Hyperventilation - Symptome & Ursachen

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Hyperventilation bedeutet, dass über die normale Atmung hinaus sehr schnell und tief geatmet wird. Eine solche Atemtätigkeit wird zum Beispiel durch starke Stress- oder Angstreaktionen hervorgerufen. In der Folge verliert der Körper viel Kohlenstoffdioxid, sodass es unter Umständen zu Schwindel, Muskelkrämpfen und Ohnmacht kommt. Auch wenn Hyperventilation meist harmlos ist und kaum Gefahr von Komplikationen besteht, kann sie sich für die Person sehr unangenehm anfühlen. Wenn die Atmung wieder kontrollierte und entspannte Züge annimmt, verschwinden in der Regel die Begleiterscheinungen. Nur selten ist es nötig, ein Beruhigungsmittel zu verabreichen.
Was ist Hyperventilation?
Von Hyperventilation wird dann gesprochen, wenn die Atemzüge einer Person sehr schnell und sehr tief sind. Dabei ist es typisch, dass sich der Atemrhythmus allmählich und kontinuierlich steigert. Es wird vermehrt Kohlenstoffdioxid (CO2) ausgeatmet, welches dem Körper dann fehlt. Dadurch kommt es gelegentlich zu Symptomen wie beispielsweise Schwindel und Sehstörungen.
Es werden drei Arten der Hyperventilation unterschieden:
- Akute Hyperventilation: häufig als direkte Reaktion auf bestimmte, meist stressige Situationen. Erkennbar an der typischen starken Atmung.
- Chronische Hyperventilation: Hierbei hat sich der Körper bereits an den niedrigen CO2-Gehalt angepasst. Deshalb sind die Symptome meist geringer ausgeprägt, aber dafür dauerhaft vorhanden. Zum Beispiel kommt es oft zu ausgiebigem Seufzen, tiefen Atemzügen und Müdigkeit.
- Vocal Cord Dysfunction (VCD): Diese Sonderform der Hyperventilation entsteht durch eine Fehlfunktion der Stimmbänder (engl. "vocal cords“). Vor allem beim Einatmen ist der Luftstrom durch eine Fehlstellung eingeengt und löst so die Symptome einer Hyperventilation aus, die nur wenige Minuten anhalten. Auslöser für eine solche Episode sind unter Umständen Stresssituationen oder körperliche Anstrengung.
Hyperventilation tritt häufiger bei Frauen auf als bei Männern. Die meisten Fälle kommen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren vor, obwohl es lebenslang möglich ist zu hyperventilieren.
Was sind die Symptome einer Hyperventilation?
Hyperventilation ist charakterisiert durch eine vertiefte und beschleunigte Atmung. Durch das vermehrte Ausatmen wird viel CO2 abgeatmet und der CO2-Druck im Körper nimmt ab (Hypokapnie). Als Folge dessen steigt der pH-Wert im Blut. Das bedeutet, dass es immer alkalischer wird, weil kein CO2 mehr vorhanden ist, um das ursprüngliche Gleichgewicht zu halten. Wenn der pH-Wert im Blut steigt, führt dies häufig dazu, dass sich auch die Zusammensetzung der Elektrolyte darin ändert, zum Beispiel sinkt manchmal die Konzentration von Kalzium. Dieses ist normalerweise wichtig für eine geregelte und kontrollierte Muskelaktivität. Fehlt der Mineralstoff im Körper, fangen in manchen Fällen die Muskeln an zu krampfen. Dadurch kommt es unter Umständen bei Menschen, die hyperventilieren zur sogenannten Pfötchenstellung. Dabei werden die Hände vom Körper weggehalten und verharren in dieser Position oder krampfen. Diese Situation wird in der Fachsprache Hyperventilationstetanie genannt.

Aufgrund des geringen CO2-Drucks im Körper und der veränderten Elektrolytwerte kommt es oft zu weiteren Begleiterscheinungen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Kribbeln in Fingern, Ohrläppchen, Wangen und Lippen: Viele beschreiben dieses Symptom so, dass es sich anfühle, als würden Ameisen über die betroffenen Stellen wandern („Ameisenlaufen“).
- Taubheitsgefühl in Mund und Zunge: Einigen fällt es dadurch schwer, deutlich zu sprechen.
- Sehstörungen (verschwommene Sicht)
- Schmerz in der Brust
- Schwindel
- Ohnmacht
Durch das Gefühl, nicht frei atmen zu können, bekommen hyperventilierende Menschen oft Angst zu ersticken. Durch die dann aufflammende Panik verstärkt sich die Hyperventilations-Reaktion noch weiter. Viele verspüren eine innere Unruhe und bekommen einen schnellen Puls.
Wie entsteht Hyperventilation?
Es gibt unterschiedliche Ursachen, die unter Umständen eine Hyperventilation auslösen. Diese lassen sich unterteilen in:
- 1. Psychische Auslöser:
In den meisten Fällen liegt eine Angst- oder Panikstörung zugrunde, die sich manchmal durch eine akute Hyperventilation äußert. Häufig fühlen sich Menschen mit einer Angststörung von Stresssituationen im Alltag überfordert und reagieren aufgeregt und mit Panik, die unter Umständen in einer Hyperventilation gipfelt. - 2. Somatische (körperliche) Auslöser:
Verschiedene Erkrankungen führen manchmal zu einer Hyperventilation. So steigern oft Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD das Risiko einer Hyperventilation. Daneben aktivieren unter Umständen auch eine Infektion, Fieber oder Schmerzen das Atemzentrum. Dadurch wird der Atemantrieb gesteigert und begünstigt eine Hyperventilation. Auch Lungenerkrankungen, Schädel-Hirn-Traumen und Durchblutungsstörungen im Gehirn (Apoplexie) können den Regelkreis der Atmung stören.
