Impfungen: Informationen & Empfehlungen

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Zusammenfassung
Impfungen zählen zu den wichtigsten Maßnahmen in der Medizin, um sich vor ansteckenden Krankheiten zu schützen. Deshalb spricht man auch von Schutzimpfungen. Sie schützen nicht nur die geimpfte Person, sondern indirekt auch nichtgeimpfte Menschen, indem sie die weitere Verbreitung einer gefährlichen Infektionskrankheit stoppen oder verringern. Die Impfstoffe, die hierzulande verabreicht werden, sind gut verträglich: Unerwünschte Nebenwirkungen kommen nur in seltenen Fällen vor.
Wie ist die Impfpolitik in der EU gestaltet?
Die Gesundheitspolitik wird in jedem EU-Land eigenständig ausgeführt, so hat jedes Land sein eigenes nationales Immunisierungsprogramm und einen dazu passenden Impfplan. Die Gestaltung der Impfpläne unterscheidet sich von EU-Land zu EU-Land, vor allem im Hinblick auf das Alter, die Bevölkerungsgruppen, den genauen Impfstoff, Anzahl und Abstand der Impfungen. Grundsätzlich ähneln sich die Empfehlung innerhalb der EU jedoch und es werden die Möglichkeiten eines EU-weiten Kern-Impfkalenders geprüft, um eine Angleichung der nationalen Impfpläne voranzutreiben.
Ende 2020 wurden Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 erfolgreich entwickelt. Dieses Coronavirus verursacht die gefürchtete Infektionskrankheit COVID-19 und führte zu einer weltweiten Pandemie.
Welche Impfempfehlungen für Säuglinge, Kinder und Jugendliche gibt es?
Im Säuglings-, Kindes- und Jugendlichenalter finden die meisten Impfungen statt.
Mumps (Ziegenpeter)
Mumps, im Volksmund auch Ziegenpeter genannt, ist durch grippeähnliche Symptome und eine entzündliche Schwellung der Ohrspeicheldrüsen gekennzeichnet. Etwa ein Drittel der Betroffenen hat keine Beschwerden, kann aber andere anstecken. Die Mumps-Impfung wird als Kombinationsimpfung gemeinsam mit der Impfung gegen Masern und Röteln (MMR) und eventuell auch gegen Windpocken (MMRV) durchgeführt. In Österreich wird die Impfung gegen Mumps im Alter zwischen 10 und 13 Monaten empfohlen, die zweite Dosis sollte 3 Monate später gegeben werden.
Röteln
Die Röteln sind eine ansteckende Infektionskrankheit, die durch Rubella-Viren verursacht wird. Neben Erkältungssymptomen kommt es zu dem typischen Röteln-Ausschlag mit kleinen, stecknadelkopfgroßen, hellroten Flecken, die zuerst hinter den Ohren auftreten und sich dann über das Gesicht auf den ganzen Körper ausbreiten. Wenn sich eine schwangere Frau mit Röteln ansteckt, kann es zu einer gefährlichen Schädigung des ungeborenen Kindes kommen (Röteln-Embryopathie). Eine zweimalige Impfung schützt wirksam vor Röteln. Die STIKO empfiehlt sie in Deutschland allen Kindern ab einem Alter von elf Monaten als Kombinationsimpfung zusammen mit der Impfung gegen Masern und Mumps (MMR) sowie ggf. Windpocken (MMRV). In Österreich wird die Röteln-Impfung im Alter zwischen 10 und 13 Monaten empfohlen, die zweite Dosis sollte 3 Monate später gegeben werden.
Windpocken (Varizellen)
Windpocken werden durch Varizella-Zoster-Viren, die zu den Herpesviren zählen, ausgelöst. Sie sind sehr ansteckend und verursachen einen stark juckenden Hautausschlag mit roten Bläschen und leichtem Fieber. Die Ständige Impfkommission empfiehlt in Deutschland eine zweimalige Impfung gegen Windpocken ab dem Alter von elf Monaten, die zeitgleich mit der ersten Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) oder frühestens vier Wochen danach erfolgen sollte. Vier bis sechs Wochen nach der ersten Impfung erfolgt die zweite Impfung gegen Windpocken. In Österreich sollten Kinder im Alter zwischen 12 und 23 Monaten gegen Windpocken geimpft werden, die zweite Impfdosis sollte frühestens 4 Wochen nach der ersten Impfung erfolgen.
