Herzstolpern - Symptome, Ursache und Behandlung

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Herzstolpern haben viele Menschen, ohne dass sie davon etwas spüren. Dass das Herz einmal aus dem Rhythmus gerät, lässt sich nicht immer auf eine Herzerkrankung oder ein anderes in seiner Funktion beeinträchtigtes Organ zurückzuführen. Oft bleibt die Ursache auch unbekannt oder ist auf harmlose Faktoren wie Schlafmangel zurückzuführen. Herzstolpern tritt in verschiedenen Formen auf und wird nach der Anzahl der zusätzlichen Herzschläge zum regulären Rhythmus unterschieden. Es handelt sich also um eine Herzrhythmusstörung. Sie wird erst behandlungsbedürftig, wenn weitere Symptome hinzukommen oder bereits eine Herzerkrankung vorliegt.
Wie äußert sich Herzstolpern?
Bei Herzstolpern handelt es sich um Extrasystolen. Das heißt, dass zwischen zwei regulären Herzschlägen ein- oder mehrere zusätzliche Schläge auftreten. Damit ist der eigentliche Herzrhythmus kurzzeitig gestört und dadurch unregelmäßig. In der Regel folgt dem Extraschlag eine Pause, die als Herzaussetzer wahrgenommen wird, während sich die Herzkammern mit mehr Blut als sonst füllen und mit dem nächsten regulären Herzschlag wieder entleert werden. Dieser reguläre Herzschlag fällt kräftiger als sonst aus und wird statt der eigentlichen Extrasystole als Herzstolpern wahrgenommen.
Viele Menschen haben regelmäßig Herzstolpern, die meisten bemerken es jedoch nicht. Manchmal wird es allerdings von Symptomen begleitet wie
- Schwindel,
- Atemnot oder ein beklemmendes Gefühl in der Brust,
- Schwächegefühl,
- Herzaussetzer,
- Unruhe,
- Übelkeit,
- Bewusstlosigkeit,
- schnelles Pochen in der Brust.
Diese Symptome sind besonders typisch, wenn Extrasystolen häufiger auftreten oder mehrere aufeinanderfolgen. In der Regel klingen sie ab, wenn das Herz wieder in seinen normalen Rhythmus gefunden hat.
Was verursacht Herzstolpern?
Das Herz kann aus verschiedenen und oft harmlosen Gründen kurzzeitig aus dem Takt geraten, zum Beispiel bei Schlafmangel, Freude oder Überraschung.
Der Sinusknoten, der aus vielen Herzmuskelzellen und Nervenzellen besteht und im rechten Vorhof des Herzens liegt, ist der Haupttaktgeber für die Pumpaktion des Herzmuskels. Die Extrasystolen entstehen, wenn von einem anderen Bereich des Herzens als dem Sinusknoten ein elektrischer Impuls ausgeht, also ein neuer Taktgeber entsteht. Sind einzelne Muskelzellen in einem der Vorhöfe verantwortlich, werden sie als supraventrikuläre Systolen bezeichnet (SVES). Befindet sich der alternative Taktgeber in den Herzkammern, sprechen Experten von ventrikulären Extrasystolen (VES).
Wie funktioniert der Herzschlag?

Der Herzmuskel zieht sich rhythmisch zusammen, um das Blut in alle Bereiche des Körpers zu pumpen. Der Rhythmus wird dabei von elektrischen Impulsen kontrolliert, die über das Leitungssystem des Organs den gesamten Muskel erreichen. Die Signale gehen dabei vom Sinusknoten (Sinuatrialknoten) aus, der im rechten Vorhof des Herzens lokalisiert ist. Von ihm aus erreichen die elektrischen Impulse zunächst beide Vorhöfe und schließlich den Atrioventrikular- oder AV-Knoten, der sich im Bereich zwischen dem rechten Herzvorhof und der -kammer befindet. Von diesem geht das His-Bündel ab, das in der Scheidewand (Septum) zwischen den beiden Herzkammern nach unten und in beide Richtungen um die Herzspitze herum verläuft und sich dort verzweigt. Über diesen Leitungsweg breiten sich die elektrischen Impulse bis zu den Herzkammern aus und lassen diese kontrahieren.
