Lichttherapie – mit Licht behandeln

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Zusammenfassung
Dass Licht bei manchen Erkrankungen eine gesundheitsfördernde Wirkung hat, ist schon seit der Antike bekannt. Insbesondere in der Dermatologie findet die Therapie mit bestimmten UV-Strahlen im Bereich von entzündlichen Hauterkrankungen Einsatz. Die Lichttherapie zeigt hier vor allem eine entzündungshemmende Wirkung. Daneben wird Licht auch als therapeutische Maßnahme bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Schlafstörungen eingesetzt. Das liegt am Einfluss von Licht auf die Hormonproduktion von Melatonin und Serotonin. In der Regel ist die Lichttherapie eine zusätzliche Therapiemaßnahme, die unterstützend eingesetzt wird.
Was ist eine Lichttherapie?
Die Lichttherapie oder auch Fototherapie ist eine Bestrahlung des gesamten Körpers oder bestimmter Körperteile mit UV-Strahlen unter medizinscher Aufsicht. Licht wird als optische Strahlung definiert. Ultraviolette, also UV-Strahlung, umfasst einen bestimmten Wellenlängenbereich von 100 bis 400 Nanometer (nm). UV-Strahlung ist für den Menschen nicht sichtbar, hat aber eine Wirkung auf die Augen und die Haut. Bei der Lichttherapie kommen unterschiedliche Wellenlängen von UV-Strahlung zum Einsatz.
Vor allem die Dermatologie setzt die Lichttherapie zur Behandlung von Hauterkrankungen ein. Daneben werden auch psychische Erkrankungen oder Schlafstörungen unterstützend mit einer Lichttherapie behandelt. Dabei spielt die Lichtintensität eine Rolle. Diese wird in Lux gemessen und liegt zum therapeutischen Zweck zwischen 2.500 und 10.000 Lux. In der Regel erzeugen UV-Therapiegeräte das künstliche Licht.
Die Lichttherapie hat eine lange Tradition und reicht bis in die Antike. Damals wurden Sonnenstrahlen zur Therapie angewendet (Heliotherapie). Eine besonders bekannte Therapiemethode, die aus dieser Zeit stammt, ist die Heliothalasso-Therapie. Sie umfasst das therapeutische Zusammenwirken von Salzwasser auf der Haut, dem Einatmen der Salzwasser-Aerosole sowie der Wärme- und UV-Strahlung der Sonne. Diese Sonnen-Meeres-Klima-Therapie findet bei verschiedenen Hauterkrankungen auch heute noch in vielen Kurorten wie der Nord- oder Ostsee als auch am Toten Meer Anwendung.
Wie wird die Lichttherapie angewendet?
Licht stellt einen Bereich der elektromagnetischen Strahlung dar und besitzt eine fotobiologische Wirkung, d.h. das Licht wirkt auf den Organismus. In der Haut hemmen vor allem UV-Strahlen (UV-A und UV-B) Entzündungsreaktionen und beeinflussen die Zellteilung. Aus diesem Grund kommt diese Art der Lichttherapie vor allem bei entzündlichen Hauterkrankungen zum Einsatz. Je nach Erkrankung wird der betroffene Hautbereich dann mit bestimmten UV-Lampen unter medizinischer Aufsicht bestrahlt. In der Regel kommen Betroffene dafür mehrmals die Woche in eine (Haut-)Arztpraxis.
Neben der Haut wirkt sich Licht auch auf die Psyche und den Tag-Nacht-Rhythmus von Menschen aus, indem es den Serotonin- und Melatonin-Spiegel beeinflusst. Diese beiden Hormone sind beispielsweise wichtig für den Schlaf-Wach-Rhythmus und das Wohlbefinden. Für die Lichttherapie bei einer saisonal auftretenden Depression wie der Winterdepression wird häufig helles fluoreszierendes Licht mit einer hohen Lichtintensität (2.500 bis 10.000 Lux) eingesetzt. Dazu befinden sich Betroffene mit geöffneten Augen und ohne Sonnenbrille vor eine Tageslichtlampe. Zum Schutz der Augen haben die vom Arzt verordneten oder eingesetzten Lichtquellen einen UV-Filter.
Bei Depressionen ergänzt die Lichttherapie jedoch in der Regel nur weitere therapeutische Maßnahmen. Auch im Fall von Schlafstörungen, die vor allem mit einer verzögerten Einschlafphase in Erscheinung treten, kann eine Lichttherapie dabei unterstützen, den Schlaf-Wach-Rhythmus wieder zu stabilisieren.
Wann wird eine Lichttherapie angewendet?
