Hüftschmerzen – Ursachen und Behandlung

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Hüftschmerzen können sehr unterschiedliche Ursachen haben, die von muskulären Verspannungen über Entzündungen und Arthrose bis hin zu rheumatischen Erkrankungen und Durchblutungsstörungen reichen. Um abzuklären, was die Beschwerden hervorruft, ist es stets sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen – vor allem bei Kindern, da sich hinter ihren Symptomen eine ernsthafte Erkrankung verbergen kann. Hat der Mediziner auf Basis seiner Untersuchungen die Diagnose gestellt, wird er eine gezielte Behandlung einleiten. Allerdings kann man auch selbst einiges tun, um Hüftschmerzen zu lindern.
Wie äußern sich Hüftschmerzen?

Hüftschmerzen können akut oder chronisch sein und grundsätzlich Menschen jedes Alters betreffen, auch wenn sie sich besonders häufig bei älteren Personen zeigen. Die Beschwerden machen sich oft im Bereich der Leisten bemerkbar, außen an der Hüfte oder oberhalb von ihr. Nicht selten strahlen die Schmerzen in den Oberschenkel, ins Knie oder ins Gesäß. Bei einigen Betroffenen schmerzt die Hüfte nur bei Bewegung, bei anderen, wenn sie morgens aufstehen; mitunter tut die Hüfte auch ständig weh. Obgleich häufig nur eine Hüfte betroffen ist, gibt es auch Personen, bei denen beide Hüften schmerzen.
Was verursacht Hüftschmerzen?
Im besten Fall gehen Hüftschmerzen auf einen Mangel an Bewegung zurück oder auf eine einseitige Belastung. Oftmals liegt die Ursache aber auch in den Weichteilen, also Muskeln, Bänder, Sehnen, Schleimbeutel und Nerven. Gerät dieses fein austarierte System aus dem Gleichgewicht, kann es zu Schmerzen in der Hüfte kommen, vor allem, wenn Muskeln, Bänder und Sehnen verkürzt oder verspannt sind. Nicht immer steckt zwingend ein verschlissener Gelenkknorpel (Arthrose) dahinter, wenn die Hüfte sich meldet. Manchmal liegt es auch daran, dass das Hüftgelenk entzündet ist, eine rheumatische Erkrankung oder Durchblutungsstörungen vorliegen.
Mögliche Ursachen akuter Hüftschmerzen sind unter anderem:
- Bakterielle Entzündung des Hüftgelenks (septische Coxitis): In der Regel ist nur ein Hüftgelenk betroffen, wobei die Schmerzen sich schnell steigern und von Fieber begleitet sein können. Auch verspürt der Betroffene ein starkes Krankheitsgefühl.
- Ausrenken der Hüfte (Hüftluxation) z. B. infolge eines Unfalls: Ein solches traumatisches Ereignis ist begleitet von sehr starken Schmerzen, die sich im Gesäß oder in der Leiste bemerkbar machen.
- Oberschenkelhalsfraktur: Der Grund für diese typische Verletzung des älteren Menschen ist oftmals ein Sturz oder auch ein anlassloser Bruch aufgrund einer Osteoporose (Knochenschwund) . In diesem Fall kommt es zu plötzlich auftretenden Hüftschmerzen in der Leistengegend; jede Bewegung und Belastung des Beins ist äußerst schmerzhaft.
- Hüftschnupfen (Coxitis fugax): Dieses Krankheitsbild tritt vor allem bei kleinen Kindern auf. Die Hüftgelenksentzündung macht sich durch plötzliche Schmerzen in der Leistengegend bemerkbar, auch das Bein und die Hüfte können betroffen sein.
- Ablösung der Hüftkopfkappe (Epiphyseolysis capitis femoris): An dieser Störung leiden häufig Jugendliche in der Pubertät, vor allem Jungen. Charakteristisch für dieses Krankheitsbild ist, dass der Hüftkopf in der Wachstumsfuge vom Oberschenkelhals abrutscht bzw. sich ablöst.
Mögliche Ursachen chronischer Hüftschmerzen sind unter anderem:
- Arthrose im Hüftgelenk (Koxarthrose): Obgleich die Koxarthose typischerweise eine Erkrankung bei älteren Menschen ist, kann sie auch bei jüngeren Personen auftreten. Kennzeichnend für die degenerative Erkrankung des Hüftgelenks ist, dass die Betroffenen immer steifer werden, sich schlechter bewegen können und unter Schmerzen leiden. Anfänglich treten die Beschwerden nur bei bestimmten Bewegungen auf, etwa beim Treppensteigen oder Aufstehen von einem Stuhl, mit der Zeit jedoch auch in Ruhe oder nachts. Intensiviert sich der Knorpelabbau zwischen den Hüftknochen, kann es zudem zu Entzündungen kommen, die die Beschwerden verschlimmern.
