Defibrillator – elektronischer Lebensretter für den Herz-Notfall

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Zusammenfassung
Ein Defibrillator ist ein Gerät, das lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen erkennen und durch die Abgabe von Stromimpulsen beenden kann. Es gibt externe Defibrillatoren, die von außen wirken, und solche, die in den Körper eingesetzt werden. Diese nennt man implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD). Ziel der Behandlung mit einem ICD ist es, Personen, die ein hohes Risiko für solche Herzrhythmusstörungen haben oder diese schon einmal erlitten haben, vor einem plötzlichen Herztod zu schützen. Der ICD besteht aus einem Impulsgenerator (Aggregat) und einer oder mehreren Elektroden. Das System wird im Rahmen einer Operation eingesetzt und das Aggregat muss, wenn die Batterie nach durchschnittlich fünf bis zehn Jahren leer ist, ausgetauscht werden.
Was ist ein Defibrillator?
Ein Defibrillator ist ein Gerät, das im Fall von bestimmten Herzrhythmusstörungen Stromimpulse abgibt, um die Herzrhythmusstörungen zu beenden und einen lebensgefährlichen Herzstillstand bzw. plötzlichen Herztod zu vermeiden. Bei diesen bedrohlichen Herzrhythmusstörungen schlägt das Herz zu schnell und es kommt zum Herzrasen (Tachykardie). Liegt der Ursprung in den unteren Herzkammern (Ventrikeln), werden sie in der Medizin als ventrikuläre Tachykardien bzw. Kammertachykardien bezeichnet. Unbehandelt kann aus einer Kammertachykardie ein Kammerflimmern werden, das zum Kreislaufkollaps und dem plötzlichen Herztod führen kann.
Man unterscheidet verschiedene Arten von Defibrillatoren:
- Externe Defibrillatoren werden nicht in den Körper eingesetzt, sondern geben die Stromimpulse von außen (extern) ab. Beispiele für externe Defibrillatoren sind die immer häufiger in öffentlichen Räumen anzutreffenden automatischen externen Defibrillatoren (AEDs) sowie spezielle tragbare Defibrillatoren, die wie eine Weste angelegt werden und vorübergehend vor einem plötzlichen Herztod schützen sollen.
- Implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) werden in den Körper eingesetzt und verbleiben dauerhaft dort.
Die ICDs werden hinter den Brustmuskel oder unter die Haut eingesetzt (implantiert) und sollen durch die Abgabe von Stromimpulsen das Herz dazu bringen, wieder auf den normalen Herzrhythmus umzuschalten (Kardioversion), und so ein Flimmern (englisch: fibrillation) der Herzkammern beenden (Defibrillation).
Wie funktioniert ein Defibrillator?
Ein implantierbarer Defibrillator registriert kontinuierlich die Herztätigkeit und speichert diese Daten ab. Beim nächsten Arztbesuch lassen sich diese Informationen dann auslesen und auswerten. Manche Geräte sind auch in der Lage, die Daten direkt an die Arztpraxis oder ein telemetrisches Überwachungszentrum zu übermitteln. Ein ICD ist also nicht nur ein nützlicher Helfer, der im Notfall das eigene Leben retten kann. Er kann durch die Überwachung der Herztätigkeit beispielsweise auch dabei helfen, bislang unerkannten Herzproblemen auf die Spur zu kommen.
Detektiert das Gerät eine behandlungsbedürftige Herzrhythmusstörung, gibt es selbstständig zunächst eine Reihe schneller kleiner Impulse ab, die Betroffene in der Regel gar nicht wahrnehmen. In der Medizin wird dies als Überstimulation, Overpacing oder Overdrive bezeichnet. Wenn sich die Herzrhythmusstörung dadurch nicht beenden lässt, gibt der ICD einen stärkeren Stromstoß (auch Schock genannt) ab, der meist auch deutlich wahrnehmbar ist. Wie ein solcher Schock von Betroffenen empfunden wird, ist sehr unterschiedlich: Während manche lediglich von einem unangenehmen Gefühl berichten, nehmen andere den Schock als starken, schmerzhaften Stoß in der Brust wahr. Das ist allerdings nur der Fall, wenn die Person zum Zeitpunkt der Schockabgabe noch bei Bewusstsein ist – gerade automatische externe Defibrillatoren (AEDs) kommen aber normalerweise nur bei Menschen zum Einsatz, die aufgrund der Herzrhythmusstörung bereits bewusstlos geworden sind.
