Herzrasen - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Wenn das Herz aus heiterem Himmel sehr schnell schlägt, fühlt sich das für viele Betroffene besorgniserregend an. Doch Herzrasen muss nicht immer gefährlich sein. Wichtig ist, beim Arzt die Ursache abklären zu lassen. Steckt eine schwerwiegende Erkrankung dahinter, erfordert diese meist eine ärztliche Behandlung. Gutartiges Herzrasen lässt sich aber oft schon mit einfachen Tricks selbst beenden. Beispielsweise indem ein Glas kaltes Wasser getrunken oder die Luft angehalten und in den Bauch gepresst wird (Valsalva-Manöver).
Wie äußert sich Herzrasen?
Bei Herzrasen schlägt das Herz zu schnell – in der Medizin bezeichnet man diesen Zustand als Tachykardie. Normal sind bei Erwachsenen in Ruhe etwa 60 bis 90 Schläge pro Minute. Bei Herzrasen steigt die Herzfrequenz meist schlagartig und ohne erkennbaren Grund stark an; der Puls kann dann bei 140 bis 180 Schlägen pro Minute und sogar darüber liegen. Dieser schnelle Herzschlag kann als Herzklopfen (Palpitationen) spürbar sein. Manche Betroffene leiden bei Herzrasen zudem an weiteren Beschwerden, zum Beispiel:
- Unruhe
- Übelkeit
- Brustschmerzen
- Atemnot
Es kann auch zu Schwindel oder sogar einer Ohnmacht kommen – ein Sturz kann dann die Folge sein. In seltenen Fällen müssen Betroffene während oder nach dem Herzrasen große Mengen Wasser lassen, was auch als Harnflut bezeichnet wird.
Meist verschwindet das Herzrasen schon nach wenigen Minuten wieder, manchmal kann es aber auch über Stunden anhalten.
Welche Ursachen für Herzrasen gibt es?
Herzrasen kann auf eine Vielzahl von Ursachen zurückgehen. Diese können im Herzen selbst oder aber außerhalb des Herzens liegen. Zu den möglichen Ursachen gehören:
- Vorhofflimmern
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Herzklappenerkrankungen
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Herzinfarkt (Myokardinfarkt)
- Schilddrüsenüberfunktion
- Hormonelle Veränderungen, beispielsweise während der Wechseljahre
- Arzneimittel, Drogen oder Gifte
Doch nicht immer lässt sich Herzrasen auf eine bestimmte Erkrankung zurückführen. Gerade anfallsweise auftretendes Herzrasen, das seinen Ursprung im Vorhof hat (paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie), kommt häufig bei jungen Menschen vor, die ansonsten kerngesund sind.
Wann zum Arzt bei Herzrasen?
Wenn das Herz wie aus heiterem Himmel wild schlägt, fühlt sich das zwar oft bedrohlich an, ist aber in vielen Fällen gutartig und somit harmlos. Trotzdem sollte die Ursache für das Herzrasen immer ärztlich abgeklärt werden, denn es könnte auch eine schwerwiegende Herzerkrankung dahinterstecken.
Was macht der Arzt bei Herzrasen?
Wenn Personen mit Herzrasen einen Arzt aufsuchen, wird dieser normalerweise genau nach den Beschwerden fragen, zum Beispiel:
- Wann ist das Herzrasen erstmals aufgetreten?
- Ist es seitdem erneut aufgetreten? Wenn ja, wie oft und wann war das letzte Mal?
- Beginnt und endet das Herzrasen plötzlich oder allmählich?
- Wie lange hält das Herzrasen an?
- Tritt das Herzrasen in bestimmten Situationen auf? Zum Beispiel im Ruhezustand oder nach körperlicher Anstrengung, nach dem Essen, während des Schlafs etc.?
- Geht das Herzrasen mit weiteren Beschwerden einher, zum Beispiel Atemnot, Schwindel oder Übelkeit?
Zudem erfragt der Arzt meist auch, ob relevante Vorerkrankungen bei den Betroffenen und in ihrem Familienkreis bekannt sind, beispielsweise ein Herzinfarkt oder Vorhofflimmern.
Um die Diagnose zu stellen, fertigt der Arzt in der Regel ein Elektrokardiogramm (EKG) an. Hierbei werden Elektroden auf den Körper geklebt, um die elektrische Aktivität im Herzen aufzuzeichnen. Insbesondere anfallsartiges Herzrasen ist jedoch schwer vorherzusagen und tritt nicht unbedingt dann auf, wenn man sich gerade in der Arztpraxis befindet. Aus diesem Grund bekommen Betroffene oft einen kleinen EKG-Rekorder mit nach Hause. Mit diesem lässt sich über 24 Stunden ein sogenanntes Langzeit-EKG aufzuzeichnen. Weitere Untersuchungen wie ein Herzultraschall (Echokardiografie) helfen dabei, schwerwiegende Herzerkrankungen auszuschließen.

Ob ein Herzrasen behandelt werden muss, hängt wesentlich davon ab, wie stark die Beschwerden sind, welche Ursache zugrunde liegt und ob ein Risiko für Komplikationen besteht. Ein akuter Anfall von Herzrasen lässt sich häufig beenden, indem der sogenannte Vagusnerv gereizt wird, beispielsweise durch das Valsalva-Manöver, also ein Pressen in den Bauchraum währen Mund und Nase geschlossen sind. Auch Kälte kann den Vagusnerv stimulieren. Der Vagusnerv verläuft durch den Hals, vom Gehirn aus, über das Herz bis in den Magen-Darm-Trakt.
