Kieferschmerzen - Ursachen und Behandlung

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Kieferschmerzen betrifft viele Menschen. Sie zeigen sich meist durch teilweise stark schmerzende Kaumuskeln und Gelenke, eine eingeschränkte Mundöffnung, ein Knacken oder Reiben im Kiefer oder Probleme beim Essen. Die Ursachen sind vielfältig: Mal ist der Kiefer ausgerenkt oder gebrochen, dann wieder erzeugen Osteoporose oder Arthrose die peinigenden Symptome. Ursächlich sind oft auch ein fehlreguliertes Verhältnis von Unterkiefer zu Schädel sowie die Neigung, mit den Zähnen zu knirschen und sie aufeinanderzupressen. Behandelt werden Kieferschmerzen immer gemäß ihrer Ursache. Darüber hinaus können betroffene Personen selbst Maßnahmen anwenden, um das Beschwerdeniveau zu senken.
Wie äußern sich Kieferschmerzen?
Kieferschmerzen sind in der Bevölkerung weit verbreitet, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Die Beschwerden können facettenreich sein: Manchmal tun einfach nur die Kaumuskeln weh und sind verdickt. Manche Betroffene wiederum nehmen ein Reiben, Knacken oder Knirschen wahr, wenn sie den Kiefer bewegen. Darüber hinaus kommt es vor, dass die betreffende Person den Mund nicht mehr vollständig öffnen kann oder beim Essen Schmerzen verspürt. Letzteres gilt auch für das Sprechen und Beißen. Das Beschwerdebild kann sowohl einseitig als auch beidseitig auftreten.
Was verursacht Kieferschmerzen?
So vielfältig wie die Betroffenen sind auch die Ursachen, die Kieferschmerzen auslösen können. Nachfolgend eine Liste der Wichtigsten:
Kieferluxation
Kieferluxation bedeutet, dass der Kiefer beziehungsweise die Kiefergelenkköpfchen ausgerenkt sind. In der Regel geschieht dies auf beiden Seiten des Kiefers. Die Folge ist eine äußerst schmerzhafte Kiefersperre, sodass sich der Mund nicht mehr schließen lässt. Hierzu kann es kommen, wenn Betroffene Tätigkeiten ausführen, bei denen der Mund weit geöffnet ist, also zum Beispiel herzhaft gähnen, in einen Apfel oder mehrstöckigen Burger beißen oder laut lachen. Zudem kann eine Kieferluxation darauf zurückgehen, dass der Unterkiefer übermäßig beweglich ist.
Kieferbruch
Bricht der Kieferknochen, kann dies zu enormen Kieferschmerzen führen. Ursache ist häufig ein Unfall, etwa ein Sturz vom Fahrrad oder ein Aufprall mit dem Gesicht. Auch Sportarten, bei denen es zu engem Körperkontakt kommt und mitunter ruppig zugeht, können in einen Ober- und/oder Unterkieferbruch münden. Hierzu zählen beispielsweise Eishockey, Boxen, Fußball oder Rugby. Darüber hinaus bergen auch körperliche Auseinandersetzungen die Gefahr, sich den Kiefer zu brechen.
Osteopenie/Osteoporose
Bei Frauen nimmt während und nach den Wechseljahren die Knochendichte mehr und mehr ab. Grund ist der zunehmende Mangel an Östrogen , das eine wichtige Rolle für den Knochenaufbau spielt. Nimmt die Knochensubstanz ab, kann dies Kieferschmerzen auslösen. Fachleute unterscheiden zwischen einer Osteopenie, bei der die Knochendichte bereits verringert ist, aber noch keine Wirbelkörpereinbrüche oder Knochenbrüche aufgetreten sind, und einer Osteoporose, wo es bereits zu ersten Brüchen gekommen ist. Auch Männer ab 70 Jahren können an Osteoporose erkranken.
Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer schmerzhaften Fehlregulation zwischen dem Unterkiefer und dem Schädel. Häufig stimmt dann der Biss der Zähne nicht mehr oder es fällt den Betroffenen schwer, den Mund zu öffnen oder zu schließen. Anzeichen einer CMD sind unter anderem Kieferschmerzen, etwa beim Verzehr harter Speisen sowie ein hörbares Knirschen, wenn sich das Kiefergelenk bewegt. Manchmal treten die Beschwerden nur einseitig auf, oftmals beidseitig. Zusätzlich berichten Betroffene, dass der Kiefer sich häufig verspannt anfühlt und es schmerzhaft ist, wenn die Region um das Kiefergelenk und die Kaumuskeln berührt wird. Zahnschmerzen, Kopf- sowie Rücken- und Nackenschmerzen können ebenfalls eine Folge der CMD sein.

Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer schmerzhaften Fehlregulation zwischen dem Unterkiefer und dem Schädel. Häufig stimmt dann der Biss der Zähne nicht mehr oder es fällt den Betroffenen schwer, den Mund zu öffnen oder zu schließen. Anzeichen einer CMD sind unter anderem Kieferschmerzen, etwa beim Verzehr harter Speisen sowie ein hörbares Knirschen, wenn sich das Kiefergelenk bewegt. Manchmal treten die Beschwerden nur einseitig auf, oftmals beidseitig. Zusätzlich berichten Betroffene, dass der Kiefer sich häufig verspannt anfühlt und es schmerzhaft ist, wenn die Region um das Kiefergelenk und die Kaumuskeln berührt wird. Zahnschmerzen, Kopf- sowie Rücken- und Nackenschmerzen können ebenfalls eine Folge der CMD sein.
Bruxismus
Unter Bruxismus versteht die Medizin, wenn Menschen regelmäßig mit den Zähnen knirschen . Meist passiert das nachts im Schlaf, wenn der Betroffene keine Kontrolle darüber hat. Dabei presst er die Zähne fest aufeinander oder reibt sie gegeneinander, sodass sie mit der Zeit abnutzen und immer kleiner werden können. Beides schädigt auf Dauer die Kiefergelenke, den Zahnhalteapparat und die Kiefermuskeln. Die Personen wachen morgens oft mit Kiefermuskelschmerzen auf und klagen über Kopfschmerzen und Erschöpfung. Selten ist auch eine Kieferblockade möglich, die es verhindert, den Mund zu schließen.
Arthrose
Dass sich das Kiefergelenk abnutzt (Arthrose), kann unterschiedliche Ursachen haben, wobei das Gelenk in der Regel schon vorher nicht mehr intakt war – zum Beispiel aufgrund des Alters oder weil der Betroffene bereits seit längerem mit den Zähnen knirscht. Mitunter reicht es schon aus, einen Zahn zu verlieren und diesen nicht zu ersetzen, was eine Fehlbelastung des Gelenks nach sich ziehen kann. Gleiches gilt für Zahnersatz wie Kronen, Brücken oder Implantate, die nicht richtig angepasst wurden. Probleme können auch von abgeriebenen Füllungen ausgehen.
Stress, Angst, Depressionen
Psychische Gründe sind ebenfalls häufig Auslöser für Kieferschmerzen. Dazu zählen generell Stress, Ängste und anhaltender seelischer Druck bis hin zu Depressionen. Gepaart sind diese Zustände häufig mit dem vergeblichen Bemühen, auf Distanz zu den Dingen zu gehen, die einen innerlich umtreiben. Das geht so weit, dass die Betroffenen die Zähne nicht nur nachts, sondern auch tagsüber fest aufeinanderbeißen oder knirschen.
Entzündungen der Ohrspeicheldrüse oder Nasennebenhöhlen
Entzündungen im Kopfbereich können sich schmerzhaft auf die Kiefergelenke und die Kaumuskulatur auswirken – zum Beispiel im Falle eines akuten bakteriellen Befalls der Ohrspeicheldrüse. Die Ohrspeicheldrüse liegt zwischen Unterkiefer und äußerem Gehörgang. Die Schmerzen können derart heftig sein, dass der Betroffene nur noch schlecht schlucken und kaum mehr den Mund öffnen kann. Sind die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen entzündet, strahlt der Schmerz häufig in den Oberkiefer aus.
Wann zum Arzt bei Kieferschmerzen?
Auch wenn Kieferschmerzen in vielen Fällen von selbst wieder abklingen, ist es bei länger anhaltenden, intensiven Schmerzen sinnvoll, zeitnah einen Arzt aufzusuchen. Nur so lässt sich eine ernstere Ursache ausschließen.
Was macht der Arzt bei Kieferschmerzen?
