Yoga – ganzheitliche Praxis für Körper und Geist

Yoga ist ein beliebter Sport: Laut dem Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V. praktizierten 2018 bereits rund 5% der Deutschen Yoga. Es gibt eine Vielzahl von Yoga-Arten, die alle ihre eigenen Besonderheiten haben. Gemeinsam ist ihnen, dass es nicht nur um einen einzelnen Aspekt der Gesundheit geht, sondern um Flexibilität, Stärke, Atmung, Achtsamkeit und eine gesunde Lebensweise.

Yoga ist als Sport erst in den letzten Jahrzehnten im Westen angekommen. In Nordindien, woher es stammt, wird es bereits seit 5.000 Jahren praktiziert und ist Teil des Hinduismus. Daher sind viele der beim Yoga verwendeten Begriffe in Sanskrit, eine der ältesten Sprachen der Welt. Im Laufe der Zeit haben sich viele verschiedene Arten von Yoga entwickelt, die sich alle mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden.

Yoga sehen viele Menschen als eine Art Gymnastik, dabei gehört zu der ganzheitlichen Lehre wesentlich mehr als nur Dehnungs- oder Kräftigungsübungen. Traditionell gibt es noch mehr Bereiche, die zur Yogapraxis gehören, die fünf modernen Yogaprinzipien nach Swami Vishnudevananda* lauten: richtige Bewegung, richtiges Atmen, richtige Entspannung, richtige Ernährung, positives Denken und Meditation. Während eines Yogakurses geht es dabei hauptsächlich darum, bestimmte Yogaposen (Asanas) einzunehmen und zu halten, die Atmung zu kontrollieren und sich zu entspannen. Die Yogaposen sollen dabei nicht nur Muskeln stärken und dehnen, sondern auch die Energiekanäle des Körpers öffnen.

*Swami ist ein hinduistischer Ehrentitel, der oft für Yogameister verwendet wird.

Insgesamt hat Yoga ähnliche positive Auswirkungen wie andere Fitnessprogramme, geht aber oftmals darüber hinaus: Da Yoga Bewegung und Kräftigung mit weiteren Aspekten wie Meditation, Atemtechniken und Ernährungsempfehlungen kombiniert, sollen die positiven Auswirkungen in mehr als nur einem Bereich des Lebens das körperliche und geistige Wohlbefinden verbessern.

Es gibt zahlreiche Beschwerden, bei denen Yoga als ganzheitliche Praxis hilfreich sein beziehungsweise die klassische Therapie unterstützen kann. Einige davon sind:

• Fatigue bei Krebspatienten während und nach der onkologischen Therapie
• Depressionen und Angststörungen
• Stress
• Kardiovaskuläre Probleme wie Bluthochdruck
• Geburtsschmerzen

Neben der Senkung von Fatigue bei Krebspatienten während und nach der onkologischen Therapie kann Yoga außerdem bei Brustkrebspatientinnen im Fall von Schlafstörungen, therapieassoziierten menopausalen Symptomen, empfundener kognitiver Beeinträchtigung sowie zur Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt werden. Auch bei Patienten mit Kolorektal-Karzinom kann Yoga zum Einsatz kommen, um depressive Verstimmungen oder Angstsymptome (keine klinische Depression oder Angststörung) zu verbessern.

Abhängig von der persönlichen Fitness und der zur Verfügung stehenden Zeit kann Yoga mehrmals pro Woche in unterschiedlich langen Einheiten durchgeführt werden. Da Yoga traditionell als ganzheitliche Praxis gesehen wird, wird zusätzlich eine gesunde (vegetarische) Ernährung, eventuell weitere sportliche Betätigung sowie ein genereller Verzicht auf Drogen (wozu auch Alkohol und Nikotin zählen) empfohlen.

Da Yoga bereits seit tausenden von Jahren existiert, gibt es mittlerweile eine ganze Reihe verschiedener Yoga-Stilen, die sich auf unterschiedliche Aspekte fokussieren: Bei manchen Yoga-Kursen geht es mehr um die Meditation und die Atmung, bei manchen um den schnellen, kräftefordernden Flow und wieder andere führen durch lang gehaltene Posen zu besonders intensiver Dehnung. Es lohnt sich also, sich vor der Anmeldung zum Yoga-Kurs über die Art des Yoga zu informieren, die gelehrt wird und vielleicht sogar verschiedene Stile (und verschiedene Yoga-Lehrer) auszuprobieren.

