Blut im Urin (Hämaturie) - Ursachen und Behandlung

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Der Nachweis von Blut oder Blutkörperchen im Urin wird von Medizinern als Hämaturie bezeichnet. Ein rötlich verfärbter Urin kann harmlose Ursachen haben, zum Beispiel der Verzehr bestimmter Lebensmittel oder die Einnahme von Medikamenten. In vielen Fällen ist Blut im Urin aber ein Zeichen teils schwerer Erkrankungen und sollte von einem Arzt untersucht werden. Je nach zugrunde liegender Ursache ist eine Behandlung nötig, die von Medikamenten bis zu aufwändigen Operationen reichen kann. Einigen Auslösern blutigen Urins lässt sich aber auch wirkungsvoll vorbeugen.
Was ist eine Hämaturie?
Der Nachweis von Blut – beziehungsweise roter Blutkörperchen (Erythrozyten) – im Urin wird als Hämaturie bezeichnet. Wenn das Blut mit bloßem Auge erkennbar ist, also der Urin sich rötlich verfärbt, rot oder braun ist, bezeichnen Mediziner das als Makrohämaturie.
Ein rot oder rötlich gefärbter Urin muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass sich Blut darin befindet. So können zum Beispiel auch Lebensmittel wie rote Beete und Rhabarber oder einige Medikamente zu einer Rotfärbung des Harns führen.
Auch wenn vermehrt der Blutfarbstoff Hämoglobin (Hämoglobinurie) oder das Myoglobin der Muskelzellen (Myoglobinurie) im Urin vorkommen, äußert sich das unter Umständen über rötlichen oder braunen Urin.
Sieht der Urin normal aus, aber es lassen sich mikroskopisch oder mit Hilfe eines Teststreifens Erythrozyten im Blut nachweisen, lautet die Diagnose Mikrohämaturie.
Wie äußert sich eine Hämaturie?
Im Falle einer Makrohämaturie ist der rötlich gefärbte Urin auffällig. Dies kann von kleinen Blutklümpchen über eine leichte Rosa- oder Rotfärbung bis zu dunkelrotem oder braunem Urin reichen. Die Mikrohämaturie selbst ist symptomlos und mit bloßem Auge nicht zu erkennen.
Je nach zugrunde liegender Ursache können bei beiden Formen aber weitere, meist unspezifische, Symptome auftreten, zum Beispiel:
- Fieber
- Unterleibsschmerzen
- häufiges, schmerzhaftes Wasserlassen
- Ödeme
- Übelkeit
- Erbrechen
Welche Ursachen stecken hinter Blut im Urin?
Im Normalfall befinden sich lediglich Blutabbauprodukte (wie Bilirubin, das den Urin gelb färbt) im Urin, aber keine Blutkörperchen oder Blutfarbstoff. Häufige mögliche Ursachen für eine Hämaturie sind:
- Erkrankungen der harnableitenden Wege, unter anderem Infektionen mit Viren, Bakterien oder bestimmten Parasiten, Einengung der Harnwege, Blasenentzündung, oder Harnsteine (Urolithiasis)
- Erkrankungen der Nieren-Glomeruli (Glomerulonephritiden). Das sind winzige Gefäßknäuel, die für die Filterfunktion der Nieren entscheidend sind. Im Zuge entzündlicher und immunbedingter Prozesse werden diese geschädigt. Dabei können Autoimmunerkrankungen, bakterielle (z.B. Streptokokken), virale (z.B. Hepatitis B oder C, HIV) oder parasitäre Infektionen (beispielsweise die Infektion mit dem „Pärchenegel“ Schistosoma, auch als Bilharziose bezeichnet) eine Rolle spielen.
- Andere Nierenerkrankungen, beispielsweise Durchblutungsstörungen durch Thrombosen und daraus folgende Infarkte und Nekrosen, Zystennieren (angeboren oder erworben), Tumore
- Erkrankungen der Prostata wie Entzündung (Prostatitis), Prostatakrampfadern (Prostatavarizen), gutartiges Prostata-Wachstum (benigne Prostatahyperplasie), bösartige Tumoren der Prostata (Prostatakarzinom)
- Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Blutverdünner (Antikoagulanzien)
- Generell Verletzungen oder Tumore der Nieren oder der harnableitenden Wege
- Bei schwerer körperlicher Belastung, zum Beispiel nach Marathonläufen oder anderen Ausdauersportarten. Auch als „Sport“- oder „Marschhämaturie“ bezeichnet. Warum es nach diesen Belastungen zu Blut im Urin kommt, ist nicht vollständig geklärt. Meist bleibt es bei einer Mikrohämaturie, die nicht behandelt werden muss.
- Beimengung von Menstruationsblut bei Frauen während der Monatsblutung (einzige physiologische Ursache für Blut im Urin)
Insbesondere bei den nicht sichtbaren Mikrohämaturien ohne weitere Symptome bleibt die Ursache häufig unbekannt.
Was macht der Arzt bei Blut im Urin?