Dieser neue Taktgeber kann einzelne oder mehr Extraschläge zwischen zwei regulären Herzschlägen verursachen. Löst er Salven an Extrasystolen aus, empfinden Menschen dies als kurzzeitiges Herzrasen.
Begünstigt wird das Herzstolpern oft von recht harmlosen Faktoren. Dazu zählen:
- Schlafmangel
- Konsum von anregenden Genussmitteln wie Alkohol, Kaffee, Nikotin
- Nährstoffmangel, zum Beispiel an Magnesium, Kalium
- Stress
- Verschiedene Medikamente wie Psychopharmaka
Dem Herzstolpern können auch – möglicherweise bereits bekannte – organische Ursachen zugrunde liegen. Dazu zählen:
- Verschiedene Herzerkrankungen: Herzinfarkt, Herzmuskelentzündung, Herzklappenerkrankungen, koronare Herzkrankheit (KHK), Vorhofflimmern oder Bluthochdruck
- Schilddrüsenüberfunktion
- Eine gestörter Elektrolythaushalt, zum Beispiel eine erhöhte (Hyperkaliämie) oder erniedrigte (Hypokaliämie) Kaliumkonzentration im Blut
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
- Fieber, zum Beispiel im Rahmen eines grippalen Infektes
Auch psychische Belastungen können auf Dauer das Herz schädigen und so den Herzrhythmus beeinträchtigen.
Wann zum Arzt bei Herzstolpern?
Grundsätzlich ist es wichtig, einen ungewöhnlichen Herzschlag ärztlich abklären zu lassen.
Herzstolpern tritt auch bei herzgesunden Menschen auf. Allgemein gesprochen handelt es sich immer um eine Herzrhythmusstörung, wenn das Herz Extraschläge macht. Diese muss aber nicht unbedingt krankhaft sein und behandelt werden. Wenn sich der Herzrhythmus schnell, das heißt innerhalb weniger Sekunden, wieder einfindet und das Herzstolpern ohne weitere Symptome einhergeht, ist es aus medizinischer Sicht meist unbedenklich. Herzstolpern wird zu den Palpitationen gerechnet – damit sind auch andere ungewöhnliche Wahrnehmungen von Herzaktivität wie Herzrasen oder -pochen gemeint.
Tritt Herzstolpern jedoch regelmäßig und über einen längeren Zeitraum auf und kommt es dabei zu Beschwerden, ist es wichtig, die Ursache abklären zu lassen. Der Notarzt sollte in jedem Fall sofort alarmiert oder die Person zur Notaufnahme gebracht werden, wenn das Herzstolpern nach kurzer Zeit nicht von selbst nachlässt und folgende Beschwerden hinzukommen:
- Atemnot
- Angst
- Druckgefühl in der Brust
- Ohnmacht
Was macht der Arzt bei Herzstolpern?
Herzstolpern kann viele verschiedene Ursachen haben. Daher erkundigt sich der Arzt im Gespräch nach der Krankengeschichte (Anamnese):
- Ob (andere) Herzerkrankungen bestehen
- Ob Medikamente eingenommen werden und wenn ja, welche
- Wie häufig und in welchen Situationen das Herzstolpern auftritt
- Ob bestimmte Situationen das Herzstolpern verändern
- Ob es in der Familie Menschen mit Herzerkrankungen gibt
- Ob neben dem Herzstolpern weitere Symptome auftreten, die als belastend oder beängstigend empfunden werden
Daneben sind für den Arzt auch Informationen zur beruflichen Tätigkeit, dem Privatleben und dem allgemeinen Gemütszustand des Patienten wichtig.
Der Anamnese schließt sich die körperliche Untersuchung an. Dazu hört der Arzt mit dem Stethoskop Herz sowie Lungen ab und misst Blutdruck, Puls und Körpertemperatur. Möglicherweise tastet er auch die Schilddrüse nach einer Vergrößerung ab.
Weitere Untersuchungen bei Herzstolpern
Elektrokardiogramm (EKG)
Aufschlussreich ist in der Regel die Messung der Herzströme mit dem EKG. Erfasst dieses ein Herzstolpern, lässt sich so schnell feststellen, ob die Extrasystolen von den Vorhöfen herrühren oder von den Herzkammern. Oft genug ist es aber auch so, dass das EKG unauffällig ist. Um dann den Beschwerden auf den Grund zu kommen, bietet sich ein Langzeit-EKG an. Dabei handelt es sich um ein tragbares EKG-Gerät, das die Person mit Beschwerden über 24 Stunden oder länger am Körper trägt. Zusätzlich kann es sein, dass der Arzt ein Belastungs-EKG veranlasst.
