Kunsttherapie – innere Konflikte verbildlichen

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Zusammenfassung
Als Kunsttherapie wird der Einsatz von künstlerischen Tätigkeiten wie Malen, Zeichnen und Töpfern oder das Analysieren von Bildern im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung bezeichnet. Sie kann bei einer ganzen Reihe von körperlichen und psychischen Problemen helfen, ergänzt meist aber nur beispielsweise eine andere Psychotherapie oder eine medikamentöse Therapie. Das Ziel ist es, sich mit sich selbst, den eigenen Emotionen und Erfahrungen auseinanderzusetzen und neue Perspektiven zu entdecken.
Was ist Kunsttherapie?
Die Kunsttherapie gehört zu den kreativen Psychotherapien. Meist liegt der Fokus auf dem Zeichnen oder Malen von Bildern, aber auch Ton und andere Materialien können zum Einsatz kommen. Andere Künste wie Musik, Poesie, Theater oder Tanz werden ebenfalls therapeutisch verwendet, zum Beispiel bei der Musiktherapie. Auf diese Weise sollen Erinnerungen und Emotionen künstlerisch verarbeitet und ausgedrückt werden.
Im Rahmen der Therapie lernen Teilnehmende, sich auf ihr inneres Erleben zu konzentrieren und sich auf eine neue Art mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen. So sollen die innere Wahrnehmung verbessert und die Fähigkeiten im Umgang mit anderen und bei der Lösung von Problemen erweitert werden. Die Auseinandersetzung mit selbst erstellter Kunst und der Kunstwerke anderer Menschen bietet die Möglichkeit, Gefühle besser wahrzunehmen, zu verstehen und dadurch den Umgang mit ihnen zu verbessern.
Durch die aktive Handlung beim Gestalten eines künstlerischen Werks, tut die Person aktiv etwas und stärkt somit die Selbstwirksamkeit.
Gut zu wissen!
Auch wenn es bei der Kunsttherapie um das Gestalten von Kunstwerken geht, ist sie nicht mit der Gestalttherapie zu verwechseln, bei der oft Rollenspiele zum Einsatz kommen.
Wann kann eine Kunsttherapie helfen?
Künstlerische Therapien kommen ergänzend zu anderen psychotherapeutischen oder medikamentösen Behandlungen zum Einsatz. Das Anwendungsgebiet ist jedoch weit gefasst, so findet eine Kunsttherapie bei den folgenden Indikationen Anwendung:
- Krebserkrankungen
- Schlaganfall
- Alkoholabhängigkeit
- Depressive Störungen
- Autismus-Spektrum-Störungen
- Schmerzen
- Essstörungen
- Schlafstörungen
- Parkinson
- Demenz
- Schizophrenie
- Bipolare Störung
- Angst oder Panikstörungen
- Psychosomatische Erkrankungen
Zusätzlich wird die Kunsttherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Asthma bronchiale, Adipositas und Neurodermitis im Rahmen einer psychologischen Therapie eingesetzt. In Kombination mit anderen Therapien und wenn die Wirksamkeit der Kunsttherapie wissenschaftlich belegt ist, übernimmt deren Kosten teilweise die Krankenkasse.
Bei körperlichen Erkrankungen wie Brustkrebs oder Schlaganfall helfen künstlerische Therapien insbesondere dabei, die Diagnose und Einschränkungen aufgrund der Erkrankung zu verarbeiten. Bei der Therapie einer Alkoholabhängigkeit oder depressiver Störungen kann die kreative Beschäftigung dabei helfen, nach einer Rehabilitation ein neues Hobby für die Freizeit zu entdecken und vorhandene Fähigkeiten zu verbessern.
Eine Kunsttherapie hilft vielen Menschen, die beispielsweise Stress abbauen möchten oder psychosomatische Beschwerden haben. Gerade dann, wenn Probleme nicht sprachlich verarbeitet werden können, weil darüber zu reden zu traumatisch ist, die Person nonverbal ist oder ihr die entsprechenden Worte fehlen, bietet sich ein kunsttherapeutischer Ansatz an.
Wie wird eine Kunsttherapie durchgeführt?

