Wadenkrämpfe – Ursache und Behandlung

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Wadenkrämpfe treten häufig nachts aus heiterem Himmel auf. Sie verursachen mitunter starke Schmerzen im Unterschenkel und rauben den Betroffenen dadurch den Schlaf. In einigen Fällen kommt es auch tagsüber zu Wadenkrämpfen, beispielsweise während des Sports. Es gibt verschiedene Ursachen für Muskelkrämpfe, am häufigsten liegt es an einer Überbelastung der Muskulatur oder an einem Mangel an Mineralsalzen im Blut. Daneben können auch Erkrankungen hinter den Krämpfen stecken. Treten Wadenkrämpfe regelmäßig auf und lassen sich nicht durch Dehnübungen mindern, sollten sie ärztlich abgeklärt werden.
Wie äußern sich Wadenkrämpfe?
Wadenkrämpfe sind ansteigende, mitunter starke Schmerzen im hinteren Teil des Unterschenkels (Wade), wobei sich Muskelfasern dort immer mehr zusammenziehen, die Muskulatur verkrampft und verhärtet. Sie treten zumeist nachts auf, halten einige Sekunden bis mehrere Minuten an und lassen dann von selbst wieder nach. Die Schmerzen können aber bei stärkeren Krämpfen noch fortbestehen, selbst wenn der Krampf bereits nachgelassen hat. Da Wadenkrämpfe häufig nachts auftreten, führt das bei vielen Betroffenen zu Schlafproblemen.
Etwa 90 Prozent der Sportler und bis zu 50 Prozent der Menschen über 65 Jahren haben regelmäßig Wadenkrämpfe – und das mindestens 1-mal pro Woche. Das zeigt, dass Wadenkrämpfe ohne angemessene Behandlung immer wiederkehren. Neben Sportlern und Älteren können auch jüngere Menschen, Schwangere und Menschen mit Grunderkrankungen betroffen sein.
Was verursacht Wadenkrämpfe?
Wadenkrämpfe können verschiedene Ursachen haben. Oft sind sie die Folge einer Überbelastung der Wadenmuskulatur, es gibt aber noch weitere Ursachen:

- Verletzungen (zum Beispiel Zerrungen, Prellungen oder Reißen der Wadenmuskulatur oder der Achillessehne)
- Gefäßerkrankungen (zum Beispiel periphere arterielle Verschlusskrankheit [pAVK], Beinvenenthrombose)
- Erkrankungen der Nerven (zum Beispiel Reizung der Nervenwurzeln im Bereich der Lendenwirbelsäule, Polyneuropathien)
- Kompartmentsyndrom (Druck auf die Muskulatur durch Flüssigkeits-/Blutansammlungen im Gewebe)
- Andere Erkrankungen (zum Beispiel Stoffwechsel-, Autoimmun-, Blut- oder Infektionskrankheiten)
- Arzneimittelnebenwirkungen (insbesondere bei Mitteln gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
Wenn die Muskeln krampfen, liegt das in der Regel an einer Übererregbarkeit der Nerven, welche die Muskelfasern zusammenziehen lassen. Auch ein Ungleichgewicht beziehungsweise Mangel an bestimmten Mineralien wie Calcium und Magnesium kann die Ursache sein, denn diese sorgen dafür, dass sich die Muskeln an- und wieder entspannen können.
Wann zum Arzt bei Wadenkrämpfen?
Treten Wadenkrämpfe häufig bis regelmäßig auf und sind ungewöhnlich stark, ist es ratsam, dies mit einem Arzt zu besprechen. Unbehandelt beeinträchtigen Muskelkrämpfe die Beweglichkeit und machen vor allem das Laufen beschwerlich. Kommt es häufig nachts zu Muskelkrämpfen, können Betroffene oft nicht durchschlafen und entwickeln mitunter Schlafstörungen. Das kann sich langfristig auf die Lebensqualität auswirken und die Gesundheit negativ beeinflussen.
Menschen mit Grunderkrankungen sollten wiederkehrende Wadenkrämpfe unbedingt ärztlich abklären lassen, da sie ein Zeichen für eine Arzneimittelunverträglichkeit sein können. Dann ist unter Umständen ein Medikamentenwechsel notwendig.
Was macht der Arzt bei Wadenkrämpfen?
In einem Arzt-Patient-Gespräch erhebt der Arzt zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) und vermerkt alle sonstigen Symptome, sofern noch weitere bestehen. Auf diese Weise klärt er ab, ob möglicherweise eine ernstere Erkrankung vorliegt, die hinter den Wadenkrämpfen steckt. Wichtig sind zudem Angaben zum Zeitpunkt, seit wann die Krämpfe auftreten, wie oft oder wo genau sie zu spüren sind und ob bestimmte Aktivitäten mit den Wadenkrämpfen im Zusammenhang stehen, beispielsweise Belastungen wie beim Sport oder auch in Ruhe.
