Diplopie - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Diplopie bezeichnet das Sehen von Doppelbildern. Dabei können sich zwei Bilder eines Objekts neben-, über- oder schräg übereinander befinden. In der Regel ist die Wahrnehmung dadurch unscharf. Da das Sehen ein komplexer Vorgang zwischen dem Auge selbst, seinen Muskeln und Nerven sowie dem Gehirn ist, können die Ursachen sehr verschieden sein. Sie reichen von Übermüdung und trockenen Augen über Verletzungen und Durchblutungsstörungen bis hin zu schweren Hirnschädigungen. In den meisten Fällen ist es deshalb sinnvoll, bei Auftreten dieser Sehstörung ärztlichen Rat einzuholen. Um dem Auslöser auf den Grund zu gehen, sind unter Umständen Untersuchungen bei verschiedenen Fachärztinnen und Fachärzten notwendig. Lässt sich die Ursache feststellen und beheben, verschwindet in der Regel auch das Doppeltsehen. In einigen Fällen kann die Heilung aber schwierig oder unmöglich sein oder längere Zeit in Anspruch nehmen.
Wie äußert sich Diplopie?

Bei Diplopie oder Doppeltsehen nehmen betroffene Personen Doppelbilder wahr. Das betrachtete Objekt erscheint dabei zweimal nahe beieinander, in der Regel überlappen sich die beiden Bilder und sind unscharf. Sie können nebeneinander (horizontales Doppeltsehen), untereinander (vertikales Doppeltsehen) oder schräg versetzt erscheinen (diagonales Doppeltsehen).
In einigen Fällen tritt die Wahrnehmungsstörung bei der Betrachtung mit einem Auge auf (monokulare Diplopie), in anderen, wenn beide Augen genutzt werden (binokulare Diplopie).
Häufig ist das Doppeltsehen vorübergehend, etwa nach übermäßigem Alkoholgenuss oder bei Übermüdung, manchmal bleibt die Störung aber dauerhaft bestehen und/oder wird von weiteren Symptomen begleitet. Die Diplopie kann unter anderem gemeinsam mit Schwindelgefühl, Orientierungsstörungen oder Unsicherheit beim Gehen auftreten.
Welche Ursachen können hinter Diplopie stecken?
Beim Sehen trifft Licht von Lichtquellen oder von Objekten, die es reflektieren, ins Auge. Dort löst es Nervensignale aus, die im Gehirn verarbeitet werden und für uns ein Bild entstehen lassen. Typischerweise nehmen beide Augen unterschiedliche Bilder wahr. Sie werden aber in der Regel durch Muskeln und Nerven so ausgerichtet, dass nach der Verarbeitung im Gehirn ein einziges Bild entsteht. Die Ursachen einer Diplopie können deshalb in unterschiedlichen Bereichen des Auges oder dem Nervensystem liegen. Möglich sind unter anderem:
- Müdigkeit
- Übermäßiger Alkoholgenuss
- Schielen (Strabismus)
- Plötzlicher Ausfall von Gehirnfunktionen (Schlaganfall), etwa durch Durchblutungsstörung en wegen eines Blutgerinnsels (Thrombus)
- Entzündungen beispielsweise der Sehnerven, der Augenmuskulatur, der Hirnhäute (Meningitis) oder des Gehirns (Enzephalitis)
- Erkrankungen des Nervensystems wie Myasthenia gravis, Multiple Sklerose oder Guillain-Barré-Syndrom
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
- Tumoren im Gehirn oder in der Augenhöhle (Orbita)
- Verletzungen von Schädel oder Nerven
- Lähmungen des Nervensystems
- Unregelmäßigkeiten der Hornhaut am Auge
- Trockene Augen
- Linsentrübung
Wann ärztlichen Rat einholen bei Diplopie?
Es ist immer ratsam, ärztlichen Rat zu suchen, wenn die Doppelbilder länger als einige Stunden bestehen oder sehr plötzlich auftreten und von weiteren Symptomen einer Störung des Nervensystems begleitet werden. Dazu gehören etwa weitere Beeinträchtigungen des Sehens , der Wortfindung , der Konzentration oder des Gleichgewichts . Auch nach Verletzungen an Kopf oder Augen sowie Augenschmerzen, die in zeitlichem Zusammenhang stehen könnten, sollten Betroffene von entsprechendem Fachpersonal untersucht werden.
Wie sehen die Diagnostik und Therapie bei Diplopie aus?
Um den Ursachen des Doppeltsehens auf den Grund zu gehen, führt die Ärztin oder der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch mit der betroffenen Person. Dabei geht es beispielsweise darum, ob
- die Doppelbilder bei der Betrachtung mit einem oder mit zwei Augen auftreten,
- sie wiederkehrend oder dauerhaft auftreten oder
- weitere Symptome auftreten und
- andere Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Diabetes mellitus oder ähnliche bekannt sind.
