Eigenbluttherapie – Selbstheilungskräfte aktivieren

Schnelleinstieg in unsere Themen
Zusammenfassung
Die Behandlung mit Eigenblut ist eine Reiztherapie, bei der das eigene Blut oder dessen Bestandteile zum Einsatz kommen. Die Gabe des Eigenblutes soll das Immunsystem stimulieren und dadurch die Selbstheilungskräfte aktivieren. Es gibt verschiedene Anwendungsgebiete für die alternativmedizinische Behandlung. Therapeuten setzen sie beispielsweise bei orthopädischen Beschwerden, Allergien oder Hauterkrankungen ein. Die Wirkung der Eigenbluttherapie ist bisher durch die Schulmedizin nicht anerkannt. Die Kosten müssen daher meist selbst getragen werden.
Was ist eine Eigenbluttherapie?
Bei der Eigenbluttherapie nimmt der Arzt oder Heilpraktiker zunächst eine kleine Menge Blut aus der Vene ab und spritzt es anschließend wieder zurück in den Körper des Spenders. Je nach Art der Erkrankung ist es auch möglich, das Blut vor der Rückführung aufzubereiten. Auch eine orale Anwendung kommt bei einigen Menschen zum Einsatz.
Fachleute vermuten, dass das rückgeführte Blut eine Immunreaktion auslöst, bei der sich die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und die Menge bestimmter Abwehrzellen (z.B. Antikörper oder sogenannte Fresszellen) erhöhen. Es sollen Prozesse in Gang kommen, die nicht nur Gewebe regenerieren können, sondern auch Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien bekämpfen.
Eigenbluttransfusion:
Die Eigenbluttherapie ist nicht zu verwechseln mit einer Eigenbluttransfusion. Zur Vorbereitung einer Transfusion gibt eine Person ihr eigenes Blut ab und lässt es für eine spätere Injektion einlagern. Dies geschieht oft als Sicherheitsmaßnahme vor einer Operation, bei der es zu einem hohen Blutverlust kommen könnte.
Wann kann eine Eigenbluttherapie helfen?
Es gibt viele verschiedene Anwendungsmöglichkeiten für eine Therapie mit dem eigenen Blut. Allerdings ist die Wirkung bei einigen Erkrankungen bisher noch umstritten. Zudem bestehen individuelle Unterschiede im Ansprechen auf die Behandlungsmethode. Sie findet häufig Einsatz, wenn die schulmedizinischen Mittel nicht ausreichen, um eine Erkrankung zu lindern. Oft handelt es sich um chronische und/oder entzündliche Beschwerden.
Die Eigenbluttherapie kann unter anderem eingesetzt werden bei:
- Entzündungen der Fuß-Sehne (Plantarfasziitis)
- Gelenkentzündungen (z.B. Osteoarthritis)
- Rheumatischen Erkrankungen
- Allergien
- Asthma bronchiale
- Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) oder Neurodermitis
- Pilzinfektionen wie Haut- oder Fußpilz
- Geschwächtem Immunsystem
- Durchblutungsstörungen
- Wundheilungsstörungen
- Sportverletzungen
Wie wird eine Eigenbluttherapie durchgeführt?
Es bestehen unterschiedliche Methoden, die Eigenbluttherapie auszuführen. Generell entnimmt der Therapeut Blut aus der Vene, und spritzt es dann behandelt oder unbehandelt in die Muskeln oder unter die Haut. Die Menge des zurückgeführten Blutes kann dabei zwischen einem halben und fünf Milliliter variieren und steigert sich meist nach jeder Anwendung. Verwendet der Arzt oder Heilpraktiker Blut mit zersetzten roten Blutkörperchen, handelt es sich um hämolysiertes Eigenblut.
Bei der ACP-Therapie (ACP bedeutet autologes conditioniertes Plasma) zentrifugiert der Behandelnde das Blut nach der Abnahme, wodurch das Plasma angereichert wird. Es enthält hauptsächlich Blutplättchen (Thrombozyten) und bestimmte Faktoren, die für Zellwachstum und -reifung zuständig sind. Diese Bestandteile spielen eine wesentliche Rolle bei der Heilung von entzündetem oder beschädigtem Gewebe. Eine andere Bezeichnung für ACP ist PRP, was für Platlett Rich Plasma oder Thrombozyten-reiches Plasma steht.
Es ist außerdem möglich, das Blut mit homöopathischen Zusätzen (z.B. mit Echinacea) zu versehen, bevor der Behandelnde es der Person wieder verabreicht. Andere Substanzen zur Anreicherung des Blutes sind beispielsweise Sauerstoff und Ozon, die – einzeln oder als Gemisch – bei Durchblutungsstörungen, Allergien wie einer Hausstauballergie und Psoriasis hilfreich sein sollen. Eine weitere homöopathische Methode ist es, stark verdünntes oder potenziertes Eigenblut zu verwenden.
Beim Einsatz der Eigenbluttherapie zur Allergiebehandlung soll das Immunsystem mit einer kleinstmöglichen Dosis der allergieauslösenden Substanz konfrontiert werden. Das Ziel ist, Überreaktionen der körpereigenen Abwehr zu verhindern und das Immunsystem so zu trainieren, dass es wieder normal funktioniert. Hier verabreicht der Therapeut das vorbehandelte Blut meist direkt als Tropfen auf die Zunge.
