Stoßwellentherapie – ein schonendes Verfahren

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Zusammenfassung
Bei der extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) handelt es sich um ein außerhalb des Körpers angewandtes Verfahren. Dabei dringen die von einem Gerät ausgehenden Stoßwellen in den Körper ein. Am häufigsten wird die ESWT in der Urologie und der Orthopädie eingesetzt. Durch das schonende Verfahren lassen sich häufig die Ursachen von Schmerzen auch ohne eine Operation behandeln.
Was ist eine Stoßwellentherapie?
Stoßwellen sind im Alltag häufig und werden oft nicht bewusst bemerkt. Sie entstehen beispielsweise durch eine applaudierende Menge, einen Donner, Explosionen oder ein Flugzeug, das eine Schallmauer durchbricht.
Die Medizin macht sich seit einigen Jahrzehnten die Eigenschaften von Stoßwellen zu eigen. Durch eine Stoßwelle wird Energie in Form von Druck freigesetzt und an die Umgebung abgegeben. Die energiereichen Stoßwellen breiten sich sehr gut im wasserhaltigen menschlichen Körper aus. Wenn sie bei einer Behandlung auf einen Festkörper mit einer höheren Dichte treffen, wie eine Kalkablagerung oder einen Harnstein, werden sie reflektiert. In dem Festköper wird dabei Energie freigesetzt, was zu seiner Zerstörung führt.
Es gibt zwei Arten der Stoßwellentherapie: die fokussierte und die radiale ESWT. Bei der fokussierten ESWT werden mehrere Stoßwellen auf ein bestimmtes Ziel geleitet. Damit lassen sich beispielsweise Nierensteine in kleinere Fragmente zerlegen, die dann meist mit dem Harn ausgeschieden werden können.
Die radiale ESWT setzen Therapeuten und Ärzte eher bei Muskelverspannungen, aber auch bei gefäßbedingten Erektionsstörungen ein. Die Stoßwellen werden dabei nicht auf einen bestimmten Punkt, sondern über die Körperoberfläche geleitet. Sie sollen bei dieser Anwendungsweise die Durchblutung fördern und den Zellstoffwechsel anregen.
Welche Anwendungsgebiete der Stoßwellentherapie gibt es?
Seit den 80er Jahren wird die extrakorporale Stoßwellentherapie erfolgreich zur Entfernung von Nierensteinen beim Menschen eingesetzt. Seitdem fand das Verfahren außerdem zahlreiche Anwendungen in der Orthopädie und weiteren Bereichen.
Die Hauptanwendungsgebiete der ESWT sind:
- Nierensteine (bis zu 2 cm), Harnleitersteine
- Gallensteine
- Verkalkungen an Gelenken, Haut oder Sehnen (z. B. „Kalkschulter“, „Tennisarm“)
- Sehnenplattenentzündung der Fußsohle (Fasciitis plantaris), Fersensporn
- Muskelerkrankungen (nach erfolgloser konservativer Therapie)
- Erektionsstörungen
Auch bei Knochenheilungsstörungen kommt die ESWT zum Einsatz, allerdings liegen hier bisher nur wenige wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit vor.
Wie wird die Stoßwellentherapie angewendet?
Bei der Stoßwellentherapie hält der Arzt ein spezielles Gerät (Schallsonde) auf die zu behandelnde Körperstelle. Das Gerät muss direkt mit der Haut in Kontakt kommen. Dafür verwendet der Therapeut ein Ultraschallgel. Die vom Gerät ausgesendeten Stöße sind hörbar und der entstandene Druck fühlbar. Bei der fokussierten ESWT wird im Vorfeld der Behandlung der genaue Zielort im Körper durch Ultraschall oder ein Röntgenbild untersucht.
Um Schmerzen durch die ESWT zu vermeiden, setzt der Arzt oft vor oder nach der Behandlung Schmerzmittel ein. Eine Narkose ist normalerweise nicht notwendig. Die Behandlung dauert je nach Anwendungsgebiet circa zehn bis 30 Minuten. Ja nachdem, bei welcher Erkrankung die ESWT durchgeführt wird, können mehrere Behandlungen nötig sein. Eine spürbare Veränderung trifft oft erst nach einigen Tagen oder Wochen ein.