- Schleimbeutelentzündung (Bursitis): Das Hüftgelenk verfügt über mehrere Schleimbeutel. Sind diese entzündet, so verspürt der Betroffene Schmerzen im Bereich der Hüfte und der Leisten. Die Beschwerden der Bursitis werden häufig mit denen einer Koxarthrose (s.o.) verwechselt.
- Impingement: Der englische Begriff bedeutet Zusammenstoß und trifft den Kern des Problems. Denn hierbei kommt es zu einer Verengung zwischen Hüftpfanne und Hüftkopf. Langfristig begünstigt dies die Entstehung einer Arthrose, also vorzeitigen Knorpelabbau. Das Impingement-Syndrom kündigt sich durch stechende oder dumpfe Schmerzen an, vor allem nach Belastung oder einer längeren Ruhephase im Sitzen.
- Beinlängendifferenz (BLD): Bei einer Beinlängendifferenz sind einzelne Bereiche der Gelenke oder Knochen verkürzt oder verlängert. Mitunter hat die BLD auch funktionelle Gründe, etwa, wenn Muskeln oder Sehnen verkürzt sind. Ist sie ausgeprägt, kann dies auf Dauer zu Schmerzen im Hüftgelenk führen. Etwa Zweidrittel der Menschen weisen unterschiedlich lange Beine auf.
- Hüftkopfnekrose: Hierbei handelt es sich um eine schwerwiegende Erkrankung der Hüfte, bei der Knochengewebe am Hüftkopf abstirbt. Als Folge kommt es zu einer schweren Arthrose des Hüftgelenks, die mit starken Schmerzen einhergeht. Es gibt unterschiedliche Risikofaktoren, darunter die Einnahme von Kortison (Glukokortikoide). Aber auch ein übermäßiger Alkoholkonsum, zu hohe Blutfettwerte und Rauchen kommen als Auslöser in Frage.
- Schwangerschaft: Je weiter die Schwangerschaft voranschreitet, desto stärker lockert sich unter dem Einfluss von Hormonen das Bindegewebe. Dies gilt auch für Muskeln, Sehnen und Bänder. Auf diese Weise bewirkt der Körper, den Beckengürtel zu lockern, damit er während des Geburtsvorgangs elastischer ist. Die Beschwerden bilden sich nach der Geburt des Kindes wieder zurück.
Wann zum Arzt bei Hüftschmerzen?
Da Hüftschmerzen vielfältige Ursachen haben können, ist es in jedem Fall sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen. Dies gilt vor allem, wenn die Beschwerden infolge eines Unfalls oder akut auftreten. Gleiches gilt, wenn Hüftschmerzen sich nicht bessern. Bei Kindern mit Hüftschmerzen sollte der Gang zum Arzt stets selbstverständlich sein, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen und bleibende Schäden zu vermeiden.
Was macht der Arzt bei Hüftschmerzen?
Die Behandlung richtet sich stets nach der Ursache der Hüftschmerzen, weshalb am Anfang immer ein ausführliches Gespräch mit der betroffenen Person über deren Krankengeschichte steht (Anamnese). Im nächsten Schritt untersucht der Arzt die Person gründlich körperlich und nimmt unter anderem eine Funktionsprüfung vor. Diese dient dazu herauszufinden, wie beweglich die Hüftgelenke sind, ob sich die Beine abspreizen beziehungsweise nach innen und außen drehen lassen.
Des Weiteren begutachtet der Mediziner das Gangbild, prüft mögliche Fehlstellungen der Beine, die Ausrichtung der Hüfte und klärt ab, ob möglicherweise eine Beinlängendifferenz vorliegt. Auch die Hüfte selbst sowie die Leisten werden mit den Händen abgetastet und auf mögliche Auffälligkeiten untersucht. Ist die Hüfte lokal gerötet und daher möglicherweise entzündet, könnte dies unter Umständen auf eine Schleimbeutelentzündung hindeuten.
Je nachdem, welcher Verdacht besteht, wird der Arzt zusätzlich eine Blutuntersuchung anordnen. Sie erlaubt Hinweise darauf, ob ein entzündliches oder rheumatisches Geschehen vorliegt. Auch bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie, Kernspintomografie oder ein Ultraschall können dazu beitragen, eine gesicherte Diagnose zu stellen.
Steht die Diagnose fest, wird der Arzt entsprechende Therapien anordnen, wobei eine konservative, das heißt nicht operative Therapie, wann immer möglich im Vordergrund stehen sollte.
