Schizophrenie - Symptome und Behandlung

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Schizophrenie ist eine psychiatrische Erkrankung. Entscheidend für die Prognose ist, die Krankheit früh zu erkennen und zu behandeln. Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche können gleichermaßen betroffen sein – unabhängig von ihrem sozialen oder kulturellen Hintergrund. Die Schizophrenie zeigt sich vielgestaltig und umfasst verschiedene Störungen. Die Schizophrenie ist gut behandelbar, aber nicht heilbar.
Was ist Schizophrenie?
Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, bei der Gedanken, Wahrnehmungen, Gefühle, Sprache, selbst das Erleben der eigenen Person und die Wahrnehmung der Umgebung verändert sind.
Die psychischen Beschwerden beeinflussen vor allem die Denkstruktur, die Sinneswahrnehmung und wie Reize verarbeitet werden. Das beeinträchtigt unter anderem das Hören, Sehen oder Riechen der Betroffenen. Dadurch werden Eindrücke fehlinterpretiert, was sich oft negativ auf die Gefühlswelt der Betroffenen auswirkt. Als Folge fällt es ihnen zunehmend schwer, ihren Alltag und Beruf zu bewältigen. Frühzeitig erkannt und behandelt, lassen sich mögliche Folgen vermeiden oder hinauszögern. Entgegen der in der Bevölkerung weitverbreiteten Meinung ist die Schizophrenie von einer Persönlichkeitsspaltung zu unterscheiden.
Experten schätzen, dass etwa sieben von 1.000 Personen an Schizophrenie erkranken – und zwar unabhängig vom kulturellen oder sozialen Hintergrund. Schizophrenie kann zudem in jedem Alter auftreten. Männer erkranken in der Regel fünf Jahre früher als Frauen, und auch die Neuerkrankungsrate liegt hier höher als beim weiblichen Geschlecht. Ein zweiter Erkrankungsgipfel zeigt sich bei Frauen nach der Menopause, also der letzten Menstruationsblutung im Leben einer Frau.
Was sind die Symptome der Schizophrenie?
Eine Schizophrenie kündigt sich in Dreiviertel aller Fälle durch Warnzeichen an, die monatelang andauern können, ehe sie ausbricht oder es zu einem Rückfall kommt. Diese Hinweise sind jedoch in der Regel so unspezifisch, dass sie meist nicht mit einer sich ankündigenden akuten schizophrenen Episode in Zusammenhang gebracht werden. Zu den Warnzeichen gehören:

- Lustlosigkeit und Desinteresse
- Schlaf- oder Antriebsstörungen
- Gedrückte Stimmung
- Anspannung, Nervosität, Ruhelosigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Gestörte Gedankengänge
- Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen
- Leichtere Reizbarkeit
- Vermehrte Verwicklung in Konflikte
- Misstrauen
- Betroffene beziehen alles auf sich
- Trugwahrnehmungen
- Rückzug aus dem sozialen Umfeld
- Vernachlässigung der äußeren Erscheinung
- Vermindertes Engagement in der Schule/Arbeit
- Launisches Verhalten
Die Symptome einer Schizophrenie lassen sich in Positiv- und Negativ-Symptome unterscheiden.
Bei der akuten Erkrankung überwiegen die Positiv-Symptome – das bedeutet, dass eine Wahrnehmung hinzukommt. Dann sind Stimmenhören oder Wahnvorstellungen möglich. Die chronische Schizophrenie hingegen ist geprägt von Negativsymptomen, die sich beispielsweise in sozialem Rückzug, Verarmung des Sprechens, reduzierten Interessen, Mangel an Gefühlen, Antriebsarmut oder der Vernachlässigung des Äußeren, bemerkbar machen.
Zu den Symptomen einer Schizophrenie gehören:
Ich-Störung
Betroffene können nicht mehr zwischen der eigenen Person und der Umwelt unterscheiden. Sie erleben sich selbst und ihre Umwelt als fremd, unwirklich und verändert. Sie sind mitunter davon überzeugt, dass andere Menschen ihre Gedanken lesen können, ihnen neue eingeben oder ihnen Gedanken entziehen. Sie fühlen sich vielfach von außen manipuliert, ferngesteuert oder hypnotisiert.
Aufmerksamkeitsstörungen
Vielen Betroffenen fällt es schwer, sich zu konzentrieren oder Gesprächen zu folgen.
Kognitive Störungen
Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme sind typische Symptome einer Schizophrenie. Sie können so ausgeprägt sein, dass sie die Betroffenen in ihrem Alltag stark einschränken.
Denk- und Sprachstörungen
Das Denken ist zusammenhangslos, durcheinander, unlogisch oder nicht nachvollziehbar. Gedankengänge brechen abrupt ab oder wechseln schnell. Häufig kommt es zu Wortneubildungen und einem gestörten Satzbau. Denken und Sprechen können stark verlangsamt oder beschleunigt sein.