Wie stellt der Arzt die Diagnose Hyperventilation?
Die Diagnose einer Hyperventilation lässt sich oftmals bereits durch die typische Symptomatik der Atmung und den Begleiterscheinungen stellen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, verschiedene Untersuchungen durchzuführen. So wird manchmal direkt nach einer vermuteten akuten Hyperventilation Blut abgenommen und im Labor untersucht. Dort werden Werte wie pH, Sauerstoff (O2) und Kohlendioxid (CO2) bestimmt.
Ein weiterer bekannter Test besteht darin, den Patienten aufzufordern, so lange wie möglich den Atem anzuhalten. Menschen, die hyperventilieren, erreichen häufig eine kürzere Zeitspanne als diejenigen ohne entsprechende Probleme.
Außerdem nutzen manche Ärzte den sogenannten Nijmegen-Fragebogen. Hierbei wird der Patient aufgefordert, die aufgelisteten Symptome, zum Beispiel Ameisenlaufen und Taubheitsgefühl, einem Schweregrad zuzuordnen. Der Arzt ermittelt aus den gegebenen Antworten einen Punktestand, der Aufschluss darüber gibt, wie wahrscheinlich eine Hyperventilation ist.
Bei der Diagnose geht es allerdings auch darum, eventuelle andere Grunderkrankungen auszuschließen oder zu bestätigen. Beispielsweise ist in einigen Fällen eine Angst- oder Panikstörung für eine Hyperventilation verantwortlich. Um eine solche zugrundliegende Erkrankung zu diagnostizieren, ist ein ausführliches Arztgespräch wichtig. Es ist empfehlenswert, alle persönlichen Auffälligkeiten und Schwierigkeiten offen anzusprechen.
Wie behandelt der Arzt Hyperventilation?
Für die Behandlung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Wenn eine zugrundliegende Erkrankung diagnostiziert wurde, wird in erster Linie diese therapiert. Bei einer bestätigten Angststörung wird in der Regel eine Psychotherapie verordnet. Außerdem werden in manchen Fällen Psychopharmaka verschrieben, die dazu verhelfen, sich zu beruhigen und zu entspannen.
Generell ist in den meisten Fällen eine ausführliche Aufklärung hilfreich. Zu verstehen, was in Momenten der Hyperventilation im Körper passiert, hilft oft, die Atmung besser zu kontrollieren. Zu lernen, dass die Situation zwar unangenehm, aber meist harmlos ist, ermöglicht vielen Menschen, in zukünftigen Situationen Ruhe zu bewahren.
Um eine akute Hyperventilation zu beenden, ist es in vielen Fällen hilfreich, eine Tütenatmung durchzuführen. Dabei atmet die hyperventilierende Person in eine Tüte, die dicht vor den Mund gehalten wird. Dadurch wird die ausgeatmete CO2-reiche Luft direkt wieder eingeatmet. In der Regel normalisieren sich auf diese Weise der CO2-Druck und die Elektrolytkonzentrationen rasch, sodass die Symptome abebben und sich die Atmung normalisiert.
Oftmals ist es zusätzlich hilfreich, gemeinsam mit dem Arzt zu atmen. Wenn ein normaler Atemrhythmus vorgeatmet wird, unterstützt das in vielen Fällen, wieder zurück in einen langsameren Atemrhythmus zu finden. Doch auch abseits einer akuten Attacke sind regelmäßige Atem- und Entspannungsübungen empfehlenswert. Es ist ratsam, Ihren Arzt darauf anzusprechen, sich bestimmte Übungen für zu Hause zeigen zu lassen oder eine App hierfür zu benutzen.
Was können Sie selbst bei Hyperventilation tun?
Wenn Sie merken, dass Sie in einer Situation sind, in der Sie beginnen, immer schneller zu atmen, rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass die beschleunigte Atmung wahrscheinlich ungefährlich ist. Das hilft dabei, mit der Angst und dem Gefühl der Bedrohung umzugehen. Oft ist es außerdem hilfreich, sich auf die eigene Atmung zu konzentrieren und zu versuchen, bedacht ein- und auszuatmen.
Wenn Freunde und Familie in der Nähe sind, können Sie diese bitten, mit Ihnen gemeinsam zu atmen. Auch wenn Sie bemerken, dass eine Person neben Ihnen hyperventiliert, helfen häufig liebevolle Worte, um zu beruhigen und einen langsamem Atemrhythmus vorzugeben.
In vielen Fällen ist es zudem von Vorteil, im Alltag regelmäßig Entspannungsübungen durchzuführen. Diese helfen häufig, Stress abzubauen und innerlich ruhig zu werden, sodass auf Dauer Stress- und Angstsituationen seltener werden.
Veröffentlicht am: 10.04.2024
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Quellen
[1]: Pschyrembel Online. Hyperventilation. https://www.pschyrembel.de/Hyperventilation/K0ACR/doc/
[2]: Swiss Medical Forum. Hyperventilationssyndrom und dysfunktionale Atmung. https://medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2019.08393
[3]: Deximed. Hausarztwissen online. https://deximed.de/home/klinische-themen/psychische-stoerungen/patienteninformationen/angststoerungen/hyperventilation#autorin
[4] Aerzteblatt.de. Funktionelle Störungen – Das Hyperventilationssyndrom. https://www.aerzteblatt.de/archiv/16088/Serie-Funktionelle-Stoerungen-Funktionelle-Atemstoerungen-Das-Hyperventilationssyndrom
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