Hörgeräte – ermöglichen bei Hörproblemen ein besseres Hören und mehr Lebensqualität

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Zusammenfassung
Hörgeräte sind kleine elektronische Geräte, die Defizite im Hörvermögen ausgleichen und so Einschränkungen im Alltag abmildern oder ganz beseitigen können. Sie bestehen aus einem Mikrofon, einem Verstärker und einem Lautsprecher oder Wandler. Das Mikrofon nimmt die Geräusche der Umgebung auf, diese werden verarbeitet und verstärkt und dann über den Lautsprecher oder Wandler wieder abgegeben. So können höreingeschränkte Menschen Musik, Stimmen und andere Geräusche besser wahrnehmen. Besonders häufig kommen Hörgeräte bei Menschen mit Altersschwerhörigkeit zum Einsatz. Um ein optimales Hörerlebnis zu erzielen, ist es wichtig, das Gerät individuell einzustellen; das übernimmt in der Regel ein Hörgeräte-Akustiker in einem Hörakustik-Fachbetrieb.
Was ist ein Hörgerät?
Hörgeräte helfen Menschen, deren Hörfähigkeit eingeschränkt ist, Geräusche und Sprache besser zu verstehen. Diese Geräte nehmen die Schallwellen aus der Umgebung auf, verstärken sie und leiten Sie Richtung Innenohr. Sie bestehen aus drei Komponenten: einem Mikrofon, einem Verstärker und einem Lautsprecher oder Wandler.
Es lassen sich je nach Funktionsweise vier verschiedene Arten von Hörgeräten unterscheiden:
- Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO-Gerät): Bei dieser Art von Hörgerät werden Mikrofon und Verstärker mit Hilfe eines Bügels hinter dem Ohr getragen. Ein dünner Schlauch führt in den Gehörgang, wo der Schall über den Lautsprecher abgegeben wird. Da der Lautsprecher die Luft im Gehörgang in Schwingung versetzt, zählt diese Art von Hörgerät zu den Luftleitungshörgeräten.
- In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO-Gerät): Hier werden alle Komponenten des Hörgeräts direkt im Ohr getragen – ganz ähnlich wie kabellose In-Ear-Kopfhörer. Solche Hörgeräte sind meist weniger auffällig als HdO-Geräte und eignen sich auch für Brillenträger. Genau wie HdO-Geräte gehören IdO-Geräte zu den Luftleitungshörgeräten.
- Knochenleitungshörgeräte: Wenn die Schallleitung im Außen- oder Mittelohr gestört ist, können Knochenleitungshörgeräte helfen. Sie besitzen statt eines Lautsprechers einen Wandler, der die Information aus den Schallwellen in Schwingungen (Vibrationen) umwandelt. Diese Vibrationen werden an den Schädelknochen übertragen und gelangen so ins Innenohr. Es gibt Varianten, bei denen der Wandler an einer Brille, einem Headset oder einem Stirnband befestigt wird, oder man kann ihn auch auf die Haut kleben. Bei teilimplantierten Varianten wird eine Titanschraube im Knochen verankert, über die die Vibrationen auf den Knochen übertragen werden. Diese Art von Hörgeräten nennt man auch Knochenverankerungshörgeräte oder knochenverankerte Implantate.
- Mittelohrimplantate: Auch bei dieser Art von Hörgerät wird der Schall in mechanische Schwingungen umgewandelt. Doch anstatt die Schwingungen über den Schädelknochen weiterzugeben, wird eine kleine Leitung bis zu den Gehörknöchelchen im Mittelohr gelegt. Das Hörgerät versetzt somit die Gehörknöchelchen direkt in Schwingung.
Wann ist ein Hörgerät sinnvoll?
Ein Hörgerät dient dazu, eine angeborene oder erworbene Schwerhörigkeit auszugleichen, wenn diese sich nicht von alleine bessert oder ursächlich behandeln lässt. Auch wenn man bereits in jungen Jahren an einer Schwerhörigkeit erkranken kann, treten die meisten Fälle erst im fortgeschrittenen Alter auf (Altersschwerhörigkeit). Eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung eines Hörgeräts ist, dass die Hörschnecke im Innenohr noch in der Lage ist, Schallwellen wahrzunehmen und diese Information über den Hörnerv an das Gehirn zu übermitteln.
Mehr erfahren: Hören – wie funktioniert das eigentlich?
Hören ist ein komplexer Vorgang. Das äußere Ohr, bestehend aus der Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang, fängt wie eine Satellitenschüssel die Schallwellen aus der Umgebung ein und leitet sie zum Mittelohr. Im Mittelohr wird daraufhin das Trommelfell in Schwingung versetzt und gibt diese Bewegungen an die mit ihm verbundenen Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel) in der Paukenhöhle weiter. Der Steigbügel steht wiederum mit dem Innenohr in Verbindung und überträgt die Bewegung auf die flüssigkeitsgefüllte Hörschnecke (Cochlea). Diese enthält Sinneszellen, welche die mechanische Bewegung in ein elektrisches Signal umwandeln, welches über den Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet wird.
Wie läuft die Versorgung mit einem Hörgerät ab?
Nachdem der Arzt eine Schwerhörigkeit diagnostiziert und deren Ausmaß und Ursache bestimmt hat, zieht er verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Betracht. Fällt die Entscheidung auf ein Hörgerät, handelt es sich in den meisten Fällen um ein Luftleitungshörgerät, also ein Hinter-dem-Ohr-Gerät oder ein Im-Ohr-Gerät. Solche Geräte sind bei einem Hörgeräte-Akustiker in einem Hörakustik-Fachbetrieb erhältlich. Hier werden Betroffene detailliert zu den verschiedenen Herstellern und Modellen beraten und aufgeklärt, bei welchen Geräten in welcher Höhe gegebenenfalls Zuzahlungen notwendig werden, wenn es sich nicht um eigenanteilsfreie Kassenmodelle handelt. Übrigens: Wer auf beiden Ohren schwerhörig ist, erhält in der Regel für jedes Ohr ein Hörgerät, um ein beidseitiges Hören zu ermöglichen.