Welche Nebenwirkungen hat die Stoßwellentherapie?
Generell treten eher selten Nebenwirkungen oder Komplikationen bei der ESWT auf. Dazu gehören:
- Schmerzen
- Blutdruckanstieg
- krampfartige Schmerzen beim Ausscheiden der Steinfragmente (z. B. bei Nierensteinen)
- das Steckenbleiben von Steinfragmenten z. B. im Harnleiter
- Rötungen, Schwellungen oder Blutergüsse (Hämatome)
- Gewebsverletzungen
Ernste Komplikationen und Folgeschäden kommen nur selten vor. Besonders bei der Stoßwellenbehandlung von Kalkablagerungen in der Schulter kann es zu einer sogenannten Erstverschlimmerung kommen. Dabei handelt es sich um eine kurzfristige Verschlechterung der Beschwerden nach der Behandlung. Diese entsteht im Falle der Kalkschulter meist durch die Mobilisierung der Kalkfragmente, die anschließend vom Körper abgebaut werden können.
Vor der Therapie klärt der Arzt ausführlich über die möglichen Nebenwirkungen und den voraussichtlichen Nutzen der Therapie auf.
Wann sollte die Stoßwellentherapie nicht eingesetzt werden?
Eine ESWT sollte nicht durchgeführt werden bei:
- bestehender Schwangerschaft
- Blutgerinnungsstörungen
- bösartigem Krebs (Tumor) im Behandlungsbereich
- Patienten mit Herzschrittmacher
- akuten Infekten
Auch in direkter Nähe von Darm, Lunge, Hirn, Rückenmark oder Nerven sowie offenen Wachstumsfugen sollte keine Stoßwellentherapie erfolgen.
Wer trägt die Kosten für eine Stoßwellentherapie?
Nicht für alle Erkrankungen, die mit Stoßwellen behandelt werden, liegen eindeutige wissenschaftliche Belege für den Nutzen der Therapie vor. In der Regel muss daher der Patient die Kosten selber tragen. Unter bestimmten Bedingungen zahlen die gesetzlichen Krankenkassen für Stoßwellentherapien wie bei einer Sehnenplattenentzündung unter dem Fuß, die mit oder ohne einen Fersensporn auftritt.
Veröffentlicht am: 14.07.2023
Quellen
[1]: Deutschsprachige internationale Gesellschaft für Extrakorporale Stoßwellentherapie (DIGEST): Leitlinie zur Extrakorporalen Stoßwellentherapie (Stand: 05/2019). https://www.digest-ev.de/files/webpage/content/pdf/Leitlinien_Juni_2019.pdf
[2]: Pschyrembel online: Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) (Stand10/2019). https://www.pschyrembel.de/extrakorporale%20Sto%C3%9Fwellentherapie/K0RR8/doc/
[3]: Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOT): Stoßwellentherapie in der Orthopädie und Traumatologie – Evidenz und Trends. https://www.gots.org/blog/2020/03/06/stosswellentherapie-in-der-orthopaedie-und-traumatologie-evidenz-und-trends/
[4]: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): gesundheitsinformation.de: Behandlung von Nieren- und Harnleitersteinen (Stand: 13.02.2019). https://www.gesundheitsinformation.de/behandlung-von-nieren-und-harnleitersteinen.html
[5]: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Extrakorporale
Stoßwellentherapie beim Fersenschmerz (Stand: 29.03.2017), IQWiG-Berichte – Nr. 499. https://www.iqwig.de/download/n15-06_extrakorporale-stoc39fwellentherapie-beim-fersenschmerz_abschlussbericht_v1-0.pdf
[6]: Gemeinsamer Bundesausschuss: Beschluss über eine Änderung der Richtlinie Methoden
vertragsärztliche Versorgung (MVV-RL): Extrakorporale Stoßwellentherapie beim Fersenschmerz (Stand: 19.04.2019). https://www.g-ba.de/downloads/39-261-3310/2018-04-19_MVV-RL_Extrakorporale%20Sto%C3%9Fwellentherapie_Fersenschmerz_BAnz.pdf
[7]: International Society for Medical Shockwave Treatment (ISMST): About ESWT. https://www.shockwavetherapy.org/about-eswt
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