Hüftschnupfen - Symptome, Behandlung und Ursachen

Schnelleinstieg in unsere Themen
Der Hüftschnupfen ist eine harmlose, aber schmerzhafte Erkrankung des Hüftgelenks. Er zeigt sich überwiegend bei kleinen Kindern zwischen fünf und sechs Jahren, aber auch andere junge Altersgruppen können betroffen sein. Dabei entzünden sich die Gelenkinnenhäute einer Hüfte, was einen Erguss und damit eine Schwellung des Hüftgelenks zur Folge hat. Dadurch ist es in seiner Beweglichkeit eingeschränkt und das Kind fängt an zu hinken – oder Kleinkinder zu krabbeln. Wenn das Bein geschont wird, halten die Beschwerden oft nur wenige Tage an. Dennoch ist ein Arztbesuch unbedingt sinnvoll, um dringend behandlungsbedürftige Erkrankungen wie eine bakterielle Hüftgelenksentzündung oder Leukämie auszuschließen.
Was ist ein Hüftschnupfen?
Der Hüftschnupfen (Coxitis fugax) tritt in erster Linie bei Kindern zwischen drei und zehn Jahren auf, am häufigsten jedoch zwischen dem fünften und sechsten Lebensjahr. Dabei handelt es sich um eine nicht bakterielle Entzündung der Kapsel des Hüftgelenks. Diese folgt oft um zwei bis drei Wochen zeitversetzt auf eine Erkältung oder einen Magen-Darminfekt. In der Regel betrifft sie nur eine Seite der Hüfte. Charakteristisch für den Hüftschnupfen ist, dass die Beschwerden schnell und allein durch Schonung folgenlos abklingen – darauf bezieht sich auch der Namenszusatz fugax, was im Lateinischen flüchtig oder vorübergehend bedeutet.
Jungen sind etwa doppelt so häufig vom Hüftschnupfen betroffen wie Mädchen. Selten tritt diese harmlose Erkrankung auch bei älteren Jugendlichen und bei Erwachsenen auf.
Wie äußert sich der Hüftschnupfen?