Außerdem kann der Arzt versuchen, das Herzrasen durch die Massage eines bestimmten Punkts auf der Halsschlagader zu beenden, des sogenannten Karotissinus – das ist die Stelle, an der sich die Halsschlagader verzweigt. Hier befinden sich die sogenannten Barorezeptoren. Das sind spezielle Sinneszellen, die kontinuierlich den Blutdruck wahrnehmen und diese Information an das Gehirn senden. Das Gehirn passt daraufhin den Blutdruck sowie den Herzschlag an. Die Barorezeptoren im Karotissinus lassen sich aber auch durch sanftes Massieren mit den Fingern aktivieren. Da während der Karotissinus-Massage der Blutdruck plötzlich absinken kann, sollte diese nur im Sitzen oder Liegen durchgeführt werden, um Schwindel, Stürze etc. zu vermeiden. Außerdem ist es wichtig, die Halsschlagader vorher auf Ablagerungen zu untersuchen. Diese können sich sonst bei der Massage ablösen und einen Schlaganfall verursachen. Solche Ablagerungen kann der Arzt anhand charakteristischer Geräusche beim Abhören mit dem Stethoskop oder per Ultraschall feststellen.
Wenn all diese Maßnahmen keine Abhilfe schaffen, kommen je nach Ursache des Herzrasens verschiedene Therapiemöglichkeiten in Betracht. Dazu gehört beispielsweise der Einsatz von Medikamenten wie Adenosin, das in die Vene gespritzt wird. In seltenen Fällen kann es notwendig sein, den zu schnellen Herzschlag durch einen Stromstoß zu beenden (Elektrokardioversion).
Um langfristig zu verhindern, dass es immer wieder zu Herzrasen kommt, kann der Arzt versuchen, die Herzzellen zu veröden, die für das Herzrasen verantwortlich sind (Katheterablation). Als Alternative kommen Medikamente in Betracht, die den Herzschlag normalisieren und so das Auftreten von Herzrasen unterbinden sollen. Gerade bei lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen kann die Implantation eines Defibrillators notwendig sein. Dieser gibt Stromstöße ab, welche den Herzrhythmus normalisieren sollen.
Was können Sie selbst bei Herzrasen tun?
Bei vielen Menschen liegt dem Herzrasen keine schwerwiegende Herzerkrankung zugrunde und die Anfälle lassen sich oft mit einfachen Mitteln selbst beenden.
Eine Möglichkeit ist das bereits erwähnte Valsalva-Manöver: Hierbei atmet die ausführende Person tief ein, hält sich dann die Nase zu und versucht, bei geschlossenem Mund durch die Nase auszuatmen. Dieses auch als „Druckausgleich“ beim Fliegen und Tauchen bekannte Manöver erhöht kurzzeitig den Druck im Brustkorb. Das stimuliert den Vagusnerv und kann so das Herzrasen beheben. Alternativ ist es möglich, sich auf den Rücken zu legen, den Oberkörper leicht anzuheben, die Bauchmuskeln anzuspannen und in den Bauch pressen.
Weitere Maßnahmen, um den Vagusnerv zu stimulieren, sind:
- Schnell ein Glas kaltes, kohlensäurehaltiges Wasser trinken
- Das Gesicht in kaltes Wasser tauchen oder ein kaltes, feuchtes Tuch auf das Gesicht legen
Eine Massage der Halsschlagader sollten nur dann selbst durchgeführt werden, wenn der Arzt die korrekte Technik besprochen und eingeführt hat. Außerdem sollte vorher ausgeschlossen worden sein, dass gefährliche Ablagerungen in der Halsschlagader vorliegen.
Veröffentlicht am: 12.09.2023
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Quellen
[1] Internisten im Netz. Herzrasen: harmlos oder gefährlich? https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/herzrasen-harmlos-oder-gefaehrlich-1.html (letzter Abruf: 01.12.2022)
[2] Internisten im Netz. Was bei plötzlichem Herzrasen zu tun ist. https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/was-bei-ploetzlichem-herzrasen-zu-tun-ist.html (letzter Abruf: 01.12.2022)
[3] Deutsche Herzstiftung. Herzrasen – Ursachen unbedingt abklären lassen. https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/herzrasen (letzter Abruf: 01.12.2022)
[4] Deutsche Herzstiftung. Checkliste bei Herzrasen. https://www.herzstiftung.de/system/files/2020-06/Checkliste-Herzrasen.pdf (letzter Abruf: 01.12.2022)
[5] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Herzrasen (bei anfallsartiger Vorhoftachykardie). https://www.gesundheitsinformation.de/herzrasen-bei-anfallsartiger-vorhoftachykardie.html (letzter Abruf: 01.12.2022)
[6] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Kammertachykardie. https://www.gesundheitsinformation.de/kammertachykardie.html (letzter Abruf: 01.12.2022)
[7] Ståhlberg, M. et al. Post-COVID-19 Tachycardia Syndrome: A Distinct Phenotype of Post-Acute COVID-19 Syndrome. Am J Med. 2021;134(12):1451-1456. https://www.amjmed.com/article/S0002-9343(21)00472-1/fulltext (letzter Abruf: 01.12.2022)
[8] Arastéh, K. et al. Duale Reihe Innere Medizin. 4., überarbeitete Auflage. 2018, Thieme Verlag.
[9] Herold, G. Innere Medizin. 2022, Selbstverlag.
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