Wahnvorstellungen
Betroffene sind nicht mehr in der Lage, die Realität so zu sehen, wie sie ist. Sie sind überzeugt, dass das, was sie erleben, real ist und lassen sich auch durch gutes Zureden nicht vom Gegenteil überzeugen. Häufig fühlen sie sich von einzelnen Menschen, Behörden oder einer höheren Macht beobachtet und verfolgt. Anschuldigungen, man wolle sie vergiften oder gefährlicher Strahlung aussetzen, sind ebenfalls typisch. Gegenstand eines Wahns kann auch die Überzeugung sein, unter einer schweren Krankheit zu leiden.
Wahrnehmungsstörungen
Halluzinationen sind Wahrnehmungen, die nur der Betroffene wahrnimmt. Besonders häufig treten akustische Halluzinationen auf. Dabei hören die Betroffenen Stimmen, ohne dass jemand spricht. Des Weiteren finden sich dialogische Stimmen (der Erkrankte meint, Unterhaltungen über seine Person mitzuhören), kommentierende Stimmen (beschreiben alle Handlungen des Patienten) und auffordernde Stimmen, die dem Betroffenen Handlungsanweisungen geben.
Körperkoordination
Je nachdem, welche Symptome vorherrschen, können die Körperbewegungen übermäßig oder stark reduziert ausfallen. Viele Patienten wiederholen auch immer gleiche Bewegungsabläufe (Stereotypien), andere erstarren mitten im Bewegungsablauf.
Störungen des emotionalen Erlebens
Viele Betroffene erleben gleichzeitig oder kurz hintereinander widerstreitende Gefühle. Sie empfinden häufig große Angst, fühlen sich niedergeschlagen, innerlich leer und reagieren gleichgültig. Zudem ist der Gesichtsausdruck oft starr, sowie die Gestik und Mimik reduziert. Häufig ziehen sich betroffene Menschen von Familie und Freunden zurück und sind gleichzeitig wenig an dem interessiert, was um sie herum passiert.
Wie entsteht Schizophrenie?
Bis heute ist nicht abschließend geklärt, wie eine Schizophrenie entsteht. Experten diskutieren aber ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren:
Genetische Faktoren
Forscher gehen davon aus, dass zwar die Veranlagung zur Schizophrenie, nicht jedoch die Erkrankung selbst vererbbar ist. Allerdings haben Menschen mit an Schizophrenie erkrankten Verwandten nachweislich ein höheres Erkrankungsrisiko. 80 Prozent aller Schizophrenien treten in Familien auf, in denen keine weiteren Erkrankungsfälle vorkommen.
Biochemische Ursachen
Die Nervenzellen des Gehirns stehen durch komplizierte Stoffwechselprozesse miteinander in Verbindung. Reguliert werden diese Stoffwechselprozesse durch Botenstoffe (Neurotransmitter), zu denen auch das Dopamin gehört. Forscher haben herausgefunden, dass das Dopamin-System bei von Schizophrenie Betroffenen überreagiert, sodass große Mengen Dopamin freigesetzt werden. Die zur Behandlung eingesetzten Medikamente (Antipsychotika ) wirken den Symptomen entgegen, indem sie die Wirkung des Dopamins herunterregeln. Auch das Serotonin – ein Botenstoff, der unterem anderem Einfluss auf die Stimmung, die Schmerzwahrnehmung oder den Schlaf-Wach-Rhythmus hat – scheint an der Entstehung der Schizophrenie beteiligt zu sein. Außerdem besteht eine Theorie, dass der Geschmacksverstärker Glutamat in Lebensmitteln als Botenstoff wirkt und die Erkrankung möglicherweise begünstigt.
Strukturelle Veränderungen im Gehirn
Bildgebende Verfahren wie beispielsweise die Kernspintomografie, konnten zeigen, dass das sogenannte limbische System bei an Schizophrenie Erkrankten strukturell verändert ist. Dieses Gehirnareal ist unter anderem für emotionales Verhalten zuständig. Überdies finden sich im Gehirn der Betroffenen weniger Nervenzellen, die Reize und Impulse weiterleiten.
Biografische Faktoren
Bis heute gibt es keine wissenschaftlichen Belege, wonach die Erziehung sowie Beziehungs- und Kommunikationsmuster in der Familie eine Schizophrenie auslösen können. Allerdings ließ sich zeigen, dass die Art der Kommunikation in der Familie den Verlauf der Erkrankung beeinflussen kann. Belastende Lebensereignisse scheinen ebenfalls nicht ursächlich für eine Schizophrenie zu sein, können diese Erkrankung oder einen Rückfall jedoch begünstigen.
Wie stellt der Arzt Schizophrenie fest?
