Panikstörung - Symptome, Ursache und Behandlung

Schnelleinstieg in unsere Themen
Eine Panikstörung zeichnet sich durch gehäufte Panikattacken aus, die plötzlich und ohne einen erkennbaren Grund auftreten. Typische Symptome sind Atemnot oder Herzrasen. Die Panikstörung lässt sich mit der kognitiven Verhaltenstherapie behandeln. Betroffene lernen hier, ihre Körpersignale richtig zu interpretieren. Das ist wichtig, um beispielsweise zu verhindern, dass bei harmlosem, verstärktem Herzklopfen und beschleunigtem Atem nach dem Treppensteigen Angst vor einem bedrohlichen Ereignis wie einem Herzinfarkt aufkommt. Die Verhaltenstherapie kann bei schweren Symptomen mit Medikamenten wie Antidepressiva kombiniert werden. Oft sind vertraute Personen eine gute Stütze dabei, sich den Ängsten zu stellen.
Was ist eine Panikstörung?
Jeder Mensch kann im Verlauf des Lebens in eine Situation kommen, die eine Panikattacke auslöst. Diese als sehr stark empfundene Angst geht oft mit schweren körperlichen Symptomen wie Herzrasen oder Schweißausbrüchen einher. Sie verblasst im Allgemeinen jedoch, sobald der Grund für die Panikattacke nicht mehr besteht. Etwa 30 Prozent aller Menschen erfahren im Laufe ihres Lebens, wie sich eine Panikattacke anfühlt.
Treten Panikattacken jedoch innerhalb eines Monats wiederholt, überraschend und ohne ersichtlichen Grund auf, stellen sie ein Symptom der Panikstörung dar. Frauen sind anfälliger für diese Form der Angststörung und sind etwa doppelt so häufig wie Männer von ihr betroffen. Das Risiko für diese psychische Erkrankung liegt bei circa fünf Prozent. Häufig tritt sie kombiniert mit der Agoraphobie, der Angst vor der Außenwelt (auch Platzangst genannt), auf.
Panikstörungen beeinträchtigen die Lebensqualität, daher ist eine psychotherapeutische Behandlung wichtig.
Was sind die Symptome einer Panikstörung?
Typisch für eine Panikstörung sind Panikattacken, d.h. wiederholte Panikattacken ohne einen für Außenstehende nachvollziehbaren Auslöser. Sie dauern unterschiedlich lang an und können innerhalb weniger Minuten abklingen – in seltenen Fällen aber auch über Stunden anhalten.
Während einer Panikattacke sind folgende Symptome möglich:

- Schwindel oder Ohnmachtsgefühl
- Brustschmerzen, eventuell mit Herzklopfen, Herzstolpern oder Brustenge
- Atemnot oder das Gefühl zu ersticken
- Angst, zu sterben oder davor, den Verstand oder die Kontrolle zu verlieren
- Zittern, weiche Knie
- Hitzewallungen oder Kälteschauer
- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall
- Taubheitsgefühle, Kribbeln
- Benommenheit mit einem Gefühl, sich vom eigenen Körper loszulösen
- Intensive Angstgefühle
Panikattacken treten in der Regel spontan, ohne Grund, an beliebigen Orten und unabhängig von der Situation auf. Dies führt möglicherweise dazu, dass sich eine betroffene Person vor einem bestimmten Ort zu fürchten beginnt, an dem sie eine Panikattacke erlebt hat, zum Beispiel in einem fahrenden Auto. Aus Angst davor, ein solches Ereignis nochmals zu erleben, können Menschen mit Panikstörungen ein Vermeidungsverhalten entwickeln. Aus diesem entsteht eine Agoraphobie. Weitere Dinge, vor denen sie sich fürchten können, sind
- geschlossene Räume, zum Beispiel ein Fahrstuhl,
- belebte Orte wie ein Kaufhaus, Kino oder Marktplatz,
- eine Reise mit verschiedenen Verkehrsmitteln wie Auto, Bahn, Bus oder Flugzeug.
Wie entsteht eine Panikstörung?
Wissenschaftler gehen davon aus, dass die genetische Veranlagung eine Panikstörung begünstigen kann, denn Angststörungen häufen sich in bestimmten Familien. In der Regel wirken bei dieser psychischen Erkrankung jedoch verschiedene Faktoren zusammen. Beeinflusst wird die Entstehung einer Panikstörung beispielsweise von bestimmten Denk- und Verhaltensmustern: Neigt ein Mensch von Natur aus dazu, die Signale seines Körpers stets zu beobachten, intensiviert er nach einer Panikattacke möglicherweise diese Verhaltensweise. Normale Körpersignale wie der Herzschlag, die Atmung oder Darmgeräusche werden dann oft stärker, schneller oder lauter wahrgenommen und als nicht normal empfunden. Dies erhöht die Angst und ein Teufelskreis beginnt.
Belastungen in der Kindheit, einschneidende Erlebnisse wie Unfälle oder der Verlust eines geliebten Menschen können ebenso hinter einer Panikstörung stecken wie Lebenskrisen. Sozioökonomische oder auch psychische Belastungen und Erkrankungen wie Stress beziehungsweise Depressionen lösen unter Umständen ebenfalls solche heftigen Reaktionen aus. Das Gleiche gilt für Beschwerden an Herz und Lunge oder hormonelle Störungen. So kann zum Beispiel auch ein Ungleichwicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn zu einer Panikattacke führen.
Wie stellt der Arzt die Diagnose Panikstörung?
Bei gehäuften Panikattacken führt der Weg als erstes in die hausärztliche Praxis. Da sie häufig mit körperlichen Symptomen einhergehen, versucht der Arzt zunächst, sich ein möglichst genaues Bild über die Erkrankung zu machen. Dabei interessiert ihn
- ob körperliche Erkrankungen vorliegen, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Beschwerden,
- wie die allgemeine Grundstimmung ist,
- wie häufig und in welchen Situationen die Symptome auftreten,
- ob Panik- oder auch andere Angststörungen in der Familie auftreten,
- ob den Symptomen einschneidende Ereignisse vorangegangen sind und
- wie die Lebensumstände sind.
Nach dem Anamnesegespräch setzt der Arzt möglicherweise weitere Untersuchungen an, um körperliche Auslöser für die Panikattacken auszuschließen. Lassen sich keine finden, empfiehlt er unter Umständen eine Psychotherapie. Denn im Falle einer Panikstörung ist es wichtig, diese möglichst schnell zu behandeln. So lässt sich verhindern, dass sie chronisch wird.
Wie sich die Psychotherapie gestaltet, hängt von der vorliegenden Angststörung oder Phobie ab. In der Regel bildet die kognitive Verhaltenstherapie die Basis dieses Behandlungsansatzes. Patienten erhalten weitere Informationen über Selbsthilfe-Maßnahmen entweder aus Büchern oder über digitale Angebote. Letztere sind zum Beispiel App- oder internetbasierte Programme, die es mittlerweile auch als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) auf Rezept gibt.
Wie behandelt der Arzt eine Panikstörung?
Die Therapie stützt sich in erster Linie auf die Psychotherapie. Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich dabei als Methode der Wahl etabliert: Bei ungefähr 80 Prozent der Menschen lassen sich die Panikattacken durch sie beheben. Während der Behandlung wird der betroffene Mensch dabei unterstützt, sich aktiv mit der eigenen Angst auseinanderzusetzen (Konfrontationstherapie). In der Therapie lernen Betroffene, dass bestimmte körperliche Signale normal sind und nicht zu einem bedrohlichen Ereignis wie einem Herzinfarkt führen, etwa der beschleunigte Herzschlag nach dem Treppensteigen.
Wenn die Symptome schwer ausfallen, lässt sich die Psychotherapie mit Medikamenten (Pharmakotherapie) wie Antidepressiva kombinieren. In der medikamentösen Therapie kommen vor allem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) mit Wirkstoffen wie Citalopram, Escitalopram oder Paroxetin zum Einsatz. Venlafaxin ist ein weiteres Mittel, das als Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) bezeichnet wird. Diese Wirkstoffe vermindern den Rücktransport des jeweiligen Botenstoffs (Neurotransmitter) Serotonin oder Noradrenalin in die Nervenzellen. Sie bleiben damit länger wirksam und wirken sich so positiv auf die neuronale Verarbeitung von Emotionen aus.
Bei akuten schweren Panikattacken ist es häufig notwendig, den Patienten zunächst medikamentös zu beruhigen. Dazu verabreichen Ärzte zumeist Beruhigungsmittel (Sedativa), zum Beispiel Benzodiazepine wie Lorazepam.
Was können Sie selbst bei einer Panikstörung tun?
Häufig sorgen Ängste dafür, dass die Betroffenen den Situationen, vor denen sie sich fürchten, ausweichen. Das trägt jedoch nur dazu bei, dass sich die Ängste davor verstärken. Versuchen Sie daher, sich nach Möglichkeit Ihrer Angst zu stellen und sich bewusst zu machen, dass Ihnen in der Situation nichts Schlimmes passieren kann. Es ist hilfreich, sich einer nahestehenden Person anzuvertrauen, die im Umgang mit der Erkrankung unterstützen kann. Wenn Sie keine Angehörigen oder nahestehenden Personen haben, bieten Selbsthilfegruppen oft Halt. Hier finden Gleichgesinnte zusammen und sprechen über ihre Ängste. Oft ist der erste Schritt schon damit getan, sich über seine Sorgen auszutauschen.
Experten empfehlen Menschen mit einer Panikstörung zudem, Sport zu treiben. Das können Sie in Gruppen oder auch allein tun. Wichtig ist, dass Sie aktiv und in Bewegung bleiben und sich nicht zurückziehen.
Veröffentlicht am: 08.02.2024
____________________________________________________________________________________________________________________________
ICD Code(s)
____________________________________________________________________________________________________________________________
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
____________________________________________________________________________________________________________________________
Quellen
[1]: Deximed – Hausarztwissen online. Panikstörung. https://deximed.de/home/klinische-themen/psychische-stoerungen/patienteninformationen/angststoerungen/panikstoerung
[2] Bundes Pychotherapeuten Kammer. Panikattacken und Panikstörung. https://www.bptk.de/patientinnen/psychische-krankheiten/panikattacken-und-panikstoerung/
[3] Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. Panik und Agoraphobie. https://www.psychenet.de/de/psychische-gesundheit/informationen/panik-und-agoraphobie.html
Unsere Qualitätssicherung

„Die Beratung unserer Kunden auf höchstem pharmazeutischem Standard und damit jeden Tag zu Ihrer individuellen Gesundheit beizutragen ist mir ein Herzensanliegen und ist essentieller Bestandteil meiner täglichen Arbeit.“
Als Senior Expert im Bereich Pharma Service steht Louisa Wehleit hinter unseren Ratgebern. Hier vermitteln wir umfassendes Wissen im Bereich Wohlfühlen und Gesundheit. Mit unserem Ratgeber können Sie sich umfassend zu verschiedenen Gesundheitsthemen informieren und auf wertvolle Apotheker-Tipps zurückgreifen.