Bei einer Hüftgelenksarthrose zum Beispiel sieht die Behandlungsleitlinie zunächst die Hydrotherapie im Bewegungsbad vor, um die Gelenkfunktion zu verbessern und die Schmerzen zu reduzieren. Aber auch andere physikalische Verfahren wie Wärme- oder Kälteanwendungen sowie Elektro - oder Ultraschalltherapien können dazu beitragen, die Symptome zu lindern. Ein weiterer wichtiger Pfeiler ist die Physiotherapie, die dafür sorgen soll, dass das Gelenk in Bewegung bleibt. Ist die Arthrose weiter fortgeschritten, bedarf es mitunter der Einnahme von Schmerzmitteln . In schweren Fällen führt kein Weg an einer Operation vorbei, bei der ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt wird.
Liegt eine Schleimbeutelentzündung vor, kann es sinnvoll sein, Kortison zu injizieren, um die Beschwerden zu mindern. Bei einer bakteriellen Entzündung des Hüftgelenks empfiehlt es sich, das betroffene Gelenk ruhigzustellen und Antibiotika einzunehmen; reicht dies nicht aus, muss das Hüftgelenk mitunter geöffnet und die Entzündung operativ entfernt werden.
Das können Sie selbst bei Hüftschmerzen tun
Gehen die Hüftschmerzen auf eine einseitige Haltung bei der Arbeit zurück, kann schon ein höhenverstellbares Stehpult im Büro oder Homeoffice sehr hilfreich sein.
Stärken Sie durch regelmäßige Bewegung Ihre Hüftmuskulatur, um damit Ihre Hüftgelenke dauerhaft zu stabilisieren. Besonders hilfreich sind moderate Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren; diese trainieren die Muskulatur, ohne die Gelenke zu belasten. Gleiches gilt, wenn Sie Treppen steigen, anstatt mit dem Aufzug zu fahren. Auch viele Yoga-Übungen können dabei helfen, die Gelenke zu lockern und Verspannungen zu lösen. All diese Maßnahmen zusammen lassen Hüftschmerzen nicht selten von selbst wieder verschwinden.
Sollten Sie übergewichtig sein, ist es sinnvoll, gezielt Gewicht abzubauen. Denn jedes Kilogramm zu viel auf den Rippen belastet auch die Hüftgelenke.
Vermeiden Sie Sportarten wie Jogging, Tennis oder Fußball, da es hierbei zu wiederholten Stoppbewegungen und Stößen kommt, die die Hüften stark belasten.
Auch wenn es anfänglich gewöhnungsbedürftig ist: Nutzen Sie gegebenenfalls Gehhilfen, einen Stock oder einen Rollator. All diese Hilfsmittel sorgen für mehr Stabilität beim Laufen und einen sicheren Gang.
Veröffentlicht am: 17.05.2023
Quellen
[1] Ärzteblatt.de. Kindlicher Hüftschmerz. https://www.aerzteblatt.de/archiv/212227/Kindlicher-Hueftschmerz (letzter Abruf 26.10.2022)
[2] Pschyrembel.de. Koxarthrose. https://www.pschyrembel.de/Koxarthrose/K0C7F (letzter Abruf 21.10.2022)
[3] Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie. Hüftimpingement. https://orthinform.de/lexikon/hueftimpingement (letzter Aufruf 26.10.2022)
[4] Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie. Bursitis trochanterica. https://orthinform.de/lexikon/bursitis-trochanterica (letzter Aufruf 26.10.2022)
[5] AMBOSS.de DGOU S2k-Leitlinie Koxarthrose. https://www.amboss.com/de/wissen/DGOU_S2k-Leitlinie_Koxarthrose/ (letzter Abruf 21.10.2022)
[6] Gesundheitsinformation.de. Hüftarthrose (Coxarthrose). https://www.gesundheitsinformation.de/hueftarthrose-coxarthrose.html (letzter Aufruf 26.10.2022)
[7] Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. (DGU). Schenkelhalsfraktur des Erwachsenen. Leitlinie von 2015 in Überarbeitung. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/012-001l_S2e_Schenkelhalsfraktur_2015-10-abgelaufen_02.pdf (letzter Aufruf 26.10.2022)
[8] AMBOSS.de. Bakterielle Arthritis. https://www.amboss.com/de/wissen/Bakterielle_Arthritis/ (letzter Aufruf 26.10.2022)
[9] AMBOSS.de. Hüftgelenkdysplasie und Hüftgelenkluxation. https://www.amboss.com/de/wissen/H%C3%BCftgelenkdysplasie_und_H%C3%BCftgelenkluxation/ (letzter Aufruf 26.10.2022)
[10] Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie. Hüftschnupfen. https://orthinform.de/lexikon/hueftschnupfen (letzter Aufruf 26.10.2022)
[11] AMBOSS.de. Epiphyseolysis_capitis_femoris. https://www.amboss.com/de/wissen/Epiphyseolysis_capitis_femoris/ (letzter Aufruf 26.10.2022)
[12] Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie. Hüftprothese. https://orthinform.de/lexikon/hueftprothese (letzter Aufruf 26.10.2022)
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