Kaiserschnitt – Alternative zur natürlichen Geburt

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Zusammenfassung
Ein Kaiserschnitt (Sectio caesarea) ist eine Entbindungsalternative zur natürlichen Geburt. Es handelt sich um einen operativen Eingriff, bei dem im Normalfall unter Teilbetäubung ein Schnitt in die Bauchdecke und durch den Uterus gesetzt wird. Oft wird ein Kaiserschnitt durchgeführt, wenn keine natürliche Geburt möglich oder das Risiko für Komplikationen sehr hoch ist. Ein Kaiserschnitt geht dabei mit seinen eigenen Risiken und einer Heilungsphase einher, gilt aber allgemein als sichere Alternative.
Was ist ein Kaiserschnitt?
Bei einem Kaiserschnitt wird anstelle des natürlichen Geburtsvorgangs die Bauchdecke der Schwangeren über einen Schnitt geöffnet, um das Kind zur Welt zu bringen. In den meisten Fällen wird ein Kaiserschnitt durchgeführt, wenn Risikofaktoren bestehen, die bei der natürlichen Geburt die Gesundheit von Kind und/oder Mutter gefährden. Kaiserschnitte ohne medizinische Begründung durchzuführen, ist in Expertenkreisen weiterhin umstritten.
Im Jahr 2020 wurden in Deutschland fast ein Drittel der Geburten per Kaiserschnitt entbunden. Deutschland liegt damit verglichen mit anderen europäischen Ländern etwa im oberen Drittel beim Anteil der Kaiserschnitte an allen Geburten. Der Anstieg dieser Form der Entbindung liegt vor allem am medizinischen Fortschritt, wodurch der Kaiserschnitt mittlerweile als vergleichbar sicher wie der natürliche Geburtsvorgang gilt.
Wann wird ein Kaiserschnitt durchgeführt?
Unterschieden wird der im Voraus geplante Kaiserschnitt (primäre Sectio) von einem Kaiserschnitt, der aufgrund bestimmter Gegebenheiten während des Geburtsvorgangs eingeleitet wird (sekundäre Sectio bzw. Notsectio, ein Notfall-Kaiserschnitt). Als Notsectio bezeichnet man es, wenn die Geburt aufgrund von akuter Gefährdung von Mutter oder Kind schnell durchgeführt werden muss, und sie findet im Normalfall unter Vollnarkose statt.
Ein geplanter Kaiserschnitt wird häufig in den folgenden Situationen durchgeführt:
- der Kopf des Kindes passt nicht durchs Becken (absolutes Missverhältnis)
- Der Mutterkuchen liegt falsch und versperrt den Gebärmutterhals (Plazenta praevia)
- Fehllage des Kindes (Querlage, Beckenendlage)
- Zuvor stattgefundene Entfernung von Weichteiltumoren aus der Gebärmutter (Myomenukleation)
- Mehrlingsschwangerschaften mit mehr als zwei Kindern
Hat die Geburt bereits begonnen, sind unter anderem folgende Situationen Gründe, eine sekundäre Sectio einzuleiten:
- Sauerstoffmangel des Kindes
- Vorzeitige Ablösung des Mutterkuchens (Plazenta), die lebensbedrohlich für Schwangere und Kinder werden kann
- Das Verhältnis zwischen dem Kopf des Kindes und dem Becken der Mutter ist ungünstig, zum Beispiel, weil das Ungeborene seinen Kopf in einer ungünstigen Position hält oder das Kind insgesamt ungewöhnlich groß ist; eine natürliche Geburt ist potenziell aber möglich (relatives Missverhältnis)
- Die Nabelschnur ist zwischen Kind und Becken eingeklemmt (Nabelschnurvorfall) und blockiert den Eintritt in den Geburtskanal
- Sehr lange Geburtsdauer (mehr als 12-18 Stunden)
- Geburtsstillstand zu Beginn des Geburtsvorgangs bis zur vollständigen Öffnung des Muttermundes (in der Eröffnungsperiode)
Wie läuft ein Kaiserschnitt ab?
