Lagerungsschwindel - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Lagerungsschwindel ist eine bestimmte Form des Schwindels. Er ist zwar meist harmlos, aber sehr belastend. In der Regel stellen sich die Beschwerden ein, wenn die betroffene Person ihre Körperhaltung auf bestimmte Arten und Weisen verändert. Dies löst insbesondere das Gefühl aus, dass sich die Welt um einen herumdreht und der Boden unter den Füßen verloren geht. Frauen erkranken häufiger als Männer. Verursacht werden die Symptome durch kleine Kalkkristalle, die frei in den Bogengängen des Innenohrs schwimmen und dazu führen, dass das Gehirn falsche Informationen über die aktuelle Lage des Körpers erhält. Ein Arztbesuch ist sinnvoll, um ernstere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen und den Heilungsprozess zu beschleunigen. Beenden lässt sich der Lagerungsschwindel in der Regel mithilfe von Lagerungsmanövern. Diese muss die betreffende Person zunächst erlernen und sie anschließend regelmäßig zuhause fortführen.
Wie äußert sich Lagerungsschwindel?
Der Name sagt es bereits: Zu Lagerungsschwindel (in der Fachsprache: benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel, d.h. gutartiger Lagerungsschwindel) kann es kommen, wenn der Körper umgelagert wird, also seine Position verändert. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die betroffene Person aufsteht, sich bückt, ihre Schlafposition wechselt, den Kopf in den Nacken legt oder zur Seite neigt. In solchen Momenten stellt sich das Gefühl ein, dass sich alles um einen herum dreht und der Boden unter den Füßen bedrohlich schwankt. Wegen des Empfindens, die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren, sind die Schwindelattacken ausgesprochen unangenehm. In der Regel dauern sie jedoch nur wenige Sekunden, können aber auch bis zu fünf Minuten anhalten. Außerdem geht der meist anfallsweise auftretende Lagerungsschwindel in vielen Fällen mit weiteren Symptomen einher: Den Betroffenen bricht der Schweiß aus, ihnen ist übel bis hin zum Erbrechen und es kann sich ein Gefühl der Angst entwickeln. Die gute Nachricht ist, dass diese Form der Schwindelattacken in der Regel nicht gefährlich ist. Am häufigsten tritt sie im Alter zwischen 40 und 70 Jahren auf, wobei Frauen etwa doppelt so oft darunter leiden wie Männer.
Was verursacht Lagerungsschwindel?
Meist geht Lagerungsschwindel darauf zurück, dass sich in den Bogengängen im Innenohr kleine Kalksteinchen (Otolithen) sammeln und auf die dort befindlichen Sinneszellen drücken. Dies führt dazu, dass das Gleichgewichtsorgan übererregt und die Reizweiterleitung ans Gehirn gestört wird. Weil die Informationen, die dort ankommen, nicht mit der tatsächlichen Lage des Körpers übereinstimmen und auch nicht mit dem, was der Betroffene sieht, kommt es im Folgenden zum Lagerungsschwindel.
Seltener entstehen die Beschwerden, weil sich ein Ohr oder das Gleichgewichtsorgan entzündet haben. Des Weiteren kommen Schädel-Hirn-Traumata und eine längere Bettlägerigkeit in Betracht.
Was macht der Arzt bei Lagerungsschwindel?
Da Schwindel viele Ursachen haben kann, ist es zu Beginn der Behandlung unerlässlich, gründlich die Krankengeschichte (Anamnese) und die Symptome zu erheben. Nur so kann der Arzt herausfinden, ob es sich tatsächlich um Lagerungsschwindel handelt. Im Rahmen seiner Anamnese wird er unter anderem wissen wollen, seit wann die Beschwerden bestehen, wie häufig sie auftreten und wie lange die einzelnen Episoden anhalten. Wichtig ist auch zu erfahren, wann beziehungsweise in welchen Situationen sich der Schwindel bemerkbar macht.