Diphtherie
Diphtherie ist eine lebensgefährliche Infektionskrankheit, die durch das Gift von sogenannten Corynebakterien verursacht wird. Das Gift kann die Atemwege, Haut und innere Organe schädigen und unter anderem zu Atembeschwerden, Herzschwäche und Lähmungen führen. Diphtherie endet unbehandelt oft tödlich. Deshalb empfiehlt die STIKO für alle Säuglinge und Kleinkinder in Deutschland eine Grundimmunisierung gegen Diphtherie mit einem Sechsfach-Impfstoff, bei dem gleichzeitig auch gegen Tetanus, Pertussis (Keuchhusten), Polio (Kinderlähmung), Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B geimpft wird. In Österreich ist die Impfung nicht verpflichtend, wird jedoch empfohlen im Alter von 3-5 Monate und 11-12 Monaten.
Tetanus (Wundstarrkrampf)
Tetanus ist eine lebensgefährliche Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Clostridium tetani verursacht wird. Die Bakterien können über kleine Verletzungen in den Körper eintreten und zu qualvollen und langanhaltenden Muskelkrämpfen führen. Ohne Behandlung verläuft Tetanus tödlich. Die STIKO in Deutschland empfiehlt im Säuglingsalter eine Grundimmunisierung gegen Tetanus mit einem Sechsfach-Impfstoff, bei dem gleichzeitig auch gegen Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten), Polio (Kinderlähmung), Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B geimpft wird. In Österreich wird die Impfung ebenfalls ab Säuglingsalter empfohlen, ist aber nicht verpflichtend.
Pertussis (Keuchhusten)
Keuchhusten (Pertussis) ist eine Infektionskrankheit der oberen Atemwege, die durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht wird. Typisches Symptom ist ein bellender Husten mit keuchendem Luftholen nach den Hustenattacken. In Deutschland empfiehlt die STIKO eine Grundimmunisierung von Säuglingen im Rahmen der Sechsfach-Impfung gegen Diphtherie, Tetanus, Polio (Kinderlähmung), Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B. In Österreich gilt die gleiche Empfehlung.
Poliomyelitis (Polio, Kinderlähmung)
Die Kinderlähmung wird durch Polio-Viren verursacht und ist hoch ansteckend. Sie ist vor allem wegen der zwar seltenen, aber sehr schweren Spätfolgen wie Lähmungen, Gelenk- und Knochenschäden gefürchtet. Die STIKO empfiehlt daher für alle Säuglinge und Kleinkinder eine Grundimmunisierung gegen Polio mit einem Sechsfach-Impfstoff, bei dem gleichzeitig auch gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis (Keuchhusten), Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B geimpft wird. In Österreich gilt dieselbe Empfehlung.
Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
Haemophilus influenzae Typ b (Hib) ist ein Bakterium, das bei Kindern lebensgefährliche Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich verursachen kann. Besonders gefürchtet ist die Kehldeckel-Entzündung (Epiglottitis), die zum Ersticken führen kann. Die STIKO empfiehlt deshalb für alle Säuglinge und Kleinkinder eine Grundimmunisierung gegen Hib mit einem Sechsfach-Impfstoff, bei dem gleichzeitig auch gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis (Keuchhusten), Polio (Kinderlähmung) und Hepatitis B geimpft wird. Auch hier gilt für Österreich dieselbe Empfehlung.
Hepatitis B
Die Hepatitis B ist eine der häufigsten durch Viren verursachten Leberentzündungen. Seit 1995 empfiehlt die STIKO die Hepatitis-B-Impfung allen Säuglingen und Kleinkindern als Standardimpfung, weil sie ein besonders hohes Risiko für einen chronischen Verlauf der Erkrankung haben. Die gleiche Empfehlung besteht für Österreich.
Rotaviren
Rotaviren sind sehr ansteckend und eine der häufigsten Ursachen für Durchfall und Erbrechen bei Kindern. Brechdurchfall kann vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern durch den starken Flüssigkeits- und Salzverlust zu einer gefährlichen Austrocknung führen. Die STIKO empfiehlt daher für Säuglinge eine Schluckimpfung gegen Rotaviren. Je nachdem, welcher Impfstoff verwendet wird, sind zwei oder drei Impfungen in einem Mindestabstand von vier Wochen notwendig. Diese Empfehlung besteht auch für Österreich.
Pneumokokken
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) können schwer verlaufende Erkrankungen verursachen, zum Beispiel Hirnhaut-, Lungen- und Mittelohrentzündungen. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder sind durch eine Infektion mit den Bakterien gefährdet. Die STIKO empfiehlt deshalb eine Impfung gegen Pneumokokken ab einem Alter von zwei Monaten. Auch hier gilt für Österreich dieselbe Empfehlung.
