Osteopathie – ganzheitlich behandeln

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Zusammenfassung
Die Osteopathie ist ein alternatives medizinisches Verfahren, das die konventionelle manuelle Therapie ergänzt. Sie zählt zu den individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) und wird vorrangig zur Behandlung von Störungen oder Blockaden am Bewegungsapparat – dem muskuloskelettalen System – eingesetzt. Grundsätzlich kommen noch weitere Einsatzgebiete infrage, mit Ausnahme von Krebs. Die Osteopathie verfolgt das Prinzip einer ganzheitlichen Therapie zur Stimulation der Selbstheilungskräfte des Körpers und wird von ausgebildeten Osteopathen ausgeübt. Ihre Wirkungsweise ist bislang allerdings noch nicht in allen Bereichen weitreichend medizinisch bestätigt.
Was ist Osteopathie?
Die Osteopathie zählt zu den Methoden der Komplementärmedizin und ergänzt beziehungsweise erweitert in der Therapie die manuelle Medizin. Speziell ausgebildete Osteopathen untersuchen und behandeln im Rahmen der Osteopathie, Blockaden im Bewegungssystem. Dabei gehen sie ganzheitlich vor und beziehen alle beteiligten Systeme des Körpers mit ein. Das bedeutet, dass sie sich nicht nur auf den Bewegungsapparat aus Knochen, Bändern und Muskeln fokussieren, sondern auch versorgende Systeme aus Gefäßen, Blut, Lymphe und Hormonen berücksichtigen. Die Osteopathie hat das Ziel die Beweglichkeit von Strukturen und Geweben zu korrigieren und dadurch körperliches und seelisches Wohlbefinden herzustellen.
Die Osteopathie gliedert sich in Bezug auf die Untersuchungen und Behandlungen in drei Teilbereiche:
- Parietale Osteopathie: Betrachtung und Behandlung von Knochen, Gelenken, Muskulatur und Sehnen
- Viszerale Osteopathie: Betrachtung und Behandlung von Störungen der inneren Organe und des umgebenen Gewebes
- Kraniosakrale Osteopathie: Betrachtung und Behandlung von Störungen ausgehend vom zentralen Nervensystem (Gehirn, Rückenmark und Hirnhäute)
Osteopathie ist eine eigenständige, ganzheitlich Form der Medizin
In den meisten Ländern haben Physiotherapeuten eine Zusatzausbildung zum Osteopathen und wenden Osteopathie in enger Zusammenarbeit mit Medizinern an. Die Ausbildung zum Osteopathen erfolgt entweder an privaten Hochschulen oder Ausbildungszentren. Z.B. haben Mitglieder des Verbands der Osteopathen Deutschland (VOD) eine 4-5-jährige Ausbildung absolviert. Diese Ausbildung wird mit einer klinischen Prüfung beendet und mit einer Verpflichtung zur regelmäßigen Fortbildung belegt.
Wann führt man die Osteopathie durch?
Da die Osteopathie ein ganzheitliches Konzept verfolgt, kommt sie für die Behandlung verschiedenster Formen von Schmerzen und anderer Beschwerden infrage, egal welche Ursache diese haben. Von der Osteopathie profitieren besonders Patienten, die unter Rückenschmerzen leiden, also Beschwerden in den verschiedenen Bereichen der Wirbelsäule aufweisen. Dazu zählen Hals, Brust, Lende, Becken und das Iliosakralgelenk sowie Bandscheibenvorfälle. Aber auch Kopfschmerzen, Migräne, Bauchschmerzen, Narbenschmerzen, Schlaflosigkeit oder Herzbeschwerden gehören zu den möglichen Einsatzgebieten der Osteopathie.
Unterstützend kann die Osteopathie bei der posttraumatischen oder postoperativen Behandlung eingesetzt werden und zur Erweiterung der Therapie chronischer Erkrankungen – also bei Patienten, die eine lebenslange Behandlung erhalten. Seltener verschreiben Ärzte die Osteopathie bei psychischen Störungen.
Was wird bei der Osteopathie gemacht?