Daran kann sich eine augenärztliche Untersuchung anschließen, bei der beispielsweise die Sehkraft geprüft wird (Visusbestimmung), die Augen vermessen sowie ihre Position bestimmt und gegebenenfalls mit Lupen oder speziellen Lampen betrachtet werden. Außerdem folgt bei Bedarf eine neurologische Untersuchung, um die Funktion der Nerven zu überprüfen. Die Ärztin oder der Arzt untersucht dabei beispielsweise, ob Sehstörungen, Gesichtsmuskelstörungen, Empfindungslosigkeit, Schwindel, Gang- oder Sprachstörungen vorliegen.
Unter Umständen leitet das ärztliche Fachpersonal eine Blutuntersuchung ein, um etwa Entzündungs- oder Schilddrüsenwerte zu bestimmen. Seltener wird das Nervenwasser (Liquor cerebrospinalis) untersucht. Teilweise kommen außerdem ein Elektromyogramm (EMG) oder bildgebende Verfahren wie Computer- (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz.
Wird ein zugrunde liegender Auslöser behandelt, bessert sich in vielen Fällen die Diplopie. Allerdings gibt es auch Ursachen, die schwer oder gar nicht zu behandeln sind, etwa schwerwiegende Schädigungen des Gehirns. Die Therapie richtet sich nach der festgestellten Ursache:
- Bei Verletzungen, bei denen eingeklemmte Augenmuskeln zum Doppeltsehen führen, kann eventuell eine Operation Abhilfe schaffen.
- Bei geschädigten äußeren Nerven wird in der Regel abgewartet, ob diese sich regenerieren und sich damit das Doppeltsehen bessert. Je nach Verletzung ist unter Umständen zusätzlich ein chirurgischer Eingriff notwendig.
- Greifen etwa Infektionen der Nasennebenhöhlen auf die Augen über, können Medikamente wie Antibiotika Abhilfe schaffen. In einigen Fällen sind Operationen der Nasennebenhöhlen notwendig (Nasennebenhöhlensanierung).
- Entzündungen, die ohne Beteiligung von Krankheitserregern entstehen, werden gegebenenfalls mit Entzündungshemmern (Antiphlogistika) wie Glukokortikoiden behandelt.
- In vielen Fällen kommen zur Behandlung außerdem bestimmte Brillen oder Prismen beziehungsweise Prismenbrillen zum Einsatz.
- Gegebenenfalls wird ein Auge über einen gewissen Zeitraum mit einem Augenpflaster verdeckt (Okklusionstherapie). So soll das andere Auge trainiert und eine Fehlstellung, die zum Doppeltsehen geführt hat, korrigiert werden.
- Trockene Augen lassen sich mit Augentropfen behandeln.
- Bei einer Linsentrübung (Katarakt) ist es möglich, eine künstliche Linse einzusetzen.
Was können Sie selbst bei Diplopie tun?
In einigen Fällen lässt sich die Diplopie selbst behandeln, etwa wenn Übermüdung oder Alkohol die Ursache sind. Dann hilft es beispielsweise, sich ausreichend auszuruhen oder den Rausch auszuschlafen. In allen anderen Fällen ist es notwendig, ärztliche Hilfe zu suchen. Es ist dann wichtig, Sehhilfen wie vorgegeben zu tragen, Medikamente einzunehmen oder andere Maßnahmen entsprechend anzuwenden. Auch etwaige Untersuchungen und Kontrolltermine sollten nach den ärztlichen Empfehlungen wahrgenommen werden.
Veröffentlicht am: 09.01.2025
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Quellen:
[1] Pschyrembel. Online. Diplopie. https://www.pschyrembel.de/Diplopie/K061E
[2] Berufsverband Orthoptik Deutschland e. V. Sehstörungen. https://orthoptik.de/informationen/patientenratgeber/auge-und-sehen/sehstoerungen/
[3] Augenärztliche Akademie Deutschland (AAD). Doppelbilder: kein harmloses Symptom. https://www.augeninfo.de/offen/pressetext_aad.php?meldung=11
[4] Bundesverband für ambulantes Operieren e. V. Nasennebenhöhlen-Operationen. https://www.operieren.de/content/e3224/e10/e1071/e1076/e1098/
[5] Alles über das Sehen. Diplopie (Doppeltsehen) kann verschiedene Ursachen haben. https://www.allaboutvision.com/de/symptome/diplopie-doppeltsehen/
[6] Gesetze im Internet. Verordnung über die Zulassung von Personen zum Straßenverkehr (Fahrerlaubnis-Verordnung - FeV) Anlage 6 (zu den §§ 12, 48 Absatz 4 und 5) Anforderungen an das Sehvermögen. https://www.gesetze-im-internet.de/fev_2010/anlage_6.html
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