Meningokokken C
Meningokokken sind Bakterien, die eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können. Besonders gefährdet sind Kinder unter fünf Jahren sowie Jugendliche. Die STIKO empfiehlt eine Impfung für alle Kinder im Alter von 12 bis 23 Monaten gegen Meningokokken der Serogruppe C. In Österreich wird die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B im Alter zwischen 3 und 6 Monaten empfohlen und der Serogruppe C im Alter von 13 und 15 Monaten.
Humane Papillomviren (HPV)
Für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren empfiehlt die STIKO eine Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV). Eine Infektion mit Humanen Papillomviren kann nämlich langfristig Krebs verursachen, vor allem Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, aber auch Peniskrebs bei Männern, sowie bösartige Tumore am After, im Mund oder im Rachen bei beiden Geschlechtern. Die HPV-Impfung schützt wirksam vor den gefährlichsten HPV-Typen und senkt damit das Risiko, an diesen Krebsarten zu erkranken. Am sichersten schützt die HPV-Impfung, wenn der vollständige Impfschutz vor dem ersten Geschlechtsverkehr aufgebaut wurde. In Österreich besteht die Empfehlung für diese Impfung im Alter von 10 bis 12 Jahren.
Welche Impfungen werden für Erwachsene empfohlen?
Auch Erwachsene können sich durch Impfungen vor bestimmten Infektionskrankheiten schützen. Bei einigen Impfungen handelt es sich um eine Auffrischimpfung, das heißt, um eine erneute Impfung nach vollständiger Grundimmunisierung, die schon eine längere Zeit zurückliegt. So werden diese Standardimpfungen bei Erwachsenen gegen die folgenden Infektionskrankheiten von den jeweiligen nationalen Gesundheitsbehörden empfohlen:
- Poliomyelitis (Polio, Kinderlähmung):Die Impfung wird allen Erwachsenen empfohlen, die bislang noch gar nicht gegen Polio geimpft wurden, sowie alle Personen ohne einmalige Auffrischimpfung. In Österreich wird die Auffrischimpfung (als Kombinationsimpfstoff) alle 10 Jahre empfohlen.
- Erwachsenen ab 60 Jahre empfiehlt die STIKO Schutzimpfungen gegen Influenza (Grippe), Pneumokokken (Bakterien, die u.a. Lungenentzündungen auslösen können) und Herpes zoster (Gürtelrose). In Österreich gilt die Empfehlung für Herpes zoster ab 51 Jahren, gegen Influenza ist die Impfung ab 18 Jahren möglich, Pneumokokken ab 61 Jahren.
- Zudem werden allen Erwachsenen in Europa alle zehn Jahre Auffrischimpfungen empfohlen gegen Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf) und Pertussis (Keuchhusten).
Darüber hinaus gibt es Impfempfehlungen für Personen bestimmter Alters- oder Risikogruppen und deren Angehörige (Risikopersonen). Bei ihnen besteht entweder ein erhöhtes Risiko, sich anzustecken oder schwer zu erkranken. Je nach Risikogruppe zählen hierzu Impfungen gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Haemophilus influenza Typ b (Hib), Hepatitis A und B, Herpes zoster (Gürtelrose), Influenza (Grippe), Meningokokken, Pneumokokken, Röteln, Tollwut, Varizellen (Windpocken), Mumps, Pertussis (Keuchhusten) und Poliomyelitis (Polio, Kinderlähmung).
Impfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2
Eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 kann zu COVID-19 führen. Im Jahr 2020 kam es zu einer weltweiten Corona-Pandemie. COVID-19 verläuft nach derzeitigem Wissensstand von Person zu Person sehr unterschiedlich. Die meisten Infizierten, vor allem Kinder, haben oftmals keine oder nur leichte Symptome. Andere hingegen erkranken nach einer Coronavirus-Infektion schwer, insbesondere alte Menschen sowie Personen mit Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem. Dann kann es zu lebensbedrohlichen Lungenentzündungen bis hin zum Lungenversagen kommen. Häufige Symptome von COVID-19 sind Husten und Fieber, ähnlich wie bei der Grippe (Influenza).
Auf der ganzen Welt haben Forscherinnen und Forscher an der Entwicklung mehrerer Impfstoffe gegen SARS-CoV-2, die vor COVID-19 schützen sollen, gearbeitet. Die ersten sicheren und wirksamen Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus stehen seit Ende 2020 zur Verfügung. Eine Impfung wird in allen EU-Ländern empfohlen.
Veröffentlicht am: 09.02.2023
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Quellen
[1] Bundesministerium für Gesundheit (BMG): https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/impfungen.html
[2] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/
[3] Robert Koch-Institut (RKI): https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/COVID-19/COVID-19.html
[4] Robert Koch-Institut (RKI): Epidemiologisches Bulletin: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/34_20.pdf?__blob=publicationFile
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