Kurzatmigkeit - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Kurzatmigkeit oder Atemnot ist ein Symptom, das viele Ursachen haben kann und oft auf gesundheitliche Probleme schließen lässt. Erkrankungen des Herzens und der Lunge, aber auch psychische Faktoren sowie Aufregung und Stress im Alltag oder im Beruf können Atemnot auslösen. In vielen Fällen tritt sie plötzlich, also akut auf, hält mitunter aber auch über längere Zeit an und entwickelt sich chronisch. Je nach Schweregrad und Dauer kann sie sogar lebensbedrohlich werden. Akute Atemnot, insbesondere bei unbekannter Ursache, ist in der Regel immer ein Notfall.
Was ist Kurzatmigkeit?
Kurzatmigkeit bedeutet, bereits bei kleinsten Anstrengungen wie einfacher Hausarbeit oder Treppensteigen in moderatem Tempo außer Atem zu geraten oder schlecht Luft zu bekommen. Sind die Atemzüge für eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff zu schnell bzw. zu kurz und flach, sprechen Mediziner von Kurzatmigkeit oder Atemnot (Dyspnoe). Häufig atmen Betroffene dann auch stoßweise und heftiger mit unregelmäßigen Atempausen. Das liegt daran, dass diese Menschen das Gefühl haben, nicht genug Luft eingeatmet zu haben und versuchen dies zu kompensieren, indem sie wieder und wieder Luft holen. Das Ein- und Ausatmen ist für die Betroffenen sehr anstrengend und kostet sie viel Kraft. Der Körper signalisiert damit, dass er überanstrengt ist und die Sauerstoffversorgung in dem Moment zu langsam ist oder nicht ausreicht.
Kurzatmigkeit ist ein subjektiv empfundenes und daher sehr veränderliches Symptom, mit dem sich etwa 25 Prozent der Patienten ambulant, also zum Beispiel in der Hausarztpraxis, vorstellen. Da Kurzatmigkeit durch zahlreiche Faktoren wie die körperliche und psychische Verfassung sowie Umweltfaktoren beeinflusst wird, treten die Atembeschwerden nicht bei allen Betroffenen unter denselben Bedingungen auf und werden zudem sehr unterschiedlich wahrgenommen. Das macht die Diagnose und Ursachenbestimmung zumeist sehr schwierig.
Welche Ursachen kann Kurzatmigkeit haben?
Kurzatmigkeit oder Luftnot kann vielfältige Ursachen haben. Manchmal führen körperliche Aktivitäten beim Sport oder im Beruf oder aufregende Erlebnisse (z. B. ein Heiratsantrag, Fallschirmsprung oder der Straßenverkehr) dazu. Auf solche externen Faktoren reagiert jeder Mensch anders und meist ist die einsetzende Luftnot in diesen Fällen nicht krankhaft oder gefährlich.
Hinter einer Kurzatmigkeit kann jedoch oftmals eine andere Erkrankung stecken. Diese Atembeschwerden sind unbedingt ernst zu nehmen und werden vor allem durch Herz-(Kreislauf-) Erkrankungen (kardial) und Erkrankungen der Lunge (pulmonal) verursacht.
Akute oder chronische Atemnot
Je nach zeitlichem Verlauf der Atembeschwerden unterscheiden Mediziner zwischen akuter und chronischer Dyspnoe. Akut ist sie, wenn die Beschwerden plötzlich einsetzen und so stark sind, dass ein gesundheitlicher Schaden droht. Chronische Atemnot besteht hingegen über einen längeren Zeitraum, mindestens einem Monat.

Ursachen für akute Atemnot können sein:
- Psychische Erkrankungen (z.B. Hyperventilation bei Panikattacken oder Angstzuständen)
- Herzerkrankungen (z.B. Koronare Herzkrankheit, Klappenfehler, Herzmuskelentzündung, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt)
- Lungenerkrankungen (z.B. Asthma bronchiale, akute Bronchitis, Lungenentzündung [Pneumonie], chronisch obstruktive Lungenerkrankung [COPD], Lungenembolie)
- Atemwegsobstruktion (z.B. Verschluss der Atemwege durch Fremdkörper, eine Entzündung des Kehlkopfdeckels [Epiglottitis] oder durch einen anaphylaktischen Schock)
- Vergiftung (z.B. durch Kohlenmonoxid)
Andere Faktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht beziehungsweise Adipositas, Rauchen, hohe Luftschadstoffwerte, aber auch eine Schwangerschaft oder bestimmte Medikamente können eine Wirkung auf das Atmungssystem haben und Kurzatmigkeit auslösen.
Was passiert bei Kurzatmigkeit?