Mithilfe der Osteopathie sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers stimuliert werden, um den Körper dazu zu befähigen, mögliche Fehlfunktionen oder Dysbalancen eigenständig zu beseitigen. Die Osteopathie dient dazu, den Organen und Strukturen des Bewegungsapparates den nötigen Bewegungsraum zu schaffen, um sich regenerieren zu können. Dabei spielen verbindende Elemente wie die Faszien, die jede Struktur und jedes Organ im Körper umschließen, eine entscheidende Rolle. Mithilfe osteopathischer Techniken sollen besonders die Faszien-Systeme gelockert werden – Experten sprechen von der Faszien Therapie. Faszien behandelt der Osteopath beispielsweise durch Dehnungs- und Lockerungsübungen und löst auf diese Weise bestehende Blockaden. Dafür nutzt er zumeist die Arme und Beine des Patienten als Hebel. Die Faszien Therapie gilt als eigenständige Therapieform und kann auch ohne Osteopathie durchgeführt werden.
Die Osteopathie ist vor allem durch passive und sanfte Einwirkungen mit den Händen gekennzeichnet. Das bedeutet, dass die Aktivität vom Therapeuten ausgeht und der Patient möglichst in Ruhe bleibt. Die aktive Mitarbeit des Patienten ist grundsätzlich wichtig, spielt aber bei der Osteopathie im Gegensatz zur manuellen Therapie eine eher untergeordnete Rolle.
Bei der kraniosakralen Therapie gehen die Einwirkungen durch den Osteopathen vom Kopf des Patienten aus. Über sanfte Bewegungen vom Kopf, hinunter zum Nacken bis hin zum Kreuzbein sollen die Nerven und die Rückenmarks- bzw. Hirnflüssigkeit, auch Liquor genannt, stimuliert und in Bewegung gebracht werden.
Je nach Schweregrad der Erkrankung und Therapieanforderungen dauert eine Behandlung zwischen 15 Minuten und einer Stunde.
Welche Risiken bestehen bei der Osteopathie?
Auch wenn die Osteopathie eine sehr sanfte Behandlungsmethode ist, besteht das Risiko für Verletzungen, insbesondere bei bereits geschädigten Strukturen. Das Risiko ist erhöht, wenn die Therapie durch ungeschulte Personen durchführt wird. Achten Sie daher darauf, dass die Behandlung nur durch einen speziell ausgebildeten Osteopathen erfolgt.
Wer übernimmt die Kosten für Osteopathie?
Die Osteopathie zählt zu den individuellen Gesundheitsleistungen, kurz IGeL. In Deutschland übernehmen viele Krankenkassen in solchen Fällen einen Teil der Kosten, wobei die Höhe von den Konditionen der jeweiligen Krankenkasse abhängt. Informieren Sie sich am besten vor Behandlungsbeginn darüber, ob Ihr Versicherungsanbieter die Kosten übernimmt und über die Bedingungen einer Kostenübernahme. Dies gilt besonders für andere Länder.
Unabhängig davon können Sie eine osteopathische Behandlung jederzeit auch ohne Überweisung durch einen Arzt in Anspruch nehmen. Dann zahlen Sie den jeweiligen Betrag selbst.
Veröffentlicht am: 22.03.2023
Quellen
[1] Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Aktueller Begriff – Das Berufsbild des Osteopathen. Nr. 03/20 (30.01.2020) https://www.bundestag.de/resource/blob/680254/f1354198e7c758f88753f318faa894c8/Berufsbild-des-Osteopathen-data.pdf
[2] Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Osteopathie – Ausübung, Ausbildung und Studien. Sachstand Nr. 091/19 (20.12.2019) https://www.bundestag.de/resource/blob/678120/33aee74a7da726bef15c668fe7f1e057/WD-9-091-19-pdf-data.pdf
[3] Schmid, G.L., Kluge, J., Deutsch, T. et al. Osteopathy in Germany: attitudes, beliefs and handling among general practitioners – results of a nationwide cross-sectional questionnaire survey. BMC Fam Pract 2021; 22(1): 197. https://doi.org/10.1186/s12875-021-01545-2
[4] Pschyrembel Online. Osteopathie. https://www.pschyrembel.de/Osteopathie/K0FXJ
[5] Bundesverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI): Osteopathie. https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/komplementaermedizin/naturheilkundliche-alternative-verfahren/osteopathie.html#c1498
[6] PhysioCare. Was ist der Unterschied zwischen Manuelle Therapie und Osteopathie? https://www.physiocare.de/osteopathie-manuelle-therapie
[7] Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. (MDS). IGeL Monitor – Osteopathie zur Therapie bei unspezifischen Rückenschmerzen. (Stand 06.04.2018) https://www.igel-monitor.de/fileadmin/user_upload/Osteopathie_Evidenz_kompakt2.pdf
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