Am Anfang der Diagnostik steht ein ausführliches Arzt-Patientengespräch (Anamnese). Dabei erkundigt sich der Arzt, ob es mögliche Gründe für die Hämaturie gibt, die in der Regel keiner Behandlung bedürfen, zum Beispiel Monatsblutung, eine kurz zuvor durchgeführte Operation am Harntrakt oder schwere körperliche Belastung.
Danach führt der behandelnde Mediziner eine körperliche Untersuchung durch.
Im Anschluss versucht der Arzt, Nierenerkrankungen (Nephropathien) als Ursache auszuschließen. Dazu werden Blut- und Urinproben untersucht, sowie der Blutdruck gemessen.
Ergibt sich kein Hinweis auf eine solche Erkrankung, führt der Arzt gegebenenfalls eine Untersuchung von Blase, harnableitenden Wegen und Geschlechtsorganen durch. Dazu stehen ihm beispielsweise Ultraschall, Endoskopie, Computer-Tomografie (CT) und/oder Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) zur Verfügung.
Welche Behandlung kommt bei Blut im Urin in Frage?
Die Behandlung von Blut im Urin richtet sich nach der jeweiligen Ursache.
Eine unkomplizierte Blasenentzündung heilt in der Regel von selbst aus, gegebenenfalls kommen Schmerzmittel wie Nicht-steroidale-Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz, beispielsweise Ibuprofen . Ist eine bakterielle Infektion die Ursache, sind in der Regel auch Antibiotika nötig.
Bei einer Glomerulonephritis wird ebenfalls die Ursache behandelt. Bei Autoimmunerkrankungen kommen Immunsuppressiva zum Einsatz, bei bakteriellen oder viralen Infektionen auch entsprechende Antibiotika oder Virostatika. Die Bilharziose wird in unkomplizierten Fällen mit dem Wurmmittel Praziquantel behandelt. Im Akutstadium (Katamaya-Syndrom) kommen gegebenenfalls zusätzliche, symptomatische Therapien zum Einsatz.
Zystennieren werden symptomatisch behandelt, falls notwendig. Dies kann im Extremfall eine Blutwäsche (Dialyse) beinhalten.
Akute Entzündungen der Prostata werden mit Schmerzmitteln und gegebenenfalls Antibiotika behandelt. Chronische Entzündungen erfordern häufig eine langwierige Behandlung, die auch Operationen beinhalten.
Wird bei gutartigen Prostatavergrößerungen (benigne Prostatahyperplasie) eine Behandlung nötig, kommen unter anderem Medikamente zum Einsatz, die die Muskulatur entspannen und damit die Harnröhre erweitern. Auch Wirkstoffe, die in den Testosteron-Stoffwechsel eingreifen, werden eingesetzt. Manchmal ist auch eine Operation nötig. Dafür stehen unterschiedliche Verfahren und Techniken zur Verfügung, um das Volumen der Prostata zu verkleinern und/oder die Harnröhre offen zu halten.
Bei Verletzungen der unteren Harnwege ist unter Umständen ebenfalls eine Operation nötig. Harn-, Nieren - oder Blasensteine werden je nach Art, Lokalisation und Größe konservativ oder mit Hilfe von Operationen oder einer Zertrümmerung der Steine (Lithotripsie) behandelt.
Tumore lassen sich abhängig von Lokalisation, Art und Größe des Tumors unter Umständen mit Operationen, Chemo-, Strahlentherapie oder einer Kombination mehrerer Verfahren behandeln.
Was können Sie selbst gegen Blut im Urin tun?
Erkrankungen der Nieren oder harnableitenden Wege, die zu Blut im Urin führen, sollten unbedingt durch einen Arzt abgeklärt und nach dessen Empfehlungen behandelt werden.
Einigen Ursachen einer Hämaturie lässt sich jedoch unter Umständen vorbeugen.
So bilden sich unter einer gesunden, ausgewogenen Ernährung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme seltener Harnsteine. Übergewicht abzubauen senkt ebenfalls das Risiko für Harnsteine.
Der Verzicht auf Nikotin senkt das Risiko für Blasenkrebs.
Blasenentzündungen und Harnwegsinfektionen werden meist durch Bakterien verursacht, die in die Harnröhre gelangen und von dort aufsteigen. Häufig handelt es sich dabei um Keime, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Beim Toilettengang sollte daher auf eine entsprechende Hygiene geachtet werden. Auch durch bequeme Unterwäsche, die im Idealfall bei 60°C waschbar ist, lässt sich das Risiko für solche bakteriellen Erkrankungen senken.
Veröffentlicht am: 06.04.2023
Quellen
[1]: Bolenz, C. et al.: Abklärung der Hämaturie in Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 801-7; DOI: 10.3238/arztebl.2018.0801
[2]: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Hämaturie (Stand 04.2020). https://www.pschyrembel.de/H%C3%A4maturie/K09A7/doc/ (letzter Abruf 29.03.2023)
[3]: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM): S1-Leitlinie „Nicht sichtbare Hämaturie“ unter www.awmf.org, Stand: November 2020, (letzter Abruf: 29.03.2023)
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