Schmerztherapie – Definition, Formen und Anwendung

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Zusammenfassung
Die Schmerztherapie fasst unterschiedliche Maßnahmen zusammen, die akute oder chronische Schmerzen lindern sollen. Die Möglichkeiten umfassen neben klassischer Therapie mit Schmerzmitteln auch psychologische Verfahren, Operationen und alternativ- beziehungsweise komplementärmedizinische Verfahren (ergänzende Medizin, d.h. andere Behandlungsmethoden als die Schulmedizin). Vor der Behandlung ist es wichtig, die Art, Lokalisation, Dauer und mögliche auslösende Faktoren der Schmerzen gründlich abzuklären. Während der Behandlung sollte ihr Erfolg regelmäßig überwacht und überprüft werden, um die Therapie gegebenenfalls optimieren zu können. Risiken und Nebenwirkungen der Schmerztherapie sind stark von der gewählten Therapiemethode abhängig.
Was ist eine Schmerztherapie?
Unter dem Begriff Schmerztherapie lassen sich eine Reihe unterschiedlicher Maßnahmen zusammenfassen, die das Ziel haben, Schmerzen zu lindern. Die Schmerzen können dabei kurzfristiger Natur sein (akut) oder länger anhalten (chronisch).
Zur Schmerztherapie werden unterschiedliche Medikamente eingesetzt. Diese werden in der Regel zu Hause durch den Patienten selbst eingenommen. Daneben gibt es Methoden, bestimmte Nervenempfindungen gezielt mit Hilfe von örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) auszuschalten. Solche Maßnahmen werden durch den Arzt durchgeführt. Je nach Ursache der Schmerzen kommen auch Operationen in Frage. Zusätzlich existiert eine Vielzahl alternativ- und komplementärmedizinischer Verfahren wie Homöopathie, Akupunktur, Chiropraktik, Osteopathie und mehr.
Die Schmerztherapie dient in erster Linie dazu, die Schmerzen für Betroffene erträglicher zu machen. In den meisten Fällen bekämpft sie nicht die Ursache der Schmerzen.
Wann führt man eine Schmerztherapie durch?
Schmerzen haben viele mögliche Ursachen, zum Beispiel:
- Verletzungen wie Schnitte, Knochenbrüche, Verbrennungen oder Verätzungen
- Phantomschmerz nach Amputationen am entfernten Körperteil, Mediziner sprechen dann von „Phantomschmerz“
- Entzündungen, unter anderem nach Infektionen von Wunden, Erkrankungen bestimmter Organe oder durch Autoimmunreaktionen
- Falsche oder übermäßige Belastung, zum Beispiel Bandscheibenvorfälle, Muskelkater
- Verschleißerscheinungen (degenerative Erkrankungen), beispielsweise Arthrose
- Reizung oder Erkrankung bestimmter Nerven, unter anderem Ischias, Trigeminus-Neuralgie (Gesichtsschmerzen)
- Viele Krebs- oder Tumorerkrankungen
- Psychisch bedingte Schmerzen oder psychosomatische Schmerzen, beispielsweise Bauchschmerzen vor Prüfungen
In vielen dieser Fälle wird neben Maßnahmen, welche die Ursache bekämpfen, eine Schmerztherapie durchgeführt, um die Schmerzen zu lindern und somit das Leben für den Betroffenen zu erleichtern.
Was wird bei Schmerztherapien gemacht?
Für die Schmerztherapie gibt es unterschiedliche Ansätze. Welcher davon zum Einsatz kommt, hängt unter anderem von der Ursache sowie dem Ort des Schmerzes ab und davon, ob es sich um akute oder chronische Schmerzen handelt.
Um Schmerzen zu lindern, kommen Medikamente unterschiedlicher Substanzklassen zum Einsatz, zum Beispiel nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen. Sie wirken entzündungshemmend und schmerzstillend. Daneben gibt es opioide Schmerzmittel, beispielsweise Morphin. Außerdem werden krampflösende (Spasmolytika) oder muskel-entspannende Wirkstoffe (Muskelrelaxanzien) eingesetzt. Zur Schmerztherapie werden auch Behandlungsformen gezählt, die die Aktivität der Nerven herabsetzen, um beispielsweise epileptische Anfälle zu behandeln (Antikonvulsiva) sowie solche, die psychologische Leiden behandeln (Psychopharmaka, vor allem Antidepressiva).
