Heilfasten – den Stoffwechsel neu starten

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Zusammenfassung
Mit Heilfasten ist der freiwillige Verzicht auf feste Nahrungs- und Genussmittel gemeint. Die Heilfastendauer kann bis zu fünf Wochen betragen. Der Sinn dahinter ist es, den Stoffwechsel günstig zu beeinflussen und damit mögliche Beschwerden einzudämmen. Das Heilfasten kann besonders in den ersten Tagen Nebenwirkungen, die sogenannte Fastenkrise, auslösen. Diese lässt nach, sobald sich der Stoffwechsel umgestellt hat. Das Heilfasten ist risikoarm, dennoch sollte es nicht über einen längeren Zeitraum ohne medizinische Begleitung durchgeführt werden. Menschen mit bestimmten Erkrankungen wie Gicht oder Diabetes Typ I sollten diese Heilmethode nicht anwenden. Auch für Schwangere, Kinder oder Menschen mit Essstörungen ist sie nicht geeignet.
Was ist Heilfasten?
Heilfasten ist eine Fasten-Form mit einer langen Tradition. Unter Heilfasten ist der auf einen bestimmten Zeitraum von etwa fünf Tagen bis fünf Wochen begrenzte freiwillige Verzicht auf feste Nahrungs- und Genussmittel zu verstehen. Richtig durchgeführt, verspüren Heilfastende keinen Hunger und sind im Alltag in der Regel gut leistungsfähig.
Das Heilfasten wurde über die klassische Naturheilkunde in die Medizin integriert, nachdem eine positive Wirkung auf die Fähigkeit der Selbstheilung festgestellt wurde. Ein weiterer positiver Effekt kann dabei der Gewichtsverlust sein, der durch die Stoffwechselumstellung eintritt. Das Heilfasten eignet sich für Menschen mit verschiedenen Beschwerden, aber auch, um diesen vorzubeugen. Mit dem vorbeugenden (präventiven) Heilfasten ist es Menschen möglich, eine Ernährungsumstellung hin zu einem gesünderen Lebensstil zu erreichen.
Fasten aus evolutionsbiologischer Sicht
Die Fähigkeit, fasten zu können, hat vielen Lebewesen im Laufe der Entwicklungsgeschichte klare Überlebensvorteile geboten. Denn Lebewesen wie der Mensch sind in der Lage, im Körper Energiedepots in Form von Fett (Lipiden) zu bilden oder schnell verfügbaren Zucker (Kohlenhydrate) in den Muskeln und der Leber einzulagern. So war es möglich, auch in Zeiträumen mit Nahrungsmangel oder ohne Nahrung überleben zu können.
Durch den Nahrungsverzicht verändert sich der Stoffwechsel: Erhält der Körper zu wenig Energie, verbraucht er die Zuckervorräte zuerst. Jedoch braucht vor allem das Gehirn Zucker, um seine Funktionen aufrechtzuerhalten. Aus diesem Grund stellt der Körper von der ursprünglichen Kohlenhydratverbrennung auf die Fettverbrennung um. Damit bietet er dem Gehirn einen alternativen Brennstoff: Keton, darunter auch Aceton. Fastende riechen daher häufig säuerlich. Die verstärkte Fettverbrennung kann dazu beitragen, Gewicht zu verlieren. Um diesen Effekt aufrecht zu erhalten, ist es daher sinnvoll, langfristig auf eine kohlenhydratarme Ernährung umzustellen.
Es gibt verschiedene Formen des Heilfastens, besonders durchgesetzt haben sich die Heilfastenmethoden von Dr. med. F. X. Mayr und Dr. med. Otto Buchinger. Buchinger prägte den Begriff und entwickelte ein multidisziplinäres Konzept für die stationäre Fastentherapie, die auch die Physio-, Bewegungs-, Ernährungs- und Psychotherapie beinhaltet. Damit werden die drei Dimensionen des Menschen berücksichtigt: die medizinische, psychosoziale und spirituelle. Diese bilden laut Buchinger eine untrennbare Einheit. Daher ist es für Heilfastende auch wichtig, über die gesamte Fastendauer auf alltägliche Dinge zu verzichten, die zu Stress führen könnten. Damit die Psyche sich ebenfalls erholen kann, sollte der Fokus somit auf den Dingen liegen, die dem Heilfastenden Freude bereiten oder ihn entspannen.
Das Heilfasten ist stationär in einer Klinik oder Fastenklinik im Rahmen eines Fastenurlaubs, ambulant mit ärztlicher Betreuung oder mit ausgebildeter Fastenbegleitung möglich. Die Kostenerstattung für das Heilfasten lässt sich bei verschiedenen Versicherungsträgern beantragen. Es besteht aber auch die Selbstzahler-Option.
Wann führt man Heilfasten durch?
Heutzutage ernähren sich Menschen anders als früher in der Evolutionsgeschichte, weil Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch, aber auch süße und salzige Snacks schneller und zu jeder Zeit verfügbar sind. Zudem sorgt eine ungesunde Ernährung mit viel raffiniertem Zucker dafür, dass der Insulinspiegel im Blut täglich mehrere Spitzenwerte erreicht. Das Hormon Insulin reguliert zum einen den Blutzuckerspiegel, sorgt allerdings auch dafür, dass nicht verbrannte Kalorien in Fett umgewandelt werden. Diese Ernährungsweise begünstigt damit Übergewicht, Stoffwechselstörungen und entzündliche Erkrankungen.