Kurzatmigkeit ist ein multifaktorielles Geschehen, bei dem mehrere Vorgänge im Verlauf des Atemprozesses fehlgesteuert beziehungsweise nicht mehr richtig aufeinander abgestimmt sind. Die Atmung setzt sich aus zwei wesentlichen Vorgängen zusammen, der Ein- und Ausatmung, die in einem steten Wechsel ablaufen und so die Lunge belüften (Ventilation). Insbesondere das Einatmen (Inspiration) ist reflektorisch (durch einen Reflex bedingt) gesteuert, läuft dementsprechend automatisch ab und kann nicht willentlich gesteuert werden.
Über das Einatmen gelangt wertvoller Sauerstoff (O2) in die Lunge, der dann vom Blut aufgenommen und an Organe und Gewebe abgegeben wird. Die Zellen dort verbrauchen den Sauerstoff – in Ruhe weniger, bei Aktivität mehr – und wandeln ihn in Kohlenstoffdioxid (CO2) um. Dieser wird wiederum vom Blut aufgenommen und in den Lungen über die Lungenbläschen beim Ausatmen (Exspiration) abgegeben. Somit liegt im Blut immer eine bestimmte Menge an Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid vor. Diese Menge ist als Partialdruck messbar.
Um zu wissen, wann der Körper ein- und ausatmen muss, messen Sensoren in den Blutgefäßen zum Beispiel den jeweiligen Partialdruck. Sie übermitteln diese Information an das Atemzentrum im Gehirn, das bei Bedarf die Atemmuskulatur aktiviert – zum Einatmen, wenn der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt und der CO2-Wert ansteigt. Außerdem messen weitere Sensoren die Ausdehnung der Lunge und den Druck auf die Wand des Brustkorbs, der von der Atemmuskulatur ausgeht.
Bei Kurzatmigkeit gerät dieser Mechanismus außer Kontrolle beziehungsweise ist gestört. Was im Einzelnen passiert, ist jedoch noch nicht vollständig aufgeklärt.
Ursachen für eine chronische Atemnot sind zumeist Erkrankungen der Lunge und Atemwege wie COPD oder Asthma. Auch Lungenentzündungen, die längere Zeit unbemerkt und unbehandelt bleiben, können zu anhaltender Kurzatmigkeit führen. Das Gleiche gilt für die chronische Herzinsuffizienz.
Grundsätzlich steigt das Risiko für eine chronische Atemnot mit dem Alter.
Wann bei Kurzatmigkeit zum Arzt?
Kommt es hin und wieder bei erhöhten Belastungen zu Atembeschwerden, droht nicht gleich Gefahr. Wichtig ist dann, dass sich die Atmung in kürzester Zeit wieder normalisiert. Bleiben die Beschwerden jedoch über Minuten bestehen oder tritt die Kurzatmigkeit immer wieder auch bei geringerer Belastung auf, sollten Sie das vom behandelnden Hausarzt abklären lassen. Falls nötig überweist dieser Sie an einen Facharzt, zum Beispiel an einen Kardiologen, und veranlasst weitere Untersuchungen.
Wie stellt der Arzt Kurzatmigkeit fest?
In der Regel erfolgt zunächst eine umfassende Anamnese, also ein Arzt-Patient-Gespräch, bei dem sich der Arzt über die Krankengeschichte und die genauen Symptome des Erkrankten erkundigt. Um festzustellen, wie ausgeprägt die Atembeschwerden sind, wo sie örtlich einzuordnen sind (Lunge oder Atemwege) und was die genaue Ursache ist, führt der Arzt verschiedene Untersuchungen und Tests durch. Der Arzt hört zum Beispiel die Brust mittels eines Stethoskops ab und überprüft mit speziellen Atemtests die Funktion der Lunge.
Die Körperlichen Untersuchungen konzentrieren sich besonders auf Anzeichen für Herz- oder Lungenerkrankungen. Das sind beispielsweise:
- Atemgeräusche (z. B. Rasseln, Keuchen, Pfeifen)
- Geräusche am Herzen (z. B. Klopfen)
- Schwellungen (Ödeme) an den Beinen
- Blutiger, schaumiger Auswurf
- Schmerzen oder Druck in der Brust
- Hautverfärbungen (z. B. bläuliche Hautfarbe [Zyanose])
- Krampfadern (Varizen)
- Trommelschlegelfinger (Verdickung der Fingerendglieder)
Bei den körperlichen Untersuchungen stellt der Arzt auch fest, inwieweit die Atembeschwerden belastungsabhängig sind. Verschiedene Atemtests wie die Spirometrie (kleiner Lungenfunktionstest) helfen dabei, den Grad der Atemnot zu bestimmen und zum Beispiel auf Atemwegsverschlüsse hin zu untersuchen.
Neben Blutdruck und Puls bestimmt der Arzt mithilfe eines Pulsoxymeters außerdem die Sauerstoffsättigung im Blut. Sie gibt an, wie viel Sauerstoff aktuell im Blut vorhanden ist. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf eine mögliche Lungen- oder Herzerkrankung ziehen.