Mediziner setzen auch eine örtliche Betäubung (Lokalanästhesie) ein, um Schmerzen zu lindern. Dabei werden Nerven mit Hilfe lokal wirksamer Substanzen betäubt, sodass von dort keine Schmerzen mehr wahrgenommen werden. Das Bewusstsein bleibt dabei erhalten. Zu diesen Verfahren gehören beispielswiese die Lokal-, Leitungs- und Periduralanästhesie.
Vor allem bei Schmerzen, die von Muskeln oder Gelenken ausgehen, empfehlen Ärzte gegebenenfalls eine Physiotherapie oder Krankengymnastik. Ziel ist es, durch Bewegungsübungen und Massagen die Muskulatur zu lockern, zu stärken und die Koordination und Beweglichkeit wieder zu erhöhen. So soll auch gegen die Schmerzursache vorgegangen werden.
Bei Stress und chronischen Schmerzen sind psychologische und psychotherapeutische Verfahren wichtige Bestandteile der Schmerztherapie. So reduzieren beispielsweise autogenes Training und Verhaltenstherapie Stress und Anspannung. Sie können aber auch beeinflussen, wie Schmerzen wahrgenommen werden und dadurch Linderung verschaffen.
Daneben gibt es eine Vielzahl alternativ- und komplementärmedizinischer Verfahren, die Schmerzen lindern sollen. Dazu gehören unter anderem Homöopathie, Akupunktur, Akupressur, Chiropraktik, Osteopathie und Elektrostimulation. Ihnen allen ist gemein, dass es aus wissenschaftlicher Sicht keine hinreichenden Belege gibt, dass ihre Wirksamkeit die eines Placebos übertrifft. Deshalb ist es unter Medizinern und Wissenschaftlern umstritten, ob sie zur Anwendung empfohlen werden sollen oder nicht. Das gilt nicht für naturheilkundliche Verfahren. Diese stellen eine verbindende (integrative) Medizin dar und gliedern sich in die konventionelle Medizin ein. Sie werden eingesetzt, um Symptome zu lindern und die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen. Seit den 1990er Jahren werden diese Verfahren wissenschaftlich überprüft und es wurde eine positive und nachhaltige Wirkung bei der Behandlung von Schmerz nachgewiesen. Hierzu zählen die Hydro-/Thermotherapie, Bewegung, Ernährung, Pflanzenheilkunde, moderne Ordnungstherapie sowie Neuraltherapie, Aderlass oder Fasten (als erweiterte Naturheilverfahren).
Was macht der Arzt vor einer Schmerztherapie?
Der Arzt führt zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten (Anamnese). Dabei versucht er unter anderem herauszufinden, wie stark die Schmerzen sind, welche Auslöser es eventuell gibt, wie lange sie andauern und ob es weitere Symptome gibt.
Das Schmerztagebuch
Für Betroffene bietet es sich an, ein Schmerztagebuch zu führen. Dort können sie aufschreiben, wann und wo die Schmerzen auftreten, wie lange sie anhalten, ob es auslösende Faktoren gibt und Ähnliches. Auch für den Verlauf der Schmerztherapie ist ein solches Tagebuch wichtig, weil dort dokumentiert werden kann, ob und in welchem Ausmaß die Behandlung anschlägt.
Nach dem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Im Anschluss werden durch Spezialisten gegebenenfalls weitere Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt. Unter Umständen kommt auch eine Blutuntersuchung in Frage.
Welche Risiken bestehen bei einer Schmerztherapie?
Welche Risiken bei einer Schmerztherapie bestehen, hängt stark von der Therapieform ab:
Wenn Medikamente angewendet werden, sind dies vor allem unerwünschte Arzneimittelwirkungen. So kommt es häufiger zu Magengeschwüren, wenn NSAR über längere Zeiträume eingenommen werden und einige Menschen leiden unter Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Bei vielen Opioiden besteht die Gefahr einer Abhängigkeit. Psychopharmaka haben ebenfalls oft Auswirkungen auf Verhalten und Wohlbefinden, die nicht beabsichtigt sind. Außerdem beeinflussen sich viele Medikamente gegenseitig (Arzneimittel-Wechselwirkungen).