Grundsätzlich gibt es passive und aktive kunsttherapeutische Ansätze, bei denen entweder Kunstwerke anderer betrachtet oder selbst kreativ gestaltet werden. Bei der Gestaltung eigener Kunstwerke können verschiedene Materialien und Techniken zum Einsatz kommen, darunter: Zeichnen, Malen, Töpfern, Collagen, Holzarbeiten oder Filzen. Die Kunsttherapie kann entweder als Einzeltherapie oder in der Gruppe stattfinden.
Wer nicht weiß, wie sie oder er die Therapiesitzung beginnen soll, erhält von Therapeutin oder Therapeut eine Anregung. Während der Gestaltung sollen unbewusste innere Bilder durch das Kunstwerk dargestellt werden. Sobald diese verbildlicht sind, lässt sich leichter darüber reden. Gleichzeitig können Therapeutin, Therapeut oder – im Fall einer Gruppentherapie – andere Teilnehmende Fragen zu Details stellen und eine neue Perspektive auf das Kunstwerk und das eventuell dahinterstehende Problem bieten.

Welche Risiken bestehen bei einer Kunsttherapie?
Gegen eine künstlerische Therapie sprechen eine akute psychotische Phase und mangelnde Kooperation der Person bei aktiven Behandlungsmaßnahmen. Auch wenn eine Kunsttherapie prinzipiell bei der Aufarbeitung von Traumata und der Behandlung von Ängsten helfen kann, besteht die Gefahr, dass dies überfordernd sein kann. Das hängt unter anderem davon ab, welche Themen im Rahmen der Kunsttherapie aufgearbeitet werden. Daher ist es generell ratsam, zunächst ärztlichen Rat einzuholen und das Gespräch mit der Therapeutin oder dem Therapeuten zu suchen.
Was ist bei einer Kunsttherapie zu beachten?
Therapeutinnen und Therapeuten sollten eine qualifizierte Ausbildung abgeschlossen haben. Für die mehrjährige Weiterbildung in der künstlerischen Therapie sind im Normalfall ein Studium oder eine Berufsausbildung in einem sozialen, pädagogischen, medizinischen oder künstlerischen Bereich ebenso wie praktische Berufserfahrung notwendig.
Wie bei anderen Therapien muss die Kunsttherapie über einen bestimmten Zeitraum angewandt werden, damit sich Erfolge zeigen können. Daher werden im Normalfall immer mehrere Sitzungen vereinbart. Wer sich unsicher ist und die Therapie selbst bezahlen müsste, kann meist jedoch auch Einzelsitzungen buchen. Zusätzlich bieten manche kunsttherapeutische Zentren Schnupperstunden für Interessierte an.
Veröffentlicht am: 03.02.2025
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Quellen
[1] Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen (Stand: Juli 2019), AWMF Nr. 038-020. https://register.awmf.org/assets/guidelines/038-020l_S3_Psychosoziale_Therapien_bei_schweren_psychischen_Erkrankungen_2019-07.pdf
[2] Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): Patientenleitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen. https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/132136cf1e18bb6c58c2750da20bfab2c11d9de8/S3_LL-PsychosozTherapien_Patientenversion_OnlinePDF.pdf
[3] Becker T. et al. Psychosoziale Therapien. Springer eMedpedia. https://www.springermedizin.de/emedpedia/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/psychosoziale-therapien?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-45028-0_50
[4] Institut für Kunsttherapie Sachsen: Kunsttherapie Ausbildung Berufsbegleitung – Zielgruppe & Teilnahmevoraussetzungen. http://www.institut-ikusa.de/berufsbegleitende-kunsttherapieausbildung/zielgruppe-und-teilnahmevoraussetzungen/
[5] Dedden C. Was ist Kunsttherapie? https://claudia-dedden.de/2021/05/06/was-ist-kunsttherapie/
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