Tiergestützte Therapie – tierische Begleiter in der Behandlung

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Zusammenfassung
Als tiergestützte Therapie werden Formen der Behandlung genannt, bei denen Tiere als Medium im Mittelpunkt stehen. Menschen, die diese Behandlung erhalten, leben oft mit körperlichen, psychischen oder geistigen Einschränkungen. Die Therapie wird von Menschen angeleitet, die medizinisch, psycho-, physio-, ergo- oder sozialtherapeutisch ausgebildet sind und eine Fortbildung in tiergestützter Therapie abgeschlossen haben. Es kommen verschiedene Tierarten für die Therapie in Betracht, häufig sind Hunde, Katzen, Pferde oder Nutztiere wie Ziegen und Schafe. Wie die tiergestützte Therapie aussieht, richtet sich nach der Tierart und den Bedürfnissen des Menschen.
Was ist eine tiergestützte Therapie?
Haustiere fördern das psychische und körperliche Wohlbefinden des Menschen. Vor allem Katzen, Hunde oder Pferde gelten in vielen Kulturen als treue und geschätzte Begleiter. Sie schenken Aufmerksamkeit und motivieren dazu, aktiv zu bleiben. So fordern Hunde gerne ihre „Gassigänge“ ein oder wollen spielerisch beschäftigt werden. Diese, aber auch viele andere domestizierte Tierarten, eignen sich für den Einsatz bei der tiergestützten Therapie. Sie kann bei Menschen sinnvoll sein, wenn gesundheitliche oder geistige Beeinträchtigungen überwunden oder die persönliche Entwicklung unterstützt werden sollen – beispielsweise in den Bereichen der Kommunikation, Sinneswahrnehmung oder Motorik.

Tiere, die für die tiergestützte Therapie infrage kommen, sind:
- Hunde
- Katzen
- Pferde, Esel oder Ponys
- Tiere, die in der Landwirtschaft gehalten werden, wie Schafe, Ziegen, Kühe oder Schweine
- Kleintiere wie Ratten, Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen oder Hamster
- Lamas und Alpakas
Auch wenn diese Tierarten häufig eingesetzt werden, sind sie je nach Zielsetzung der Therapie nicht gleich gut geeignet. Weitere Faktoren, die eine tiergestützte Therapie einschränken könnten, sind auf menschlicher Seite Allergien oder eine Angst vor der eingesetzten Tierart. Auch müssen sich die Tiere charakterlich eignen. Das heißt unter anderem, dass das Tier den Kontakt mit Menschen ebenfalls angst- und konfliktfrei erleben können sollte, gesund ist und bereit für den Umgang mit häufig wechselnden Menschen.
Begleitet wird die tiergestützte Therapie von medizinischen, psycho-, physio-, ergo- oder sozialtherapeutischen Fachkräften, die eine Fortbildung in tiergestützterTherapie absolviert haben.

Wann kann eine tiergestützte Therapie helfen?
Die Therapieziele der tiergestützten Therapie richten sich nach den Bedürfnissen der jeweiligen Menschen und werden eingesetzt, zum Beispiel um
- das Gefühl von Einsamkeit zu mindern,
- das Selbstbewusstsein zu fördern,
- das soziale Verhalten oder Empathie zu trainieren,
- Stress zu reduzieren und dadurch den Bluthochdruck oder die Herzfrequenz,
- zu lernen, mit den eigenen Gefühlen umzugehen,
- mehr Kontrolle über den eigenen Körper zu erhalten,
- das Gefühl zu erleben, bedingungslos akzeptiert zu sein oder
- die Konzentrations- und Lernfähigkeit zu fördern.
Auch bei Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie und Angst oder bei Suchterkrankungen wird die tiergestützte Therapie eingesetzt, um die Symptome zu lindern.
Die tiergestützte Therapie kann Menschen, die sich in verschiedenen Einrichtungen befinden, helfen. So spenden Therapiekatzen, -hunde oder -kaninchen in Seniorenheimen oft Trost oder wecken fröhliche Erinnerungen an das frühere eigene Haustier. Gleichzeitig fördern sie die Motorik der älteren Menschen, wenn sie sich den Bauch oder hinter den Ohren kraulen lassen.
