Hydrotherapie – Wasser als Heilmittel

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Zusammenfassung
Die Hydrotherapie, auch als Wassertherapie bekannt, gehört zu den Naturheilverfahren. Sie nutzt Wasser, um verschiedene Erkrankungen zu behandeln und die allgemeine Gesundheit zu fördern. Sie umfasst eine Vielzahl von Methoden wie kalte und warme Bäder, Dampfbäder, Güsse und Waschungen. Die Behandlung basiert auf den thermischen und mechanischen Eigenschaften des Wassers, die unter anderem zur Stimulierung der Blutzirkulation und zur Entspannung der Muskeln beitragen. Mit ihr lassen sich die Selbstheilungskräfte des Körpers stärken. Die Hydrotherapie wird zum Beispiel in physiotherapeutischen Praxen, Kliniken und Rehabilitationszentren angewandt. Je nach Behandlungsziel und individuellen Bedürfnissen lassen sich hydrotherapeutische Anwendungen auch zu Hause realisieren.
Was ist Hydrotherapie?
Die Hydrotherapie, auch Wassertherapie genannt, zählt zur Komplementärmedizin und ist eine Form der physikalischen Therapie, welche die heilenden Eigenschaften von Wasser nutzt. Bei diesem Verfahren kommt jede Form von Wasser – ob heiß, kalt, Eis oder Dampf – zur Behandlung verschiedener Erkrankungen und zur Förderung der Fitness sowie des allgemeinen Wohlbefindens zum Einsatz.
Neben anderen Behandlungsformen wie der Ernährungstherapie, Bewegungstherapie und Phytotherapie ist die Hydrotherapie eine der fünf Säulen der Naturheilkunde. Diese kommen meist in Kombination zum Einsatz.
Wie funktioniert Hydrotherapie?
Die Hydrotherapie nutzt die physikalischen Eigenschaften des Wassers, das Wärme und Energie besser speichern und übertragen kann als Luft. Während warmes Wasser die Blutgefäße erweitert (Vasodilatation) und dadurch die Durchblutung stimuliert und den Stoffwechsel anregt, führt kaltes Wasser zu einer Verengung (Vasokonstriktion) der Blutgefäße. Es beeinflusst die körpereigene Thermoregulation und regt vor allem die Wärmeproduktion an. In der Wirkung der Temperatur unterscheiden sich beide Formen darin, dass Wärme den Körper und Geist entspannt und beruhigt und Kälte eher belebend und aktivierend ist.
Mit dem Wasserdruck bietet Wasser einen Widerstand, der über verschiedene Techniken zum Beispiel zur Stärkung der Muskeln genutzt werden kann.
Wann kann Hydrotherapie helfen?

Wann genau und in welcher Form die Hydrotherapie zum Einsatz kommt, hängt stark von der vorliegenden Erkrankung ab. Folgende Anwendungsgebiete sind möglich:
- Rehabilitation nach Verletzungen: Wasser bietet einen sanften Widerstand und ermöglicht es, Bewegungen auszuführen, die an Land vielleicht schmerzhaft oder unmöglich wären. Die Auftriebskraft des Wassers entlastet Gelenke und fördert die Beweglichkeit, was besonders bei der Rehabilitation nach Knochenbrüchen, Operationen oder Sportverletzungen hilfreich ist.
- Linderung von Schmerzen: Menschen mit chronischen Schmerzen wie sie bei Arthritis, Fibromyalgie oder Rückenleiden auftreten, können durch Hydrotherapie Erleichterung finden. Warmes Wasser hilft, die Muskeln zu entspannen und Gelenksteifigkeit zu reduzieren, während kühleres Wasser Entzündungen mindern kann. Das ist auch bei Hauterkrankungen wie Ekzemen oder Psoriasis sowie Verbrennungen vorteilhaft.
- Unterstützung bei neurologischen Erkrankungen: Hydrotherapie wird oft als Teil der Behandlung neurologischer Erkrankungen wie Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Parkinson-Krankheit eingesetzt. Das Wasser bietet aufgrund seiner Auftriebskraft eine sichere Umgebung, um Gleichgewicht, Koordination und Muskelkraft zu verbessern, ohne das Risiko eines Sturzes.

