Sexualtherapie – Tabuthemen ansprechen

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Zusammenfassung
Eine Sexualtherapie ist der Überbegriff für die Behandlung von körperlichen oder psychologischen Problemen, die im Zusammenhang mit dem Geschlechtsverkehr auftreten. Dazu zählen unter anderem mangelnde sexuelle Befriedigung, Erektions-, Ejakulations- sowie Orgasmus-Störungen. Oft handelt es sich um eine Psychotherapie einer Einzelperson oder eine Paartherapie. Die Behandlung ist vertraulich und wird individuell an das Problem der jeweiligen Betroffenen angepasst.
Was ist eine Sexualtherapie?
Im Prinzip kann unter dem Begriff Sexualtherapie jegliche Behandlung verstanden werden, die sich auf Probleme mit der sexuellen Gesundheit fokussiert. In den meisten Fällen ist damit jedoch eine Form von Psychotherapie zur Behandlung sexueller Störungen gemeint, die nicht (allein) auf körperlichen Faktoren beruhen. Es gibt dabei, wie in anderen Bereichen der Psychotherapie, verschiedene Ansätze, um eine Sexualtherapie durchzuführen. Die Auswahl der Therapie richtet sich dabei nach den individuellen Problemen und Ansprüchen der betroffenen Person(en).
Wann wird eine Sexualtherapie durchgeführt?

Eine Sexualtherapie kommt bei verschiedenen sexuellen Funktionsstörungen zum Einsatz, darunter:
- Mangelnde sexuelle Befriedigung
- Erektionsstörung
- Vorzeitige Ejakulation
- Orgasmus-Störung (verzögerter oder kein Orgasmus)
- Vaginismus (Verkrampfung der äußeren Beckenbodenmuskulatur)
- Nichtorganische Dyspareunie (Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs)

Beim Vaginismus handelt es sich um eine Verkrampfung der äußeren Beckenbodenmuskulatur, die mit der Angst vor Penetration einhergeht. Im Normalfall ist diese psychisch bedingt und kann mit einer Verhaltenstherapie behandelt werden. Bei der Dyspareunie handelt es sich hingegen um Schmerzen im Bereich der Vagina während des Geschlechtsverkehrs. Diese hat in vielen Fällen, sofern eine ausreichende Erregung während des Sex gegeben ist, körperliche Ursachen.
Es gibt eine ganze Reihe körperlicher Beschwerden und Erkrankungen, die sexuelle Störungen auslösen, begünstigen oder verschlimmern können und die daher ebenfalls behandelt werden sollten. Dazu zählen:
- Schwere Allgemeinerkrankungen (z. chronische Lebererkrankungen und Niereninsuffizienzen, Diabetes mellitus, Tumorerkrankungen der Geschlechtsorgane)
- Störungen des Hormonstoffwechsels (z. Über- oder -unterfunktion der Schilddrüse)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. Herzinfarkt und Bluthochdruck)
- Schwere psychische und neurologische Erkrankungen (z. ausgeprägte affektive Störungen, Polyneuropathien, Parkinson)
- Entzündungen im Urogenitalbereich (Geschlechts- und Harnorgane)
- Zustände nach Operationen im Abdominal-, Becken- und Urogenitalbereich
Daneben können auch Arzneimittel (besonders Blutdrucksenker (Antihypertonika) und Psychopharmaka) dazu beitragen, dass es zu Störungen im Sexualleben kommt.
Was wird während einer Sexualtherapie gemacht?
Zunächst erklärt die betroffene Person, wo es in Bezug auf das eigene Sexleben Probleme gibt, ob sie Vorerkrankungen hat oder zurzeit Medikamente einnimmt und wie die aktuelle Lebenssituation aussieht. So lassen sich körperliche Ursachen ausschließen oder behandeln, bevor die eigentliche Therapie beginnt. Zusätzlich beleuchten therapeutische Gespräche etwaige weitere Faktoren aus der Umwelt, die das eigene Selbstbild oder den Umgang mit dem Thema Sex und Sexualität beeinflussen.
Eine Sexualtherapie kann allein sowie als Paartherapie wahrgenommen werden. In vielen Fällen ist eine Paartherapie hilfreich, wenn äußere Umstände beispielsweise einen Partner besonders stark belasten und der andere dazu beitragen kann, diesen Stress zu verringern. Teilweise fehlen Paaren aber auch die notwendigen Mittel, um effektiv miteinander zu kommunizieren oder es besteht eine gewisse Scham bezüglich sexueller Themen, die dazu führt, dass Wünsche und Bedürfnisse nur spärlich kommuniziert werden.
Im Rahmen der Sexualtherapie versucht der Therapeut oder die Therapeuten (bei Paartherapien teilweise auch als Zweierteam), zugrundeliegende Probleme aufzudecken und den Betroffenen dabei zu helfen, sich die eigenen Bedürfnisse bewusst zu machen. Gleichzeitig geht es um einen Abbau des Leistungsdrucks, den viele Menschen empfinden. Oft ist es so, dass der Geschlechtsverkehr mit bestimmten Vorstellungen assoziiert wird, wie dieser durchzuführen ist.
Es gibt Übungen, die dabei unterstützen, die eigene Körperwahrnehmung zu verbessern oder den eigenen Körper selbst zu erkunden. Das Grundprinzip der Übungen wird in der Praxis, in neutraler Atmosphäre und vollständig bekleidet vermittelt. Diese Selbstexploration und die Wahrnehmung von Berührungen durch den Partner lassen sich auch zusätzlich als eine Art Hausaufgabe zuhause durchführen.
Was ist bei einer Sexualtherapie zu beachten?
Wichtige Voraussetzung für die Sexualpsychotherapie ist die Bereitschaft der betroffenen Person beziehungsweise aller beteiligten Partner zur Behandlung. Da die Ursachen für die sexuellen Probleme sehr unterschiedlich sein können, gibt es keine einheitliche Sexualtherapie, die bei allen Problemen zur Anwendung kommt oder wirksam ist. Die Therapie sollte, wie andere psychotherapeutische Interventionen auch, von ausgebildetem Fachpersonal durchgeführt werden.
Akute Suchterkrankungen oder schwere psychische Störungen wie Psychosen können gegen eine Sexualtherapie sprechen. Sexuelle Traumatisierung ist jedoch kein generelles Ausschlusskriterium.
Veröffentlicht am: 22.03.2024
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Quellen
[1] Pschyrembel: Sexualpsychotherapie. https://www.pschyrembel.de/Sexualpsychotherapie/K0KV8/doc/
[2] Rösing, D & Loewit, K: Sexualmedizin: Diagnostik und Therapie. e.Medpedia, Springer Medizin (2021).
[3] Pfäfflin, F: Sexualstörungen. e.Medpedia, Springer Medizin (2016). https://www.springermedizin.de/emedpedia/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/sexualstoerungen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-45028-0_77#
[4] Brunning L. Asexuality (2021); 38(3):497–517. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/japp.12472
[5] College of Sexual and Relationship Therapists (COSRT): Key information on therapy. https://www.cosrt.org.uk/factsheets/
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