Nesselsucht - Ursache, Behandlung und Symptome

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Die Nesselsucht ist ein Hautausschlag mit typischen Hautveränderungen. Während die genaue Ursache nicht vollständig geklärt ist, sind verschiedene Auslöser bekannt. Darunter fallen Umwelteinflüsse wie Wärme und Druck, aber auch Infekte, Parasiten oder Erkrankungen können der Nesselsucht zugrunde liegen. Behandelt wird oft mit Antihistaminika oder Kortison. Sind die Auslöser bekannt, ist es wichtig, diese zu meiden.
Was ist eine Nesselsucht?
Bei der Nesselsucht oder Urtikaria handelt es sich um einen juckenden Hautausschlag, der mit typischen Hautveränderungen einhergeht. Die Nesselsucht zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen und ist nicht ansteckend. Oft bleiben die Auslöser für den Ausschlag unbekannt, in einigen Fällen lässt er sich aber auch identifizieren.
Die Nesselsucht wird in die akute, spontane, die chronisch spontane sowie in verschiedene weitere chronische Typen unterteilt. Von der akuten Form sind etwa 20 Prozent aller Menschen einmal im Leben betroffen. Darin sind alle Altersgruppen einbegriffen, allerdings tritt sie am häufigsten bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. Schätzungsweise leben etwa zwei Prozent der Allgemeinbevölkerung mit der chronischen Form.
Was sind die Symptome einer Nesselsucht?
Das Hauptsymptom der Nesselsucht ist die Quaddel. Dabei handelt es sich um oberflächliche rötliche Hauterhebungen unterschiedlicher Größe. Sie variieren zwischen wenigen Millimetern und dem Durchmesser eines Handtellers. Typischerweise jucken diese Hautveränderungen stark, seltener verbreiten sie ein brennendes Gefühl an der betroffenen Hautstelle. Charakteristisch für diesen Hautausschlag ist, dass die Betroffenen den erkrankten Hautbereich eher drücken und reiben, um den Juckreiz zu lindern. Seltener wird der Juckreiz durch Kratzen gelindert

Quaddeln sind flüchtige Hauterscheinungen: Sie treten plötzlich auf und können innerhalb einer Stunde oder eines Tages wieder abklingen und ein normales Hautbild hinterlassen. Entweder breiten sie sich über einen größeren Körperbereich aus oder treten konzentriert an einer Stelle auf. Manchmal wandert die Nesselsucht über den Körper: Wenn sie an einer Stelle abklingt, flammt sie kurze Zeit später an einer anderen auf.