- Förderung der Durchblutung: Bewegungen im Wasser regen die Zirkulation des Blutes im Körper an. Dies ist besonders vorteilhaft für Personen mit Kreislaufproblemen oder für diejenigen, die ihre Herz-Kreislauf-Gesundheit verbessern möchten. Wärme- und Kältebehandlungen tragen ebenso zu einer besseren Durchblutung bei und stimulieren die körpereigene Thermoregulation. Auch Schwellungen und Lymphödeme lassen sich auf diese Weise lindern und das Immunsystem stärken.
- Stressabbau und Entspannung: Von der Hydrotherapie profitiert nicht nur der Körper, sondern auch der Geist. Das sanfte Umschlossen-Sein von Wasser kann beruhigend wirken und Stress abbauen. Die Hydrotherapie, insbesondere mit warmem Wasser, kann außerdem zur Förderung eines besseren Schlafs beitragen.
- Unterstützung bei Adipositas: Da Bewegung im Wasser weniger belastend für den Körper ist, können übergewichtige Personen oder diejenigen, die aus anderen Gründen Schwierigkeiten mit Übungen an Land haben, von der Hydrotherapie profitieren. Sie ermöglicht es, etwa ein gelenkschonendes Workout durchzuführen.
- Förderung der Hautgesundheit: Mithilfe von Mineralbädern lassen sich sowohl Hauterkrankungen behandeln als auch die allgemeine Hautgesundheit stärken. Die im Wasser gelösten Salze dienen als Nährstoffe für die Haut und sind für zahlreiche Stoffwechselprozesse in der Haut wichtig. Außerdem wird diese mit mehr Feuchtigkeit versorgt, was gut bei trockener Haut ist und das Hautbild straffer erscheinen lässt. Somit hat die Hydrotherapie zusätzlich einen Anti-Aging-Effekt.
Wie wird Hydrotherapie durchgeführt?
Hydrotherapie wird in verschiedenen Formen und Settings angeboten, darunter:
- Whirlpools: Hierbei werden warmes Wasser und Massagedüsen verwendet, um Muskeln zu entspannen und Schmerzen zu lindern.
- Hydrotherapie-Becken: Die Pools haben eine kontrollierte Temperatur und sind oft mit Geräten ausgestattet, die spezielle Übungen ermöglichen.
- Kneipp-Anwendungen: Wechselbäder mit warmem und kaltem Wasser fördern die Durchblutung und können das Immunsystem stärken. Das gelingt auch mit Teil- und Vollgüssen, bei denen nur bestimmte Körperareale oder der gesamte Körper mit Wasser überspült werden.
- Dampfbäder: Die Hitze und Feuchtigkeit können helfen, die Atemwege zu öffnen und die Haut zu reinigen. Ihre Anwendung kann zum Beispiel lokal erfolgen, indem der Kopf über eine Schüssel mit dampfender Inhalationslösung oder Wasser gehalten wird. Es gibt aber auch Ganzkörper-Dampfbäder, die eine Variante der Sauna sind und bei denen man sich in einen speziellen Raum mit Dampfvorrichtung begibt. Hierbei wirkt der feuchte, heiße Dampf stimulierend auf den gesamten Körper.
- Waschungen: Teile des Körpers wie Arme, Beine, Gesicht oder Ober- und/oder Unterkörper werden mit nassen Tüchern/Lappen abgewaschen. Das wirkt zumeist stimulierend auf den Kreislauf und die Durchblutung.
- Feuchte Wickel oder Kompressen: Sie werden als warme oder kalte Wickel angewendet, wobei viele mit Wasser und pflanzlichen Wirkstoffen wie Kräutern oder Ölen arbeiten. Bekannt sind hier unter anderem die Quarkwickel.
Findet die Hydrotherapie im Rahmen einer medizinischen Versorgung statt, erfolgt sie meist inmehreren Sitzungen und in der Regel in einem Krankenhaus, einer Reha-Einrichtung oder einem Wellnesscenter. Qualifiziertes therapeutisches Personal, meist Physiotherapeutinnen und -therapeuten, führen die Sitzungen, die an die individuellen Bedürfnisse und Ziele angepasst sind, durch. Je nach Art der Hydrotherapie variiert die Dauer der jeweiligen Sitzung.
Hydrotherapie selbst machen
Eine Hydrotherapie lässt sich unter Umständen auch selbstständig zu Hause anwenden. Das betrifft vor allem Kälte- und Wärmebehandlungen, die im heimischen Badezimmer umsetzbar sind. Wichtig hierfür ist die Aufklärung und eine Einweisung vorab durch qualifiziertes therapeutisches Personal.
Birgt Hydrotherapie Risiken?
Die Hydrotherapie ist im Allgemeinen sicher, wenn sie von qualifiziertem Personal durchgeführt wird. Sollten Betroffene eine Hydrotherapie allein anwenden wollen, ist es wichtig, sich vorab ärztlichen oder therapeutischen Rat einzuholen, insbesondere wenn sie unter Herzproblemen, Infektionen oder Hauterkrankungen leiden. Nebenwirkungen sind selten, können aber in Form von Müdigkeit oder Schwindel auftreten, vor allem wenn zu heißes Wasser oder zu heißer Dampf verwendet wird.
Veröffentlicht am: 15.01.2025
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Quellen
[1] S3-Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) et al. Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen. AWMF-Registernr.: 032-055OL (Stand: 22.07.2021, in Überarbeitung)
[2] S3- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e. V. (DGPM) und des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin e. V. (DKPM). Funktionelle Körperbeschwerden. AWMF-Registernr.: 051-001 (Stand: 18.07.2018, in Überarbeitung)
[3] Bundesverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI). Hydro-Therapie. https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/komplementaermedizin/naturheilkundliche-alternative-verfahren/hydro-therapie.html
[4] Krankenkassen Deutschland. Hydrotherapie. https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungen-gesetzliche-krankenkassen/alternative-heilmethoden/hydrotherapie/
[5] Ärztegesellschaft für Präventionsmedizin und klassische Naturheilverfahren, Kneippärztebund e. V. Hydrotherapie. https://www.kneippaerztebund.de/naturheilverfahren/hydrotherapie/
[6] Gündling P. W. Mit kaltem Wasser gegen Alterungsprozesse – „Anti-Aging“ mit
Hydrotherapie nach Kneipp. EHK 2019;68: 22–28. https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/a-0836-7628.pdf
[7] Altmeyers Enzyklopädie. Hydrotherapie. https://www.altmeyers.org/de/dermatologie/hydrotherapie-110651
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