Nierenbeckenentzündung – Symptome, Ursache und Behandlung

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Eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) ist eine Erkrankung der Niere, bei der vor allem das Nierenbecken und die oberen Harnwege entzündet sind. Ursache ist meist eine bakterielle Infektion. Sie tritt häufig akut auf, kann sich aber auch chronisch entwickeln. Typische Zeichen für ein entzündetes Nierenbecken sind neben einem Brennen beim Wasserlassen und Fieber auch Schmerzen im Rücken und in den Seiten, wo sich die Nieren befinden. Manchmal führt eine Pyelonephritis auch zu Übelkeit und Erbrechen sowie einem verstärkten Herzschlag und Blutdruckabfall.
Frühzeitig behandelt, verläuft eine akute Nierenbeckenentzündung in den meisten Fällen ohne Komplikationen. Chronische Verlaufsformen können hingegen schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.
Was ist eine Nierenbeckenentzündung?
Bei einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) handelt es sich um eine Erkrankung der Niere. Betroffen sind neben dem Nierenbecken mit den einmündenden Nierenkelchen oftmals auch das umliegende Nierengewebe (Nierenparenchym) und die oberen Harnwege – insbesondere der Harnleiter (Ureter), der jeweils vom Nierenbecken der rechten und linken Niere abgeht. Bei einer Pyelonephritis, die vor allem Menschen im Alter von 20 bis 30 Jahren entwickeln, kann nur eine Niere entzündet sein oder beide. Frauen und Mädchen sind häufiger betroffen als Männer.
Die Entzündung des Nierenbeckens und der oberen Harnwege tritt oft akut auf und zeigt bei den meisten Betroffenen einen unkomplizierten Verlauf. In einigen Fällen kann sie sich aber auch chronisch entwickeln und dauerhaft Beschwerden verursachen. Kommt es infolge einer akuten Entzündung zu Schäden beispielsweise an den Nieren und Harnwegen, sprechen Experten von einer komplizierten Pyelonephritis.
Was sind Symptome einer Nierenbeckenentzündung?

Sind die oberen Harnwege und das Nierenbecken entzündet, macht sich dies durch folgende Hauptsymptome bemerkbar:
- Fieber
- Schüttelfrost
- Flankenschmerzen
- Klopfschmerzen in den Seiten und im Rücken auf Höhe der Nieren
- Bauchschmerzen (vor allem bei Kindern)
- Häufiges Wasserlassen kleiner Mengen Urin (Pollakisurie), meist mit Brennen und Schmerzen
Neben diesen Hauptsymptomen treten mitunter noch weitere Beschwerden auf wie:
Übelkeit und Erbrechen oder ein stark erhöhter Herzschlag (Tachykardie) und ein Abfall des Blutdrucks (Hypotonie).
Wie entsteht eine Nierenbeckenentzündung?
Ursache für eine akute Nierenbeckenentzündung ist in der Regel eine bakterielle Infektion, wobei Krankheitserreger wie Darmkeime (insbesondere Escherichia coli) durch die Harnröhre und dann über die Blase und Harnwege in die Niere aufsteigen und dort die Entzündung auslösen. Dies geschieht bei Frauen viel häufiger als bei Männern, da sie eine deutlich kürzere Harnröhre haben und die Bakterien leichter in die oberen Harnwege gelangen. Eine solche bakterielle Infektion wird zum Beispiel begünstigt durch:
- Falsche Intimhygiene
- Sexuelle Aktivität
- Schwangerschaft
- Immunschwäche
- Medizinische Eingriffe wie das Legen eines Blasenkatheters
Eine chronische Pyelonephritis entsteht meist durch strukturelle und/oder funktionelle Veränderungen der ableitenden Harnwege, entweder infolge einer akuten Entzündung des Nierenbeckens oder aufgrund einer vorangegangenen Schädigung der Niere oder des Harntrakts. So kann beispielsweise eine länger bestehende Verengung der Harnleiter den Abfluss von Urin vermindern. Das führt möglicherweise dazu, dass ständig Harn in das Nierenbecken zurückfließt (vesikoureteraler Reflux), was das Nierengewebe auf Dauer schädigt. Zu den weiteren Ursachen zählen:
- Nierensteine
- Vergrößerung der Vorsteherdrüse (Prostata)
- Querschnittslähmung
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Gicht
Unbehandelt hat eine chronische Nierenbeckenentzündung mitunter schwere Folgen, von einer Vernarbung des Gewebes bis hin zum Nierenversagen, sodass Betroffene im schlimmsten Fall eine Dialyse benötigen.
Wie stellt der Arzt die Diagnose einer Nierenbeckenentzündung?
