Nykturie - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Nykturie ist der medizinische Fachbegriff für nächtlichen Harndrang. Ein solcher liegt vor, wenn die betreffende Person nachts zweimal oder häufiger wach wird, um Wasser zu lassen. Da der Schlaf ständig unterbrochen wird, führt dies zu erheblichen Problemen während des Tages und belastet auf Dauer die Gesundheit. Auch wenn das Thema für viele schambehaftet ist, sollten Betroffene zügig eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, da hinter dem nächtlichen Harndrang eine ernsthafte Erkrankung stecken kann. Nykturie betrifft beide Geschlechter und nimmt im Laufe des Lebens zu. Die Ursachen sind vielfältig und bedürfen einer gründlichen Diagnostik, bevor eine Therapie beginnen kann. Daneben gibt es Tipps, mit denen die betreffenden Personen das lästige Symptom selbst verringern und so die Lebensqualität steigern können.
Wie äußert sich die Nykturie?
Nykturie bedeutet, dass die oder der Betroffene nachts zweimal oder häufiger aufgrund von Harndrang erwacht und auf die Toilette muss. Kommt das regelmäßig vor, schläft die jeweilige Person nicht mehr durch und wacht morgens müde auf. Infolge der reduzierten Schlafqualität kann sich der betreffende Mensch tagsüber auf Dauer nicht mehr so gut konzentrieren oder sich Dinge merken. Zusätzlich zur abnehmenden Leistungsfähigkeit sinkt das Wohlbefinden, und es können sich Kopfschmerzen einstellen. Nicht selten wird das Privatleben in Mitleidenschaft gezogen, da die Energie für sportliche Aktivitäten ebenso fehlt wie für Treffen mit der Familie sowie Freundinnen und Freunden. Nicht selten entwickeln die Betroffenen auf Dauer Depressionen oder bereits bestehende nehmen zu. Gerade für ältere Menschen steigt das Risiko, zu stürzen und sich Knochenbrüche zuzuziehen; dies gilt vor allem, wenn die Mobilität bereits eingeschränkt ist.
Was verursacht die Nykturie?
Die Nykturie ist in der Regel keine eigenständige Erkrankung, sondern weist auf eine andere Ursache hin – zum Beispiel eine behandlungsbedürftige Grunderkrankung. Aus diesem Grund ist es ratsam, regelmäßigen nächtlichen Harndrang ärztlich abklären zu lassen. Mögliche Ursachen einer Nykturie sind unter anderem:
- Diabetes mellitus Typ I oder II
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Bakterielle Blasen- oder Harnröhrenentzündung (Harnwegsinfekt, HWI)
- Überaktive Blase (= Reizblase, häufig in Kombination mit Dranginkontinenz)
- Eingeschränkte Nierenfunktion (Niereninsuffizienz)
- Gutartige Prostatavergrößerung
- Prostatakrebs
- Altersbedingter Mangel an Vasopressin (antidiuretisches Hormon, ADH), das bei Gesunden nachts vermehrt gebildet wird, um die Urinproduktion zu drosseln)
- Zu geringe Harnblasenkapazität (z. B. aufgrund von Operationen, strahlenbedingter Blasenwandfibrose, chronisch wiederkehrenden Harnwegsinfekten, Blasensteinen)
- Primäre Polydipsie (gesteigertes Durstgefühl durch Mundtrockenheit ohne erkennbare körperliche oder medizinische Ursache)
- Östrogenmangel bei Männern
- Schlafapnoe und Schnarchen
- Abendliche Einnahme von entwässernden Medikamenten (Diuretika)
- Venenschwäche in den unteren Extremitäten mit geschwollenen Beinen und Füßen (peripheres Ödem)
- Übergewicht
- Psychische Belastungen wie z. B. Stress oder Ängste
Wann ärztlichen Rat einholen bei Nykturie?
Wer nur ab und an nachts auf Toilette muss, um Wasser zu lassen, braucht sich keine Gedanken zu machen. So etwas ist nicht ungewöhnlich, wenn man zum Beispiel abends noch sehr viel Flüssigkeit zu sich genommen hat. Anders sieht es aus, wenn die Nykturie regelmäßig auftritt, sodass das Wohlbefinden und die Lebensqualität auf Dauer massiv beeinträchtigt sind. In diesem Fall sollten Betroffene möglichst zeitnah eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Dies ist vor allem deshalb empfehlenswert, da sich hinter dem nächtlichen Harndrang eine ernstzunehmende Erkrankung verbergen kann, die dringend einer Therapie bedarf. Eine erste Anlaufstelle ist stets die Hausärztin oder der Hausarzt, der die betreffende Person je nach Verdachtsdiagnose an eine Kardiologin oder einen Kardiologen, eine Internistin oder einen Internisten, eine Urologin oder einen Urologen oder an eine Gefäßmedizinerin oder einen Gefäßmediziner überweist. Als Fachleute auf ihrem jeweiligen Gebiet sind sie in der Lage, die der Nykturie zugrunde liegende Ursache zu erkennen, zu behandeln und dafür zu sorgen, dass die betreffende Person wieder durchschlafen kann.
Wie sehen die Diagnostik und Therapie bei Nykturie aus?