Der Hüftschnupfen tritt plötzlich auf und äußert sich durch ein verändertes Gangbild. Da das Kind das Bein nicht mehr belasten möchte, fängt es an zu hinken und nimmt eine Schonhaltung ein, indem es die Hüfte nach außen rotiert. Darüber hinaus klagt es über Schmerzen, die in den Oberschenkel oder das Knie ausstrahlen. Auch Leistenschmerzen sind möglich.
Viele Kleinkinder weigern sich häufig, selbstständig zu laufen und wollen dann getragen werden, liegen bleiben oder fangen wieder an zu krabbeln. Von diesen Symptomen abgesehen, treten beim Hüftschnupfen keine weiteren Krankheitszeichen wie Fieber oder ein generelles Unwohlsein auf.
Was verursacht den Hüftschnupfen?
Die genaue Ursache des Hüftschnupfens ist noch nicht gänzlich geklärt. Da er jedoch häufig um zwei bis drei Wochen versetzt auf einen Infekt der oberen Atemwege oder auch des Darmtrakts folgt, zählen diese als Auslöser. Es wird davon ausgegangen, dass die Reaktion des Immunsystems dazu führt, dass die Schleimhaut, welche die Gelenksinnenseite auskleidet (Synovialis), gereizt wird und sich entzündet. In der Folge sondert die Gelenksinnenhaut eine Flüssigkeit ab, die sich im Gelenkspalt ansammelt und so die Gelenkkapsel schmerzhaft dehnt. Durch diesen Erguss wird das Gelenk weniger beweglich.
Wie stellt der Arzt die Diagnose Hüftschnupfen?
Werden Eltern mit einem Kind in der Praxis vorstellig, das über Hüftschmerzen klagt und hinkt, wird der Kinderarzt in der Regel zunächst erfragen,
- seit wann die Symptome bestehen,
- ob sich das Kind vielleicht beim Spielen verletzt haben könnte,
- ob beispielsweise eine Erkältung, Mittelohrentzündung oder eine Magen-Darm-Erkrankung vorausgegangen sind oder
- ob weitere Anzeichen von Unwohlsein wie Fieber aufgetreten sind.
Nach dieser Anamnese lässt er das Kind womöglich ein paar Schritte gehen, um das Gangbild zu begutachten. Zusätzlich wird er untersuchen, inwieweit das Gelenk in seiner Bewegung eingeschränkt ist und ob er es nach innen rotieren kann. Außerdem wird er beide Hüftgelenke mittels Ultraschalls untersuchen. Stellt er einseitig einen Gelenkerguss fest, bestätigt sich der Verdacht meist auf einen Hüftschnupfen. Auch lässt er entnommenes Blut labortechnisch auf Entzündungsparameter hin untersuchen, die bei dieser Erkrankung in der Regel normal oder nur leicht erhöht sind.
Weitere Untersuchungen stellt der Arzt nur dann an, wenn die Symptome nicht innerhalb von zwei Wochen abklingen oder wenn sich bereits während der Untersuchung Zweifel einstellen. Denn nicht immer steckt hinter einem geschwollenen Hüftgelenk ein harmloser Hüftschnupfen. Daher ist es wichtig, diesen im Zweifel von einer bakteriellen Gelenksentzündung (bakterielle oder septische Coxitis) abzugrenzen. Stellt der Arzt beispielsweise eine warme Rötung an der Hüfte fest oder misst er Fieber, kann er zusätzliche bildgebende Verfahren veranlassen wie Röntgen oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Um die Diagnose zusätzlich abzusichern, kommt auch eine Punktierung des Gelenks infrage. Die so entnommene Gelenkflüssigkeit wird dann auf mögliche Bakterien untersucht.
Deuten die Untersuchungsergebnisse auf eine bakterielle Coxitis hin, ist eine rasche Behandlung mit Antibiotika wichtig, um eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) zu verhindern.
Doch auch wenn diese bedrohliche Erkrankung ausgeschlossen werden kann, sind weitere Untersuchungen nötig, wenn die Hüftschmerzen nicht abklingen, um andere Ursachen rechtzeitig erkennen und therapieren zu können. Unter anderem bei folgenden Beschwerden können die Symptome denen des Hüftschnupfens ähneln und eine Behandlung unbedingt notwendig machen:
- Leukämie
- Gut- oder bösartige Tumoren
- akute hämatogene Osteomyelitis; eine von Pilzen oder Bakterien verursachte Knochen(mark)infektion, die dringend behandelt werden muss
- Leistenbruch (Leistenhernie)
- Lyme-Borreliose (durch Zecken übertragbare Infektionskrankheit)
- Rheumatoide Arthritis
- Ablösen des Schenkelhalskopfes innerhalb der Schenkelhalswachstumsfuge (Epiphyseolysis capitis femoris)
- Morbus Perthes, einer seltenen Durchblutungsstörung, bei welcher das Knochengewebe im Bereich des Hüftkopfes abstirbt. Von dieser Erkrankung, die nicht ansteckend ist, sind Jungen häufiger betroffen.
Wie behandelt der Arzt den Hüftschnupfen?
Steht der Hüftschnupfen als Diagnose fest, ist es wichtig, das Bein zu schonen und zu entlasten – eine spezielle Behandlung ist nicht nötig. Starke Beschwerden lassen sich mit Schmerzmitteln lindern. Es kann sein, dass ältere Kinder eine Unterarmstütze (Krücke) erhalten, sodass sie das Gelenk auf dem Weg zur Schule weniger belasten müssen. Für kleinere Kinder kommt eventuell Bettruhe infrage. Ist das Gelenk sehr stark geschwollen, könnte der Arzt eine Punktion in Erwägung ziehen, um den Druck zu lindern.
Was können Sie selbst bei einem Hüftschnupfen tun?
In der Regel ist der Hüftschnupfen innerhalb von zwei Wochen überstanden. Sobald das Kind keine Beschwerden mehr hat, kann es die gewohnten sportlichen Aktivitäten wieder aufnehmen. Allerdings ist es wichtig, dass Sie darauf achten, es dabei langsam anzugehen. Länger warten sollten Sie vorsichtshalber bei Sportarten, welche die Hüfte stärker belasten. Dazu zählt Radfahren ebenso wie Fußball oder Joggen.
Ein Hüftschnupfen kann immer wieder auftreten. Auch wenn Ihr Kind diese Erkrankung bereits hatte, ist es wichtig, bei diesen Symptomen einen Arzt aufzusuchen, um andere ernsthaftere Erkrankungen auszuschließen.
Veröffentlicht am: 03.12.2024
____________________________________________________________________________________________________________________________
ICD Code(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
____________________________________________________________________________________________________________________________
Das könnte Sie auch interessieren
Quellen:
[1] Pschyrembel. Coxitis fugax. https://www.pschyrembel.de/H%C3%BCftschnupfen/B08RC/doc/
[2] Yagdiran A et al.: Hip pain in children. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 72–82. https://www.aerzteblatt.de/archiv/212227/Kindlicher-Hueftschmerz
[3] Deximed Hausarztwissen online. Coxitis fugax. https://deximed.de/home/klinische-themen/paediatrie/krankheiten/orthopaedie/coxitis-fugax
[4] Speer, CP et al (Hrsg.): Pädiatrie. 5. Auflage 2000, Springer Verlag
Unsere Qualitätssicherung

„Die Beratung und Information unserer Kunden liegt uns besonders am Herzen: Mit dem Ratgeber erhalten Sie kompaktes Apotheker-Wissen zu vielen Gesundheitsthemen – recherchiert und geschrieben von unserem Experten-Team."
Als leitende Apothekerin steht Theresa Holler mit Ihrem großen Apotheker-Team hinter unseren Ratgebern. Hier erhalten Sie immer fundiertes Wissen zu vielen verschiedenen Gesundheitsthemen. Mit dem Ratgeber von Shop Apotheke können Sie sich nicht nur schnell über verschiedene Themen informieren, Sie erhalten außerdem wichtige Apotheker-Tipps zu bewährten Arzneimitteln.