Bei Kieferschmerzen dienen der Zahnarzt oder Kieferchirurg als erste Anlaufstelle. Er wird zunächst die medizinische Vorgeschichte der betreffenden Person ermitteln (Anamnese) und erfragen, welche Beschwerden aktuell im Vordergrund stehen. Auf folgende Symptome achtet er dabei besonders:
- Wenn Nacken-, Schulter-, Kopf- und Rückenmuskulatur permanent verspannt sind
- Wenn es schwierig bis unmöglich ist, den Mund ganz zu öffnen
- Wenn Essen und Kauen mit Schmerzen im Kiefergelenk verbunden sind
- Wenn es im Bereich des Kiefers zu Schwellungen gekommen ist
- Wenn der Betroffene unter Ohrenschmerzen leidet
- Wenn Knack- oder Klickgeräusche zu hören sind, wann immer der Kiefer sich bewegt
Als nächstes folgt eine gründliche Untersuchung des schmerzenden Kieferbereichs. Je nach Verdachtsdiagnose wird der Mediziner zusätzlich ein Röntgenbild, eine Computertomografie (CT) oder eine Kernspintomografie anordnen. Je nachdem, was die Auswertung ergibt, kann die Therapie sehr unterschiedlich ablaufen.
Handelt es sich zum Beispiel um eine Kieferluxation, verwendet er einen bestimmten Griff, um das Kiefergelenk wieder einzurenken. Ist der Kiefer indes gebrochen, kann eine Operation angezeigt sein, um dessen Funktion wieder herzustellen. Osteoporotisch bedingte Kieferbrüche, d.h. solche Brüche, die aus einem Knochenschwund/Osteoporose resultieren, müssen unter Umständen ebenfalls operativ gerichtet werden.
Bei einer CMD und Bruxismus hat sich das Tragen einer Aufbissschiene bewährt. Sie verhindert beim Knirschen, dass die Zähne aufeinandergepresst werden, und entspannt die Kiefergelenke. Bei Arthrose kommen vor allem schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Entzündungen der Ohrspeicheldrüsen und der Nasennebenhöhlen werden in der Regel mit Antibiotika bzw. antiviral wirkenden Präparaten behandelt – je nach Erreger.
Was können Sie selbst bei Kieferschmerzen tun?
Kieferschmerzen, die nicht auf einen Bruch, eine Luxation oder eine Arthrose zurückgehen, sprechen in der Regel gut auf Methoden an, die Ihnen helfen, sich zu entspannen. Denn stundenlanges Grübeln, weil Sie Ängste und Sorgen plagen, führen häufig dazu, dass wir die Zähne fest zusammenbeißen und den Kiefer anspannen.
Besonders gut eignen sich dazu Verfahren zur Entspannung und Stressbewältigung wie beispielsweise Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung.
Wohltuend für die Psyche sind auch Sport und Bewegung. Empfehlenswert sind unter anderem Radfahren, Schwimmen, Wandern oder Walken.
Auch eine gezielte Physiotherapie kann dazu beitragen, die Schmerzen im Kiefer, in Nacken, Schultern und Rücken zu lindern. Neben dem Aufbau der entsprechenden Muskulatur vermittelt der Therapeut auch Übungen, um speziell den Kiefer zu entspannen und so die Schmerzen einzudämmen.
Vor allem wenn der Kiefer akut schmerzt, ist es sinnvoll, für eine Weile nur weiche Speisen zu sich zu nehmen. Um den Mund nicht weit öffnen zu müssen, hat es sich bewährt, die Nahrungsmittel in kleine, mundgerechte Stücke zu schneiden.
Bei Verspannungen wirken auch feuchtwarme Umschläge entspannend. Diese eignen sich jedoch nicht bei Entzündungen.
Veröffentlicht am: 09.10.2024
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Quellen:
Quellen:
[1] Amboss. Schlaf-assoziierter Bruxismus https://www.amboss.com/de/wissen/schlaf-assoziierter-bruxismus/
[2] IQWiG. Bruxismus. https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/bruxismus.html
[3] IQWiG. Kiefergelenkknacken. https://www.pschyrembel.de/Kiefergelenkknacken/K0BNA
[4] S3-Leitlinie (Langversion) Diagnostik und Behandlung von Bruxismus. https://register.awmf.org/assets/guidelines/083-027l_S3_Bruxismus-Diagnostik-Behandlung_2019-06.pdf
[5] Arztinformationssystem Deximed in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Kieferschmerzen. https://deximed.de/home/klinische-themen/physiotherapie-sportmedizin/patienteninformationen/was-kann-das-sein/kieferschmerzen
[6] HNO-Ärzte im Netz. Speicheldrüsenentzündung – mögliche Symptome. https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/speicheldruesenentzuendung/moegliche-symptome.html
[7] IQWiG. Nasennebenhöhlenentzündung. https://www.gesundheitsinformation.de/nasennebenhoehlenentzuendung.html
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