Defibrillator und Herzschrittmacher: Was ist der Unterschied?
Ein implantierbarer Defibrillator ist ein Gerät, das vorsorglich eingesetzt wird, um eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung wie eine Kammertachykardie oder Kammerflimmern beenden zu können und so einen plötzlichen Herztod zu verhindern. Man kann den Defi also mit einem Mini-Notarzt vergleichen, der immer bereitsteht, um im Ernstfall das eigene Leben zu retten. Im Gegensatz dazu funktioniert ein Herzschrittmacher wie ein Dirigent, der ein zu langsam spielendes Orchester antreibt. Denn Herzschrittmacher kommen vor allem bei einem krankhaft verlangsamten Herzschlag (Bradykardie) zum Einsatz.
Wann wird ein Defibrillator benötigt?
Ein Defibrillator wird in der Regel dann implantiert, wenn ein hohes Risiko dafür besteht, dass jemand einen Herzstillstand bzw. plötzlichen Herztod aufgrund einer Herzrhythmusstörung erleiden könnte, die ihren Ursprung in der Herzkammer hat (ventrikuläre Arrhythmie). Dazu gehören vor allem folgende Personen:
- Menschen, die an einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) leiden
- Menschen, die bereits eine gefährliche Herzrhythmusstörung oder gar einen Herzstillstand überlebt haben, wenn sich die Ursache dafür nicht beseitigen lässt
Wie und wo wird ein Defibrillator eingesetzt?
Ein implantierbarer Defibrillator wird im Rahmen einer Operation in einem Krankenhaus eingesetzt. Der Eingriff wird in örtlicher Betäubung durchgeführt und dauert je nach ICD-Typ durchschnittlich zwischen 40 Minuten (Einkammer-ICD) und 90 Minuten (CRT-D). Der scheibenförmige Impulsgeber, der etwa die Größe einer Streichholzschachtel hat, wird unterhalb des Schlüsselbeins implantiert. Dann werden je nach ICD-Typ eine oder mehrere Elektroden durch die Blutgefäße in das Herz vorgeschoben und dort verankert.
Welche Risiken gibt es bei einem Defibrillator?
Wie bei jeder Operation gibt es auch bei der Implantation eines Defibrillators bestimmte Risiken. Es kann beispielsweise zu Blutungen, Infektionen und Wundheilungsstörungen kommen. Darüber hinaus können Fehlfunktionen des Geräts auftreten. Auch ist es möglich, dass eine Elektrode bricht oder verrutscht, sodass ein erneuter Eingriff notwendig wird. Komplikationen sind bei dieser Art von Eingriff aber insgesamt eher selten und meist gut behandelbar.
Manche Menschen empfinden es zudem als seelisch belastend zu wissen, dass sie jederzeit einen Stromstoß erhalten könnten. Sollte es tatsächlich aufgrund einer falschen Programmierung zu einer unerwünschten Schockabgabe kommen, lässt sich dieses Problem aber normalerweise durch eine Optimierung der Programmierung gut in den Griff bekommen.
Was ist bei einem Defibrillator zu beachten?
Viele Menschen fühlen sich dank des Defibrillators gut vor der Gefahr eines plötzlichen Herztods geschützt und können ohne größere Einschränkungen ihrem gewohnten Alltag nachgehen. Allerdings gibt es ein paar Dinge zu beachten, um Fehlfunktionen und Beschädigungen des Geräts zu vermeiden und eine korrekte Funktion zu gewährleisten:
- Die regelmäßigen Nachsorgetermine sollten gewissenhaft wahrgenommen werden, denn bei diesen Terminen werden nicht nur die Daten des Geräts ausgelesen, sondern auch Tests zur Überprüfung der Funktion von Impulsgeber und Elektrode(n) durchgeführt und der Batteriezustand überprüft.
