Hypnose: Therapie im Trance-Zustand

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Zusammenfassung
Viele denken beim Begriff Hypnose an dramatische Inszenierungen auf der Bühne, bei der Menschen in Trance versetzt werden. Abseits davon wird die Hypnosetherapie jedoch professionell nicht nur in Bereichen wie Psychotherapie und Schmerzbehandlung eingesetzt. So wird diese Therapieform beispielsweise von speziell ausgebildeten Hypnose-Zahnärzten genutzt, um die Behandlung entspannter zu gestalten.
Was ist Hypnose?
Bei der Hypnose handelt es sich um das Herbeirufen eines bestimmten Geisteszustands, bei dem die hypnotisierte Person sich besonders stark auf einen bestimmten Gedanken fokussiert und sich deshalb der Umgebung weniger bewusst ist. Der Zustand während einer hypnotischen Trance ähnelt daher dem während einer Meditation, Tagträumen oder bei starker Konzentration auf ein Buch oder einen Film, wodurch die Umgebung in den Hintergrund rückt. Das zeigt sich auch in Scans des Gehirns während einer hypnotischen Trance: Darin wird sichtbar, dass bestimmte Gehirnbereiche aktiver sind, während andere ihre Aktivität herunterregeln. Teilweise wird auch der Trance-Zustand selbst als Hypnose bezeichnet. Man geht davon aus, dass etwa 20 % der Menschen bei der Hypnose in einen sehr tiefen Trancezustand fallen, während rund 10 % als nicht hypnotisierbar gelten. Die meisten Personen fallen in eine mitteltiefe Trance, die für eine Hypnosetherapie besonders geeignet ist.
Hypnose wird bereits seit Jahrtausenden in unterschiedlichen Kulturen als traditionelle Heilmethode angewandt. Die medizinische Hypnotherapie ist dabei zu unterscheiden von der Schau-Hypnose, an die die meisten Menschen vermutlich zuerst denken. Bei beiden Formen kann der Hypnotiseur der hypnotisierten Person Vorschläge (Suggestionen) machen, wohin sie ihre Gedanken richten soll. Während bei der Show-Hypnose meist auf absurdes Verhalten abgezielt wird, stehen bei der Hypnotherapie als Teil einer Psychotherapie die Behandlung von Problemen der behandelten Person und deren Wünsche im Vordergrund. Während einer Trance ist die Person empfänglicher für Suggestionen, da viele der Blockaden („Was denken andere von mir?“) nicht mehr im Vordergrund stehen und die Person sich selbst und die Welt losgelöst von permanenter Selbstreflexion erleben kann. In diesem Geisteszustand können so im Idealfall unerwünschte Sichtweisen, Emotionen, Gedanken und Verhaltensweisen verändert werden.
Wann kann Hypnose helfen?
Hypnose wird in vielen Bereichen angewendet. Besonders häufig kommt sie in der Psychotherapie (klinische Hypnose) zum Einsatz, da sie im am unbewussten Teil der Psyche ansetzt. Die Therapieform spielt aber auch in der Zahnmedizin oder der Krebsmedizin (Onkologie) eine Rolle (medizinische Hypnose) sowie beim Coaching (Hypnosystemische Kommunikation). Hypnose versucht dabei oft, zu entspannen und unbewusste Verhaltensweisen aufzudecken.

Zu den Bereichen, die häufig im Rahmen einer Hypnotherapie behandelt werden, zählen:
- Angst vor bestimmten Situationen (z. B. Zahnbehandlungen oder Prüfungen) oder Phobien (z. B. Tierphobie)
- Depressionen
- Suchtverhalten (meist Rauchen)
- Essstörungen
- Psychosomatische Symptome
- Schmerzen (akut und chronisch)
- Schlafstörungen
- Sexuelle Störungen
- Stottern und Redeangst
- Unwillkürliches Einnässen (Enuresis)
- Rehabilitation nach Schlaganfall
Hypnose eignet sich nicht für alle Menschen. Eine Hypnotherapie kommt daher unter anderem nicht infrage für Personen, bei denen:
- eine akute Psychose besteht,
- eine akute Abhängigkeit von Suchtmitteln vorliegt,
- eine generelle Instabilität vorliegt oder die Schwierigkeiten haben, sich im normalen Alltag zurechtzufinden
- unrealistische Erwartungen haben, also beispielsweise von der Heilung einer Erkrankung ausgehen, die medizinisch bisher nicht heilbar ist.
Auch Menschen, die den Kontakt und Konflikte mit anderen vermeiden, wird empfohlen, lieber eine Therapieform zu wählen, die auf den Umgang mit anderen Personen anstatt auf das innere Erleben fokussiert ist.
Wie läuft Hypnose ab?
Es gibt verschieden tiefe Stadien der Hypnose. Abhängig davon verringert sich nicht nur die Wahrnehmung der Außenwelt, sondern auch das Schmerzempfinden. Letzteres nutzt der Hypnosezahnarzt während der Behandlung zusammen mit der verringerten Angst, um eine Zahnbehandlung möglichst stressfrei für die behandelte Person und störungsfrei für das zahnärztliche Team durchzuführen.