Angioödeme sind ein weiteres Symptom für eine Nesselsucht. Sie können ohne oder mit Quaddeln zusammen in Erscheinung treten. Bei Angioödemen handelt es sich um eine plötzliche, unscharf begrenzte Schwellung, die unterhalb der äußeren Hautschicht in der Dermis und in der Unterhaut (Subkutis) auftritt. In manchen Fällen sind auch die Schleimhäute der Genitalien und im Hals-Nasen-Ohren-Bereich von Angioödemen betroffen. Gerade im Kopfbereich können die Schwellungen lebensbedrohlich werden. Angioödeme klingen oft innerhalb von wenigen Tagen ab.
Die Symptome der Nesselsucht bessern sich häufig, ohne dass die Erkrankung behandelt wurde: Bei der akuten Form oft schon nach wenigen Stunden oder innerhalb von sechs Wochen, bei den chronischen Formen nach Monaten bis Jahre. Bei den chronischen Formen der Nesselsucht ist die Lebensqualität oft eingeschränkt.
Wie entsteht eine Nesselsucht?
Verursacht wird die Nesselsucht durch ein überreagierendes Immunsystem: Bestimmte Zellen der körpereigenen Abwehr, die Mastzellen, werden durch einen Auslöser aktiviert und setzen verstärkt Histamin frei. Dieser Botenstoff erweitert die Blutgefäße in der Haut und macht ihre Wände durchlässiger. Dies begünstigt die Schwellung in Form von Quaddeln und Angioödemen, weil so Flüssigkeit aus den Gefäßen austreten und in den Hautschichten sammeln kann. Dies aktiviert Nervenzellen, wodurch der Juckreiz ausgelöst wird. Der genaue Mechanismus hinter der Nesselsucht ist allerdings noch nicht vollständig aufgeklärt.
Als Auslöser der spontanen Nesselsucht kommen in Betracht:
- Akute Infektionen mit Viren und Bakterien
- Medikamente wie Entzündungshemmer wie nicht-steroidale Antirheumatika, zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac, aber insbesondere Acetylsalicylsäure
- Allergien, zum Beispiel gegen bestimmte Nahrungsmittel oder Insektengifte
- Enge Kleidung
- Alkohol
Für die spontane chronische Nesselsucht werden hingegen anhaltende Infektionen verantwortlich gemacht, zum Beispiel durch bestimmte Bakterien wie Streptokokken oder das Magenbakterium Helicobacter pylori. Seltener treten Pilze als Auslöser in Erscheinung. Manchmal rufen auch Schilddrüsenerkrankungen wie eine Schilddrüsenüber - oder -unterfunktion, allergieähnliche Unverträglichkeitsreaktionen (Pseudoallergie) oder Autoimmunerkrankungen Quaddeln hervor.
In einigen Fällen lösen Umwelteinflüsse eine Nesselsucht aus:
- Mechanische Reize: wie zu enge Kleidung und ein zu enger Gürtel (Druckurtikaria) oder Vibrationen, wie sie ein Presslufthammer auslöst (Vibrationsurtikaria)
- Temperatur: Kontakt mit Eis, kaltem Wasser und Metallen (Kälteurtikaria). Diese Form der Nesselsucht kann lebensbedrohlich sein, wenn die Schleimhäute durch kalte Getränke deutlich anschwellen. Löst Wärme eine Nesselsucht aus, ist von einer Wärmeurtikaria die Rede.
- Licht: Tageslicht oder UVA-Strahlung durch Solarium oder Halogenlampen (Lichturtikaria)
Diese Formen der Nesselsucht werden als chronische physikalische Urtikaria bezeichnet und lassen sich wiederholt auslösen (chronisch induzierbare Urtikaria, CINDU). Daneben gibt es noch Sonderformen:
- Cholinerge Urtikaria: Auslöser für die Nesselsucht ist die erhöhte Kerntemperatur des Körpers, zum Beispiel nach scharfen Speisen, Stress, Sport oder einem heißen Bad
- Anstrengungsinduzierte Urtikaria: Nesselsucht wird durch körperliche Anstrengung ausgelöst.
- Kontakt-Urtikaria: Nesselsucht tritt auf nach Kontakt mit bestimmten Nahrungsmitteln oder anderen Reizstoffen unabhängig von einer bestehenden Allergie.
- Aquagene Urtikaria: Nesselsucht wird durch Wasser ausgelöst, unabhängig von der Temperatur. Diese Form tritt allerdings sehr selten auf.
Wie stellt der Arzt die Diagnose Nesselsucht?
Quaddeln oder Angioödeme sind für den Arzt per Blickdiagnose leicht feststellbar. Um die Nesselsucht effektiv behandeln zu können, vor allem wenn sie chronisch verläuft, ist es wichtig, die Ursache herauszufinden. Dafür erörtert der Mediziner im Gespräch die Krankheitsgeschichte (Anamnese), zum Beispiel erfragt er seit wann und wie häufig die Beschwerden auftreten, ob
- den Quaddeln andere Beschwerden wie ein grippaler Infekt oder ähnliches vorangegangen sind,
- Allergien, Unverträglichkeiten oder Autoimmunerkrankungen bestehen,
- sie sich von Umwelteinflüssen wie Kälte oder Druck auslösen lassen,
- die Quaddeln gemeinsam mit Angioödemen auftreten.
Mit einer Blutabnahme lassen sich im Blut Entzündungswerte bestimmen, die auf eine Infektion hindeuten können. Andere Krankheitserreger wie Parasiten lassen sich mittels einer Stuhl- oder Urinprobe ermitteln. Liegt der Verdacht auf einer physikalischen Urtikaria, versucht der Arzt möglicherweise, diese mit entsprechenden Reizen wie Wärme, Kälte oder Druck auszulösen.
Wie behandelt der Arzt eine Nesselsucht?
Die akute Form der Nesselsucht klingt in der Regel ohne Behandlung ab. Dennoch behandeln Ärzte oft, auch wenn der Auslöser noch nicht bekannt ist, da das erste Ziel die Symptomlinderung ist. Je nach Ausprägung der Beschwerden lässt sich die Nesselsucht gut mit höher dosierten Antihistaminika in den Griff bekommen.
Nicht immer jedoch schlägt diese Therapie an. Eine starke Nesselsucht, großflächige Quaddeln, Angioödeme im Kopfbereich oder Kreislaufbeschwerden machen oft eine Behandlung mit anderen Wirkstoffen nötig. Infrage kommen dann rekombinante monoklonale Antikörper, die sich gegen das Immunglobin richten. Bei letzterem handelt es sich um einen Antikörper, der vom Immunsystem produziert wird und als Auslöser von allergischen Reaktionen gilt. Monoklonale Anti-IgE-Antikörper binden diesen und dämmen so die Reaktion ein. Auch eine kurzfristige Einnahme von Kortison (Glukokortikoide) lässt die Symptome abklingen.
Was können Sie selbst bei einer Nesselsucht tun?
Sind Ihnen die Auslöser bekannt, ist es wichtig, diese zu vermeiden. Das kann auch bedeuten, dass ein von Ihnen benötigtes Medikament von Ihrem Arzt gegen ein anderes ausgetauscht werden muss. Bei Kopfschmerzen oder entzündlichen Beschwerden kann es beispielsweise sinnvoll sein, von Acetylsalicylsäure auf Paracetamol zu wechseln. Dabei handelt es sich zwar auch um ein nicht-steroidales Antirheumatikum, allerdings gilt es nicht als Auslöser einer Nesselsucht.
Kommen Lebensmittelunverträglichkeiten oder -allergien in Betracht, gilt es entsprechende Lebensmittel zu vermeiden. Eine Ernährungsberatung bietet hier möglicherweise Unterstützung. Vermeiden Sie es auch, die Haut durch unnötig enge Kleidungsstücke zu reizen.
Veröffentlicht am: 05.08.2024
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ICD Code(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
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