- Nach fünf bis zehn Jahren ist meist ein Aggregatwechsel nötig, denn weil die Batterie fest im Impulsgeber verbaut ist, muss das komplette Aggregat im Rahmen einer Operation ausgetauscht werden, bevor die Batterie komplett erschöpft ist.
- ICD-Träger erhalten nach der Implantation einen ICD-Ausweis. Diesen sollten Betroffene immer bei sich tragen und bei Bedarf vorzeigen, beispielsweise bei Besuchen in medizinischen Einrichtungen sowie bei Sicherheitskontrollen am Flughafen oder vor dem Durchschreiten von Diebstahlsicherungsanlagen in Kaufhäusern.
- Sollte eine Untersuchung mittels Magnetresonanztomografie (MRT) anstehen, sollten ICD-Träger das medizinische Personal rechtzeitig über ihr Implantat informieren, da nicht jedes Modell für diese Untersuchungsmethode zugelassen ist und spezielle Sicherheitsvorkehrungen bzw. Einstellungen notwendig sein können.
- Sport ist gesund und sofern aus ärztlicher Sicht nichts dagegen spricht, können ICD-Träger ihren sportlichen Hobbys meist wie gewohnt nachgehen. Allerdings erst dann, wenn nach dem Eingriff alles gut verheilt ist; in der Regel also nach rund sechs Wochen. Leistungssport ist jedoch tabu. Außerdem ist es wichtig, harte Schläge auf das Aggregat zu vermeiden, da es sonst beschädigt werden kann. Da es bei starker Anstrengung mit großem Anstieg der Herzfrequenz zu einer unerwünschten Schockabgabe kommen kann, weil das Gerät die hohe Herzfrequenz fälschlicherweise als Herzrhythmusstörung interpretiert, ist es empfehlenswert, erst mit dem behandelnden Arzt über die eigenen Sport-Pläne zu sprechen und gegebenenfalls die Programmierung des Geräts anzupassen.
- Die Nutzung von elektronischen Geräten wie Handys oder intakten Haushaltsgeräten ist unproblematisch, Betroffene sollten aber solche Geräte nicht direkt auf dem Aggregat platzieren. Bei Induktionsherden ist es wichtig, dass ICD-Träger einen Abstand von 30 cm wahren und sich nicht über die eingeschaltete Herdplatte beugen.
- Das Laden von Hybrid- und Elektrofahrzeugen scheint nach derzeitigem Kenntnisstand gefahrlos möglich zu sein.
Veröffentlicht am: 02.07.2024
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Quellen
[1] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Wie funktioniert ein implantierbarer Defibrillator (ICD)? https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-ein-implantierbarer-defibrillator-icd.html (Stand: 04/2023)
[2] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Wie funktioniert ein Herzschrittmacher? https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-ein-herzschrittmacher.html (Stand: 11/2022)
[3] Nowak B. & Przibille O. Der Notarzt, der stets da ist: der Defibrillator (ICD, CRT-D). In: Leben mit Herzrhythmusstörungen 2021. https://www.herzstiftung.de/system/files/2021-05/BR13-leben-mit-rhythmusstoerung.pdf
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[9] Pocket-Leitlinie: Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes
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[10] Ärztliches Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ). Herzschwäche – Soll ich mir einen ICD einsetzen lassen? https://www.patienten-information.de/patientenblaetter/herzinsuffizienz-icd
[11] Napp A. et al. Elektromagnetische Interferenz von aktiven Herzrhythmusimplantaten im Alltag und im beruflichen Umfeld. Der Kardiologe 2019; 13: 216-235. https://leitlinien.dgk.org/files/2019_stellungnahme_elektromagnetische_interferenz_druckfassung.pdf
[12] European Society of Cardiology. Are high power electric vehicle chargers safe for patients with cardiac devices? https://www.escardio.org/The-ESC/Press-Office/Press-releases/are-high-power-electric-vehicle-chargers-safe-for-patients-with-cardiac-devices
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