Betroffene kommen zumeist mit Beschwerden wie einem starken Brennen beim Wasserlassen in die hausärztliche Praxis. Dies ist jedoch noch kein eindeutiger Hinweis für eine Nierenbeckenentzündung. Es kann sich beispielsweise auch um eine gewöhnliche Harnwegsinfektion handeln, die durch ähnliche Symptome charakterisiert ist. Um genau festzustellen, ob die Niere betroffen ist, führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch, bei der er unter anderem die Nierenregion äußerlich abklopft und auf Klopfschmerzen achtet.
Außerdem lässt er den Urin im Labor auf Krankheitserreger und zum Beispiel den Eiweißgehalt und pH-Wert untersuchen. Dadurch wird einerseits der mögliche Erreger identifiziert und anderseits die Funktion der Nieren überprüft. Ein zu hoher Proteingehalt im Urin (Proteinurie) spricht beispielsweise für eine gestörte Filterfunktion der Niere.
Ein Blutbild gibt zusätzlich Auskunft darüber, ob eine Entzündung vorliegt. Medizinisches Fachpersonal betrachtet hierbei die Anzahl weißer Blutzellen (Leukozyten) und analysiert die Menge bestimmter Entzündungsparameter wie das C-reaktive Protein (CRP). Der Kreatinin-Wert im Blut lässt Rückschlüsse auf die Funktionsfähigkeit der Nieren zu.
Besteht der Verdacht auf eine chronische Entzündung des Nierenbeckens, sind meist weitere bildgebende Untersuchungsmethoden notwendig. Dazu zählen:
- Röntgenaufnahmen (Urographie)
- Ultraschall (Sonographie)
- Blasenspiegelung (Zystokopie)
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
Wie behandelt der Arzt eine Nierenbeckenentzündung?
Zur Behandlung einer akuten Nierenbeckenentzündung kommen in der Regel Antibiotika zum Einsatz. Diese verabreichen Ärzte oft schon bevor ein Erreger klar identifiziert ist, um eine möglichst schnelle Therapie einzuleiten. Dabei handelt es sich meist um Breitbandantibiotika, die gegen eine Vielzahl von Bakterien wirksam sind. Bei manchen Erregern ist unter Umständen ein bestimmtes Antibiotikum notwendig, weshalb die Therapie dann gegebenenfalls angepasst wird.
Liegen anatomische Veränderungen an den Harnwegen oder dem Nierengewebe und eine dadurch bedingte chronische Pyelonephritis vor, sind unter Umständen operative Eingriffe notwendig.
Was Sie bei einer Nierenbeckenentzündung tun können?
Haben sich Krankheitserreger in den Harnwegen ausgebreitet, hilft es, diese möglichst viel durch vermehrtes Wasserlassen zu spülen. Ärzte raten dazu, auch vorbeugend ausreichend zu trinken. In der Zeit der Therapie sollte es sogar mehr als gewöhnlich sein, aber mindestens zwei Liter pro Tag. Trinken Sie viel Wasser oder Tee, das fördert die Bildung von Urin und steigert den Harndrang. Halten Sie auch kein Wasser ein, sondern gehen Sie unverzüglich zur Toilette, wenn Sie den Drang verspüren.
Wenn Sie häufiger Harnwegsinfekte haben, kann das unter Umständen an einer falschen Intimhygiene liegen. Auch ein geschwächtes Immunsystem lässt Darmbakterien sich leichter auf der Schleimhaut des Genital- und Scheidenbereichs ausbreiten. Eine Kur mit Wirkstoffen wie Minoxidil, die den Milchzucker D-Mannose enthalten, kann dabei helfen, vor wiederkehrenden Harnwegsinfekten zu schützen. Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt oder Urologen, wenn Sie Fragen haben und weitere Informationen benötigen.
Veröffentlicht am: 24.01.2024
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ICD Code
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ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
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Quellen
[1]: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM). S3-Leitlinie
und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektionen. (Stand: 2023). https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-001l_S3_Brennen_beim_Wasserlassen_2018-09-verlaengert_01.pdf
[2]: Hof, H., Schlüter, D. (Hrsg.). Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. 8. unveränderte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2022
[3]: Belyayeva, M., Jeong, J.M. Acute Pyelonephritis. In: StatPearls. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK519537/
[4]: Deximed. Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis). https://deximed.de/home/klinische-themen/niere-harnwege/patienteninformationen/harnwegsinfektionen/nierenbeckenentzuendung-pyelonephritis
[5]: Gelbe Liste Pharmindex. Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis). https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/nierenbeckenentzuendung-pyelonephritis
[6]: Pschyrembel Online. Pyelonephritis. https://www.pschyrembel.de/Pyelonephritis/K0J74
[7]: Deutsche Familienversicherung. Nierenbeckenentzündung: Ursachen, Symptome & Behandlung. https://www.deutsche-familienversicherung.de/krankenhauszusatzversicherung/ratgeber/artikel/nierenbeckenentzuendung-ursachen-symptome-und-behandlung/
[8]: Klinikum Straubing. Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis). https://www.klinikum-straubing.de/urologie/unser-behandlungsangebot/niere/nierenbeckenentzuendung.html
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