Da die Schizophrenie viele Erscheinungsbilder hat, ist es gerade zu Beginn schwierig, die Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren. Anzeichen einer Psychose sollten in einem ausführlichen Arztgespräch (Anamnese) mit der betroffenen Person eingeordnet werden. Es ist sinnvoll Angehörige miteinzubeziehen, da sie aus einem anderen Blickwinkel berichten können. Vor allem, wenn Wahnvorstellungen und Halluzinationen auftreten, versucht der Arzt auszuschließen, dass diese auf den Missbrauch von Drogen zurückzuführen sind. Darüber hinaus ist es wichtig das Beschwerdebild gegenüber anderen möglichen Ursachen abzugrenzen – etwa eine Persönlichkeitsstörung, eine bipolare Erkrankung, Zwangsstörungen, Autismus oder Depressionen. Um die Diagnose stellen zu können, müssen die Symptome mindestens vier Wochen andauern.
Wie behandelt der Arzt eine Schizophrenie?
Die Schizophrenie ist gut behandelbar. Zwar ist eine Heilung nicht zu erreichen, aber ein Leben ohne akute Schübe kann erreicht werden. Das Behandlungskonzept fußt auf drei Säulen:
- Medikamente
- Psycho- oder Soziotherapie
- Kognitive Rehabilitation
Medikamente
Bei der Behandlung der Schizophrenie kommen vor allem antipsychotisch wirkende Medikamente zum Einsatz. Diese wurden früher auch als Neuroleptika bezeichnet. Antipsychotika dienen dazu, die im Gehirn aus der Balance geratenen Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin wieder „ins Lot“ zu bringen. Bis der Patient medikamentös gut eingestellt ist, können durchaus vier bis sechs Wochen vergehen. Bleibt der gewünschte Erfolg aus, kann nach dieser Zeit ein Wechsel der Medikation notwendig werden. Schlägt das Präparat an, kann die Dosis mit der Zeit in kleinen Schritten verringert werden. Erst wenn der Patient symptomfrei ist, folgt eine Erhaltungstherapie über ein bis zwei Jahre. Anders verhält es sich, wenn der Schizophrenie-Patient mehrere Rückfälle erleidet. In diesem Fall raten Experten zur Gabe einer so genannten Erhaltungsdosis über drei bis fünf Jahre nach Abklingen der akuten Phase. Ist eine Schizophrenie chronisch geworden, bedarf es einer dauerhaften vorbeugenden Erhaltungstherapie.
Psycho- und Soziotherapie
Psycho- und Soziotherapie sind erst sinnvoll, wenn der Patient innerlich dazu bereit ist. Im Mittelpunkt stehen Selbsthilfestrategien und das Antrainieren sozialer Fertigkeiten. Die Psychotherapie dient nicht zuletzt dazu, wertvolles Wissen über das Krankheitsbild zu vermitteln und so die Therapietreue des Patienten zu steigern. Ein weiteres Anliegen ist es, die Krankheit und deren Erleben zu bewältigen. Im Unterschied dazu zielen die soziotherapeutischen Maßnahmen darauf ab, soziale Folgeschäden innerhalb der Familie, des Wohnraumes, der Arbeit und des gesellschaftlichen Lebens zu vermeiden beziehungsweise diese abzumildern.
Kognitive Rehabilitation
Auch wenn die Symptome der Schizophrenie durch den Einsatz von Antipsychotika abgeklungen sind, können Defizite zurückbleiben, die das Konzentrationsvermögen, die Aufmerksamkeit und die Fähigkeit zu planen betreffen. Um diese Einschränkungen auszugleichen, haben sich computergestützte Trainings und Verhaltenstherapie bewährt. Sie ermöglichen zugleich die schnelle berufliche Wiedereingliederung.
Was können Sie selbst bei Schizophrenie tun?
Sich selbst helfen zu können, setzt die Einsicht voraus, behandlungsbedürftig erkrankt zu sein. Als hilfreich und stabilisierend hat sich der Besuch einer Selbsthilfegruppe erwiesen, wo man sich mit anderen Betroffenen in einem geschützten Raum austauschen kann. Eine Selbsthilfegruppe für Angehörigen kann zusätzlich hilfreich sein, um den Erkrankten zu unterstützen.
Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung sowie der Bewältigung des Alltags finden Erkrankte und Angehörige in:
- Sozialpsychiatrischen Diensten (Beratung, Unterstützung im Alltag, Hilfe in Krisensituationen)
- Psychiatrischen Praxen und psychiatrische Institutsambulanzen
- Ärztlichen oder psychologische Praxen (Psychotherapien)
- Telefonseelsorgen (anonyme Beratung rund um die Uhr)
- Psychiatrischen Kliniken (Notfallhilfe rund um die Uhr)
Veröffentlicht am: 12.09.2023
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ICD Codes(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
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Quellen
[1] Schizophrenie, https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/schizophrenie-und-schizophrene-psychosen
[2] Schizophrenie hat nichts mit einer Persönlichkeitsspaltung zu tun
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/schizophrenie-hat-nichts-mit-einer-persoenlichkeitsspaltung-zu-tun/
[3] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Schizophrenie https://www.pschyrembel.de/Schizophrenie/K0KF1
[4] Medizinische Universität Wien. Neue Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Schizophrenie, https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/detailseite/2020/news-im-maerz/neue-einblicke-in-die-entstehungsmechanismen-der-schizophrenie/
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