Verschiedene Studien liefern bereits zahlreiche Hinweise darauf, dass sich verschiedene Erkrankungen durch Heilfasten positiv beeinflussen lassen. Dazu zählen folgende Erkrankungen:
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ II)
- Arthritis
- Hypercholesterinämie, eine Störung des Fettstoffwechsels, die durch einen erhöhten LDL-Cholesterinwert charakterisiert ist
- Migräne
- Rheuma und andere Erkrankungen mit chronischen Schmerzen und Entzündungen
- Bluthochdruck
Was wird beim Heilfasten gemacht?
Es gibt verschiedene Heilfastenmethoden, die gängigste ist jedoch jene nach Buchinger.
Diese beginnt damit, dass am Tag vor dem eigentlichen Fastenbeginn die Energiezufuhr auf 1.000 Kilokalorien reduziert wird. Ab diesem Tag wird auch auf Genussmittel in Form von Kaffee, Zigaretten, Alkohol, Schokolade und Nikotin verzichtet. Sinnvoll ist es zudem, sich emotional auf die Heilfastenzeit einzustimmen, indem Stressfaktoren vermieden werden.
Heilfastende nehmen am ersten Tag innerhalb von 20 Minuten einen Liter Wasser mit Glaubersalz zu sich, um so den Darm zu reinigen. Nach etwa 30 Minuten folgt ein weiterer Liter Flüssigkeit, wahlweise Wasser oder ungesüßter Tee. Während der gesamten Fastendauer wird diese Darmreinigung alle zwei Tage wiederholt.
Heilfastende nach Buchinger dürfen täglich maximal 250-500 Kilokalorien zu sich nehmen. Dabei ernähren sie sich in diesem Zeitraum täglich von
- einem Viertelliter Gemüsebrühe,
- einem Viertelliter frisch gepressten Gemüse- oder Obstsäften,
- 30 Gramm Honig und
- mindestens 2,5 Litern Wasser oder Kräutertee
Die empfohlene Fastendauer liegt zwischen zwei und vier Wochen. Dann folgt ein Kostaufbau. Dieser dauert in der Regel halb so lang wie die eigentliche Fastendauer und beginnt traditionell mit einem Apfel. Um den Darm zunächst noch zu schonen und langsam wieder an feste Kost zu gewöhnen, haben sich schwach gewürzte Gemüsesuppen bewährt.
Welche Risiken bestehen beim Heilfasten?
Ohne eine medizinische Begleitung sollten auch gesunde Menschen nicht länger als eine Woche heilfasten – bei Vorerkrankungen sollte das Fasten grundsätzlich ärztlich begleitet werden.
Während der Fastenzeit ist es möglich, dass unter anderem folgende Symptome auftreten:
- Leichte Unterzuckerung (Hypoglykämie)
- Rücken- und Kopfschmerzen oder Migräne
- Verändertes Schlafverhalten
- Kreislaufbeschwerden
- Muskelkrämpfe
- Blähungen
- Mundgeruch
- Verändertes Schlafverhalten
Diese Symptome der Fastenkrise halten oft nicht lange an, dennoch können sie die ersten Fastentage erschweren. Der begleitende Arzt bricht das Heilfasten ab, wenn sich der Heilfastende nicht an das Programm hält, Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Sodbrennen oder ein Kreislaufkollaps auftreten. Oft müssen die Dosierungen von Medikamenten an die veränderte Nahrungsaufnahme angepasst werden.
Nicht fasten sollten Menschen mit
- Untergewicht oder einer Essstörung
- Diabetes mellitus Typ I
- Gicht oder Gallensteinen
Das Heilfasten eignet sich zudem nicht für Schwangere oder Kinder.
Veröffentlicht am: 05.05.2023
Quellen
[1] Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Heilfasten, Basenfasten, Intervallfasten – ein Überblick. DGEinfo (2/2018) 18-25
[2] Bund Deutscher Heilpraktiker. Buchinger Heilfasten. https://www.bdh-online.de/lexikon/buchinger-heilfasten/
[3] Falkenstein-Klinik Bad Schandau. Kostenträger. https://www.falkenstein-klinik.de/klinik/kostentraeger.html
[4] Mattson MP et al. Impact of intermittent fasting on health and disease processes. Ageing Res Rev. 2017 Oct;39:46-58.
[5] Altmeyers Enzyklopädie. Heilfasten https://www.altmeyers.org/de/innere-medizin/heilfasten-20390
[6] Thieme. Die natürliche Ernährung des Menschen. https://www.thieme.de/de/perfecthealthdiet/die-natuerliche-ernaehrung-des-menschen-123870.html
[7] Pressemitteilung der Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e. V. vom 08.01.2019. https://aerztegesellschaft-heilfasten.de/informationsdienst/fachbeitraege-fastentherapie/weltweit-groesste-wissenschaftliche-studie-ueber-die-wirkung-des-buchinger-heilfastens/
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