Schilddrüsenüberfunktion - Symptome, Ursachen und Behandlung

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Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) werden vermehrt Schilddrüsen-Hormone gebildet und ins Blut abgegeben. Die Erkrankung hat viele Gesichter – mögliche Symptome reichen von Gewichtsverlust bei normalem oder gesteigertem Appetit und Bildung eines Kropfs (Struma), über neurologische Beschwerden, bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ursächlich für eine Schilddrüsenüberfunktion können verschiedene Vorerkrankungen sein aber auch Medikamente. In der Regel lässt sich diese Erkrankung gut behandeln.
Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?
Die Schilddrüse liegt beim Menschen unterhalb des Kehlkopfs an der Hals-Vorderseite. Sie produziert unter anderem die beiden Schilddrüsen-Hormone Tri-Iodthyronin (kurz: T3) und Thyroxin (T4). Diese spielen eine wichtige Rolle für das Wachstum, und sind an der Regelung zahlreicher Körperfunktionen beteiligt. Wenn eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) vorliegt, werden vermehrt Schilddrüsen-Hormone gebildet und ins Blut abgegeben. Im Zuge der vermehrten Aktivität der Schilddrüse nimmt sie häufig an Volumen zu, dann entsteht eine Struma – umgangssprachlich Kropf – an der Vorderseite des Halses.
In Europa ist die Erkrankung vergleichsweise selten: Nur etwa 0,8 Prozent der Bevölkerung sind von einer Schilddrüsenüberfunktion betroffen. Dabei erkranken Frauen häufiger als Männer, die meisten im fortgeschrittenen Lebensalter.
Welche Symptome verursacht eine Schilddrüsenüberfunktion?
Die Hormone der Schilddrüse haben vielfältige Auswirkungen auf das Nervensystem, den Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System. Sind sie im Überschuss vorhanden, können sie zu folgenden Symptomen führen:

- Unruhe, Schlafstörungen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen,
- leichtes Zittern (Tremor) der Finger,
- Empfindlichkeit gegenüber Hitze, warme und feuchte Haut oder Schweißausbrüche
- Erhöhte Blutzuckerwerte und steigender Insulinspiegel (bei Diabetikern auch erhöhter Insulin-Bedarf),
- sinkende Blutfett-Werte und Cholesterin-Werte,
- Gewichtsverlust trotz normalen oder gesteigerten Appetites,
- Durchfall (Diarrhö), Übelkeit und häufigerer Stuhlgang,
- Erhöhter Blutdruck, verstärkter Puls, steigende Herzfrequenz. Im Extremfall führt die Hyperthyreose nach langer Dauer zu Veränderungen des Herzmuskels (Kardiomyopathie),
- Sehstörungen oder Veränderungen der Augen, wie zum Beispiel hervorstehende Augäpfel (Exophthalmus), eine verzögerte Reaktion der Augenlider auf Lidschlag oder Wechsel der Blickrichtung,
- Haarausfall,
- Osteoporose (Knochenschwund),
- Kurzatmigkeit.
Nicht alle Symptome treten bei allen Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion im gleichen Maße und von Beginn an auf. Einige bemerken die Erkrankung auch erst nach einiger Zeit, wenn die Beschwerden stärker werden.
Im Extremfall führt der Überschuss an Hormonen zu einer lebensbedrohlichen, sogenannten thyreotoxischen Krise. Diese ist eine Lebensbedrohliche Situation, die durch die Basedow-Krankheit, jodhaltige Medikamente oder Röntgenkontrastmittel ausgelöst werden kann. Hier können dann neben den typischen Beschwerden einer Schilddrüsenüberfunktion folgende Anzeichen auftreten:
- Hohes Fieber
- Erbrechen
- Unruhe, Angstzustände
- Bewusstseinsstörungen bis hin zu einem Koma
- Herzrhythmusstörungen, Kreislaufversagen
Achtung: Eine thyreotoxische Krise muss sofort notärztlich mit anschließendem Klinikaufenthalt auf einer Intensivstation behandelt werden.
Wie entsteht eine Schilddrüsenüberfunktion?
Für eine Schilddrüsenüberfunktion gibt es mehrere Ursachen:
Basedow-Krankheit (Morbus Basedow):
Bei der Basedow-Krankheit greifen körpereigene Immunzellen die Zellen des Schilddrüsen-Gewebes an. Dadurch entsteht eine Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis). Durch die Entzündung sterben unter Umständen hormonproduzierende oder -speichernde Zellen ab, die das Hormon dann freigeben. So steigt die Konzentration an T3 und vor allem T4 an – es kommt zu den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion.
Zieht sich die Entzündung lange hin und sterben zu viele hormonproduzierende Zellen ab, entsteht unter Umständen aus einer anfänglichen Schilddrüsenüberfunktion später eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).