Wichtig ist, dass das Hörgerät korrekt eingestellt wird. Diese Feinabstimmung dauert meist mehrere Wochen und lässt sich nur selten in einem einzigen Termin bewerkstelligen. Ist die Erstanpassung im Hörakustik-Fachbetrieb erfolgreich beendet, ist in der Regel nochmal ein Besuch in der Arztpraxis notwendig, wo der Erfolg der Behandlung abschließend untersucht wird.
Was kostet ein Hörgerät?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen normalerweise bis zu einem Festbetrag die Kosten für Luftleitungshörgeräte. Bei zu implantierenden Hörgeräten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen dagegen vollständig die Kosten.
Unabhängig von der Art des Hörgeräts ist eine Voraussetzung für die Kostenübernahme, dass ein Arzt die Schwerhörigkeit diagnostiziert und eine Verordnung für ein oder zwei Hörgeräte ausgestellt hat.
Welche Risiken bestehen bei einem Hörgerät?
Die Risiken von Hörgeräten hängen vom verwendeten Hörgeräte-Typ ab. Beispielsweise können hinter dem Ohr getragene Hörgeräte (HdO-Geräte) das Risiko einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa) erhöhen. Implantierte Geräte erfordern dagegen eine Operation, durch die es zum Beispiel zu Infektionen oder Blutungen kommen kann. Außerdem kann ein erneuter Eingriff notwendig werden, wenn das Gerät schadhaft ist bzw. einen Defekt entwickelt.
Was ist bei einem Hörgerät zu beachten?
Ein Hörgerät kann im Alltag zu einem treuen Begleiter werden, der Menschen mit Hörproblemen im Alltag unterstützt. Allerdings gibt es auch einige Dinge zu beachten, damit das Gerät zuverlässig und dauerhaft gut funktioniert. Dazu gehört, regelmäßig die Batterien zu wechseln, denn wie jedes Elektrogerät muss auch das Hörgerät mit Strom versorgt werden. Bevor die Batterieladung sich dem Ende zuneigt, macht das Hörgerät meist durch ein optisches oder akustisches Signal darauf aufmerksam, sodass rechtzeitig die Batterien ausgewechselt werden können. Die einzelnen Schritte des Batteriewechsels sind in der Anleitung geschildert, und auch beim Hörgeräte-Akustiker können Nutzer sich kompetent dazu beraten lassen. Übrigens: Manche Geräte besitzen statt Batterien Akkus, daher werden diese Geräte über Nacht in einer Ladestation aufgeladen und benötigen keinen Batteriewechsel.
Darüber hinaus sollten Hörgeräte regelmäßig gereinigt werden, um Ablagerungen durch Schweiß und Ohrenschmalz zu verhindern. Auch Staub und Schmutz können die Funktion des Hörgeräts beeinträchtigen und sollten daher am besten täglich entfernt werden. Außerdem sind die meisten Hörgeräte nicht wasserfest; sie sollten daher vor Feuchtigkeit und Nässe geschützt und vor dem Schwimmen, Tauchen, Duschen oder einem Saunabesuch abgelegt werden. Und es ist sinnvoll, das Hörgerät jeden Abend nach dem Tragen zu trocknen.
Ein im Alltag manchmal ärgerliches Problem bei Hörgeräten sind Störgeräusche, zum Beispiel ein anhaltendes Pfeifen. Grund dafür ist meist eine Rückkopplung. Dies kann beispielsweise entstehen, wenn das Ohrpassstück nicht richtig sitzt, denn dann können Töne, die aus dem Ohrpassstück nach außen dringen, vom Mikrofon erfasst und verstärkt wieder abgegeben werden. Diese dringen durch das Ohrpassstück dann noch lauter nach außen und gelangen wieder zum Mikrofon – dieser Kreislauf mündet dann in einem unangenehmen Pfeifton. Doch auch ein verstopfter Schallschlauch oder falsche Geräteeinstellungen können zu Störgeräuschen führen. Wer Probleme mit Störgeräuschen bei seinem Hörgerät hat, sollte sich an seinen Hörakustik-Fachbetrieb wenden, denn dort lässt sich meist schnell herauszufinden, wo genau das Problem liegt.
Veröffentlicht am: 25.06.2024
Quellen
[1] Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC). S2k-Leitlinie Implantierbare Hörgeräte https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/017-073 (Stand: 12/2017)
[2] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Was hilft schwerhörigen oder gehörlosen Kindern? https://www.gesundheitsinformation.de/was-hilft-schwerhoerigen-oder-gehoerlosen-kindern.html (Stand: 02/2021)
[3] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Was hilft schwerhörigen oder gehörlosen Erwachsenen? https://www.gesundheitsinformation.de/was-hilft-schwerhoerigen-oder-gehoerlosen-erwachsenen.html (Stand: 02/2021)
[4] Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. Hörgeräte-Versorgung. https://www.hno-aerzte-im-netz.de/therapien/hoergeraete-versorgung.html
[5] Pschyrembel.de. Hörgerät. https://www.pschyrembel.de/H%C3%B6rger%C3%A4t/K09XV/doc/ (Stand: 10/2020)
[6] Verbraucherzentrale. Hörgeräte: Übernahme der Kosten. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/krankenversicherung/hoergeraete-uebernahme-der-kosten-11470 (Stand: 11/2021)
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