Angesichts der vielfältigen Ursachen einer Nykturie ist eine gründliche Diagnostik das A & O. Deshalb informiert sich die Ärztin oder der Arzt zunächst über die bisherige Krankengeschichte (Anamnese) der betreffenden Person, welche Symptome bestehen und wann diese erstmals aufgetreten sind. Ein wichtiger Aspekt sind die aktuell eingenommenen Medikamente, da diese einen ersten Hinweis auf eine für die Nykturie relevante Vorerkrankung liefern können. Im Anschluss an die Anamnese folgen verschiedene Untersuchungen, die teilweise spezifisch für eine bestimmte Fachrichtung sind:
- eine gründliche körperliche Untersuchung, um Hinweise auf Herz-, Stoffwechsel-, urologische oder nervenbedingte Probleme zu erhalten
- ein Urinschnelltest, um bakterielle Harnwegsinfekte aufzudecken (vor allem, wenn sie chronisch wiederkehren) und um Blut oder Zucker im Urin nachzuweisen, was auf einen Harnwegsinfekt bzw. einen Diabetes mellitus hindeuten kann
- Ultraschall der Blase, Nieren und Prostata
- Manuelle Untersuchung der Prostata
- Blutuntersuchung, um allgemeine gesundheitliche Probleme aufzuspüren
- Blasenspiegelung (Zytoskopie)
- Restharnbestimmung
- Uroflowmetrie (Untersuchung auf Blasenentleerungsstörungen)
- Zystomanometrie (Messung des Drucks und des Fassungsvermögens der Harnblase)
- Hormonanalyse, z. B. ADH
Als äußerst hilfreich hat sich erwiesen, schon vor dem Termin ein „Trink- und Miktionstagebuch“ (Miktion = Entleerung der Harnblase) zu führen. Dieses dient dazu, genau zu dokumentieren, wie viel die betreffende Person pro Tag trinkt, zu welcher Tageszeit sie wie häufig Wasser lassen muss und welche Urinmengen dabei jeweils ausgeschieden werden. Sollte ein solches Tagebuch noch nicht vorliegen, wird das medizinische Fachpersonal die oder den Betroffenen womöglich bitten, es für einige Tage zu führen und nachzureichen.
Erst wenn die Diagnose zweifelsfrei feststeht, kann die Therapie erfolgen. Nachfolgend einige Beispiele:
- Infekte der unteren Harnwege: Behandlung mit Antibiotika
- Diabetes mellitus: Behandlung mit blutzuckersenkenden Arzneimitteln (Tabletten oder Insulinspritzen)
- Herzschwäche: Behandlung z. B. mit ACE-Hemmern oder Betablockern
- Gutartige Prostatavergrößerung: medikamentöse Behandlung mit Alphablockern, mitunter operative Entfernung des Organs
- Vasopressinmangel: Einnahme von Desmopressin, um den Gehalt des Hormons ADH zu steigern
- Zu geringe Blasenkapazität: Entfernung etwaiger Blasensteine, Absolvieren eines Blasentrainings
- Überaktive Blase: Absolvieren eines Blasentrainings
- Krankhaftes Zusammenziehen der Harnblase: Behandlung mit Muskarinrezeptor-Antagonisten (MRA)
Was können Sie selbst bei Nykturie tun?
Zusätzlich zu einer zielgerichteten ärztlichen Therapie können Menschen mit nächtlichem Harndrang selbst dazu beitragen, die Beschwerden der Nykturie zu lindern:

- Bauen Sie konsequent Übergewicht ab, ggf. mithilfe einer individuellen Ernährungsberatung.
- Ernähren Sie sich gesund und ballaststoffreich (viel Obst, Gemüse, Nüsse, Vollkorn- und Milchprodukte).
- Legen Sie tagsüber die Beine hoch, um Wassereinlagerungen entgegenzuwirken und neuen vorzubeugen.
- Bewegen Sie sich regelmäßig an der frischen Luft bzw. betreiben Sie angepasst Sport.
- Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum – oder noch besser: Verzichten Sie ganz darauf.
- Trinken Sie täglich 1,5 bis 2 Liter (v.a. Wasser und ungesüßte Kräutertees), aber nehmen Sie ein bis zwei Stunden vor dem Zubettgehen keine Flüssigkeit mehr zu sich (Medikamenteneinnahmen ausgenommen).
- Nutzen Sie Entspannungsverfahren, um Stress und Ängste abzubauen, etwa Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung.
- Trainieren Sie Ihren Beckenboden, vor allem wenn Sie Kinder geboren haben oder in den Wechseljahren sind.
Veröffentlicht am: 03.02.2025
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Quellen
[1] Journal für Urologie und Urogynäkologie/Österreich. Nykturie – durch Behandlung die Lebensqualität steigern.
https://www.springermedizin.at/urologie/gynaekologische-urologie/nykturie-durch-behandlung-die-lebensqualitaet-steigern/17177778
[2] European Association of Urology. Patient Information. Nykturie. https://patients.uroweb.org/de/wp-content/uploads/sites/2/2019/03/PI_Nocturia_DE_-7-March-2019.pdf
[3] Bundesverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI). Nächtlicher Harndrang kann auf Herzschwäche hinweisen. https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/naechtlicher-harndrang-kann-auf-herzschwaeche-hinweisen.html
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