Die Lichttherapie ist bei verschiedenen Erkrankungen anwendbar. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung findet sie am häufigsten Anwendung bei entzündlichen Hauterkrankungen und unter diesen vor allem bei der Psoriasis. Hier kommt insbesondere die UV-B-Lichttherapie zum Einsatz. Daneben wird auch die Neurodermitis (atopisches Ekzem), die durch chronische juckende Hautentzündung auffällt, häufig zusätzlich mit einer Lichttherapie behandelt – entweder mit UV-B- oder UV-A-Strahlen. Des Weiteren wird die Lichttherapie unter anderem bei folgenden Hauterkrankungen angewendet:
- Dauerjuckreiz bei Niereninsuffizienz (renalem Pruritus)
- Frühstadien der Krebserkrankung Mycosis fungoides (kutanes T-Zell-Lymphom)
- Weißfleckenkrankheit (Vitiligo)
Interessant zu wissen:
Die Gelbsucht bei Neugeborenen (Neugeborenenikterus) wird unter anderem auch mit einer Lichttherapie behandelt. Die Gelbfärbung der Haut beruht auf einer erhöhten Konzentration von Bilirubin, welches von der Leber noch nicht ausreichend abgebaut werden kann. Durch die Lichttherapie, bei der die Kinder mit abgedeckten Augen für eine bestimmte Zeit unter eine speziellen Lampe liegen, wird das Bilirubin in wasserlösliches Photobilirubin umgewandelt und dadurch über die Galle und die Nieren ausgeschieden.
Kann eine Lichttherapie Nebenwirkungen verursachen?
Eine Lichttherapie kann auch Nebenwirkungen hervorrufen, die ähnlich einer übermäßigen Sonneneinstrahlung sind wie:
- Eine trockene Haut
- Hautreizungen ähnlich einem Sonnenbrand
- Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
- Herpesausbruch bei Menschen mit Lippenherpes
Da die Therapie unter medizinischer Aufsicht erfolgt, ist es wichtig, solche Beschwerden mitzuteilen. Zudem ist während der Lichttherapie eine gute Hautpflege ratsam, welche die Haut mit genügend Feuchtigkeit versorgt.
Für wen ist eine Lichttherapie nicht geeignet?
Obwohl die Lichttherapie viele vorteilhafte Wirkungen zeigt, gibt es auch Personengruppen für die eine Lichttherapie nicht geeignet ist. Das sind beispielsweise Menschen mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit oder einem erhöhten Hautkrebsrisiko.
Auch die Einnahme bestimmter Medikamente, die die Lichtempfindlichkeit beeinflussen, sind zu berücksichtigen. Daneben können auch Krampfadern oder eine Hautkrebserkrankung in der Vergangenheit den Einsatz einer Lichttherapie einschränken. Wichtig ist, dass die Lichttherapie im Rahmen einer ärztlichen Behandlung erfolgt. Ist dies der Fall, prüft der Arzt auch mögliche Faktoren, die gegen eine Lichttherapie sprechen.
Wie lange macht man eine Lichttherapie?
Die Behandlungsdauer von Hauterkrankungen mit der Lichttherapie ist unterschiedlich. Im Allgemeinen ist die Dauer der Bestrahlung des betroffenen Hautareals meist zu Anfang wenige Minuten kurz und wird langsam gesteigert. Ebenso gilt dies für die Dosis der UV-Strahlen, auch hier erfolgt eine langsame Steigerung. Je nach Erkrankung kann die Behandlung insgesamt über mehrere Wochen und bis zu zwei bis drei Monate andauern.
Die Dauer der Lichttherapie zur Behandlung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder einem gestörten Schlafrhythmus ist ebenso sehr unterschiedlich. Wie lange und wie häufig die Lichttherapie stattfindet, ist vor allem von der Stärke der Lichtquelle abhängig. In der Regel erfolgt die Lichttherapie mehrmals pro Woche am frühen Morgen für eine halbe Stunde bis zu zwei Stunden. Insgesamt wird diese Art der Lichttherapie in manchen Fällen auch über mehrere Monate verordnet.
Veröffentlicht am: 07.12.2023
Quellen
[1] S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). UV-Phototherapie und Photochemotherapie (Stand: 08.2015, abgelaufen, in Überarbeitung) https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-029l_S1_UV-Phototherapie__Photochemotherapie_2015-08-abgelaufen.pdf
[2] S2k-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Neurodermitis (atopisches Ekzem; atopische Dermatitis) (Stand: 03.2015, abgelaufen, in Überarbeitung) https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S2k_Neurodermitis_2020-06-abgelaufen.pdf
[3] Nationale Versorgungsleitlinie: Depression (Stand: 2022) https://www.leitlinien.de/themen/depression/version-3
[4] S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrischer Intensivmedizin (GNPI) und andere. Hyperbilirubinämie des Neugeborenen – Diagnostik und Therapie (Stand: 08.2015) https://register.awmf.org/assets/guidelines/024-007l_S2k_Hyperbilirubinaemie_Neugeborenen_Diagnostik_Therapie_2015-08-verlaengert.pdf
[5] Pjrek E. et al. The Efficacy of Light Therapy in the Treatment of Seasonal Affective Disorder: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Psychother Psychosom. 2020; 89(1):17-24.
[6] Herrmann K. und Trinkkeller U. Dermatologie und medizinische Kosmetik. Leitfaden für die kosmetische Praxis. Springer Verlag, 4. Auflage, 2020.
[7] Hölzle E. und Lehmann P. Lichttherapie. In: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer Verlag, 2017.
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