Besteht der Verdacht, dass eine Nervenstörung die Ursache ist, veranlasst der Arzt in der Regel eine neurologische Untersuchung. Die Funktion der Muskeln lässt sich beispielsweise mithilfe einer Elektromyographie überprüfen und über eine Blutuntersuchung der Elektrolythaushalt im Blut. Diese gibt Aufschluss darüber, ob möglicherweise ein Mineralstoffmangel vorliegt. Anhand bestimmter Blutwerte, zum Beispiel dem Blutzucker- oder Hormonspiegel, lassen sich zudem Rückschlüsse auf andere Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenunterfunktion ziehen. Diese können ebenfalls Ursache für Wadenkrämpfe sein.
Schwerpunkt der Therapie bilden Dehnungsübungen, bei denen der verkrampfende Muskel reflexartig gestreckt wird. Dies gelingt durch die Anspannung des gegenspielenden Muskels (Antagonist). Ähnlich wirksam sind auch Übungen, durch die der krampfende Muskel passiv gedehnt wird. Um nächtlichen Krämpfen vorzubeugen, hilft es, sich mehrmals täglich oder vor dem Zubettgehen mit nahezu durchgestreckten Beinen nach vorn zu beugen. Die Ferse sollte dabei möglichst am Boden bleiben.
Bei sehr starken Schmerzen und vor allem nächtlichen Krämpfen verschreiben Ärzte auch Medikamente mit dem Wirkstoff Chinin. Es handelt sich um ein Muskelrelaxans, das jedoch häufig Nebenwirkungen verursacht, insbesondere in Kombination mit anderen Medikamenten. Daher ist es besonders wichtig, den genauen Nutzen abzuwägen.
Liegt ein Mineralstoffmangel vor, raten Ärzte bei Wadenkrämpfen mitunter zu Präparaten, die Calcium oder Magnesium enthalten. Diese sind in Apotheken oder Drogerien erhältlich und können auch zur Vorbeugung ohne ernstere Erkrankung eingenommen werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt bei Erwachsenen eine Höchstdosis von 300–350 mg Magnesium pro Tag.
Was können Sie selbst bei Wadenkrämpfen tun?
Fachexperten raten bei Wadenkrämpfen, die unabhängig von Belastungen und bei Personen auftreten, die beispielsweise viel sitzen, zu mehr Bewegung im Alltag. Dadurch wird die Durchblutung in den Beinen gefördert und die Muskulatur aktiviert.
Außerdem können Wechselbäder oder Wechselduschen bei nächtlichen Wadenkrämpfen helfen. Sie regen ebenfalls die Durchblutung an und sorgen dafür, dass sich die Muskulatur entspannt.
Auch die Schlafposition kann sich positiv auf Wadenkrämpfe auswirken: Wer mit ausgestreckten Beinen auf dem Rücken liegt, kann die Krampfneigung verringern. Denn wenn die Beine nachts angewinkelt sind, bleiben die Beine in der verkürzten Position, wie sie auch oft tagsüber ist bei Menschen, die viel sitzen.
Gegen einen Mangel an Mineralsalzen hilft oft schon eine ausgewogene, mineralstoffreiche Ernährung. Magnesiumreiche Lebensmittel sind zum Beispiel Milchprodukte, Haferflocken, Hirse, Sojaprodukte, Kartoffeln, Karotten oder Spinat. Fachexperten empfehlen zudem, mineralreiches Wasser zu trinken.
Veröffentlicht am: 26.01.2024
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Quellen
[1] Lindemuth R, et al. S1-Leitlinie Crampi/Muskelkrampf. 2017. In: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Hrsg. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. https://dgn.org/leitlinie/crampi-muskelkrampf
[2] Apothekerkammer Niedersachsen. Schmerzhaft, aber meist unbedenklich – Wadenkrämpfe: Was Betroffene wissen sollten. https://www.apothekerkammer-niedersachsen.de/presse.php?view=%7C4402,4
[3] Deutsche Familienversicherung. Wadenkrämpfe: Ursachen, Symptome & Behandlung. https://www.deutsche-familienversicherung.de/krankenhauszusatzversicherung/ratgeber/artikel/wadenkraempfe-ursachen-symptome-therapie/
[4] Zentrum der Gesundheit. Wadenkrämpfe mit Magnesium natürlich behandeln. https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/mineralstoffe-spurenelemente/magesium-ueberblick/wadenkraempfe
[5] Pschyrembel.online. Wadenschmerz. https://www.pschyrembel.de/Wadenschmerz/K0NXP/doc/
[6] Schumann, C. Rationale Muskelkrampfbehandlung: Wenn die Wade krampft. Dtsch Arztebl 2021; 118(42): A-1930/B-1591
[7] Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ). Gefährliches Chinin? DAZ 2014, Nr. 17, S. 32 https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2014/daz-17-2014/gefaehrliches-chinin
[8] Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ). Magnesium: Wadenkrämpfe und ihre Therapie. DAZ 2003, Nr. 41, S. 30 https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2003/daz-41-2003/uid-10749
[9] Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Magnesium. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/magnesium/?L=0
[10] Liebscher & Bracht. Wadenkrämpfe – oft harmlos, immer schmerzhaft. https://www.liebscher-bracht.com/schmerzlexikon/wadenkrampf/
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