Herzultraschall (Echokardiografie)
Gibt das EKG Hinweise auf eine Herzkrankheit, schließt sich oft ein Herzultraschall an. So lassen sich Erkrankungen wie eine Herzinsuffizienz, die koronare Herzkrankheit, Herzklappenfehler oder ein überstandener Herzinfarkt diagnostizieren.
Blutuntersuchungen
Blutwerte können auf organische Erkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Verschiebung des Elektrolythaushalts hinweisen. Daneben lassen sich aus der Blutprobe auch herzspezifische Werte ablesen. Diese können auf potenziell lebensbedrohliche Herzerkrankungen hinweisen, die eine gestörte Durchblutung des Herzmuskels verursachen, zum Beispiel die koronare Herzkrankheit.
Herzkatheteruntersuchung
Bei schwerwiegenden Symptomen kommt gegebenenfalls eine Herzkatheruntersuchung infrage, mit der sich Herzrhythmusstörungen genauer abklären lassen. Im gleichen Zuge ist es möglich, mittels einer Ablation die Herzmuskelzellen zu veröden, die der Operateur als neue Taktgeber identifiziert hat.
Lässt sich keine organische Ursache für das Herzstolpern ausmachen, ist eine Behandlung mit Medikamenten nicht nötig. Liegt jedoch eine Grunderkrankung wie eine Schilddrüsenüberfunktion vor, wird diese entsprechend behandelt. Bei Bluthochdruck verschreibt der Arzt Blutdrucksenker , um diesen wieder in den Griff zu bekommen. Bei der fortschreitenden koronaren Herzerkrankung ist es wichtig, diese mit einem gesunden Lebensstil zu bremsen. Um Komplikationen wie einen Herzinfarkt zu vermeiden, verschreiben Ärzte zusätzlich Lipidsenker und Beta-Rezeptoren-Blocker.
Das können Sie selbst bei Herzstolpern tun.
Achten Sie auf die Signale, die Ihnen Ihr Körper sendet und klären Sie Herzstolpern ärztlich ab. Zusätzlich könnte es sinnvoll sein, sich zu merken, wann es auftritt und mit welchen weiteren Symptomen. Oft können bereits kleine Änderungen im Alltag verhindern, dass es zu entsprechenden Rhythmusstörungen kommt, beispielsweise:
- das Vermeiden von Stress
- das Einhalten von Ruhepausen
- regelmäßige Sporteinheiten oder generell mehr Bewegung
- eine gesunde und ausgewogenen Ernährung
- der Verzicht auf Nikotin, Rauchen, Alkohol
- ausreichender Schlaf
Wurde eine organische Ursache für das Herzstolpern diagnostiziert, ist es wichtig, dass Sie die verschriebenen Medikamente wie empfohlen einnehmen.
Veröffentlicht am: 07.03.2024
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[1] Deximed – Hausarztwissen online. Extrasystolen. https://deximed.de/home/klinische-themen/herz-gefaesse-kreislauf/patienteninformationen/herzrhythmusstoerungen/extrasystolen
[2] Deximed – Hausarztwissen online. Herzklopfen und Herzrasen. https://deximed.de/home/klinische-themen/herz-gefaesse-kreislauf/patienteninformationen/was-kann-das-sein/herzklopfen-und-herzrasen
[3] doctor’s today. Herzstolpern und Herzrasen – Auch harmlose Herzrhythmusstörungen ernst nehmen. https://doctors.today/a/herzstolpern-und-herzrasen-auch-harmlose-herzrhythmusstoerungen-ernst-nehmen-2413927
[4] Fokus.EKG. Ventrikuläre Extrasystolen. https://www.fokus-ekg.de/inhalt-von-a-z/extrasystolen-ersatzrhythmen-und-akzellerierte-rhythmen/ventrikul%C3%A4re-extrasystolen/
[5] Pschyrembel.online. Extrasystole (ES). https://www.pschyrembel.de/extrasystolen/K07EU/doc/
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