Yoga-Tipps für absolute Beginner:

• Für den Anfang professionelle Anleitung suchen – zuhause können bekannte Übungen wiederholt werden.
• Keine der Posen erzwingen. (Verletzungsgefahr!)
• Keine Mahlzeiten direkt vor der Yoga-Praxis.
• Bequeme und nicht zu lockere Kleidung tragen, damit der Trainer die Posen sehen und bei Bedarf korrigieren kann.
• Das Training findet normalerweise barfuß statt, alternativ gibt es rutschfeste Yoga-Socken.
• Regelmäßiges Training zeigt auch beim Yoga die besten Erfolge.

Alle Yoga-Asanas haben ihre eigenen, sehr bildlichen Namen, wie zum Beispiel „herabschauender Hund“ (in Sanskrit Adho Mukha Svanasana) oder „der Krieger“ (in Sanskrit Virabhadrasana).

Mehr als eine rutschfeste Yoga-Matte benötigt man nicht, um Yoga zu praktizieren. Es gibt einige Hilfsmittel, die die Yoga-Praxis unterstützen, z.B. Yoga-Blöcke, Gurte und Meditationskissen. Diese Hilfsmittel braucht man nicht unbedingt, man kann auch Alternativen nutzen, z.B. dicke Bücher, Schals und Decken.

Gesundheitlichen Einschränkungen wirken sich darauf aus, welche Übungen sich gefahrlos ausüben lassen. Um diese zu modifizieren oder alternative Übungen zu finden, ist es wichtig, den Yoga-Lehrern vor Beginn der Sitzung die Einschränkungen mitzuteilen. Bei bestimmten Yoga-Posen oder -Arten ist Vorsicht geboten, zum Beispiel bei Gelenk- oder Muskelproblemen, Bluthochdruck und Herzproblemen sowie Schwangerschaft und Menstruation. Im Falle einer Schwangerschaft muss jedoch normalerweise nicht auf Yoga verzichtet werden, es gibt auch Yogakurse, die sich speziell an Schwangere richten.

Solange Sie genug Platz haben, um eine Yogamatte auszubreiten, lässt sich Yoga prinzipiell an jedem Ort durchführen. Es überrascht also nicht, dass laut einer Umfrage im Auftrag des Berufsverbands der Yogalehrenden in Deutschland e.V. mehr als die Hälfte der Yoga ausübenden Menschen im eigenen Heim praktiziert. Abgesehen von der Yogamatte ist die einzige andere Voraussetzung, dass Sie ausreichend sicher bei der Durchführung der Asanas sind, um sich nicht zu überanstrengen oder verletzen. Mit genügend Erfahrung können Sie leicht online Beispiele für Yoga-Sequenzen finden und an Ihre eigenen Bedürfnisse anpassen.

Veröffentlicht am: 30.01.2024

[1]: Google Arts & Culture: Explore The Ancient Roots of Yoga. https://artsandculture.google.com/story/explore-the-ancient-roots-of-yoga/rAKCRDl92CPuJg

[2]: Government of India, Ministry of Ayush: Guidelines for Yoga Practitioners for COVID-19. https://www.ayush.gov.in/docs/yoga-guidelines.pdf

[3]: Saeed SA, Antonacci DJ, Bloch RM. Exercise, yoga, and meditation for depressive and anxiety disorders. Am Fam Physician. 2010 Apr 15;81(8):981-6. PMID: 20387774. https://www.aafp.org/pubs/afp/issues/2010/0415/p981.html

[4]: Verma N et al.: Non-pharmacological management of hypertension.

[5]: Sarvottam K et al.: Obesity-related inflammation & cardiovascular disease: efficacy of a yoga-based lifestyle intervention. Indian J Med Res. 2014 Jun;139(6):822-34.

[6]: Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen (Stand: September 2021). https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Komplement%C3%A4r/Version_1/LL_Komplement%C3%A4r_Langversion_1.1.pdf

[7]: Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V. (BDY): Yoga in Zahlen 2018 – Repräsentative BDY-Studie zu Yoga in Deutschland. https://www.yoga.de/yoga-als-beruf/yoga-in-zahlen/yoga-in-zahlen-2018/