Im Rahmen der Vorbereitung wird unter anderem die Schambehaarung gekürzt, ein Blasenkatheter gelegt und die örtliche Betäubung gegeben. Darauf folgt der operative Teil des Kaiserschnitts. Dieser findet, wie andere OPs im Wachzustand, so abgedeckt statt, dass nur das medizinische Personal direkten Blick auf die Operationswunde hat.
Zunächst wird ein Querschnitt auf dem Unterbauch nahe des Schambereichs gesetzt. Danach werden die weiteren Gewebeschichten (Fettgewebe, Faszien, Muskeln) vorsichtig und hauptsächlich mit den Fingern durchtrennt. Die Gebärmutter wird geöffnet und das Kind entnommen. Das Neugeborene wird von der Hebamme oder weiterem Fachpersonal untersucht. Ist alles in Ordnung, wird das Kind in die Arme der Eltern übergeben. In der Zwischenzeit wird die Plazenta vollständig entwickelt, also aus dem Körper ausgetrieben. Abschließend werden die Gewebsschichten vernäht, die nicht ohne Hilfe wieder zusammenwachsen.
Der Eingriff läuft im Normalfall unter örtlicher Betäubung ab. Das geschieht entweder per Periduralanästhesie (PDA) oder per Spinalanästhesie. Eine PDA wird auch häufig bei der natürlichen Geburt zur Schmerzbetäubung eingesetzt. Dabei kann über einen dünnen Katheter an der Wirbelsäule immer wieder Schmerzmittel nachgegeben werden. Bei einer Spinalanästhesie wird nur einmal Schmerzmittel direkt in die Rückenmarksflüssigkeit gespritzt. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile. Der größte Vorteil beider Techniken gegenüber der Vollnarkose ist dabei, dass die Geburt trotz Betäubung miterlebt wird und das Baby möglichst bald nach der Geburt in den Arm genommen werden kann. Eine Vollnarkose findet daher nur in Ausnahmefällen, meist im Rahmen einer Notfallentbindung, statt. Abgesehen von einer Notsectio darf beim Kaiserschnitt eine Begleitperson mit dabei sein.
Nach dem Kaiserschnitt findet noch mindestens zwei Stunden eine intensivere Überwachung statt (Messung von Blutdruck, Herzfrequenz, Atmung etc.), um möglicherweise auftretenden Problemen sofort entgegenwirken zu können. Sobald die Mutter wieder mobil ist, wird der Blasenkatheter entfernt. Wer sich dazu bereits in der Lage fühlt, darf direkt nach dem Kaiserschnitt wieder essen und trinken.
Im Normalfall kann die Mutter ab dem dritten Tag nach dem Kaiserschnitt das Krankenhaus wieder verlassen. Nähte oder Klammern werden ebenfalls nach drei bis fünf Tagen entfernt (außer bei Wundheilungsstörungen oder vertikalen Schnitten). Um eine Thrombose zu vermeiden, ist es wichtig, bereits innerhalb der nächsten Stunden aufzustehen. Zusätzlich wird über die nächsten Wochen eine Thrombose-Prophylaxe ebenso wie Physiotherapien (insbesondere spezielles Bauchmuskel- und Beckenbodentraining) empfohlen.
Gut zu wissen:
Es ist nicht klar, wie genau der Kaiserschnitt seinen Namen erhielt – es ist jedoch relativ sicher, dass er nicht auf Julius Cäsar zurückgeht, da dieser Eingriff zu seiner Zeit nur durchgeführt wurde, um im Todesfall das ungeborene Kind getrennt von der Schwangeren zu bestatten. Einer anderen Theorie zufolge könnte sich der Begriff Sectio caesaria schlicht auf das lateinische Verb für schneiden = caedere beziehen.
Welche Risiken bestehen bei einem Kaiserschnitt?