Manche Institutionen, beispielsweise pädagogische Jugendeinrichtungen, unterhalten einen Streichelzoo mit Tieren, die sich für den therapeutischen Einsatz eignen. Sie können Jugendlichen beispielsweise dabei helfen, Verantwortung zu übernehmen, indem sie sich um die Tiere kümmern, das heißt, sie füttern und tränken oder die Ställe ausmisten. Gleichzeitig kann der Umgang mit den Vierbeinern dabei helfen, sich von negativen Erfahrungen oder Ängsten abzulenken oder sich zu trauen, wieder körperlichen Kontakt zu einem anderen Lebewesen oder Menschen aufzunehmen.
Auch lässt sich die Kommunikation mittels tiergestützter Therapie trainieren, obwohl Mensch und Tier nicht dieselbe Sprache sprechen. Über den regelmäßigen Umgang lernen beide Parteien voneinander und bauen ein Vertrauensverhältnis auf. Tiere haben dabei eine stärker ausgeprägte Sinnesleistung und reagieren sensibler auf äußere Reize. Beispielsweise lernen viele Hunde Kommandos wie Sitz und Platz sehr schnell. Durch die richtige Reaktion auf das Kommando erkennt die Person in Therapie, dass sie mit dem Hund kommunizieren kann. Das so entstehende Erfolgsgefühl kann sie dadurch stärken, dass sie mit dem Hund weitere Tricks und damit die eigene Kommunikationsfähigkeit weiter übt. Darüber hinaus reagieren Tiere sensibel auf
- Gesichtsausdrücke
- Blicke
- Tonlage
- Gesprächsgeschwindigkeit
- Gesten und Bewegungen
- Berührungen
Wichtig: Menschen neigen dazu, viele Dinge der Natur für sich zu nutzen. Besonders wenn es um unsere tierischen Mitlebewesen geht, ist es jedoch wichtig, ethische Aspekte zu beachten. Bei der tiergestützten Therapie müssen entsprechend fortgebildete Fachkräfte mit den Haltungsbedürfnissen der Tiere vertraut sein, diese einhalten und wissen, wie bestimmte Reaktionen zu lesen sind. Nur wenn das Tier für eine Interaktion mit dem Menschen bereit ist oder sich nicht eingeschüchtert oder in seiner natürlichen Aktivität gestört fühlt, kann eine Sitzung stattfinden.
Mit der tiergestützten Therapie fördern die therapeutischen Fachkräfte die menschliche Wahrnehmung in der Rehabilitation oder der Heilpädagogik. Büßt eine Person im Laufe ihres Lebens einen bestimmten Sinn ein oder ist sie von Geburt an in einer Sinneswahrnehmung beeinträchtigt, kann die Therapie mit Tieren dabei helfen, diese Einschränkung anzunehmen und mit ihr umzugehen. Zum Beispiel: Weiß ein Mensch mit einer erworbenen oder angeborenen Erblindung, wie sich ein grasendes Pferd anhört oder wie ein nasser Hund riecht, ist es ihr so möglich, über die Sinneseindrücke während der Therapiestunde an ihrer Umgebung teilzuhaben.
Bei der tiergestützten Therapie in heilpädagogischen Einrichtungen lernen Menschen mit beeinträchtigten Sinnen,
- Wie sich das Fell eines Tieres anfühlt,
- wie es riecht,
- welche Geräusche es macht, wenn es frisst, mit Lauten kommuniziert oder sich bewegt,
- wie es aussieht, wenn es trinkt, isst, spielt und schläft oder
- wie sich der eigene Körper anfühlt, wenn er beispielsweise beim Schwimmen oder Reiten (Hippotherapie) mit dem Tier interagiert.