Die Basedow-Krankheit wird häufig von einem Kropf (Struma), gesteigerter Herzfrequenz und hervorstehenden Augäpfeln („Glubschaugen“, Exophthalmus) begleitet. Dies nennt man Merseburger Trias. Morbus Basedow tritt außerdem gehäuft zusammen mit anderen Autoimmunkrankheiten auf, zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 1 oder Morbus Crohn.
Die Ursache der Basedow-Krankheit ist bisher nicht abschließend geklärt. Sie tritt aber familiär gehäuft auf, was für eine genetische (erbliche) Ursache spricht. Man geht davon aus, dass es zusätzliche auslösende Faktoren gibt (zum Beispiel Infektionen), damit es zur Erkrankung kommt.
Auch andere Schilddrüsen-Entzündungen (zum Beispiel die Hashimoto-Thyreoiditis) können ähnliche Symptome auslösen.
Schilddrüsen-Autonomie:
Hierbei bilden sich einzelne (lokal) oder mehrere (multifokal) Gebiete der Schilddrüse, die – unabhängig (autonom) von TSH – Schilddrüsen-Hormone produzieren. Ursache sind meist gutartige, hormonproduzierende Tumoren (Adenome).
Auch bösartige Tumoren (Karzinome) in der Schilddrüse führen möglicherweise zu einer Hyperthyreose. Sie sind aber deutlich seltener als die gutartigen Adenome.
Vermehrte Produktion von TSH oder TSH-ähnlichen Substanzen:
In einigen Fällen kommt es zu einer gesteigerten Produktion von TSH oder TSH-ähnlichen Stoffen, die in der Schilddrüse die Herstellung und Abgabe der Schilddrüsen-Hormone erhöhen. Ursache sind hier meist entweder hormonproduzierende Tumoren in der Hypophyse (sekundäre Hyperthyreose) oder Tumoren an anderen Stellen, die diese produzieren oder deren Herstellung durch Veränderung des Stoffwechsels fördern (paraneoplastisch).
Andere Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion:
Weitere mögliche Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion sind ein Jod-Überschuss in der Nahrung oder eine Überdosierung von Schilddrüsen-Medikamenten, die eigentlich gegen eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) gegeben werden.
In seltenen Fällen ist eine Schilddrüsenüberfunktion auch angeboren (kongenitale Hyperthyreose).
Schwangere, die von Morbus Basedow betroffen sind, können Antikörper gegen die Zellen des Schilddrüsen-Gewebes in den Blutkreislauf des Fötus abgeben und dort für eine Schilddrüsen-Entzündung mit entsprechender Schilddrüsenüberfunktion sorgen. Nachdem der Kreislauf von Mutter und Neugeborenem durch die Geburt getrennt wurden, bildet sich die Hyperthyreose beim Kind meistens zurück.
Wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion festgestellt?
Zur Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion stellt der Arzt zunächst ein paar Fragen zu möglichen Symptomen und wie lange diese schon bestehen (Anamnese). Danach folgt eine körperliche Untersuchung auf typische Zeichen einer Hyperthyreose, wie Zittern, Schweißausbrüche oder Auffälligkeiten an den Augen. Außerdem tastet der Arzt die Schilddrüse vorsichtig am Hals ab, um ihre Größe und Beschaffenheit zu untersuchen.
Als nächstes wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, bei der in der Regel die Menge an T3, T4 und TSH bestimmt wird. Eine „klassische“ Schilddrüsenüberfunktion zeigt erhöhte T3- und T4-Werte und einen niedrigen TSH-Wert. Liegt eine Schilddrüsen-Entzündung vor, die durch das eigene Immunsystem hervorgerufen wurde, lassen sich eventuell auch erhöhte Mengen bestimmter Antikörper im Blut feststellen.
Um eine Vergrößerung der Schilddrüse sowie eventuelle Knoten festzustellen, kann eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse durchgeführt werden.
Mit Hilfe einer Szintigrafie der Schilddrüse lassen sich zudem Funktion und Stoffwechsel der Schilddrüse untersuchen. Dabei erhält der Patient eine schwach radioaktive Substanz, die sich besonders in der Schilddrüse anreichert. Geeignete Geräte messen, in welchen Bereichen der Schilddrüse sich diese Substanz wie stark anreichert.
Hinweis: Nicht jeder Knoten in der Schilddrüse ist gefährlich, aber es werden regelmäßige Kontrollen empfohlen.
Wie behandelt man eine Schilddrüsenüberfunktion?
Wird die Schilddrüsenüberfunktion rechtzeitig behandelt, können Betroffene in der Regel ein normales Leben führen. Die Behandlung richtet sich dabei nach der Ursache der Hyperthyreose:
- Ist eine Überdosierung von Schilddrüsen-Medikamenten der Auslöser, reicht es aus, die Dosis entsprechend anzupassen.