Die Dauer der Eigenblutbehandlung variiert je nach Erkrankung und Therapieerfolg. In vielen Fällen sind mehrere Injektionen nötig.
Welche Risiken bestehen bei einer Eigenbluttherapie?
Die Therapie mit eigenem Blut ist in der Regel sehr sicher und birgt keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Allerdings kann es nach der Behandlung zu folgenden Reaktionen kommen:
- Lokale Schmerzen, Entzündungen oder Blutergüsse im Injektionsbereich
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Herzrasen
- Hautausschläge
- Fieber
- Nesselsucht
Die Reaktionen sind teilweise sogar erwünscht beziehungsweise normal für die Abwehrreaktion, die das verabreichte Blut hervorrufen soll. Daher auch der Name Reiztherapie.
Nach der Behandlung kommt es manchmal zu einer Erstverschlimmerung, das heißt, dass sich die bestehenden Symptome zunächst verschlechtern, aber nach kurzer Zeit dann deutlich verbessern. Bei der Therapie von Allergien ist darauf zu achten, dass sie in der beschwerdefreien Zeit stattfindet, um das Risiko eines allergischen Schocks so gering wie möglich zu halten.
Was ist bei einer Eigenbluttherapie zu beachten?
Menschen mit Gerinnungsstörungen, Venenentzündungen oder blutenden Verletzungen sollten keine Eigenblutbehandlung erhalten. Außerdem spricht die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Blutverdünnern oder Immunsuppressiva gegen die Therapieform. Lassen Sie sich daher in der Arztpraxis oder beim Heilpraktiker beraten, ob für Sie eine Eigenbluttherapie sinnvoll ist, und welche individuellen Risiken bestehen.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen eine Eigenbluttherapie in der Regel nicht. Einige Krankenkassen übernehmen es jedoch im Rahmen von homöopathischen Leistungen bzw. gibt es Zusatzversicherungen für solche Leistungen.
Veröffentlicht am: 19.11.2024
Das könnte Sie auch interessieren
Quellen
[1] Smith, P.A.: Intra-articular Autologous Conditioned Plasma Injections Provide Safe and Efficacious Treatment for Knee Osteoarthritis: An FDA-Sanctioned, Randomized, Double-blind, Placebo-controlled Clinical Trial. Am J Sports Med. 2016 Apr; 44(4): 884-91. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26831629/#affiliation-1
[2] Moreno-Fernández, A. et al.: Autohemotherapy with ozone as a possible effective treatment for Fibromyalgia. Acta Reumatol Port. 2019 Sep 29; 44(3): 244-249. http://www.arprheumatology.com/article_download.php?id=1397
[3] Krankenkassen. Deutschland: Eigenbluttherapie. https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungen-gesetzliche-krankenkassen/alternative-heilmethoden/eigenbluttherapie/
[4] Ye, Y.: Platelet rich plasma versus hyaluronic acid in patients with hip osteoarthritis: A meta-analysis of randomized controlled trials. Int J Surg. 2018 May; 53: 279-287. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1743919118306770?via%3Dihub
[5] Vetter, K.: Eigenbluttherapie bei Hauterkrankungen. Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2009; 4(3): 31-33. https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/s-0029-1231092
[6] Der niedergelassene Arzt: Bei Psoriasis: Eigenbluttherapie als Alternative. https://www.der-niedergelassene-arzt.de/praxis/news-details/haut/bei-psoriasis-eigenbluttherapie-als-alternative
[7] Heilpraxis: Eigenbluttherapie – Anwendung, Nutzen und Durchführung. https://www.heilpraxisnet.de/ganzheitliche-medizin/eigenbluttherapie/#Wie_wirkt_die_Eigenbluttherapie
[8] Hsiao, M. Y. et al.: Comparative effectiveness of autologous blood-derived products, shock-wave therapy and corticosteroids for treatment of plantar fasciitis: a network meta-analysis, Rheumatology, Volume 54, Issue 9, September 2015, Pages 1735–1743, https://academic.oup.com/rheumatology/article/54/9/1735/1826905?login=false#google_vignette
[9] Phillips, M. et al.: Differentiating factors of intra-articular injectables have a meaningful impact on knee osteoarthritis outcomes: a network meta-analysis. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 28, 3031–3039 (2020). https://link.springer.com/article/10.1007/s00167-019-05763-1#citeas
Unsere Qualitätssicherung

„Als Pharmazeutin lege ich viel Wert auf eine fundierte und professionelle Beratung unserer Kunden. Menschen in Hinblick auf ihre Gesundheit täglich helfen und beraten zu können, darin liegt die Liebe zu meinem Beruf.“
Sara Armas hat Pharmazie in Italien studiert und sich ihren Titel in Deutschland anerkennen lassen. Mit ihrer Expertise und Branchenkenntnis unterstützt sie die Shop Apotheke in verschiedenen Bereichen wie der Pharmafreigabe und -beratung sowie der Rezeptfreigabe und -kontrolle. Mit den Ratgebern haben unsere Experten die Möglichkeit, ihr Wissen auf einer Plattform für unsere Kunden verständlich aufgearbeitet bereitzustellen.