Bei der Hippotherapie beeinflusst und fördert die Bewegung des Pferdes verschiedene Körperfunktionen des Menschen. Die Muskulatur von Rumpf und Beinen der reitenden Person ist darin gefordert, sich an die verschiedenen Gangarten des Pferdes anzupassen.
So kann der Ritt auf dem Pferd bewirken, dass
- Menschen ein Gefühl für das Gleichgewicht entwickeln,
- sich die Gelenke beziehungsweise die mit ihnen verbundenen Strukturen wie die Sehnen und die Muskulatur wieder dehnen, flexibler werden und ihre Funktion besser erfüllen können,
- die Muskeln und Bindegewebe wie die Faszien, eine dünne Schicht, welche die Muskeln umgibt, geschmeidiger und kräftiger werden,
- die Menschen ihre Motorik besser kontrollieren können und
- der Rumpf so trainiert wird, dass sich die Durchblutung sowie die Lungenfunktion verbessern.
Auch bei der Resozialisierung oder Therapie von Menschen, die in einer Justizvollzugsanstalt einsitzen, kann die tiergestützte Therapie nützlich sein.
Wie wird eine tiergestützte Therapie durchgeführt?
Die tiergestützte Therapie sieht je nach Behandlungszielen, Tierart und Bedürfnissen des Menschen anders aus. In jedem Fall allerdings spielt das Tier die zentrale Rolle. Möchte das Tier nicht angefasst werden oder kooperiert es nicht auf Kommandos, muss sich die Sitzung auf andere Aspekte der tiergestützten Therapie beschränken. Neben dem Streicheln sind das Beobachten und die Versorgung des Tiers weitere Optionen.
Therapiehunde oder -katzen kommen beispielsweise regelmäßig in eine Einrichtung für Seniorinnen und Senioren oder Menschen, die in einem Hospiz palliativ behandelt werden. Dort werden sie aktiv an die Menschen herangeführt, damit diese die Tiere streicheln können. Manchmal legen sich die Tiere sogar zu einer Person ins Bett und verbleiben da eine Weile.
Bei der Hippotherapie sitzen die Menschen in Therapie auf einem Therapiepferd. Wenn nötig, werden sie von einer therapeutischen Fachkraft, die neben dem Pferd herläuft, gestützt. Eine zweite führt währenddessen das Pferd an der Longe, einer langen Leine, im Kreis. Dabei kann das Pferd durch die verschiedenen Gangarten geführt werden.
Welche Risiken bestehen bei einer tiergestützten Therapie?
Die Therapie mit Tieren unterliegt bestimmten Bedingungen. Dazu zählt in erster Linie die Bereitschaft des Tiers, zum Zeitpunkt der Therapiesitzung mitzuwirken. Daneben ist es wichtig, dass die therapeutischen Fachkräfte mit dem Wesen und den Bedürfnissen der Tiere vertraut sind und ihre Stimmung lesen können. Wichtig ist, dass Therapietiere regelmäßig geimpft und entwurmt werden. Sinnvoll kann es sein, sicherzustellen, dass auch bei den Menschen, welche die Therapie erhalten, ein ausreichender Impfschutz besteht. Bei Maßnahmen wie der Hippotherapie ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass die reitende Person so gesichert ist und das Pferd so geführt wird, dass das Risiko für einen Sturz minimiert ist.
Die tiergestützte Therapie kann Trauer hervorrufen, wenn das Therapietier an das verstorbene eigene Tier erinnert. Auch wenn ein Therapietier stirbt oder häufige Wechsel stattfinden, kann sich dies auf das Gemüt des Menschen in Behandlung auswirken.
Veröffentlicht am: 20.01.2025
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Quellen
[1] Deutscher Tierschutzbund. Tiergestützte Interventionen.
[2] Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (Gesundheit.GV.AT). Tiergestützte Therapie und Maßnahmen. https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/krisenintervention/tiergestuetzte-therapie.html
[3] Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten e. V. Die Bereiche des Therapeutischen Reitens. https://www.dkthr.de/therapeutisches-reiten-pferdgestuetzte-therapie-foerderung-und-sport-dkthr/
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