- Produziert die Schilddrüse zu viele Hormone, kann die Gabe von Medikamenten (Thyreostatika) die Bildung der Schilddrüsen-Hormone hemmen, zum Beispiel mit Natriumperchlorat oder Carbimazol. Scheiden andere Therapiemöglichkeiten aus, müssen diese Medikamente in der Regel lebenslang eingenommen werden.
- Hormonproduzierende Tumoren der Schilddrüse werden gegebenenfalls operativ entfernt. Bei diesen Operationen besteht ein geringes Risiko, Nerven der Stimmbänder zu schädigen, was dazu führen kann, dass sich die Stimme verändert. Oft sind diese Stimmveränderungen vorübergehend. Wird bei der Operation die Nebenschilddrüse verletzt, ist unter Umständen der Kalzium-Stoffwechsel beeinträchtigt. Dies wird bei Bedarf durch die Einnahme von Vitamin D und Kalzium ausgeglichen.
- Eine weitere Behandlungsmöglichkeit bestimmter Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion ist die sogenannte Radio-Jod-Therapie. Sie kommt vor allem bei überaktivem Schilddrüsen-Gewebe (z.B. bei autonomen Adenomen, „heißen Knoten“ und Morbus Basedow) in Betracht. Dabei nimmt der Patient eine Kapsel mit radioaktivem Jod ein. Manchmal wird das Medikament auch über die Vene verabreicht. Das radioaktive Jod reichert sich im Schilddrüsen-Gewebe an und zerstört die vermehrt aktiven Zellen. Dadurch lässt die übermäßige Hormonproduktion der Schilddrüse nach.
Was können Sie selbst bei einer Schilddrüsenüberfunktion tun?
Es ist wichtig, dass regelmäßige ärztliche Kontrollen einer Therapie mit einem Thyreostatikum, eingehalten werden.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist die richtige Ernährung wichtig. Solange Sie Gewicht verlieren, sollten sie viele Kalorien zu sich nehmen. Wird durch die Behandlung eine normale Schilddrüsen-Funktion erreicht (Euthyreose), muss die Kalorienzahl wieder entsprechend vermindert werden, da sonst eine deutliche Gewichtszunahme droht.
Genussmittel, wie Alkohol, Cola oder Kaffee regen den ohnehin erhöhten Stoffwechsel weiter an und sollten deshalb bei einer Hyperthyreose vermieden werden.
Jod wird für die Herstellung der Schilddrüsen-Hormone benötigt. Deshalb sollten Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion darauf achten, eine übermäßige Jodzufuhr zu meiden. Es empfiehlt sich, auf besonders jodhaltige Lebensmittel wie Seefisch und Meeresfrüchte, Meeresalgen und jodreiche Mineralwässer nach Möglichkeit zu verzichten. Andere jodhaltige Lebensmittel wie Brot oder jodiertes Speisesalz dürfen aber im Rahmen einer gesunden und ausgewogenen Ernährung durchaus verzehrt werden.
Außerdem ist es ratsam, jodhaltige Desinfektionsmittel zu meiden. Aber auch bestimmte Untersuchungen, für die jodhaltige Substanzen eingesetzt werden (zum Beispiel die angesprochene Radiojodtherapie oder eine Szintigrafie), sollten genau mit dem Arzt besprochen werden. Er verschreibt gegebenenfalls Medikamente, die die Jodaufnahme in der Schilddrüse hemmen.
Veröffentlicht am: 11.01.2024
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ICD Code
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ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
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[1] Pschyrembel online, Medizinisches Wörterbuch: Hyperthyreose, Schilddrüsenhormone;
www.pschyrembel.de (Abruf: 28.08.2023)
[2]: De Leo S, Lee SY, Braverman LE. Hyperthyroidism. Lancet. 2016 Aug 27;388(10047):906-918. doi: 10.1016/S0140-6736(16)00278-6.
[3]: Internisten im Netz: Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion? Unter www.internisten-im-netz.de/krankheiten/schilddruesenueberfunktion/was-ist-eine-schildruesenueberfunktion.html (Abruf 28.08.2023)
[4] Garmendia, A.M. et al.: The Incidence and Prevalence of Thyroid Dysfunction in Europe: A Meta-Analysis, The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Volume 99, Issue 3, 1 March 2014, Pages 923–931
[5]: Internisten im Netz: „Schilddrüsenüberfunktion: Auswirkungen und Prognose“ unter www.internisten-im-netz.de/krankheiten/schilddruesenueberfunktion/auswirkungen-prognose.htm l (Abruf 28.08.2023)
[6]: Internisten im Netz: „Schilddrüsenüberfunktion: Vorsorge & Tipps für Patienten“ unter www.internisten-im-netz.de/krankheiten/schilddruesenueberfunktion/vorsorge-tipps-fuer-patienten.html (Abruf 28.08.2023)
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