Wehen – Symptome und Ablauf

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Als Wehen bezeichnen Fachleute das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur (Uteruskontraktionen) während der Schwangerschaft, unter der Geburt und nach der Geburt. Je nach Zeitpunkt ihres Auftretens und ihrer Stärke werden verschiedene Arten von Wehen unterschieden. Die Gebärmutterkontraktionen lassen sich mithilfe eines Wehenschreibers (Kardiotokografie, kurz CTG) erkennen und auswerten. Wehen sind ein notwendiger Teil einer normalen Schwangerschaft, Geburt und Nachgeburtsphase. In manchen Fällen treten die Uteruskontraktionen jedoch zum falschen Zeitpunkt der Schwangerschaft auf oder sind etwa unter der Geburt zu stark oder zu schwach. Dann kommen wehenhemmende oder wehenfördernde Mittel zum Einsatz. Gegen schmerzhafte Wehen stehen verschiedene Möglichkeiten der Schmerzbekämpfung zur Verfügung, zudem helfen gezielte Atemtechniken bei der Schmerzverarbeitung von Geburtswehen.
Wie äußern sich Wehen?
Wehen können sich je nach Wehenart unterschiedlich äußern und schmerzlos oder schmerzhaft sein.
Während der Schwangerschaft lassen sich folgende Wehenarten unterscheiden:
- Schwangerschafts- oder Übungswehen: Bei Übungswehen wird der Bauch der schwangeren Person für kurze Zeit hart, wobei normalerweise keine Schmerzen entstehen, mitunter aber ein ziehendes Gefühl auftreten kann. Übungswehen sind normalerweise unregelmäßig und treten etwa ab Ende des zweiten Trimesters der Schwangerschaft auf. Diese Wehenart hat normalerweise keinen Einfluss auf den Muttermund, das heißt dieser bleibt trotz Wehen geschlossen. In der Fachsprache findet man für Übungswehen die Bezeichnung Brixton-Hicks-Kontraktionen.
- Senkwehen oder Vorwehen: Bei Senkwehen oder Vorwehen spannt sich der Bauch ebenfalls für kurze Zeit an, sodass er sich hart anfühlt und eine kugeligere Form annimmt. Sie treten üblicherweise vereinzelt in unregelmäßigen Abständen wenige Wochen bis einige Tage vor der Geburt auf und können dazu beitragen, dass der Muttermund weicher wird und der kindliche Kopf tiefer ins Becken der schwangeren Person eintritt. Äußerlich erscheint der Bauch dadurch weiter nach unten gesunken. Oft bemerken Schwangere nun, dass sie besser Luft bekommen, weil ihre Lungen sich nun wieder ausdehnen können. Senk- oder Vorwehen können schmerzlos sein, manche Betroffenen beschreiben aber auch ein Druckgefühl nach unten beziehungsweise auf das Schambein oder ein ziehendes Gefühl um unteren Rücken, das sich ähnlich wie Regelschmerzen anfühlt.
Im Vergleich zu den genannten Wehen sind Geburtswehen stärker, treten regelmäßig auf und bewirken eine Öffnung des Muttermunds. Die meisten Betroffenen empfinden Geburtswehen als schmerzhaft. Je nach Geburtsphase lassen sich verschiedene Geburtswehen unterscheiden:
- Eröffnungswehen: Diese Uteruskontraktionen treten in regelmäßigen und kürzer werdenden Abständen auf. Die einzelne Wehe kann bis zu einer Minute lang anhalten und bewirkt, dass das Köpfchen des Babys gegen den Muttermund drückt und sich dieser zu öffnen beginnt. Schwangere nehmen während der Wehe einen schmerzhaften Druck nach unten wahr. Sobald die Wehe nachlässt, bestehen keine Schmerzen mehr.
- Austreibungswehen: Der Muttermund ist nun vollständig geöffnet und die Wehen schieben das Kind weiter in den Geburtskanal. Mit zunehmendem Druck des kindlichen Köpfchens auf den Damm entsteht der Drang zu pressen, weshalb nun auch von Presswehen die Rede ist. Der Druck und die Frequenz der Wehe werden hier gesteigert. In der Austreibungsphase der Geburt treten alle 4-10 Minuten Austreibungswehen auf. Am Ende dieser Phase wird das Kind geboren.
- Nachgeburtswehen und Nachwehen: Nach der Geburt kommt es nochmals zu Gebärmutterkontraktionen, durch die sich der Mutterkuchen (Plazenta) ablöst und ausgestoßen wird. Diesen Vorgang empfinden Gebärende meist als kaum bis mäßig schmerzhaft. In der Zeit des Wochenbetts treten außerdem während des Stillens Nachwehen auf. Diese Wehen unterstützen die Rückbildung der Gebärmutter und tragen zur Blutstillung bei.
Frühwehen
Neben den Wehen, die natürlicherweise während der Schwangerschaft sowie während und nach der Geburt auftreten, können unerwünschte Gebärmutterkontraktionen wie Frühwehen auftreten. Schmerzhafte, regelmäßige Wehen während der Schwangerschaft, jedoch in zeitlicher Entfernung zum Geburtstermin, können ein Hinweis auf Frühwehen sein. Sie können ein Risiko für die Schwangerschaft darstellen und bedürfen stets einer fachlichen Abklärung.
Welche Ursachen haben Wehen?
Das Auftreten und die Stärke von Wehen werden durch verschiedene Hormone des Körpers gesteuert. Vor allem das Hormon Oxytocin spielt hierbei eine wichtige Rolle. Das Hormon wird unter anderem durch Geschlechtsverkehr ausgeschüttet, weshalb Sex am Ende der Schwangerschaft wehenfördernd sein kann. Außerdem löst die Oxytocinausschüttung während des Stillens Nachwehen aus. Bei einem unauffälligen Verlauf der Schwangerschaft steuert der Körper das Auftreten der verschiedenen Wehenarten zum richtigen Zeitpunkt selbst.