Geht es nicht nur darum, akute Symptome zu behandeln oder zu entspannen, ist die Hypnosesitzung im Normalfall in eine Gesamttherapie eingebettet. Dabei unterstützen die Hypnosesitzungen andere psychotherapeutische oder medizinische Therapien. Oft finden mehrere Sitzungen statt, die über einen längeren Zeitraum ein bestimmtes Problem behandeln.
Vor der ersten Hypnosesitzung führen Hypnotiseur und zu behandelnde Person ein Kennenlern-Gespräch, bei dem eine Vertrauensbasis geschaffen wird. Außerdem dient es dazu, mögliche gesundheitliche Einschränkungen und Ängste abzuklären. Die Hypnosesitzung läuft dann in verschiedenen Phasen ab:
- Überprüfung des aktuellen Zustands und Festlegen der Ziele, die mit der Behandlung erreicht werden sollen
- Induktion des Trance-Zustands
- Vertiefung
- Therapeutische Suggestionen (unterstützen die aktive Arbeit der hypnotisierten Person)
- Neuorientierung, also ein langsames, angeleitetes Zurückkehren aus der Trance
- Besprechung des Erlebten
Anschließend können die gewonnenen Erkenntnisse im Alltag eingesetzt werden. Dazu erlernt die betroffene Person entweder zunächst im Rahmen der Therapie die Selbsthypnose oder erhält Verhaltensübungen oder eine Audiodatei für zu Hause. Teilweise wird auch mit posthypnotischen Suggestionen gearbeitet. Dabei handelt es sich um Anweisungen, die nach Abschluss der Hypnose unbewusst ausgeführt werden. Diese Aufgaben harmonieren dabei mit den Zielen der hypnotisierten Person und werden daher von dieser akzeptiert. Beispielsweise wird die Ankunft im Prüfungsraum mit dem gedanklichen Hinweis verknüpft, sich ruhig und selbstsicher zu fühlen.
Eine Hypnosesitzung dauert meist 50 bis 120 Minuten. Die Dauer der gesamten Therapie sowie Anzahl und Abstand der Sitzungen ist wie bei jeder psychotherapeutischen Behandlungsform individuell. Geht es beispielsweise nur darum, eine unerwünschte Angewohnheit aufzugeben, gelingt dies im Normalfall in wesentlich weniger Sitzungen als die Aufarbeitung eines vielschichtigen Problems.
Welche Risiken bestehen bei der Hypnose?
Die Psyche von Menschen während einer Trance ist empfindlicher, weshalb hier besondere Vorsicht walten muss. Während einer Hypnosesitzung können traumatische Erinnerungen konfrontiert und verarbeitet werden, beispielsweise im Rahmen der Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Selbst bei einem anderen Therapieziel können bei einer solchen Rückführung versehentlich traumatische Erinnerungen reaktiviert werden. Da es extrem belastend sein kann, ein negatives Ereignis gedanklich erneut zu durcherleben, sollte auch hier nur mit qualifiziertem therapeutischem Fachpersonal gearbeitet werden. Denn bestehen seitens des Hypnotiseurs keine ausreichenden Fachkenntnisse, kann die Person unter Hypnose in solch einem Fall erneut traumatisiert werden.
Bei Show-Hypnosen entsteht oft der Eindruck, dass die hypnotisierte Person während des Trance-Zustands etwas gegen den eigenen Willen tut. Dies widerspricht jedoch der medizinischen Ethik und würde einem Therapieeffekt entgegenwirken. Im Rahmen einer Hypnotherapie arbeitet die hypnotisierte Person aktiv an eigenen Problemen, während das medizinische Fachpersonalunterstützend zur Seite steht. Dennoch ist es wichtig, dass vor der ersten Trance eine Vertrauensbasis geschaffen wird, da nur die Menschen hypnotisierbar sind, die sich auf eine Hypnose einlassen.
Da die Trance ein Entspannungszustand ist und währenddessen der Blutdruck sinkt, sollten Menschen mit sehr niedrigem Blutdruck oder Herz-Kreislauf-Problemen dies vorher in der ärztlichen Praxis ansprechen.
Was ist bei der Hypnose zu beachten?
Achten Sie darauf, dass geschultes Fachpersonal die Hypnose durchführt. Im Normalfall sind dies Personen mit einem Grundlagenstudium der Medizin, Zahnmedizin oder Psychologie, die sich im Bereich der Hypnotherapie fortgebildet haben. Die Hypnose-Ausbildung sollte dabei ebenfalls bei einer anerkannten Organisation wie der Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose e. V. (MEG) oder der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose e. V. (DGZH) erfolgt sein. Die Hypnotherapie wird bevorzugt in eine psychotherapeutische oder medizinische Behandlung eingebettet, damit mögliche, im Rahmen der Trance aufkommende und potenziell traumatische Aspekte unter professioneller Anleitung verarbeitet werden können. Die MEG bietet auf Ihrer Webseite auch eine Therapeutensuche an.
Veröffentlicht am: 06.05.2024
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