
- Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen,
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr,
- Leistungs- und Gedächtnisstörungen,
- Knochen und Gelenkbeschwerden,
- urogenitale Beschwerden.
Jedoch gibt es kein wirksames Medikament ohne Nebenwirkungen. Daher sollten während des Beratungsgesprächs mit dem Gynäkologen der persönliche Leidensdruck der Frau und die Ausprägung der Beschwerden gegenüber ihren Risiken abgewogen werden.
So gibt es gesundheitliche Konstellationen, bei denen eine Hormonbehandlung einen deutlichen Nutzen hätte, aber nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden sollte. So sollte zum Beispiel bei Frauen ab 60 Jahren vor einer geplanten Hormonersatztherapie eine strenge Nutzen-Risiko-Abschätzung erfolgen, da bei veranlagten Frauen in diesem Alter das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ansteigt.
Auch die Dauer der Hormonersatztherapie kann zu einem Risiko für die Frau werden. Dauert die Langzeitanwendung von Östrogen-Gestagen-Präparaten länger als drei bis fünf Jahre, kann ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs nicht ausgeschlossen werden.
Bei einer Östrogen-Monotherapie ist das Risiko für ein Endometriumkarzinom erhöht, wenn das Präparat zwei bis drei Jahre angewendet wurde. Dieses Risiko wird reduziert, wenn zusätzlich Gestagene eingenommen werden.
Weitere Risiken bei der Einnahme von Östrogen-Gestagen-Präparaten und reinen Östrogen-Präparaten während der Hormonersatztherapie sind:
- Schlaganfall,
Thromboembolien, das heißt Blutgerinnsel zum Beispiel in den Beinen oder in der Lunge.
Was passiert nach der Hormonersatztherapie?
Es gibt keine allgemeingültige Aussage darüber, was passiert, wenn die Frau die Hormonersatztherapie nach drei bis fünf Jahren absetzt. Möglich ist, dass die Beschwerden durch die Behandlung nur aufgeschoben werden und nach dem Absetzen wiederkehren. Wurden die Östrogen-Gestagen-Präparate länger als fünf Jahre angewendet, bleibt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, weiterhin erhöht.
Veröffentlich am: 02.02.2022
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