Um die Diagnose zu sichern und herauszufinden, welcher Bogengang für die Schwindelattacken verantwortlich ist, setzt der Arzt bestimmte Lagerungsmanöver ein. Hierzu gehören das sogenannte Dix-Hallpike-Manöver, bei dem die erkrankte Person sitzt, und das Supine-Roll-Manöver, das im Liegen stattfindet. Beide dienen dazu, absichtlich eine Schwindelattacke und das typische, damit verbundene unwillkürliche Augenzittern (Nystagmus) auszulösen. Um herauszufinden, welches Ohr betroffen ist oder ob gar beide Hörorgane die Beschwerden auslösen, erfolgt die Untersuchung beidseits.
Beim Dix-Hallpike-Manöver dreht die betroffene Person den Kopf im Sitzen zunächst um 45 Grad, zum Beispiel nach links. Dann überstreckt der Arzt ihn schnell und kontrolliert und lagert die Person in dieser Kopfhaltung rasch auf den Rücken um. Im Anschluss wiederholt er das Manöver auf der anderen Seite.
Beim Supine-Roll-Manöver liegt der Betreffende von Beginn an auf dem Rücken und wird gebeten, das Kinn leicht Richtung Brust anzuwinkeln. Dann bewegt der Mediziner den Kopf ruckartig um 90 Grad in die eine, dann in die andere Richtung.
Steht die Diagnose zweifelsfrei fest, kann eine gezielte Therapie erfolgen. Allerdings ist der Lagerungsschwindel ursächlich nicht mit Medikamenten behandelbar. Stattdessen kommen sogenannte Befreiungsmanöver zum Einsatz, die an die diagnostischen Verfahren erinnern. Ziel ist es, die Otolithen aus dem betroffenen Bogengang herauszubefördern, da sich der Lagerungsschwindel nur so stoppen lässt. Vor allem bei starker Übelkeit empfiehlt es sich, vor dem Beginn des Manövers ein Mittel gegen Übelkeit einzunehmen.
Die Art des Befreiungsmanövers richtet sich danach, ob die vorderen, hinteren oder seitlichen Bogengänge erkrankt sind. Sie alle sind dafür zuständig, Drehbeschleunigungen des Kopfes wahrzunehmen und erfüllen unterschiedliche Funktionen: Während die einen Neigebewegungen des Kopfes zur Seite registrieren, erfassen andere waagerechte Kopfdrehungen oder senkrechte Kopfbewegungen.
Je nach betroffenem Bogengang sehen die Behandlungsleitlinien fünf verschiedene Befreiungsmanöver vor:
- das Epley-Manöver
- das Sémont-Manöver
- das Sémont-Plus-Manöver
- das Gufoni-Manöver
- das Barbecue-Manöver
- das Rakho-Manöver
Welches genau für die Betroffenen das richtige ist, legt der Arzt auf Basis der Diagnose fest. Vor allem mit einer gezielten Physiotherapie ist es einfach, unter Anleitung die Bewegungsabfolge des entsprechenden Befreiungsmanövers zu erlernen, um es dann anschließend allein zu Hause anzuwenden.
Was können Sie selbst bei Lagerungsschwindel tun?
Um die Heilungsphase zu verkürzen und die Beschwerden schnell zu lindern, ist es sinnvoll, dass Sie das für Ihre individuellen Bedürfnisse ausgewählte und erlernte Lagerungstraining mehrmals täglich zuhause durchführen. In den meisten Fällen verflüchtigen sich dadurch die Attacken innerhalb weniger Wochen.
Scheiden Lagerungsmanöver aus, weil sie nicht die gewünschte Wirkung erzielen beziehungsweise medizinische oder andere Gründe dagegensprechen, können Sie auf alternative Bewegungsübungen zurückgreifen. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt darin unterweisen, sodass Sie diese später eigenständig ausführen können.
Veröffentlicht am: 24.06.2024
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Quellen
[1] IQWiG. Gutartiger Lagerungsschwindel. https://www.gesundheitsinformation.de/gutartiger-lagerungsschwindel.html
[2] Neurologen und Psychiater im Netz. Schwindelform: Gutartiger Lagerungsschwindel. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/schwindel/gutartiger-lagerungsschwindel/
[3] HNO-Ärzte im Netz. Gutartiger Lagerungsschwindel. https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/schwindel/lagerungsschwindel.html
[4] Amboss. Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel. https://www.amboss.com/de/wissen/Benigner_paroxysmaler_Lagerungsschwindel/
[5] AWMF Online. S2k-Leitlinie Vestibuläre Funktionsstörungen
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/017-078
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