Zusätzlich lässt der Arzt über eine Blutuntersuchung ein Blutbild anfertigen und verschiedene, zumeist entzündungsrelevante Parameter wie den CRP-Wert (C-reaktive Protein), Leber- und Nierenwerte sowie den Kreatinin-Wert bestimmen. Anhand des Blutbildes ist eine Aussage über die Blutzellen möglich und ob beispielsweise ein Mangel an roten Blutkörperchen vorliegt (Anämie). Das würde auch zu einer Sauerstoffunterversorgung und gegebenenfalls zu Kurzatmigkeit führen.
Außerdem lassen sich mit bildgebenden Verfahren wie dem Röntgen, einer Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) Veränderungen im Gewebe der Lunge und am Herzen sichtbar machen und organische Schäden nachweisen. Eine weitere Möglichkeit, in das Innere der Atemwege zu schauen, ist die Lungenspiegelung (Bronchoskopie) – ein endoskopisches Verfahren, mit dem die Atemwege ausgeleuchtet und Proben von auffälligen Geweben genommen werden können.
Besteht der Verdacht einer Herzerkrankung, führt der Arzt zumeist ein Elektrokardiogramm (EKG) durch.
Was tun bei Kurzatmigkeit?
Bei der Therapie von Kurzatmigkeit geht es in erster Linie um die Ursachenbehandlung. Es gilt, eine normale Atmung wieder zu ermöglichen und die Sauerstoffsättigung zu normalisieren. Das kann mithilfe einer Beatmung, von Medikamenten oder sogar einer Operation geschehen. Welche Methode zum Einsatz kommt, hängt stark von der auslösenden Erkrankung ab.
Liegen keine schwerwiegenden, behandlungsbedürftigen Grunderkrankungen als Ursache für die Kurzatmigkeit vor, können Betroffene meist schon selbst einiges gegen die Entwicklung von Atemnot tun. Reagieren sie mit Kurzatmigkeit auf außergewöhnliche psychische oder körperliche Belastungen, genügt es oft schon, Triggerfaktoren (auslösende Ereignisse) zu meiden beziehungsweise zu reduzieren. Es kann zum Beispiel helfen, mit Entspannungs- und Atemübungen, autogenem Training und Yoga Stress abzubauen und einen besseren Umgang mit aufwühlenden Situationen zu erlernen. Umgekehrt kann auch Sport als Ausgleich dienen, wenn Betroffene im Alltag häufig angespannt oder gestresst sind.
Ein Körper, der insgesamt fit ist, neigt ebenfalls seltener dazu, Atemnot zu entwickeln. Mediziner raten daher allgemein zu mehr Bewegung im Alltag und zu einer ausgewogenen, kalorienarmen Ernährung.
Veröffentlicht am: 14.12.2023
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Quellen:
[1] Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2022
[2] S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP): Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). AWMF-Leitlinien-Register Nr.: 020/006 (Stand: 01.01.2018) https://register.awmf.org/assets/guidelines/020-006l_S2k_COPD_chronisch-obstruktive-Lungenerkrankung_2018-01.pdf (letzter Abruf: 12.12.2023)
[3] S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP): Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie. AWMF-Leitlinie-Register Nr.: 020/020 (Stand: 24.04.2021) https://register.awmf.org/assets/guidelines/020-020l_S3_Behandlung-von-erwachsenen-Patienten-mit-ambulant-erworbener-Pneumonie__2021-05.pdf (letzter Abruf: 12.12.2023)
[4] S3-Leitlinie der Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) & Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma. AWMF-Leitlinie-Register Nr.: nvl-002 (Stand: 07.09.2020) https://register.awmf.org/assets/guidelines/nvl-002l_S3_Asthma_2020-09.pdf (letzter Abruf: 12.12.2023)
[5] S3- Leitlinie der Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) & Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz. AWMF-Leitlinie-Register Nr.: nvl-006 (Stand: 22.10.2019) https://www.leitlinien.de/themen/herzinsuffizienz/3-auflage (letzter Abruf: 12.12.2023)
[6] S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP): Langzeit-Sauerstofftherapie. AWMF-Leitlinie-Register Nr.: 020/002 (Stand: 23.07.2020) https://register.awmf.org/assets/guidelines/020-002l_S2k_Langzeit_Sauerstofftherapie_2020-08.pdf (letzter Abruf: 12.12.2023)
[7] Berliner D, Schneider N, Welte T, et al. The differential diagnosis of dyspnoea. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 834–45. https://www.aerzteblatt.de/archiv/184419/Differenzialdiagnose-bei-Luftnot (letzter Abruf: 12.12.2023)
[8] Lungeninformationsdienst. Bewegung und Sport https://www.lungeninformationsdienst.de/praevention/bewegung-und-sport (letzter Abruf: 12.12.2023)
[9] Deximed Hausarztwissen online: Dyspnoe bei Erwachsenen. https://deximed.de/home/klinische-themen/lunge-atemwege/symptome/dyspnoe-bei-erwachsenen (letzter Abruf: 12.12.2023)
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