Auch wenn ein Kaiserschnitt bei entsprechender Notwendigkeit als sichere Alternative zur natürlichen Geburt gesehen wird, birgt der Eingriff verschiedene Risiken für Neugeborene und Schwangere. Eine der häufigsten negativen Folgen des Kaiserschnitts ist eine Infektion wie eine Endometritis (Infektion der Gebärmutter), Wund- oder Harnwegsinfekte, weshalb allgemein vor der Entbindung per Kaiserschnitt eine Antibiotika-Prophylaxe empfohlen wird.
Beim Neugeborenen kann es zu Schnittverletzungen kommen und die Kinder haben häufiger postnatale Anpassungsstörungen, das heißt, Probleme dabei, ihre Körpervorgänge nach der Geburt zu regulieren. Das äußert sich meist in Atem- und Herzkreislauf-Störungen, die jedoch im Regelfall gut behandelbar sind. Bei der Mutter kann es außerdem zu Narkosekomplikationen, verstärkten Blutungen, Verletzungen der umliegenden Organe (Harnblase, Darm, Harnröhre) und Narbenbildung kommen.
Eine Metaanalyse zeigte, dass ein Kaiserschnitt im Vergleich zur natürlichen Geburt zwar das Risiko für Inkontinenz bei der Mutter nach der Geburt zu verringern scheint, der Kaiserschnitt jedoch auch mit einem erhöhten Risiko für Asthma und Übergewicht beim Kind einhergeht.
Was ist bei einem Kaiserschnitt zu beachten?
Bei entsprechenden Risikofaktoren werden Vorsorgemaßnahmen getroffen, um eine Thrombose nach einem Kaiserschnitt zu verhindern. Zur Kontrolle oder bei Beschwerden werden außerdem in den ersten Tagen Blutuntersuchungen durchgeführt.
Durch den operativen Eingriff erhöht sich das Risiko für Komplikationen bei erneuten Schwangerschaften. Daher sollte ein nicht medizinisch notwendiger Kaiserschnitt gut überlegt sein, denn das Risiko für Verwachsungen und Fehllagen des Mutterkuchens (Plazenta praevia, Plazenta increta, Plazenta percreta) und Risse in der Gebärmuttermuskulatur (Uterus-Ruptur) ist bei darauffolgenden Schwangerschaften deutlich erhöht.
Die Kosten für eine Entbindung werden in Deutschland von der Krankenkasse übernommen. Ausgenommen sind davon zusätzliche Kosten wie ein Familienzimmer im Krankenhaus.
Veröffentlicht am: 10.04.2024
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Quellen
[1] Pschyrembel. Kaiserschnitt. https://www.pschyrembel.de/Kaiserschnitt/K0KHD/doc/
[2] Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) e.V.: S3-Leitlinie Sectio caesarea (Stand: Juni 2020). https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-084l_S3_Sectio-caesarea_2020-06_1_02.pdf
[3] Destatis.de: Ein Drittel aller Geburten in 2020 durch Kaiserschnitt (Stand: 26.4.2022). https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/04/PD22_N022_231.html
[4] Springer Medizin eMedpedia: Sectio caesarea (Stand: 27.05.2015). https://www.springermedizin.de/emedpedia/die-geburtshilfe/sectio-caesarea?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-44369-9_36
[5] Keag OE et al. Long-term risks and benefits associated with cesarean delivery for mother, baby, and subsequent pregnancies: Systematic review and meta-analysis. PLoS Med. 2018 Jan 23;15(1):e1002494.
[6] AMBOSS. Das neugeborene Kind (Stand: 31.1.2023). https://www.amboss.com/de/wissen/Das_neugeborene_Kind/
[7] Boscher U. Wie kam der Kaiserschnitt zu seinem Namen? Spektrum.de (16.03.2003). https://www.spektrum.de/frage/wie-kam-der-kaiserschnitt-zu-seinem-namen/616209
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