Verschiedene Faktoren können diesen natürlichen Ablauf jedoch stören. Zu den Ursachen vorzeitiger Wehen zählen unter anderem:
- Seelischer Stress
- Körperliche Überlastung
- Infektionen
- Andere Gesundheitsprobleme während der Schwangerschaft
Wann ist bei Wehen ärztlicher Rat gefragt?
Bei Wehen mit folgenden Symptomen, die nicht in zeitlicher Nähe zum Geburtstermin auftreten, ist immer ärztlicher Rat gefragt:
- Schmerzhafte Wehen
- Regelmäßige Wehen
- Gebärmutterkontraktionen, die an Intensität zunehmen
- Begleitende Symptome wie Unwohlsein, Fieber oder vaginale Blutungen
Diagnostik und Behandlung von Wehen
Wehen lassen sich mithilfe eines sogenannten Wehenschreibers auswerten und dokumentieren. Die Methode, in der Fachsprache als Kardiotokografie (kurz CTG) bezeichnet, erfasst Stärke und Häufigkeit der Uteruskontraktionen, zudem gibt sie die kindlichen Herztöne wieder. Der Wehenschreiber kommt als Bestandteil der Schwangerschaftsvorsorge-Untersuchungen zum Einsatz sowie unter der Geburt.
Gebärmutterkontraktionen, die im unauffälligen Ablauf einer Schwangerschaft und Geburt auftreten, müssen nicht medizinisch behandelt werden. Allerdings sind Geburtswehen schmerzhaft, sodass schmerzlindernde Maßnahmen bei Bedarf zum Einsatz kommen können. Eine häufige Methode zur Linderung von Geburtsschmerzen ist die Periduralanästhesie (PDA). Dabei wird der schwangeren Person ein örtliches Betäubungsmittel in den Bereich des unteren Rückens gespritzt. Das Mittel unterbricht die Schmerzweiterleitung über das Rückenmark an das Gehirn. Gebärende bleiben bei dieser Methode wach und können die Geburt trotz Schmerzausschaltung bewusst erleben. Daneben gibt es eine Reihe von sanften Methoden, welche die Schmerzwahrnehmung von Wehen bremsen können, zum Beispiel:
- Atemtechniken (tiefe Bauchatmung)
- Warmes Bad (sofern medizinisch nichts dagegenspricht)
- Sanfte Massage des Kreuzbeinbereichs
In manchen Fällen müssen Wehen aus medizinischen Gründen behandelt werden, etwa wenn sie verfrüht oder zu stark auftreten. In diesen Fällen kommen wehenhemmende Medikamente zum Einsatz, sogenannte Tokolytika. Zudem erhalten manche Betroffene zum Schutz vor Frühwehen Präparate mit Magnesium, die sich entspannend auf die Muskulatur auswirken. Zur Behandlung bakterieller Infektionen als Ursache von Frühwehen stehen Antibiotika zu Verfügung.
Mitunter ist es erforderlich, Wehen anzuregen. Dies kommt etwa vor, wenn der Geburtstermin deutlich überschritten wurde und die Geburt eingeleitet werden soll oder wenn die Wehen unter der Geburt zu schwach sind.
Was können Sie selbst tun, um Wehen besser zu verarbeiten?
Eine gute Vorbereitung auf die Geburt kann hilfreich sein, um Wehen gelassener zu begegnen. Das Wissen über die Abläufe im Körper baut Ängste ab und hilft, die Schmerzen unter der Geburt einzuordnen. Gebärende, die den Geburtsort bereits kennengelernt haben und von einer vertrauten Person begleitet werden, können sich oft besser auf die Entbindung einlassen. Es ist sinnvoll, sich bereits im Vorfeld über das Angebot sowie Vorteile und Risiken verschiedener Schmerztherapien aufklären zu lassen. In Geburtsvorbereitungskursen lernen Schwangere außerdem, wie sie durch Atemtechniken Wehen leichter durchleben. Daneben gibt es spezielle Angebote für Schwangere wie Yoga oder autogenes Training, die eine gezielte Entspannung erleichtern.
Veröffentlicht am: 27.11.2024
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Quellen:
[1] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Mit Geburtsschmerzen umgehen. https://www.gesundheitsinformation.de/mit-geburtsschmerzen-umgehen.html
[2] Berufsverband der Frauenärzte e. V. Frauenärzte im Netz. Geburtsphasen. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/geburt/geburtsphasen/#c923
[3] Pschyrembel. Online. Wehen. https://www.pschyrembel.de/wehe/K0P29/doc/
[4] Österreichisches Hebammengremium. Jetzt geht´s los. https://www.hebammen.at/eltern/schwangerschaft/gehts-jetzt-los/https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/fruehgeburt/behandlung-vorzeitiger-wehen/
[5] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Familienplanung.de. Behandlung vorzeitiger Wehen. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/fruehgeburt/behandlung-vorzeitiger-wehen/
[6] Goerke K., Valet, A. Gynäkologie und Geburtshilfe hoch 2. Elsevier Verlag 2020
https://www.google.de/books/edition/Gyn%C3%A4kologie_und_Geburtshilfe_hoch2_prof/Xl3UDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Wehen+intitle:Gyn%C3%A4kologie+intitle:und+intitle:Geburtshilfe&pg=PA171&printsec=frontcover
[7] Wehe https://flexikon.doccheck.com/de/Wehe
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