Daneben wird das Risiko bestimmter Therapien auch durch individuelle Faktoren wie Vorerkrankungen (zum Beispiel Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz) oder Unverträglichkeiten erhöht. Die genauen Neben- und Wechselwirkungen sowie Gründe, die im individuellen Fall dagegensprechen, ein bestimmtes Medikament einzunehmen, können der Packungsbeilage entnommen oder im Gespräch mit Arzt oder Apotheker geklärt werden.
Einige Menschen reagieren auch mit einer Unverträglichkeit beziehungsweise allergischen Reaktionen auf Wirkstoffe, die bei der lokalen Betäubung eingesetzt werden. Außerdem besteht eine geringe Gefahr, dass das Anästhetikum in die Blutbahn gerät und Effekte auf den gesamten Körper ausübt, darunter unter anderem Herzrhythmusstörungen. Daneben gibt es ein sehr geringes Risiko, dass Nerven verletzt werden oder sich nach der Behandlung eine Entzündung entwickelt, wenn Keime in die Einstichstelle gelangen konnten. Da die Lokalanästhesie meist vor Operationen zum Einsatz kommt, ist die Alternative aber eine Vollnarkose, die in der Regel erheblich größere Risiken birgt.
Werden Physiotherapie-Übungen sachgemäß ausgeführt, ist mit ihnen nur ein sehr geringes Risiko verbunden. Bei falscher Ausführung kann es aber zu Stürzen und damit einhergehenden Verletzungen kommen. Außerdem besteht bei falsch durchgeführten Übungen die Gefahr von Blutergüssen, Verspannungen, und im schlimmsten Fall einer Verschlechterung der ursprünglichen Beschwerden (zum Beispiel bei zu früher oder zu starker Belastung nach Knochenbrüchen). Lassen Sie sich Physiotherapie-Übungen im besten Fall persönlich vom Physiotherapeuten zeigen oder filmen Übungen mit dem Handy, um sich später an die richtige Ausführung zu erinnern.
Bei den alternativ- und komplementärmedizinischen Verfahren hängen die Risiken ebenfalls stark von der jeweiligen Methode ab. Eine Gefahr ist, dass mit dem Hinweis auf „Erstverschlimmerung“, der oft mit dem Gebrauch alternativer Behandlungsmethoden einhergeht, eine ärztliche Behandlung gegebenenfalls hinausgezögert wird. Das kann unter Umständen dazu führen, dass Schäden entstehen, die später kaum – oder nicht mehr – reparabel sind. Deshalb gilt generell (auch bei der wissenschaftlich orientierten Medizin): Wenn sich die Beschwerden unter der Behandlung nicht zeitnah bessern oder sogar verschlimmern, immer einen Arzt aufsuchen.
Was ist bei der Schmerztherapie zu beachten?
Es ist wichtig, nicht nur die Schmerzen zu therapieren, sondern nach Möglichkeit auch ihre Ursache zu beseitigen. So müssen Verletzungen und Entzündungen entsprechend behandelt werden. Eine bessere Haltung am Arbeitsplatz kann gegen Rückenschmerzen helfen. Übergewicht zu reduzieren oder das Heben schwerer Lasten zu meiden, lindert möglicherweise Beschwerden, die von belasteten Gelenken herrühren.
Generell sollte darauf geachtet werden, ob sich die Lebensqualität durch eine Schmerztherapie merklich verbessert. Ist dies nicht der Fall – oder verschlechtert sie sich sogar – ist es ratsam, mit dem Arzt Rücksprache zu halten. Eventuell lässt sich eine alternative Behandlungsmethode finden, eine Dosis anpassen oder eine Übung optimieren, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Veröffentlicht am: 04.08.2023
Quellen
[1] Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: Kurzfassung der Leitlinie „chronischer Schmerz“, (Stand: September 2013, derzeit in Überarbeitung, Abgelaufen 2018) unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-036k_Chronischer_Schmerz_2013-10-abgelaufen.pdf
[2] gesundheitsinformation.de: Physiotherapie unter: https://www.gesundheitsinformation.de/physiotherapie.html
[3] Pschyrembel.Online. Schmerztherapie (Stand: Mai 2017) unter: https://www.pschyrembel.de/Hom%C3%B6opathie/K0A17
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